Del Rey hat kürzlich ein Gespräch mit TCW-Romanautorin Karen Traviss veröffentlicht. Neben The Clone Wars, geht es darin auch um die Zukunft der Republic Commando-Reihe. Hier der entsprechende Auszug:
Ich setze die Republic Commando-Reihe mit Imperial Commando-Romanen fort. Außerdem habe ich einige weitere Krieg der Sterne-Bücher in Planung, darunter einen Boba Fett-Roman.
Unlängst enthüllt Traviss bereits auf ihrer Webseite, daß ihr vierter Republic Commando-Roman Order 66 in die imperiale Epoche hineinreichen würde.
Hier nun das vollständige Interview von Del Rey:
Ihr neuer Roman The Clone Wars ist eine Adaption des Trickfilms, der im August in die Kinos kommt. Wie ist es, eine Adaption zu schreiben? Wie verwandelt man ein Drehbuch in einen Roman, und haben Sie irgendwelche Freiheiten in Bezug auf die Handlung und die Figuren?
Es heißt nicht ohne Grund "nach einer Geschichte von". Genaugenommen müßte es hier sogar bloß "nach Motiven von" heißen. Wir reden über einen Trickfilm und einen Roman, also kann das Buch nicht genau so sein wie der Film. Es klafft eine große Lücke zwischen dem, was einerseits in einem Film und andererseits in einem Buch funktioniert. Es sind einfach zwei völlig unterschiedliche Produkte. Ein Leser erwartet (und braucht) viel mehr Komplexität und eine viel tieferreichende Charakterisierung der Figuren, und er erwartet eine größere Handlungslogik. Man muß die Handlung also verändern, denn das, was Kinozuschauer, die ein visuelles Spektakel betrachten, überzeugt funktioniert auf einer Buchseite häufig nicht. Außerdem sind Filmen Grenzen gesetzt. Sie können nie auf die gleiche Weise in den Kopf einer Figur schauen, wie dies ein Roman kann. Sie werden aus einem allwissenden Blickwinkel erzählt, was für meine Bücher gerade nicht gilt. Es ist also ein Unterschied wie schwarz und weiß.
Bei einem Projekt wie diesem halte ich mich an eine klare Vorgehensweise: Ich habe das Drehbuch gelesen, die wichtigsten Handlungspunkte aufgeschrieben und dann überlegt, wie ich diese Geschichte mit dem gleichen Anfangs- und Endpunkt wie der Film und mit den gleichen Handlungsschwerpunkten erzählen würde. Und dann habe ich einfach losgeschrieben.
Seit Filme auf DVD erhältlich sind, kaufen die Leute Bücher, um etwas zu bekommen, was sie auf dem Bildschirm nicht erfahren. Sie wollen keine Printausgabe des Films, sondern etwas Zusätzliches. Meine Aufgabe ist es, ihnen das zu geben.
Der Trickfilm leitet die neue Clone Wars-Trickserie ein. Setzt diese Serie dort ein, wo die alte Clone Wars-Serie endete?
Nein. Die beiden Serien spielen zur selben Zeit, allerdings hat sich die Kontinuität im Film gegenüber der letzten Clone Wars-Trickserie verändert. Und gerade weil die Fans diese Zeit so gut kennen, wollte ich ihnen etwas geben, das sie noch nie zuvor gesehen hatten. Sie werden die Figuren also aus einem völlig neuen Blickwinkel erleben. Jabba, Ventress und Dooku dürften einige Leser sehr überraschen, genauso wie einige der Droiden.
Werden Sie weiter an der Serie beteiligt sein, vielleicht mit weiteren Romanen in dieser Ära des Kriegs der Sterne?
Ich schreibe drei der fünf Romane dieser Serie, die beiden anderen übernimmt meine gute Freundin Karen Miller. Es macht viel Spaß, mit einer Freundin zusammenzuarbeiten, vor allem mit jemandem, der an das Schreiben so herangeht wie ich. Es geht also um Figuren, Figuren und nochmals Figuren. Wir reden am Telefon stundenlang miteinander und debattieren über den inneren Antrieb der Figuren. Sehr häufig zu seltsamen Zeiten, weil sie in Australien wohnt und ich in Großbritannien.
