Mit der Variety sprach The-Mandalorian-Komponist Ludwig Göransson in dieser Woche über seine Arbeit an der Star-Wars-Realserie:
Oscar- und Grammy-Gewinner Ludwig Göransson sah sich einer schwierigen Aufgabe gegenüber, als er sich erstmals mit der neuen Star-Wars-Serie The Mandalorian befasste.
„Es handelt sich um ein neues Medium, eine neue Gruppe von Figuren, und wegen des dystopischen Umfelds gibt es eine technisch begründete Körnung”, erklärt es Serienentwickler Jon Favreau. „Das Imperium ist gefallen, und die Galaxis beginnt im Chaos zu versinken. Die romantische Musik von John Williams passt deshalb nicht mehr zu den Bildern, mit denen wir es zu tun haben.”
Dennoch ist es nach wie vor Star Wars, auch wenn es um einen interstellaren Kopfgeldjäger geht, der selten spricht und dessen Gesicht wir nicht sehen, so dass das Kreativteam nicht ganz auf das traditionelle Orchester verzichten wollte. „Es hat immer noch die Seele von Star Wars”, meint Göransson.
Der in Schweden geborene und in Los Angeles ansässige Komponist hat sich dafür eine kreative Lösung ausgedacht: Er spielte viele der Schlüsselinstrumente selbst - ungewöhnliche Holzblasinstrumente, Trommeln, Gitarren, Klavier und Schlaginstrumente - und rundete das mit einem 70-köpfigen Orchester für den besonderen Star-Wars-Touch ab, bevor er moderne Produktionstechniken für eine noch fremdere Klanglandschaft ins Spiel brachte.
Seine Beteiligung an der Serie begann noch vor den Dreharbeiten im vergangenen Herbst. Er las Drehbücher und entwickelte musikalische Ideen - insbesondere den Klang einer Bassblockflöte für die mysteriöse, damals namenlose Titelrolle. Er verbrachte einen Monat in seinem Studio und entwickelte dort die Motive und musikalischen Grundelemente für die Schurken und Einzelgänger, die am Rande der Galaxis leben.
„Ich saß 10 Stunden am Tag allein in meinem Studio, habe Musik und Tonlandschaften entwickelt und bin von einem Instrument zum nächsten gewechselt”, erzählt er. „Mit Computern habe ich nur wenig gearbeitet. In erster Linie saß ich da und habe musiziert, wodurch sich der Prozess zeitlos anfühlte.”
Favreau und sein Produktionspartner Dave Filoni (Star Wars: The Clone Wars) waren mit den Bassblockflötentönen für die Hauptfigur sofort einverstanden. Göransson merkt dazu an: „Es ist ein sehr origineller, unverwechselbarer, einsamer Klang, der diesem Revolverhelden auf seiner Reise folgt.” Die Musik liefert „die Gesichtsausdrücke”, die wir nie sehen, da der Mandalorianer nie seinen Helm abnimmt - etwas, das den Komponisten zusammen mit seiner Rüstung dazu inspirierte, die ganze Partitur mit „Metalltönen” anzureichern.
Als er erstmals gedrehtes Material zu sehen bekam und zu fertigen Szenen zu komponieren, kombinierte er seine Aufnahmen einzelner Instrumente mit moderneren Klängen, darunter Synthesizer und computerbearbeitete Effekte. „Man nimmt diese organischen Drumsounds oder Percussionsounds oder Flötensounds und lässt sie dann mit Hilfe der Technik anders oder modern klingen”, beschreibt Göransson den Prozess.
Danach leistete ein Studioorchester in Los Angeles seinen Beitrag zur Serienmusik. Viele der Musiker waren an anderen Tagen in diesen Sommerwochen damit betraut, John Williams' Partitur für Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers einzuspielen.
„Ludwig hat einen Fuß in der traditionellen Musikuntermalung und den anderen Fuß in der Musiktechnik. Er erzeugt Klänge, die sich sehr musikalisch anfühlen, obwohl er dafür unkonventionelle Methoden und Instrumente einsetzt”, meint Favreau. Er und Göransson sprachen über die westlichen und samuraiischen Einflüsse, die Favreau für die Serie aufgreifen wollte, insbesondere die Filme von Sergio Leone und Akira Kurosawa, in denen jeweils mysteriöse, gut bewaffnete Einzelgänger an absonderlichen Orten unterwegs waren und ausgefallene Musik ertönte.
In Göranssons Soundtrack treffen primitiv klingende Flöten auf mächtige Stammestrommeln, exotische Zupfinstrumente und atonales metallisches Kratzen. Verbunden mit luftigen Synthesizersounds und traditionellen Streichern und Bläsern entsteht so ein einzigartiges und doch unverwechselbares Star-Wars-Ambiente.
Neben dem Mandalorianer (gespielt von Pedro Pascal) haben die Nebencharaktere, darunter Greef Carga (Carl Weathers) und Cara Dune (Gina Carano), ihre eigenen musikalischen Themen. „Stilistisch springe ich durch alle Spielarten”, meint Göransson und lacht, „aber es ist alles mit allem verbunden.”
