The Mandalorian hat uns diverse Regisseure nähergebracht, doch kaum jemand wurde positiver aufgenommen als Bryce Dallas Howard, die mit Folge 4 (Die Zuflucht) ihr Star-Wars-Regiedebüt ablieferte und seither mit zwei weiteren Mando-Folgen (einer davon in Das Buch von Boba Fett) nachgelegt hat. Die Vanity Fair hat Howard nun ein großes Porträt gewidmet, das unter anderem der Frage nachgeht, wie sie auf den Regiestuhl fand:
May the holiday gifts continue! Disney Gallery: #TheMandalorian is back with a new special that takes you behind the scenes of the second season. I’m so proud to be a part of this team and I can’t wait for you to see how it all came together ♥️ More: https://t.co/NiIrFqmm4y pic.twitter.com/mKenXDGFCW
— Bryce Dallas Howard (@BryceDHoward) December 26, 2020
Es gibt Hunderte, wenn nicht Tausende von Fotos von Bryce Dallas Howard, [und] es gibt ein ganz bestimmtes Foto [...], über das wir bei unserem Zoom-Gespräch unbedingt reden mussten. Sie meldet sich aus dem Flur zu ihrem Schlafzimmer, der gleichzeitig ihr Arbeitszimmer ist und dessen Wände mit Dinosauriern tapeziert sind („Ich habe ein Bild mit den Zwillingssonnen von Tatooine an die Seitenwand meines Hauses gemalt”, erzählt sie. „Mein Esszimmer nenne ich das [Hayao-]Miyazaki-Esszimmer. Es ist ein Wald wie in Mein Nachbar Totoro,”). Aufmerksam studiert sie das betreffende Foto.
Darauf scheint Howard gar nicht zu bemerken, dass sie fotografiert wird. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, bei einer Folge von The Mandalorian eine Szene von ihrem Regiestuhl aus zu beobachten. „Wenn ich Regie führe - und so geht es vielen Regisseuren -, ist das für mich schon ein sehr körperlicher Akt”, sagt sie und lacht. „Ich liebe es, wenn man als Schauspieler den Regisseur hinter der Kamera spürt - wenn man spürt, dass er im nächsten Moment da ist und man bei ihm ist.”
The Mandalorian und sein Ableger Das Buch von Boba Fett haben geradezu ein Who-is-Who an Regietalenten hervorgebracht, darunter Taika Waititi, Robert Rodriguez und Peyton Reed sowie Serienschöpfer Jon Favreau und Produktionsleiter Dave Filoni. Aber diese Serien waren auch ein erfolgreiches Experimentierfeld für aufstrebende Filmemacher wie Deborah Chow, die es von der Regie zweier Episoden der ersten Staffel von The Mandalorian zur alleinigen Regie bei allen sechs Folgen von Obi-Wan Kenobi gebracht hat, sowie für Howard selbst.
Nicht, dass sie sich selbst unbedingt als Regietalent beschreiben würde. Wenn man sie bittet, über etwas zu sprechen, das sie getan oder erreicht hat, neigt Howard dazu, abzuschweifen und stattdessen das Talent einer anderen Person oder einer kreativen Abteilung zu loben, die sie kennt oder mit der sie zusammengearbeitet hat. Sie ist sich auch sehr bewusst, wer ihr Vater ist – der oscarprämierte Regisseur Ron Howard – und dass alle anderen das ebenfalls wissen. Vielleicht ist das ein Grund, warum ihre Dankbarkeit so frei heraus sichtbar ist, wie etwas, das man tatsächlich anfassen kann.
Regisseurin zu werden, war für Howard mehr oder weniger immer schon eine ausgemachte Sache. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend damit, ihrem Vater bei der Arbeit zuzusehen und beobachtete ihn regelmäßig dabei, wie er mit seinem Cutter, dem Kameramann und sogar seinem Hauptdarsteller die Dailies (die aufgezeichneten Takes eines bestimmten Drehtages) ansah, um zu besprechen, was funktionierte und was nicht. „Das mitzuerleben, war sehr wichtig”, berichtet sie.
