Vor mittlerweile 17 Jahren bescherte uns Raven Software den dritten Teil der beliebten Shooter-Reihe rund um Kyle Katarn.
Der erste, hierzulande immernoch indizierte, Teil (1995) war noch ein reiner Ego-Shooter ohne Machtkräfte und handelte von der Erbeutung der Todessternpläne durch den Söldner Kyle.
Die Fortsetzung Jedi Knight: Dark Forces II ließ uns im Jahre 1997 schon etwas tiefer in die Mythologie der Saga eintauchen. Kyle fand heraus, dass sein Vater einst ein Jedi war und trat in dessen Fußstapfen. Es gab eine optionale 3rd-Person Perspektive, ein Laserschwert und Machtkräfte in Hülle und Fülle für Kyle Katarns Abenteuer, das sich um das sagenumwobene Tal der Jedi auf dem Planeten Ruusan drehte, mit dessen Hilfe der Dunkle Jedi Jerec das Erbe des Imperators antreten wollte.
Mit aufwendigen Zwischensequenzen mit realen Darstellern und einem alternativen Ende setzte der Titel seinerzeit neue Maßstäbe im Shooter-Genre.
Teil 3 der Reihe, Jedi Knight II: Jedi Outcast, setzt 8 Jahre nach der Schlacht um Endor ein.
Kyle Katarn, der nach den Vorfällen im Tal der Jedi der Macht abschwor, arbeitet nun wieder als Söldner im Dienste der Neuen Republik. Gemeinsam mit seiner langjährigen Gefährtin, der Pilotin Jan Ors, soll er einen aufgegeben geglaubten Außenposten des Rest-Imperiums auf dem Planeten Kejim überprüfen, der scheinbar wieder reaktiviert wurde.
Die Fachpresse feierte das Spiel seinerzeit überwiegend mit Traumwertungen.
Im September 2019 erschien Jedi Knight II: Jedi Outcast dann aus halbwegs heiterem Himmel für die Nintendo Switch und Sony PS4 als Remaster vom Entwicklungsstudio aspyr, das unseren alten Bekannten neues Leben für die derzeitige Konsolengeneration einhauchte.
Wir haben freundlicherweise einen Code für das Spiel von aspyr erhalten um das Remaster auf Herz und Nieren zu testen.
Das Review wurde auf einer PS4 Pro durchgeführt.
Im ersten der 24 Level des Spiels wird schnell klar, dass wir es nicht mit einem modernen Shooter zu tun haben:
Deckungssystem, automatische Gesundheitsregeneration, Wegpunkte/Minimap und kurz aufeinanderfolgende Checkpoints sucht man vergebens. Und gerade Letzteres wäre ein schöner Bonus gewesen, denn das Spiel hat keine Schlauch-Level sondern teils verzwickte und weitläufige Areale, deren Checkpoints stellenweise sehr weit auseinander liegen können und man segnet wirklich häufig auch mal das Zeitliche. Macht also fleißig von der manuellen Speicher-Funktion Gebrauch, sonst kommt es zu einigen Frust-Momenten. Ich sehe mich selbst als geübten Spieler, wenn auch eher mit Maus und Keyboard als mit Gamepad, aber ich bin zig mal gestorben. Glücklicherweise halten sich die Lade-Zeiten sehr in Grenzen.
Die zahlreichen Schalter, die man in vielen Leveln für das Vorankommen betätigen muss, könnten neuen Spielern mangels einer Highlight-Funktion im HUD auch schlicht öfter mal entgehen, achtet also wirklich akribisch auf eure Umgebung. Selbst ich als Veteran der PC-Version bin gerne mal an solch wichtigen Punkten vorbeigelaufen, weil man es heutzutage von Spielen (leider) gewohnt ist, dass man an der Nase zum nächsten relevanten Ziel geführt wird.