Können Sie uns eine Einführung geben? Wie paßt dieser Roman in die Krieg der Sterne-Chronologie, was muß ein Leser wissen, der wenig oder keine Ahnung von den Klonkriegen hat?
Der Film beginnt kurz nach der Schlacht von Geonosis, und Anakin ist bereits ein Ritter. Dann bekommt er einen Padawan, den er nicht möchte. Die Bücher stehen auch und gerade Einsteigern offen. Ich finde das sehr wichtig. Man sollte nicht erst ein Krieg der Sterne-Examen bestehen müssen, um ein Buch zu lesen. Und wie ich schon sagte, die Geschichte schöpft ihre Kraft nicht aus Daten, der Länge von Sternzerstörern oder Lichtschwertfarben. Es geht um die Figuren. Man kann sich also gemütlich zurücklehnen und schauen, wohin sie einen führen.
Wie schon in Ihren anderen Krieg der Sterne-Büchern, haben Sie auch hier großes Talent dafür bewiesen, gerade die dunklen Figuren zum Leben zu erwecken, in ihre Köpfe zu blicken und sie zu mehr zu machen, als bloßen Abziehbildern. In The Clone Wars hatten Sie Gelegenheit, mit einigen der besten Schurken zu arbeiten: Darth Sidious, Dooku, Jabba der Hutte, die abtrünnige Asajj Ventress und, nicht zu vergessen, Anakin Skywalker, der künftige Darth Vader. Was fasziniert Sie an der Dunklen Seite?
Im Herzen bin ich noch immer Journalist, deshalb stelle ich mich auf nimemandes Seite, sondern präsentiere einfach nur verschiedene Sichtweisen. Außerdem hasse und fürchte ich Schwarz-Weiß-Denken - Gut und Böse, Richtig und Falsch, wir oder sie, diese gefährliche Sehnsucht nach schnellen und einfachen Antworten für komplexe Fragestellungen. Dieses Denken ist für den Großteil des Elends, des Hasses und der Gewalt in dieser Welt verantwortlich, und ich will nicht auch noch dazu beitragen. Schon gar nicht in Büchern, die von Heranwachsenden gelesen werden. Ob man nun will oder nicht, Literatur und fiktionale Geschichten haben Einfluß darauf, wie Menschen die Welt sehen. Vertrauen Sie mir, ich habe als Journalist und professionelle Tatsachenverdreherin gearbeitet und weiß, daß man mit Fiktion mehr Menschen beeinflussen kann als mit Fakten. Wer meine Bücher ließt, muß sich der Tatsache stellen, daß eine Geschichte immer mindestens zwei Seiten hat, und meist viele mehr. Die Vorstellung, daß die Jedi Heilige und die Nutzer der Dunklen Seite unwiederbringlich böse sind paßt nicht zu echten Menschen. Trotzdem davon auszugehen, führt zu schlechten Geschichten und fördert eine gefährliche Geisteshaltung. Es geht mir nicht um moralischen Relativismus, sondern darum, dem Leser Fakten zu präsentieren, auf deren Grundlage er seine eigenen Schlüsse ziehen kann. Ich gebe keine Antworten und habe zumeist auch keine. Ich weiß, woran ich glaube, bin aber auch alt genug zu wissen, daß ich vielleicht auch meinem Gegenüber zuhören sollte. Denn ich mußte meine Ansicht über ethische Fragen in meinem Leben häufig ändern. Das Leben ist nunmal nicht so einfach.
Es gibt noch eine zweite Gruppe von Figuren, an denen Sie Gefallen zu finden scheinen: Soldaten. In diesem Buch übernehmen der Klonhauptmann Rex und die Torrent Company der 501. Legion diese Rolle. Wieviel von Ihren persönlichen Erfahrungen als Soldat fließen in Ihre Darstellung von Soldaten wie Rex ein?