Behind-the-camera-ready since the early 80s. Thank you @RealRonHoward for showing me the ropes since day one. #FBF #FemaleFilmmakerFriday pic.twitter.com/lY746wIX0v
— Bryce Dallas Howard (@BryceDHoward) January 16, 2021
Obwohl sie wusste, dass sie in seine Fußstapfen treten wollte, nahm sich Howard den Rat ihres Vaters zu Herzen: Wenn sie es in der Theater- und Filmbranche schaffen wollte, konnte sie nicht nur in einer Sache gut sein. Infolgedessen, so sagt sie, begann sie, sich in verschiedenen Aspekten der Filmproduktion auszuprobieren, darunter natürlich auch der Schauspielerei.
Zu ihrer Überraschung ergatterte Howard erste Rollen. „Ich weiß noch, wie ich dachte: Oh, mein Gott, das ist ja ein echter Coup”, erzählt sie. Ihr großer Durchbruch kam 2003, als sie als Rosalind in Shakespeares Wie es euch gefällt am New Yorker Public Theater auftrat und damit die Aufmerksamkeit des Regisseurs M. Night Shyamalan erregte. Ohne ein Vorsprechen besetzte Shyamalan Howard 2004 als Hauptdarstellerin in seinem Film The Village – Das Dorf.
Doch auch wenn sie danach weiterhin in Filmen von Lars von Trier, Kenneth Branagh, Sam Raimi, Clint Eastwood und Colin Trevorrow auftrat, verlor Howard ihren Wunsch, Regie zu führen, nie aus den Augen. Oft wählte sie Schauspielauftritte als Mittel, um Techniken und die Anwendung neuer Technologien zu erlernen. Howard setzte ihren Unterricht auch in die Praxis um, indem sie eine Reihe von Kurzfilmen schrieb, bei denen sie auch Regie führte.
Trotz alledem konnte Howard ihr Ziel erst 2017 verwirklichen, als die Produktion von Solo: A Star Wars Story in Schwierigkeiten geriet. Regie bei dem zweiten Star-Wars-Stand-Alone-Film führten eigentlich die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller, zumindest bis die beiden das Projekt nach der Hälfte der Dreharbeiten unter Berufung auf „kreative Differenzen” verließen. Ron Howard, der unter der Regie von George Lucas in American Graffiti mitgespielt und bei Willow Regie geführt hatte und der von Lucas später gefragt wurde, ob er nicht bei Episode I - Die dunkle Bedrohung als Regisseur fungieren wollte, sprang ein und übernahm den Job.
Seine Tochter sah darin natürlich eine einmalige Chance. „Ich hatte gerade Jurassic World: Das gefallene Königreich in den Pinewood [Studios] gedreht, und dann arbeitete auch mein Vater dort. Und ich ging zu ihm und fragte: Bitte, kann ich bei Solo bei den Dreharbeiten dabeisein? Ich bin unglaublich glücklich und fühle mich äußerst privilegiert, dass ich meinem Leben zu so vielem Zugang hatte, aber ich bitte Dich jetzt um mehr. Bitte, bitte, bitte, kann ich beim Solo-Dreh zuschauen?” Nachdem er die Zustimmung der Verantwortlichen erhalten hatte, wurde ihr der Zutritt gewährt.
Dort wurde sie dem Produzenten John Swartz vorgestellt, der sich unter der frischgebackenen Präsidentin von Lucasfilm, Kathleen Kennedy, schnell einen Namen gemacht hatte. Swartz lud Howard schließlich ein, an einem Workshop für junge Filmemacher teilzunehmen, bei dem sie schreiben, Ideen entwickeln und einige der bahnbrechenden Technologien von Lucas' Firma für visuelle Effekte, Industrial Light & Magic, kennenlernen konnten.
