Die Seite kutv.com führte ein interessantes Interview mit zwei Mitgliedern der Disney Lucasfilm Verlagsredaktion. Jennifer Heddle und Caitlin Kennedy wachen über die Bücher-, Comic- und Rollenspielveröffentlichungen und erzählten über die Strategie und den Prozess der Geschichtenerzählung abseits der großen Leinwand. Hierbei ging es aber ausdrücklich nicht um Project Luminous oder die High Republic.
Wir fanden den Aspekt derart interessant, dass wir uns entschlossen haben, das Interview vollständig für euch zu übersetzen:
Ryan: Gebt mir eine Idee davon, wie eure typische Arbeitswoche aussieht.
Jennifer: So etwas, wie eine durchschnittliche Arbeitswoche gibt es für uns eigentlich nicht. Wir wachen, irgendwie gibt es kein besseres Wort dafür, über alle Star Wars Veröffentlichungen weltweit. So ziemlich alles kommt über unseren Tisch, auf der einen oder anderen Weise. Bei Büchern, die lizenziert werden, arbeiten wir aus, wie das Buch aussehen wird und welche Ressourcen benötigt werden, um sicherzustellen, dass es sich wie Star Wars und das beste Star Wars-Buch anfühlt, das es sein kann. Bei Disney haben wir auch das, was wir als „Vertical publishing imprint“ bezeichnen: die Disney-Lucasfilm-Presse. Das sind die Bücher, an denen wir direkt arbeiten. Caitlin und ich sind der eigentliche direkte Herausgeber dieser Titel.
Caitlin: Wir bearbeiten das Buch, aber wir arbeiten auch mit dem Vertriebsteam, dem Marketingteam und dem Produktionsteam von Disney zusammen.
R: Wie ist eure Verbindung zur Lucasfilm Storygroup?
J: Wir arbeiten sehr eng mit denen. Sie wachen über das gesamte Storytelling über alle Star Wars Medien, inklusive Filme, TV-Serien, Bücher, Spiele und Parks, hinweg. Sie helfen uns dabei, welche Geschichten erzählt werden können, ohne uns in andere Projekte einzumischen.
C: Im Gegensatz zu anderen Franchises, wo das, was in den Comics passiert, völlig anders ist als das, was in den Filmen passiert und was in den Filmen wirklich anders ist als das, was in den Fernsehsendungen passiert, ist es bei Star Wars eine gemeinsame Galaxis, eine gemeinsame Geschichte. Deshalb gibt es sie. Sie sind die Hüterinnen und Hüter dieser Geschichte und sie haben all dieses Wissen. Das Tolle daran ist, dass wir in der Lage sind, Dinge für Superfans zusammenzufügen. Die Storygroup hat alles im Blick und wir haben alles im Blick. Wir sind alle auf der gleichen Seite und wissen, was in den verschiedenen Ecken der Galaxis passiert. Wenn man das ganze Gewebe durch all diese verschiedenen Erzählweisen hindurchführt, fühlt sich eine Galaxie um so viel reicher an.
J: Sie sind sicherlich an der Entwicklung der Geschichte beteiligt, aber wir sind diejenigen, die mit den Autoren zusammenarbeiten.
R: Wie läuft das ab? Pitchen die Autorinnen und Autoren die Geschichten oder macht ihr das?
J: Es kommt auf den Einzelfall an. Die meisten Geschichten haben ihren Ursprung bei Lucasfilm. Offiziell nehmen wir keine unaufgeforderten Pitches entgegen. Es gibt sicherlich Zeiten, in denen ein Autor, mit dem wir eine Geschäftsbeziehung haben, auf eine Idee kommt, die uns gefällt und wir werden sie uns ansehen. Aber in den meisten Fällen schauen wir im Lucasfilm-Verlag darauf, welche Prioritäten für das Franchise als Ganzes gelten und wie wir das am besten mit unseren Verlagsrechten unterstützen können.
R: Die jüngsten Bücher sind in die Veröffentlichung von Der Aufstieg Skywalkers mit eingeflossen.
