Darüber einen eigenen Film in der weit, weit entfernten Galaxis zu drehen haben bestimmt schon viele Star-Wars-Fans nachgedacht. Aber bei den Meisten bleibt das eben nur ein Gedanke oder ein Traum. Wenige andere machen daraus beeindruckende Fanfilme. Und noch weniger davon erreichen die Ausmaße dieses deutschsprachigen Projekts.
In 12 Jahren Arbeit haben der Deutsch-Schweizer Tom Schuhmacher und seine Mitstreiter mit Star Wars: Scavenger Hunt eine Liebeserklärung an das erweiterte Universum erschaffen, die sich sehen lassen kann.
Wir haben mit Tom darüber gesprochen wie dieses Projekt entstanden ist. Aber vorher erstmal der Film, der auf der FANTASY Messe in Basel auch schon auf der großen Leinwand laufen durfte:
Wir haben mit Tom über die Entstehung des Films, sein Fan-Dasein und natürlich auch die Zukunft gesprochen. Das Interview lest ihr im Folgenden:
Tom, wann hat dich die Faszination für Star Wars ergriffen und was war es was dich an der Saga am meisten begeistert hat?
Ich gehöre mit Jahrgang 1963 ja noch ganz knapp zu den Boomern und so begann tatsächlich Alles schon 1977, als meine Mutter mir die Kinoseite aus der Tageszeitung hinlegte und dort Darth Vader, C-3PO und R2-D2 zu sehen waren. Auf meine Bemerkung hin, was das wohl für ein komischer Film sein könnte, meinte sie nur, dass der anscheinend ganz gut sein solle. Am Ende hatte ich mir den Film sechs mal angesehen und das Sparschwein war leer. Meine Begeisterung bestand schon damals aus diesem einmaligen Mix, der wohl für Viele von uns die Essenz ausmacht: Technik, Mystik und natürlich State-of-the-Art-Spezialeffekte. Und nicht zuletzt war da noch dieser bombastische Soundtrack von John Williams. Das Alles hatte man so vorher noch nie gesehen und gehört.
Offensichtlich waren es ja aber nicht nur die Filme, die dich begeistert haben. Der große Einfluss des erweiterten Universums auf Scavenger Hunt ist offensichtlich. Was hat dich daran so fasziniert?
Die zahlreichen Comics und Bücher die während und nach der OT erschienen, waren ja thematisch und stilistisch sehr vielfältig. Was Luke, Leia und Han da noch alles erlebten, erweiterte die Welt aus den Filmen teilweise sehr umfassend, lange bevor die PT und die KOTOR Spiele ihren Teil dazu beitrugen. Timothy Zahn führte mit Mara Jade zudem einen sehr starken weiblichen Charakter ein, den ich aufgrund seiner Prägung und seines Schicksalsverlaufs äusserst attraktiv fand. Spätestens nach dem Tod des Imperators wird sie zur heimatlosen Seele, die ihre Vergangenheit erst verarbeiten und ihre neue Bestimmung finden muss. Das ist so ein generisches Muster, das viele Menschen betrifft, die lange einem mehr oder weniger falschen bzw. obstruktiven Priester, Führer oder Influenzer gefolgt sind.
Wann hattest du erstmals die Idee einen Fanfilm zu drehen?
Eigentlich schon kurz nach dem ersten Star Wars Film (Episode IV) mit der Super 8 Kamera meines Vaters (die ich aber nicht bekam). Dann erneut, als ich Ende der 80er Jahre im Bereich des damals aufkommenden CGI tätig wurde. Weil da wurde absehbar, dass es irgendwann möglich sein würde, diese komplizierten Model-Shots wesentlich einfacher im Rechner hinzukriegen. Natürlich ist mir die CGI-Kontroverse sehr bewusst und ich bin selbst ein riesiger Liebhaber von Modellen. Aber ich glaube seit Anfang der 2020er Jahre ist es nun sogar für Profis schwieriger geworden zu bestimmen, was wie gemacht wurde. Moderne Render Engines wie Arnold können die Dinge mittlerweile in sehr kurzen Rechenzeiten extrem realistisch erzeugen. Das war zu Zeiten von Episode I-III und auch unseren Projektarbeiten, die 2013 begannen, noch nicht so.