An dieser Stelle weiß selbst Howard nicht genau, wie es weiterging. „Ich werde es nie wirklich wissen”, meint sie. „Ich glaube, mein Name wurde auf eine Liste gesetzt.” Aus irgendeinem Grund landete 2018 eine E-Mail von Jon Favreau in Howards Posteingang, in der er sie fragte, ob er mit ihr über ein Projekt sprechen könne. „Wir telefonierten, und er sprach über Star Wars und George und darüber, was an Star Wars und dem Geschichtenerzählen unglaublich bedeutsam war, und er beschrieb diese wirklich schönen, inspirierenden Gefühle”, erinnert sich Howard. „Und dann sagte er: Ich habe eine Serie geschrieben, und ich würde mich freuen, wenn Du Dir sie ansehen könntest. Du kannst vorbeikommen, ich zeige dir die Entwürfe und so weiter, und wir können darüber reden und sehen, ob du Interesse hast. Und dann habe ich das Pilotdrehbuch gelesen, und als es um Baby Yoda ging, dachte ich nur: Was lese ich da?”
Nachdem sie vom Piloten so begeistert gewesen war, wurde sie in Favreaus Büro eingeladen, wo bereits Filoni war. „Es war mir, als hätte ich den Job”, erzählt sie. „Ich glaube nicht, dass Jon einen meiner Kurzfilme gesehen hatte. Ich glaube nicht, dass er wusste, dass ich jahrelang mit Canon zusammengearbeitet und deren Kameras getestet habe. Ich glaube nicht, dass Jon irgendetwas davon wusste.”
Ihren Ansatz als Regisseurin fasst Howard in einer Art Yoda-ähnlichem Mantra zusammen: „Eine gute Geschichte, gut erzählt. Meine Aufgabe ist es, Georges und Jons Vision zu unterstützen. Man will jedem Moment Leben einhauchen, besonders bei Star Wars. Je realer es sich anfühlt, desto besser ist es, und das muss man in eine weit, weit entfernte Galaxis übertragen. Das gehört zur funktionierenden Phantasie, in die man eintauchen kann, dazu.” Dieses Credo hat sie inzwischen in drei Folgen von The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett umgesetzt. Ihr Debüt, die Mandalorian-Episode „Die Zuflucht”, war eine intime Hommage an Akira Kurosawas , in der sich ein ruhiges Dorf mitten in der Nacht gegen eine Horde von Plünderern und einen gepanzerten AT-ST zur Wehr setzt. In ihrer zweiten Mandalorian-Episode „Die Thronerbin knüpfte Howard selbstbewusst an bestehende Star-Wars-Traditionen an und sorgte gleichzeitig dafür, dass die Handlung für Gelegenheitszuschauer zugänglich blieb. „In ihren beiden Mandalorian-Folgen hat Howard ein Gleichgewicht zwischen spannenden Action-Sequenzen und ruhigeren Charakter-Momenten gefunden”, schrieb der Kritiker der New York Times, Noel Murray, nach der Premiere der Folgen. „Ich freue mich inzwischen darauf, ihren Namen im Abspann zu lesen.” Schauspielerin Katee Sackhoff, die in der Folge endlich ihre animierte The-Clone-Wars-Figur Bo-Katan Kryze auch leibhaftig darstellen durfte, sagte auf der diesjährigen Star Wars Celebration über Howard, sie „würde dieser Frau überallhin folgen”.
Dann kam Boba Fetts Die Rückkehr des Mandalorianers, in der Howard geschickt die unausgesprochene Wut und Ziellosigkeit von jedermanns Lieblings-Kopfgeldjäger einfängt, der zum Ersatzvater geworden ist. Von durchchoreographierten Eröffnungsschlacht über die apokalyptische, von Terminator beeinflusste Rückblende bis hin zur mitreißenden Luftakrobatik durch die Bettlerschlucht von Tattoine wurde die Episode als eine der besten von Das Buch von Boba Fett gelobt. „Die Folge hatte nichts mit der Serie zu tun, die sie umgibt”, schrieb Polygon-Kritiker Matt Patches. „Aber sie ist total spannend und fühlt sich an wie ein definitiver Moment, in dem das neue Star Wars das alte in den Schatten stellt, um die wertvollen Teile des Franchise zu retten.”