C: Es war eine wirklich aufregende Zeit. Wir wussten, dass zwischen den Episoden VIII und IX ein Zeitfenster bestand. Ich arbeitete sehr eng mit der Storygroup und den Filmemachern zusammen, um herauszufinden, welche Haltung der Widerstand in diesem Zeitfenster einnahm. Welche Art von Missionen führten sie durch, mit welchen Problemen sahen sie sich konfrontiert? Wir hatten eine großartige Idee, wie Finn und Poe auf ein Abenteuer gehen könnten und die Prämisse der Geschichte passte sehr gut zu unserem Wähle dein Schicksal-Format, einer Buchreihe im Stil eines Kapitels im Abenteuer-Stil. Einige der Geschichten waren in größerem Maßstab. Wie die Logistik, wo der Widerstand in dieser Zeit ist, das, was wir im Del Ray-Roman erforschen wollten. Aber wir konzentrierten uns auf das, was Rey vorhatte, und wollten das im "Funke des Widerstandes"-Roman erforschen. Ich glaube, wir haben ein Gespür dafür, welche Geschichten wir erzählen wollen, und das passt ganz natürlich.
Der Jungendroman Funke des Widerstands ist erzählt von einer Mission für die Unterstützung des Widerstands, die in eine Rettungsmission mündet. Wir hatten das Buch auch im Rahmen einer SWU-Rezension besprochen: SWU-Rezension: Der Funke des Widerstands. Das Buch ist auf Amazon.de erhältlich.
Ryan: Sehen Sie eine Veränderung, während wir uns in einen Raum begeben, in dem sich die Galaxis öffnet? Werden wir Geschichten sehen, die nicht in etwas verwurzelt sind, das wir bereits kennen?
Jennifer: Alles, was ich dazu derzeit sagen kann ist, dass wir darüber nachdenken, genau das zu tun. Achte auf Ankündigungen in der nahen Zukunft! [Anmerkung SWU: Project Luminous]
R: Wie entscheidet ihr, was in einem Roman, was in einem Comic und was in einem Kinderbuch erzählt wird?
J: Das ist etwas, das wir diskutieren, wenn es um die Entwicklung eines Filmprogramms geht. Wir schauen, welche Geschichten unserer Meinung nach rund um und in Verbindung mit dem Film erzählt werden können und für welche demografische und mediale Situation er am besten geeignet ist. Es ist sehr unterschiedlich von Fall zu Fall.
R: Gibt es für euch einen Schwerpunkt, um sicherzustellen, dass ihr alle Inhalte gut ausbalanciert und jedem etwas Altersgerechtes geben könnt?
J: Ich denke, das ist eines unserer Hauptziele. Etwas für jeden zu veröffentlichen. Natürlich haben wir das, was wir unser „Kernpublikum“ nennen, nämlich unsere engagierten erwachsenen Fans, die das Franchise seit vielen Jahren verfolgen und für die wir sicherlich auch publizieren, aber wir sind uns sehr wohl bewusst, dass Star Wars zu einem großen Teil für Kinder bestimmt ist. Als Fans und Anhänger wollen wir sicherstellen, dass es jeden Tag mehr und mehr Fans gibt. Deshalb machen wir sicherlich gerne Projekte, die sich nicht nur an die Kinder richten, sondern auch an die Erwachsenen, die Fans sind, um für ihre Kinder zu kaufen, damit sie die Bücher gemeinsam genießen können.
R: Die gemeinsame Erfahrung von einer zur nächsten Generation.
J: Das ist ein wirklich wichtiger Aspekt für Star Wars Fans; die Liebe für Star Wars an ihre Kinder weiterzugeben.
R: Es wurde ein Schwerpunkt auf die Vielfalt gelegt. Ich weiß, dass es eine Gegenreaktion gegeben hat, aber ich möchte, dass ihr wisst, dass ich es zu schätzen weiß, dass ihr diese Geschichten macht, die ein wenig an die Grenzen des Möglichen gehen, während wir die Grenzen des Möglichen im Allgemeinen sozial ausreizen.
