Meinem Kollegen Tai-Zec habt ihr es zu verdanken, daß ich mich in einer Art Halb-Editorial den Weisheiten zuwende, die in den vergangenen Tagen und Wochen über dem Star Wars Fandom ergossen wurden:
Wie wir täglich voll kindlichem Staunen erfahren, ist die Presse ein gar seltsam Ding. Einerseits stets bemüht, uns Dinge zu berichten, die wir nie wissen wollten, ist sie andererseits bei den Dingen, die wir tatsächlich zu wissen trachten, oftmals geneigt, der Weisheit letzten Schluß zu ignorieren und freiere Wege in Bezug auf den Wahrheitsgehalt ihrer Beiträge zu beschreiten.
Wie die zivilisierte Menschheit wissen sollte, starten die Skywalkers und ihre nahen und fernen Anverwandten bald wieder in einen spektakulären Strudel aus haarsträubenden Hindernissen, gravierenden Gefahren und destruktiven Duellen.
Welcher Journalist könnte sich diesem reichen Betätigungsfeld verwehren? Und so gibt es, je näher wir dem Tag der Erlösung, Erleuchtung und Erleichterung unserer Geldbörsen kommen, mehr und mehr Damen und Herren in den Büros der Fachpresse, die sich des Morgens denken, "dann will ich doch mal einen Star Wars Artikel schreiben, so schwer kann das ja nicht sein.".
Als in die Materie verliebtes Wesen stimme ich dieser Einschätzung zu, doch leider, leider, leider, gibt es hier und da einige Pannen, die wir nun, in all unserer freundschaftlichen Zuneigung zu jenen geplagten Individuen, hier darstellen wollen, um ihnen in Zukunft solch peinliche Patzer und schrullige Schlaglöcher zu ersparen. Vorhang auf für unsere kleine Presseshow:
Lasset uns beginnen mit einem flüchtigen Blick hinüber zur wunderbaren Welt des Online-Angebots der Cinema. Was dürfen wir da lesen?
"Anakin Skywalker (Hayden Christensen) hat seine Ausbildung zum Jedi abgeschlossen und wurde von Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) zum Lehrmeister gemacht."
Welch faszinierender Fehlschluß falsch fokusierten Fachdenkens. Doch es gibt mehr:
Die Kinderbuchverfilmung hat Spielbergs "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" im Einspielergebnis überholt und ist nun der zweiterfolgreichste Film der Welt.
Da hatten die Zweifler wohl wirklich recht, als sie sagten, Star Wars müsse von Spielberg gerettet werden. Was sie nicht wußten: es ist schon passiert. Die Essenz der Wahrheit kann doch immer wieder sehr erschütterlich sein.
Doch als wäre all das Elend nicht schon groß genug, kommen unsere Fankollegen im Projekt-Star Wars Forum mit mehr. So berichtet die TV-Movie:
In diesem Teil geht der ewige Kampf zwischen Gut und Böse weiter. Wir erfahren, wie der gute Jedi-Ritter Anakin Skywalker (Hayden Christensen) den Verlockungen des Bösen erliegt und so zum Monster Darth Vader wird, den wir aus den ersten drei „Star Wars“-Teilen kennen. Anakin wird zur Schlüsselfigur eines Separatistenaufstandes gegen die Republik.
Diese Revolte wird von Graf Dooku (Christopher Lee) angeführt. Mit einem riesigen Heer aus geklonten (künstlichen) Kriegern versucht Dooku, die Galaxie in seine Gewalt zu bekommen. Auf dem bizarren Planeten Geonosis kommt es zur Entscheidungsschlacht zwischen den Klons und der Jedi-Flotte. In diese Geschehnisse hat George Lucas eine Liebesgeschichte zwischen Anakin, Senatorin Padmé Amidala (Natalie Portman) und Senator Bail Organa (Jimmy Smith) eingebettet. Aus diplomatischen Gründen soll Amidala den Senator heiraten. Damit ist Anakin nicht einverstanden, denn auch der liebt Amidala. Zwar gewinnt Anakin Amidalas Herz, doch noch ehe ihre gemeinsamen Zwillinge Luke und Leia geboren werden, erliegt er dem Bösen. Er verbündet sich mit dem machtbesessenen Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid), dem späteren Imperator. Gemeinsam wollen sie ein neues Imperium aufbauen. Amidala muss die Kinder vor ihrem eigenen Vater auf anderen Planeten in Sicherheit bringen.
So seht ihr, wo es mit all den Spoilerberichten endet: es war nichts dran. Da dachten wir, es würde um die Entdeckung eines Sithtempels gehen, in dem Anakin Skywalker zum Sith geweiht wird, während Obi-Wan mit dem Rasenden Falken nach Naboo eilt, um die Schaffung einer Klonarmee aufzuhalten, aber nein, alles Fehlinformationen.
Doch als wären wir bislang in den Tiefen unserer Seele nicht schon verzweifelt genug, kommt hier noch ein weiterer Schlag direkt in den Magen des geschundenen Spoilerlesers. Denn die Moviestar berichtet:
"Die beiden neuen Planeten, die die Star Wars-Helden im Lauf der Handlung besuchen sind Geonosis, eine unwirtliche Steppenwelt und Kamina, ein Wasserplanet, auf dem fliegende Kreaturen als Reittiere benutzt werden."
Kamina? Welch harscher Hieb hinein ins Herz der Hoffnung.
Denn weiter heißt es:
"Auf Geonosis müssen die Helden übrigens einmal mehr in einer Arena um ihr Leben kämpfen, denn die Geonosianer frönen einem alten, in unserer Zeit recht umstrittenen Sport - dem Stierkampf!"Und noch einmal:
"Im neuen Star Wars Abenteuer dürfen sich die Fans auf eine atemberaubende Speeder-Verfolgungsjagd zwischen den Wolkenkratzern von Coruscant freuen, auf eine Weltraumschlacht, in der sich pfeilförmige Jedi-Sternenjäger spektakuläre Gefechte mit mandalorianischen Schiffen liefern (zur Erinnerung: Boba Fett nennt ein solches Schiff sein Eigen), sowie auf ein großes Gefecht, in dem erstmals die Jedi-Ritter im Großeinsatz zu sehen sein werden."
Mandalorianer? Haben die Verfechter des Expanded Universe Recht behalten? Wo bleibt Senator Bel Iblis? Die Flotte, die wir im Trailer sahen, ist sie die Katanaflotte. Wenn ja, wo ist Jorus C’baoth? Obi-Wan ist auf einem Wasserplaneten zu sehen. Ist das die Ausgangsbasis des Außergalaktischen Flugprojekts? Können wir irgendeinen Spoiler überhaupt noch für bare Münze nehmen? Oder hat sich nicht vielmehr alles, was wir als Wahrheit akzeptiert hatten, gerade in das Gegenteil verkehrt?
Ich schlage also vor, daß wir unsere Episode II-Sektion schließen. Wir deutlich zu sehen ist, sind wir ständig Enten aufgesessen, die uns dann in eine wunderbare Welt aus Schein, Sein und Fröhlichsein getragen haben, aus der wir, ohne die freundliche Mithilfe unserer Kollegen aus der Fachpresse, vielleicht nimmermehr erwacht wären.
Also, liebe Leser, es ist besser, ihr meidet diese Seite in Zukunft. Gramerfüllt gestehe ich: wir haben kläglich versagt.
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