Wie kam es dann schließlich konkret zur Idee von Scavenger Hunt?
Das war eher zufällig. Ich hatte wieder mal etwas Lust auf Weiterbildung und belegte dann einen mehrmonatigen Kurs in Drehbuchschreiben bei einem renommierten Autoren (Urs Bühler) der u.A. schon Tatort-Folgen geschrieben hat. Da gab es viele Schlüsselmomente, wo mir klar wurde, wie traditionell strukturierte Filmgeschichten funktionieren bzw. auf was man besonders achten muss. Die erstmalige konfrontative Begegnung von Mara Jade und Darth Vader war dann das Ergebnis einer Dialog-Projektaufgabe im Kurs und wurde danach zum Kern und Ausgangspunkt von Scavenger Hunt.
Die Idee war also geboren. Wie ging es dann weiter und wie war der Ablauf bei der Produktion?
Ein ganz wesentlicher Entscheid war, zuerst alle komplexen CGI-und VFX-Sachen abzuwickeln, bevor überhaupt ein Schauspieler engagiert wurde. Denn aufgrund der bekannten Probleme bei anderen Fan-Film-Projekten, die bereits um viele Jahre verzögert waren oder (leider) immer noch sind, wollte ich erst ganz sicher sein, dass alle virtuellen Szenen machbar und im Kasten sind. Das Risiko den Schauspielern irgendwann sagen zu müssen: „Oh sorry Leute, es geht doch nicht so wie ich gedacht habe“, wollte ich auf keinen Fall eingehen. Da war ich schon von meiner Arbeit her zu sehr professionell geprägt. Eine realistische, akribische Projektplanung ist sowieso die halbe Miete und wenn die mit hoher Disziplin durchgezogen wird, ist ein Scheitern sehr unwahrscheinlich. Nur länger als gedacht hat es gedauert und daran war nicht nur Corona schuld.
Apropos Schauspieler. Wo hast du deine teilweise ja sogar professionellen Darsteller gefunden?
Das war auch wieder so ein glücklicher Zufall. Ich arbeitete damals an einer Kunst- und Medienakademie und ein Filmstudent fragte mich, ob ich für seinen Zeichentrickfilm („Cat Noir“) den Effekt von herunterlaufenden Regenwasserschwaden auf einer grossen Fensterfläche machen könnte. Für die gezeichneten Personen verwendete er echte Schauspieler als Vorlage und das waren u.a. Julia [Salome Nauer - Mara Jade] und Thomas [Grampp - Sam], die ich dann an der Premiere des Trickfilms kennenlernte. Sie hatten beide von Star Wars wenig Ahnung, aber waren wider Erwarten sofort begeistert von der Idee und dem Drehbuch. Das hat die Sache natürlich nochmal auf ein höheres Niveau gehoben und wenn der Film gut ist, ist das sicher ganz wesentlich auch ihnen zu verdanken.
Die Geschichte von Scavenger Hunt ist ja offensichtlich noch nicht fertig und am Ende wird ein zweiter Teil angedeutet. Gibt es dafür schon konkrete Pläne?
Ja, das Drehbuch umfasste Teil 2 von Anfang an und dieser wird nun noch in Zusammenarbeit mit den Schauspielern optimiert. Die weiteren Szenen im Wilde-Karrde-Cockpit wurden allerdings schon abgedreht, da diese Prop aus Platzgründen jetzt leider abgebaut werden muss. Wer übrigens Interesse daran oder an Teilen davon hat, kann sich gerne bei mir melden. Die weitere Geschichte wird ansonsten etwas geerdeter sein und an interessanten Schauplätzen spielen.
Wir sind gespannt. Möchtest du angehenden Fanfilmern oder deinen Zuschauern zum Abschluss noch irgendetwas mit auf den Weg geben?