J: Ich mache mir keine Sorgen über die Gegenreaktion. Ich denke, dass das, was wir tun, wichtig ist und jeder verdient es, sich in dem, was wir tun, vertreten zu sehen. Und so einfach ist es.
Caitlin: Und Familien gibt es in vielen verschiedenen Geschäckern.
R: Habt ihr ein Lieblingsbuch aus den letzten paar Jahren? Welche Projekte haben euch persönlich am meisten bewegt?
J: Hm, uns das zu fragen ist wie, als wenn wir aus unseren Kindern auswählen müssten. Es ist also immer eine schwierige Antwort. Ein Projekt, welches mit besonders am Herzen lag, war das Buch Leia, Prinzessin von Alderaan, welches die Zeit von Leia als Teenager und ihre ersten Berührungen mit der Rebellion beleuchtet. Das war etwas, was ich schon immer machen wollte, seitdem ich hier arbeite. Aber ich liebe alle Bücher, die wir machen.
C: Eines meiner Highlights war die Arbeit mit Adam Rex an „Are you scared, Darth Vader?“. Ich komme mit einem traditionellen Kinderbücher-Hintergrund und ich war schon immer ein großer Fan von Adams Arbeit. Er ist ein brillanter Autor, er ist urkomisch und seine Kunstwerke sind einfach unglaublich. Es ist eins meiner, meiner absoluten Lieblingsbücher und ich liebe es, es laut vorzulesen, für Leute auf den Comic Cons, der Familie und Freunden. Es ist ein tolles Beispiel, was so alles in Star Wars steckt.
Der Roman Leia: Prinzessin von Alderaan erzählt die Teenagerjahre und die erste Berührung von Leia Organa mit der Rebellion. Das Buch ist von Claudia Gray und bei Amazon.de erhältlich.
Ryan: Ich liebe „The Galaxy Needs you“. Es ist wie ein Liebesbrief an mein siebenjähriges Ich. Es beinhaltet alles, was ich an Star Wars liebe.
Caitlin: Ich habe wirklich Glück gehabt. Manchmal darf ich meinen Redakteurshut abnehmen und einen Autorenhut aufsetzen. Manchmal wache ich einfach um vier Uhr morgens mit einer Bilderbuchidee auf und bringe sie zu den anderen Redakteuren. Manchmal passt sie zu etwas anderem, das bereits durchgesickert ist. Es ist immer eine Ehre, wenn ich das tun darf. "The Galaxy Needs You" kam erst richtig heraus, nachdem ich das Drehbuch zu [Episode] IX gelesen hatte und mich von Reys Geschichte wirklich inspiriert fühlte. Der ganze Bogen ihrer Geschichte von VII bis IX und der Wunsch, dass Kinder wirklich inspiriert werden und wissen, was einen Helden ausmacht, die wahren Werte eines Helden. Und dass Kinder wissen, dass sie genauso fähig sein können. Sie haben vielleicht nicht unbedingt die Kraft, aber sie haben das, was sie brauchen, in sich. Jeder Mensch ist so individuell und einzigartig und hat so große Gaben, die es zu teilen gilt. Es war also wirklich wie eine Mischung, als ob Mr. Rogers auf Star Wars traf. Es gibt Zeilen daraus, die ich mir im Laufe des Tages immer wieder vor Augen führe, wie: "Ich kann schwere Dinge schaffen", ich kann das hier tun. Die Galaxie braucht uns alle, denn es gibt niemanden wie jeden von uns.
R: Das war es, was mich an Star Wars überhaupt erst angezogen hat. Es war die Geschichte eines Bauernjungen, der sich als etwas mehr entpuppte, als er jemals dachte. In den Filmen wurden meine Gefühle zu Star Wars am besten durch das Ende von Die letzten Jedi mit dem kleinen Jungen mit Besen dargestellt. Es war einfach ein so schöner Moment. Ich heulte wie ein Baby, weil Star Wars für mich als Kind wirklich, wirklich wichtig war. Und ich fühlte mich in diesem Moment so, als ob ich mich anerkannt fühlte. Ich wurde gesehen. Und ich glaube, das ist auch eines der Dinge, die "The Galaxy Needs You" tut. Es bestätigt das. "Wir sehen euch." Ich denke, das ist etwas, was Kinder brauchen.