Mit jedem weiteren Einsatz verstehen Kritiker und Fans mehr von dem, was Favreau von Anfang an verstanden hat. „Etwas, das mir an Bryces Regiestil von Anfang an aufgefallen ist, ist, wie gründlich sie ist”, schreibt er in einer E-Mail. „Sie macht sich über alles viele Gedanken und ist auf jede Szene gut vorbereitet. Sie hat sich alle technischen Aspekte, die für unsere Shows erforderlich sind, zueigen gemacht, und sie hat bewiesen, dass sie jeden Aspekt, mit dem sie vorher nicht vertraut war, schnell lernt. Ihr Fokus in jeder Szene sind die Darstellungen und die Geschichte.”
Da überrascht es nicht, dass es nicht lange gedauert hat, bis in Online-Chats und Meinungsbeiträgen spekuliert, wenn nicht sogar gehofft wurde, Howard möge eines Tages die Chance erhalten, bei einem abendfüllenden Star-Wars-Film Regie zu führen. „Ich meine, was sagt man [zu so etwas]?”, fragt sie zu diesen inoffiziellen Hoffnungen. „Es ist unfassbar. Ich hoffe einfach, dass ich niemanden enttäuschen muss, solange ich lebe. Das ist nicht unbedingt immer möglich, aber meine Güte, nicht wahr?”
Obwohl sie bereits einen abendfüllenden Dokumentarfilm gedreht hat (Dads von 2020), gibt Howard zu, dass sie noch nicht in der Art und Weise auf die Probe gestellt worden ist, wie dies bei einem Spielfilm der Fall wäre (und das obwohl sie gerüchteweise an einem Remake von Der Flug des Navigators für Disney+ arbeitet). Aber sie freut sich auf den Tag, an dem es so weit ist - und vergleicht diesen Übergang mit dem eines Padawans, der zum Jedi wird. Nicht, dass sie ihren Meister Favreau nicht trotzdem gelegentlich um einen weisen Rat bitten würde. „Diese Beziehungen begleiten einen sein Leben lang”, meint sie. „Mein Vater ruft immer noch George Lucas an und fragt ihn um Rat. Er ruft Steven Spielberg an, um sich Rat zu holen. Das sind seine Mentoren.”
Während sie früher zwischen ihren Auftritten als Schauspielerin immer wieder Regie führte, scheint Howard in den kommenden Jahren die Absicht zu haben, das langjährige Arrangement umzukehren und zwischen ihren Regieverpflichtungen wieder in die Schauspielerei einzusteigen.
Doch unabhängig davon, welche Rolle Howard künftig spielen wird, kann sie sich der Anziehungskraft - der Macht - des Kinos, ob groß oder klein, nicht entziehen. Es gibt einen Aphorismus, auf den sie immer wieder zurückkommt, sagt sie, „ein Satz, den ich von der Maskenbildnerin Vivian Baker gelernt habe, die vor ein paar Jahren einen Oscar gewann. Sie sagt immer, wenn wir am Set sind und die Dinge ein wenig haarig werden und die Leute in verschiedene Richtungen gezogen werden, 'Meine Loyalität gilt der Leinwand'. Und ich liebe das.
Ich liebe es, woran mich diese Lektion erinnert: warum wir dort sind. Auch wenn wir nur so tun, als ob, gibt es von Moment zu Moment eine gemeinsame Verbundenheit der Leinwand gegenüber, wenn wir uns an diese verrückte Sache wagen, eine Geschichte zu erzählen.”
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