Ich bin in einem Seehafen aufgewachsen, in einer Familie, in der so gut wie jeder einmal eine Uniform getragen oder eine Weile im Verteidigungsbereich gearbeitet hatte. Später wurde ich Militärberichterstatter und war eine Weile Reservistin. Einige meiner besten Freunde sind beim Militär und kämpfen zur Zeit einen sehr blutigen Krieg. Ich verstehe also, wie Militärangehörige denken und fühlen. Auch sehe ich es als meine Pflicht an, in meinen Büchern die Wahrheit zu sagen, gerade weil Literatur die Macht hat, im Guten wie im Bösen Stereotypen zu schaffen, also zeige ich Soldaten so ehrlich und genau wie ich kann. In der Vergangenheit ist über Soldaten und ihre Gefühle in der Kunst, wie in den Medien viel Unsinn verbreitet worden. Ich respektiere Soldaten zu sehr, um sie nicht akkurat darzustellen. Viele meiner Leser sind beim Militär, und für mich ist es das Wichtigste, ihnen kein Unrecht zu tun. Für sie mache ich diese Arbeit.
Erzählen Sie uns etwas über Hauptmann Rex. Werden wir in der Serie mehr von ihm sehen?
Ich werde ihn in meinen Büchern zu The Clone Wars verwenden, ja. Ich weiß noch nicht, ob Karen [Miller] das gleiche tut, weil wir uns bemühen, einander nicht zu kopieren. Rex ist ein guter Befehlshaber, der die Welt, in der er sich nun wiederfindet, schnell zu begreifen lernt und wie alle Klone in Gedanken seinen eigenen Raum zu finden, wo er nicht als Untermensch oder bloßes Kanonenfutter gesehen wird. Er hat seine Ecken und Kanten, einen Sinn für schwarzen Humor. Er ist nicht auf den Mund gefallen. Er mag Anakin und ist ihm treu, weil er in Anakin einen guten Anführer sieht - Anakin behandelt seine Leute respektvoll und nicht als Droiden. Er schickt sie nicht einfach vor, sondern führt von vorn. Disziplin und Loyalität sind nicht das gleiche wie blinder Gehormsam. Wenn es darauf ankommt, ist die 501. Anakin treu, und das ändert sich auch nicht, als er Vader wird. Man versteht, warum sie ihm durch die Hölle folgen würden. Rex ist ein typischer Soldat. Er leistet Heldenhaftes, ohne sich als Held zu sehen. Er tut es für seine Kameraden, nicht aus ideologischen Gründen. Er hat Angst, wie jeder normale Mensch im Kampf Angst haben würde, aber er macht trotzdem seine Arbeit. Und er trauert um seine Kameraden. Er ist ein Mensch wie jeder andere. Ich hoffe, daß jeder, der den 1960er Film Zulu gesehen hat, eine bestimmte Szene wiederkennt und die Debatte zwischen den Klonsoldaten darin mit einem Lächeln aufnimmt.
Ahsoka ist ein faszinierender Neuzugang zum Krieg der Sterne-Universum. Mit Anakin klarzukommen ist offensichtlich nicht einfach, aber sie läßt sich von ihm nichts gefallen. Wir sie in der Reihe weiter zu sehen sein?
Sie kommt in späteren Büchern zurück. Aber da ihre Hintergrundgeschichte tabu ist, gibt es Grenzen für das, was ich mit ihr anstellen kann. Ich kann die Sichtweise einer Figur nicht darstellen, wenn ich nicht weiß, woher diese Figur kommt. Für meine Charakterisierungsmethode brauche ich ein psychologisches Profil. Wenn ich schreibe, stecke ich im Kopf der Figur, und sofern diese Figur nicht an Gedächtnisschwund leidet, kennt sie ihre Vergangenheit, die wiederum jeden Gedanken und jede Handlung in der Gegenwart beeinflussen wird. Und wenn sie tatsächlich Gedächtnisschwund hat, ist das eine völlig neue Geschichte. Jedenfalls kann ich Ahsoka deswegen nur so zeigen, wie die Anderen sie sehen. Das funktioniert manchmal allerdings besser, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich habe gerade eine Romanadaption eines Spiels geschrieben, bei der ich den Blickwinkel der Hauptfigur ebenfalls nicht einnehmen konnte, und das hat sogar dabei geholfen, seine verschlossene Persönlichkeit herauszuarbeiten.