Die vier Stunden Musik, die er für die acht Episoden geschrieben hat, stellen den längsten Soundtrack dar, den er bisher geschrieben hat, und die längste Zeit, die er je für ein einziges Projekt aufgewendet hat: Alles begann im letzten November mit ersten Ideen, bevor von April bis September aufgenommen wurde. Die Disney Music Group wird nach jeder Episode ein Mini-Album von Göranssons Werk veröffentlichen.
„Seine Musik hat The Mandalorian eine eigene Identität gegeben, die gleichermaßen unabhängig von Star Wars ist, aber auch unverwechselbar damit verknüpft”, befindet Favreau. „Wir haben uns definitiv von dem entfernt, was zuvor Usus war, aber gleichzeitig wollten wir das Gefühl einer Fortführung vermitteln. Viel zwiespältiger kann ein Ziel nicht sein, und es brauchte jemanden wie Ludwig mit seiner starken musikalischen Vision, um es zu erreichen.”
Der Soundtrack zu Kapitel 1 der Serie ist inzwischen auf den meisten Musikplattformen erhältlich, darunter Spotify, iTunes und Amazon.
Seite 1
Das klingt für mich sehr nach einem jungen George Lucas, der in seiner Garage hockt und aus allem erdenklichen was er nur finden kann, Requisiten bastelt.
Ich bin sehr gespannt darauf.
Was man alles so über die Hintergrundaktivitäten der Produktion mitbekommt und am Ergebis ja auch sieht, entspricht genau dem, was ich mir von einer ST immer gewünscht und unter Retro Star Wars immer vorgestellt habe.
Ich hoffe, man wird auch ausführliche Making Of Dokus dazu bekommen.
(zuletzt geändert am 14.11.2019 um 13:49 Uhr)
OvO
Schon in der ersten Folge ist mir der Score als für eine Serie wirklich herausragend aufgefallen. Eine tolle Mischung aus Spaghettiwestern-Stimmung in Sinne von Ennio Morricone und trotzdem genauso voller Epik und Abenteuer wie die Musik von John Williams. Zu "The Mandalorian" passt die Musik wirklich perfekt.
CmdrAntilles
Darth PIMP
"Die romantische Musik von John Williams passt deshalb nicht mehr zu den Bildern, mit denen wir es zu tun haben.”
Iwie finde ich es etwas verstörend die SW-Musik von Williams auf den "romantischen" Aspekt zu reduzieren.
Mein erster, spontaner Eindruck nach einem Hördurchgang:
Die Musik hat für mich kaum Verknüpfungen zum bisherigen SW-Sound und sehr wenig "unverwechselbares SW-Ambiente".
Ja, alles klingt, frisch, modern und auch origenell. Wirklich super, wieviel Aufwand Göransson betrieben und Herzblut er in die ganze Aufgabe gesteckt hat. Und das neue Wege beschritten werden (mussten) ist auch gut und richtig.
Trotzdem ist mir das allermeiste zu weit weg vom bekannten SW-Sound und bewegt sich eher so in eine Richtung "Terminator meets Morricone".
Alles andere als schlecht, aber bringe ich (noch?) zu wenig mit dem bisherigen SW-Sound in Verbindung.
Mal abwarten, wie sich das Ganze nach Sichtung von TM entwickelt...
Swenoda Felmar
Ich finde es sehr wichtig das sich Göransson mit dem Mando Soundtrack von John Williams Opera Sound entfernt denn Star Wars ist viel mehr als nur die Skywalker Saga und man sollte sich von dem Gedanken verabschieden das es nur "den Star Wars Sound" gibt .
John Williams hat den "Skywalker" oder Saga Sound kreirt und die Ur-Geschichte damit definiert aber diese Musik passt nun mal nicht zu den Kopfgeldjägern in TM und für eine Old Republic Serie , wenn es denn mal eine geben wird braucht man auch wieder einen völlig anderen Sound.
Solange die Optik stimmt und man sofort erkennt das man einen SW Film oder Serie schaut muss die Musik ganz einfach den Part übernehmen das man erkennt in welcher Epoche oder Geschichte man sich im SW Universum befindet und das klappt bei Göransson ganz fantastisch
(zuletzt geändert am 15.11.2019 um 01:18 Uhr)
Jaxxon
John Williams kann zu egal welcher Thematischen Film/Serie einen fantastischen Score komponieren. Nur es ist schlicht unmöglich einen Score, wie in Filmen zu komponieren, weil die Länge zu umfangreich ist.
Ich finde den Score minimalistisch, rau und passt bestimmt gut zur Serie, aber ich muss @Swenoda recht geben, da mir die klassische Musik eines Orchestras ein wenig fehlt. ABER ich konnte die Serie natürlich noch nicht sehen, deswegen ist es jetzt noch schwer zu beurteilen, ob der Score jetzt gelungen ist.
(zuletzt geändert am 16.11.2019 um 12:35 Uhr)
scarif
Seite 1
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare