Der Blog der offiziellen Seite hat heute zwei Artikel parat, die über die Comic-Con-Präsentationen von The Clone Wars berichten.
Wer Artikel Nr. 1 langweilig findet, sich aber fürs Filmgeschäft interessiert, sollte sich den zweiten übrigens nicht entgehen lassen, denn wie es aussieht, hat Lucasfilm nach Edit Droid einen neuen großen Wurf auf Lager, der die Filmentwicklung gründlich umkrempeln könnte:
Am Freitag begann der Star Wars Day der Comic-Con International in den frühen Morgenstunden. Steve Sansweet stellte die wichtigsten Entwickler des Clone Wars-Projekts vor: Kilian Plunkett, vielen Fans als Comiczeichner bekannt, Darren Marshal, der als Bildhauer dreidimensionale Vorlagen für Clone Wars schuf und seine Karriere bei Jim Henson begann, Than Le, ein Konzeptzeichner bei Lucasfilm Animation, Russel Chong, der an Batman The Animated Series, Spawn und Trickfilmen arbeitete, sowie am Szenenbild von Battlestar Galactica mitwirkte, sowie Tim Brock, der The Clone Wars als leitender Texture Artist mitbetreute.
"Jeder Tag ist anders. Wenn ich ein Drehbuch bekomme, arbeite zuerst ganz altmodisch mit Stift und Papier. Viele Leute arbeiten ausschließlich digital, aber ich bin zu altmodisch und unfähig.", erzählt Plunkett lachend.
"Wir haben gleich am Anfang erkannt, daß wir die Dinge vereinfachen wollten. Uns war klar, daß wir bei einer wöchentlichen Serie nicht mit einem hochdetaillierten Superrealismus ankommen konnten, also sahen wir uns an, was die Leute bei der Clone Wars-Miniserie gemacht hatten. Unser Augenmerk lag auf den Oberflächen, der Beleuchtung und der Bewegung, anstatt auf einem möglichst hohen Komplexitätsgrad für die Figuren.", erklärt Plunkett weiter.
"Anakin nachzubilden war schwieriger.", meint Marshal über seine Anakin-Skulpturen. "Man sieht daran frühe Vorstellungen Dave Filonis für Anakin und Ahsoka. Dave hat früher 2-D-Trickprojekte gemacht, also hat er einen ausgeprägten grafischen Stil. Wir haben das übernommen und diesen Gedanken mit dieser sehr frühen Anakin-Skulptur noch einmal unterstrichen. Attraktive Helden zu machen ist schwer, bei Schurken ist es sehr viel einfacher, ihr Aussehen zu karrikieren."
"Wir haben auf Ahsoka viel Zeit verwendet.", fährt Marshal fort. "In Daves ursprünglichen Notizen hieß sie Ashla. Auf Basis dieser Aufzeichnungen habe ich eine Skulpur gestaltet, die etwas zu sehr nach einem klassischen "Area 51"-Außerirdischen aussah. Wir haben die großen Augen beibehalten, weil es immer schön ist, bei einer animierten Mädchenfigur große Augen zu haben." Thang Le beschrieb seine Arbeit bei der Entwicklung von Bildhintergründen. "Bei bereits etablierten Schauplätzen versuchen wir, ihnen in Punkto Größe und Proportionen möglichst nahe zu kommen. Bei den Details stilisieren wir diese Schauplätze aber. Bei den realen Schauplätzen simplifizieren wir. Wir erreichen etwa 80 Prozent der Details [der realen Schauplätze] und setzen für die Oberflächendetails auf malerartige Pinselstriche. Den gleichen Gedanken haben wir auf die Gestaltung der Fahrzeuge übertragen."
"Die Fahrzeuge sind ziemlich gleichgeblieben.", meint Russel Chong. "Die Clone Wars-Y-Flügler zu entwickeln hat viel Spaß gemacht, denn diesmal sind sie fabrikneu. Wir haben den Y-Flügler also rück-entwickelt und wieder in einen Bomber verwandelt. Ich habe das Original-Y-Flügler-Modell aus den Lucasfilm-Archven genommen und unsere neue Version darübergelegt. Wir haben die blasenartige Pilotenkanzel wiederbelebt, die Colin Cantwell und Ralph McQuarrie entwickelt hatten. Die Außenverkleidung entspricht ebenfalls so ziemlich dem klassischen Y-Flügler. Ich habe mein Bestes gegeben, um unserer Version den gleichen Stil und das gleiche Aussehen des Originals zu geben."
"Texturieren heißt, ein 3-Modell mithilfe von 3-D-Malprogrammen und Photoshop mit Farbe und einer Oberflächenstruktur zu versehen.", erklärt Tim Brock. "Zu Beginn des Projekts verwies Dave Filoni auf Ralph McQuarrie, und wir wollten diesen 1970er-Science-Fiction-Illustrationsstil wirklich übernehmen. Wir haben eines von Ralphs Bildern genommen und es 3-dimensional projeziert. Den großen Durchbruch haben wir gefeiert, als wir die Spitzlichter - also die Art, wie Licht von einer 3-dimensionalen Oberfläche reflektiert wird - vollständig ausgeschaltet haben. Auf diese Weise konnten wir die gemalte Oberfläche vollständig erhalten, und die Figuren paßten so wirklich zum gemalten Hintergrund."