Ich würde Interessierten zuerst zwei spannende und gut zu lesende Standardlektüren empfehlen. Zum einen „Rette die Katze“ von Blake Snyder und „Die richtige Einstellung“ von Steven D. Katz. Sie sind ein Fundus an Tipps und Tricks wie man thematisch und visuell abwechslungsreich und spannend erzählt.
Dann natürlich die zwei wichtigsten Prämissen beim Film erwähnen: „Kill your Darlings“, also bereit sein, seine Lieblingsideen zu opfern, wenn sie der Geschichte nichts Substanzielles hinzufügen. Und natürlich „Show, don‘t tell“, also so wenig Blabla wie nötig und ansonsten wenn immer möglich sogenannten „Subtext“ verwenden und damit die Zuschauer mit einbinden.
Aber am meisten hat mich das Buch „Rebel without a Crew“ von Robert Rodriguez motiviert. Er beschreibt darin, wie er als Nobody mit Nichts angefangen hat und wie wenig es zum Filmemachen letztlich braucht. Also einfach mal anfangen und machen und dabei vor allem das Handy weglegen und sich so viel Zeit nehmen, wie es braucht. Denn wie ich auch meinen Studis immer sagte: Nur mit Fokus und voller Hingabe gelingen wirklich gute Dinge! Was Andere dabei denken muss einem zudem völlig egal sein. Einige haben mich damals mitleidig angelächelt als ich von meiner Idee für den Film erzählte. Aber die war ja zugegebenermassen auch etwas verrückt.
Verrückt mag die Idee gewesen sein, aber das wurde George Lucas damals auch gesagt, und zum Glück habt ihr euch beide nicht davon aufhalten lassen.
Vielen Dank das Gespräch, Tom. Wir wünschen dir und euch viel Erfolg und vor allem Spaß bei der Produktion von Teil 2 und Allem was danach noch kommen mag.
Noch mehr Informationen und Updates - sicher auch zu Teil 2 - findet ihr auf der Facebook-Seite des Films. Und für Musikinteressierte gibt es hier den Soundtrack zu hören.
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Immer wieder beeindruckend zu sehen, welches visuelle Level Fanfilme inzwischen haben. Besonders schön auch, wie die Zahl richtig toller Fanfilme aus Deutschland immer mehr ansteigt. Tolles Interview und sehr gelungener Film!
Besonders loben möchte ich die Atmosphäre auf Korriban. Das Tal der Dunklen Lords sah toll aus und auch die Tuk'ata (ich nehme mal an, dass es welche waren oder?) haben mir gefallen. Also riesiger KOTOR-Fan wünsche ich mir diesen Planeten schon sehr lange in einem Spielfilm oder einer Realserie. Insofern: Wirklich cool!
Tolles Interview und toller Film! Die Schatten Effekt im All waren der hammer! Dieses komplett in schwarz gehüllt sah mega aus. Auch die Trümmer als Ring um Yavin waren eine super Idee und genial umgesetzt.
Kleine Kritik, denn es gucken ja auch Kinder mit das S-Wort gibt es in Star Wars als Ausdruck doch gar nicht und kam hier gemessen an der Laufzeit überproportional häufig vor
(zuletzt geändert am 17.06.2024 um 19:18 Uhr)
botrooper
Herzlichen Dank an das Team von Star Wars Union dass wir unseren kleinen Fanfilm hier vorstellen durften.
@Lord Galagus: Vielen Dank für die nette Bewertung! Es war uns ein zentrales Anliegen, nebst einer eigenständigen Story markante Elemente aus allerlei EU Geschichten einzubauen. Und da hat sich diese eindrucksvolle Site von Korriban förmlich aufgedrängt.
Ja toll dass die Viecher als Tuk‘atas durchgehen. Die Szene stand wegen ihrer Komplexität bis zuletzt zur Disposition, wurde aber aufgrund der Beharrlichkeit von Florian (einem der drei Vader Darsteller) als letzte doch noch realisiert. Zum Glück!
@botrooper: Ja das S-Wort kommt für einen SW Film tatsächlich unüblich inflationär vor. Da fehlte ein Aufpasser! Wir sind halt nicht so professionell organisiert wie LFL…
BigT
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