C: Ja, ich meine, wenn ich es liebe, dann ist es nur eine Erinnerung daran, dass wir alle auf unsere eigene Weise etwas Besonderes sind und man muss nicht auf die Art und Weise besonders sein, wie alle anderen auch. Sie haben Ihre eigenen einzigartigen Qualitäten und genau das braucht die Galaxis.
R: Zwischen den Comics, Videospielen, Büchern und anderen Veröffentlichungen ist es schwierig, über alles auf dem Laufenden zu bleiben. Besteht die Sorge, dass der Markt mit zu viel Material überschwemmt wird?
C: Ich denke, solange es gute Geschichten zu erzählen gibt, haben wir viele Leute, die sie lesen wollen. Die Fangemeinde wächst jeden Tag, buchstäblich mit Kindern, die dieses Zeug jetzt zum ersten Mal verschlingen. Da es also in der Galaxis, die eine ziemlich große Galaxis ist, Geschichten zu erzählen gibt, gibt es eine Menge Orte, an die wir gehen könnten.
Jennifer: Allerdings werden wir auch in nächster Zeit nicht 20 Bücher pro Monat veröffentlichen.
R: Als bekannt wurde, dass das Erweiterte Universum nicht Kanon ist, haben wir gelernt, dass die Menschen diese Bücher und diese Geschichten wirklich leidenschaftlich mögen. Es war für viele von ihnen schwierig, diese Dinge beiseite zu legen, aber es musste für euch zumindest etwas beruhigend sein, zu sehen, dass die Menschen sich anfangs tatsächlich so sehr um die Geschichten sorgten.
J: Auf jeden Fall. Die Fans sind das, was uns am Laufen hält, worauf wir uns verlassen. Das würden wir nie als selbstverständlich hinnehmen. Absolut.
C: Das ist das Beste daran, wenn wir zur Star Wars Celebration oder zur San Diego Comic-Con oder zur New Yorker Comic-Con kommen können, um wirklich mit den Menschen zu sprechen, die diese Bücher genießen und vor allem mit den Kindern. Sieben- und 13-Jährige zu mir kommen zu lassen und mir zu sagen, was ihre Lieblingsbücher sind und welche Figuren sie lieben. Das ist einfach so inspirierend und aufregend.
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Herzlichen Dank für die Urlaubsvertretung!
Spannend fand ich insbesondere den Aspekt, dass man - im Gegensatz zu Project Luminous - den Autoren wohl recht wenig freie Hand lässt und die kreative Idee nur in Einzelfällen von den Autoren selbst kommt.
Ein wahrscheinlicher Einzelfall dürfte Timothy Zahn sein, der dank der Thrawn/Chiss-Beliebtheit und seinem eigenen Status als einer der letzten (und besten) verbliebenen EU-Autoren ganz offensichtlich ein bisschen Freiraum bekommt, "seine" Geschichten zu erzählen.
loener
Redakteur
loener
Redakteur
Das meiste des aktuellen EU ist so eng um die Filme abgesteckt dass es wohl kaum anders geht, als um die Filme herum zu planen und die Ideen den Autoren weiterzureichen. Sachen wie die Vadercomics seh ich v. a. als ein Franchise innerhalb von SW mit dem Zweck, Fans bei Laune zu halten. Das klappt mit einer Figur wie Vader auch recht gut.
Mit dem Ende der ST fällt dieses Korsett jetzt aber auch weg. Denkt mal an TM wo Jon Favreau von selbst auf LF zugegangen ist. Für die Ausarbeitung von Projekt Luminous schienen die Autoren ebenfalls freie Hand zu haben.
Darth Revan Lord der Sith
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