Meine Charakterisierung von Ahsoka habe ich darauf gestützt, daß ihr Volk - die Togruta - von katzenartigen Raubtieren abstammen. Ich habe sie also als Fleischfresser und Jäger gesehen, mit allen Instinkten und all der Sprunghaftigkeit und plötzlichen Gewalttätigkeit, die damit einherkommen. Weil sie ein Kind ist, ist sie manchmal etwas unwirsch und wird mit Rexs und Anakins Hilfe erwachsen. Rex macht sich beispielsweise über ihre Eßgewohnheiten lustig, und es gibt eine Menge Nagetierwitze.
Eines der interessantesten Elemente des Romans war das Band zwischen Anakin, Rex und den anderen Soldaten - ein Band, das im Kampf geformt wurde und durch Treue und Vertrauen stärker wird. Anakin sieht die Klonsoldaten, anders als viele andere, als Menschen und behandelt sie entsprechend. Er sieht sogar in Maschinen etwas Menschliches. Normalerweise würde man bei einem derartigen Einfühlungsvermögen von einer wahren Tugend sprechen, aber Anakin scheint manchmal zuviel zu fühlen. Sein Einfühlungsvermögen scheint gleichermaßen Fluch wie Segen zu sein.
Anakins Fall resultiert aus seiner zu großen Liebe. Er ist leidenschaftlich und mitfühlend, aber er hat auch so viel verloren, daß er Schaden davongetragen und schreckliche Angst davor hat, etwas zu verlieren. Das öffnet ihn für Palpatines Einfluß, den vielleicht größten Manipulator und Tatsachenverdreher aller Zeiten. Anakin ist schrecklich derangiert und schlecht behandelt worden, und wie Dooku im Buch sagt, graben sich die Jedi damit ihr eigenes Grab.
Ein Jedi mit zuviel Einfühlungsvermögen ist außerdem eine Gefahr für Yodas Denkweise und die seiner Schüler, selbst wenn dieser Jedi niemals der Dunkelheit verfällt. Einfühlungsvermögen bringt es mit sich, daß man alles in Frage stellt. Und nach Jahrhunderten, in denen Yodas Weisungen blind befolgt wurden, ist er auf eine derart grundsätzliche Infragestellung nicht vorbereitet. In der philosophischen Theorie weiß Yoda alles über Mitgefühl, aber er ist lausig, wenn es um ihre Anwendung im Alltag auf Wesen aus Fleisch und Blut geht, genau wie in unserer Welt viele über Anstand und Moral reden, aber nie danach handeln.
An welchen anderen Projekten arbeiten Sie im Moment?
Ich werde mich bis auf weiteres auf militärische und politische Literatur konzentrieren. An Gears of War zu arbeiten, hat mir viel Spaß gemacht. Es ist ein intelligentes und klug ausgedachtes Universum, in dem sich eine Abteilung Soldaten einer postapokalyptischen Welt stellt. Ja, es gibt Kettensägengewehre, aber auch intelligentes Zeug.
Und ich setze die Republic Commando-Reihe mit Imperial Commando-Romanen fort. Außerdem habe ich einige weitere Krieg der Sterne-Bücher in Planung, darunter einen Boba Fett-Roman.
In meiner eigenen Welt arbeite ich an einer Politthrillerreihe über Söldner, die in einer sehr nahen Zukunft spielt. Außerdem werde ich an Comics arbeiten, was ich schon seit langem tun wollte. In den nächsten Jahren gibt es für mich also keinen Urlaub. Und keinen Schlaf.
Karen Traviss' The Clone Wars-Roman gibt es bei Amazon.de zum Preis von 13,99 €. Der vierte Republic Commando-Roman Order 66 wird in den USA Mitte September erscheinen und ist zum Preis von 18,99 € bei Amazon.de vorzubestellen. Paninis deutsche Ausgabe folgt Anfang November. (Amazon.de: 9,95 €).
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