Der zweite TOS-Bericht über die TCW-Präsentationen der Comic-Con konzentriert sich auf ein neues digitales Werkzeug, das für, oder vielmehr während der Produktion von The Clone Wars entwickelt wurde: 3-D Story:
Die zweite Podiumspräsentation des Tages wurde von Catherine Winder geleitet, der Produzentin des Clone Wars-Projekts. Sie konzentrierte sich auf die 3-D-Erzähltechniken, die in Clone Wars zum Einsatz kommen. "Als ich meine Stelle als Produzentin antrat, sagte George zu mir, 'Ich will, daß Du etwas Einzigartiges, noch nie Dagewesenes produzierst. Wir müssen phantastische Geschichten erzählen, aber sie müssen kinoreif sein.' Er sprach mit Dave [Filoni] und mir, und eine der Sachen, die er sagte war: 'Ihr müßt die Storyboards loswerden.' Dave und ich sahen uns an und dachten: 'Wie stellt er sich das vor?' Es hat eine Weile gedauert, bis wir einen Weg fanden, das zu schaffen." Das Ergebnis war die Entwicklung von 3-D Story.
"Wir arbeiten an einer Erweiterung dessen, was George seit den 70ern macht.", erklärt Regisseur Dave Filoni. "Es geht wirklich darum, wie man eine Geschichte kinoreif erzählt. Für George beginnt und endet das Geschichtenerzählen im Schneideraum. In der Vergangenheit hat George mit Storyboards gearbeitet, aber wenn man von Einstellung zu Einstellung springt, merkt man, daß sie sehr statisch sind. Als Zeichnungen sind sie wunderbar, aber sie vermitteln einem kein brauchbares Gefühl für zeitliche Abläufe. Für George war das ein Problem. Er arbeitet sehr gerne am Schnitt von Bewegung und Aktion, über Kopf- und Handbewegungen. Der Schnitt von Neue Hoffnung ist sehr rasant. Dieses Tempo hat die die Entwicklung der Geschichte unterstützt. George wollte einen Weg finden, dieses letzte Stadium - den Schnitt fertigen Materials - nach vorne zu verlegen."
Filoni erklärte, wie ILM-Urgestein Dennis Muren diese Herausforderung bewältigte, indem er bei seiner Arbeit an Die Rückkehr der Jedi-Ritter Video-Sequenzen für die Gleiterrad-Verfolgungssequenz schuf. Mit kleinen Modellen und Actionfiguren schnitt er eine Rohversion der Jagd zusammen, um Lucas Material zur Verfügung zu stellen, das dieser im Schnitt einsetzen konnte. "Bevor Computer Verwendung fanden, wurden also diese kleinen Modelle benutzt, mit denen ungefähre Kamerawinkel festgelegt werden könnten. Man sieht daran die Entwicklung von statischen zu bewegten Bildern. Der Nachteil war, daß die Bäume im Modell nicht da sind, wo die Bäume in Wirklichkeit sind, die Gleiterräder sind falsch proportioniert, und die Schauspieler können in dieses Material nicht eingefügt werden. Man erhält also nur eine ungefähre Vorstellung davon, was später mal werden soll."
Mit der 3-D-Technik wird die Vor-Visualisierung sehr viel genauer, die Ergebnisse kommen den fertigen Szenen weit näher. "Die Lücke zwischen Animation und Schauspielerei wird dadurch kleiner.", erklärte Filoni. Als Beispiel brachte er ein Bild des Vorvisualisierungssystems mit, das eine Übersichtsdarstellung einer Szene im Jedi-Ratssaal zeigte.
"Seht ihr diese kleinen schwarzen Kästen hier? Das sind die Kameras. Was ihr hier seht, ist quasi die Gottesansicht. Wir haben also die Ratsmitglieder in ihren Sesseln. Anakin und Ahsoka stehen in der Mitte. Früher hätte ich jetzt Storyboards für jede einzelne Aktion gezeichnet. Mit demneuen System kann ich die ganze Szene auf einmal planen. Ich kann diese Kameras bewegen und die Bildregie der ganzen Sequenz auf einmal steuern.
Ich kann also eine Totale des Geschehens festlegen, eine Halbtotale, sowie eine Großaufnahme jeder Figur, und das für die ganze Szene. Nun reagieren viele erst einmal verwundert, wenn ich ihnen sage, daß ich an einer Trickproduktion arbeite und wir davorstehen, eine Szene zu drehen. Aber genau das machen wir jetzt. Wir haben keine Storyboards mehr. Wir planen unsere Szenen wie Regisseure, wir legen fest, wo und wohin sich die Figuren bewegen. Manchmal reichen dafür Miniaturen, aber zumeist nehmen wir diese digitalen Schauspieler in die Kulissen und drehen die Szene ab. Ich habe dann all diese Einstellungen und Material der gesamten Sequenz, und wenn ich mit unserem Schnittmeister Jason Tucker arbeite, können wir uns hinsetzen und Einstellungen zusammenschneiden, genau wie bei klassischem Filmmaterial."
"Ich konnte gar nicht glauben, was ich da hörte, also bin ich ein wenig ausgeflippt, als ich hörte, daß wir ohne Storyboards arbeiten würden.", erzählte Steward Lee, der als Episoden-Regisseur an The Clone Wars mitwirkte. "Ich hatte die Erfahrung gemacht, daß es keine schnellere und effizientere Methode gibt, eine Geschichte zu visualisieren, als mit traditionellen Storyboards. Natürlich liebe ich das Projekt, also war ich bereit, den Umgang mit diesen 3-D-Werkzeugen zu lernen. Und es stellte sich heraus, daß, nachdem ich den Umgang mit den 3-D-Werkzeugen und die Vorvisualisierung meiner Sequenzen und Einstellungen gelernt hatte, die neue Methode um mehrere Wochen schneller war als es die alte gewesen wäre. Langfristig war sie schneller. Mit 3-D Story zu arbeiten, ist also wirklich effektiver."
"Es gibt den Künstlern Gelegenheit, die Kulissen kennenzulernen.", meinte Vince Toscano, CG-Leiter der zweiten Staffel. "Wir können verschiedene Inszenierungen ausprobieren, und es ist wirklich recht nett, sich in der 3-D-Welt hinzusetzen, sich die Kulissen anzusehen und sehr interessante Arrangements und Schauspieldarbietungen zu sehen, mit denen man nicht unmittelbar einsteigen würde, und dann einfach mit dem Drehen zu beginnen. Es steckt alles im Rechner, und es kostet nichts. Wir verdrehen kein Filmmaterial, also können wir jede Menge Material sammeln, das alles unseren Schnittechnikern geben und sagen, 'Hey, kannst Du diese drei, vier Stunden auf vier oder fünf Minuten runterschneiden? Danke, ciao!'"
"Es ist, als würde man mit Actionfiguren oder Puppen spielen.", fand Justin Mettam. "Wir haben Anakin und Obi, und rücken sie in Position. Ich komme Montagmorgen ins Büro und weiß, daß ich eine Lichtschwertsequenz machen werde, also setze ich mich mit Stew, dem Regisseur, in Verbindung, und er gibt mir einige Bilder, die er in der Sequenz sehen will. Er ist ein riesiger Bruce-Lee-Fan, also haben wir eine Menge tollen Actionmaterials hier. Stew sagt uns, was er sehen will, und wenn man erstmal anfängt, die Sache zu verfeinern und neue Ideen auszuprobieren, ist das sehr spannend."
"Als ich hier anfing, hieß die Abteilung noch 'Layout'", erzählte Ben Price, seines Zeichens 3-D Story Artist. "Früher hätten wir auf Basis von Storyboards garbeitet. Der Storyboard-Zeichner hätte das Drehbuch gelesen und mit dem Regisseur gesprochen, um dann eine Actionsequenz als Storyboard zu zeichnen. Mit diesen Zeichnungen hätten wir dann die Einstellung in 3-D nachempfunden. Das ist toll, das war in Ordnung, und es war nicht einmal besonders schwer. Aber mittendrin haben sie uns die Suppe versalzen, und wir haben 3-D Story übernommen. Sie haben uns die Zeichenstifte weggenommen und uns Drehbücher gegeben! Also muß man jetzt echt nachdenken. Kreativ gesehen, hat uns da eine neue Welt eröffnet. Unsere Möglichkeiten haben sich verfielfacht."
"Anfangs war es angsteinflößend, aber einem fallen schon gute Einstellungen an, wenn man einfach nur durch diesen dreidimensionalen Raum marschiert.", erklärte Mettam. "Man steht unter dem AT-TE und sieht dieses phantastische Arrangement, indem man einfach durch den dreidimensionalen Raum gleitet. Man findet Einstellungen, auf die man selbst nie gekommen wäre."
"Wenn einem gesagt wird, daß man an einem Projekt namens Krieg der Sterne mitwirken soll, spürt man sofort diese riesige Bürde der Verantwortung auf seinen Schultern. Wenn einem gesagt wird, daß man an diesem Projekt arbeitet und echtes Material drehen wird, und der Typ, der es sehen wird, ist George Lucas, dann fühlt man sich anfangs total gestreßt.", erzählte Filoni. "Am Anfang war es wirklich so. Wir haben einige Sequenzen gedreht, George kam rein, sah sie sich an und ging sie mit einem durch. Das ist eine einzigartige Erfahrung im filmischen Bereich. Normalerweise arbeitet man mit diesem Aufsichtsrat eines großen Senders übersich, und man trifft sie nie, und sie schreiben einem Memos. Hier haben wir den Typen, der Krieg der Sterne und THX und American Grafitti gemacht hat. George kennt sich beim Filmemachen aus, und von ihm zu lernen, ist für uns alle ein echtes Privileg gewesen."
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