Es braucht anfangs also ein kleines bisschen Umgewöhnung: alle Ecken und Enden des Imperialen Außenpostens auf Kejim werden gewissenhaft durchsucht, es könnte sich ja noch ein überlebenswichtiges Medi-Pack oder eine Munitions- (orange) oder Schild-Aufladestation (grün) irgendwo verbergen.
Währenddessen entledigen wir uns zahlreicher Gegnertypen, die sich im ersten Level noch auf Sturmtruppen, Imperiale Offiziere, Sondendroiden und automatische Geschütze beschränken. Diesen haben wir zu Beginn nur unzivilisierte Waffen entgegenzusetzen, Machtkräfte und unser Lichtschwert erhalten wir erst später in der Handlung.
Das insgesamt 13 Modelle umfassende Waffenarsenal steigt mit fortschreitendem Spielverlauf an, die Waffen verfügen außerdem noch über einen alternativen Feuermodus. So schießt zum Beispiel das E-11 Sturmtruppengewehr mit Sekundär-Feuer zwar wesentlich schneller, aber streut die Laserstrahlen noch ungenauer als ohnehin schon und schluckt dabei auch mehr Energie.
Die Wookiee-Armbrust bietet optional einen von Oberflächen reflektierenden Bolzen, der euch jedoch auch selbst zur Gefahr werden kann, wenn ihr nicht achtgebt!
Im weiteren Spielverlauf bereisen wir noch viele weitere Planeten, darunter Yavin IV und Bespin, treffen auf bekannte Charaktere wie Mon Mothma, Lando Calrissian und Luke Skywalker und erlangen nach und nach bessere (Macht-)Fähigkeiten und ein durchschlagskräftigeres Waffenarsenal. Ab da wird das Spiel auch etwas einfacher und deutlich unterhaltsamer, die ersten paar Level nötigen uns schon einiges an Geduld ab.
Die Steuerung ist auch nicht ganz optimal gelöst worden, manche Dinge gestalten sich schlicht auf dem Controller wesentlich schwieriger als auf dem Keyboard, wie zum Beispiel geducktes Strafen mit gleichzeitigem Zielen und Feuern. Wer sich durch die teils zähen Anfangslevel beißt, wird allerdings mit einem tollen Spiel belohnt.
Insbesondere der Lichtschwertkampf fühlt sich dabei besonders befriedigend an. Im Gegensatz zur PC Version, wo man mittels Konsolenbefehlen den Realismusgrad der alles zerschneidenden Laserschwertklinge anpassen konnte, müssen wir auf der Spielekonsole aber mit der Grundeinstellung Vorlieb nehmen, was in weitaus weniger abgetrennten Gliedmaßen resultiert. Die Altersfreigabe ab 16 Jahren finde ich dennoch auch aus heutiger Sicht nicht überzogen. Wem der Schwierigkeitsgrad zu hoch sein sollte, der bekommt mittels einer geheimen Tastenkombination im Pause-Bildschirm Zugang zum Cheat-Menü. Das hat aber Einfluss darauf, ob man sich die bei vielen Playstation Spielern beliebten Trophäen erspielen kann, derer es insgesamt 37 Stück zu holen gibt. 30 davon habe ich beim Durchspielen erreicht.
Mit Voranschreiten in der Handlung nimmt ebenso die Gegnervielfalt zu (AT-STs, Rodiander, Weequays, Gran, Scharfschützen, TIE Piloten, Dunkle Jedi uvm.) und wir treffen auch auf den Hauptwidersacher Desann, einen reptilienartigen Chistori, der in Luke Skywalkers Jedi Akademie trainierte und der Dunklen Seite verfiel. Gemeinsam mit dem imperialen Admiral Galak Fyyar plant er - wie könnte es anders sein - die Macht über die Galaxis an sich zu reißen. Besonders dienlich wäre ihm hierbei natürlich das Tal der Jedi, weswegen er sich auf unsere Spielfigur eingeschossen hat, die ja wie eingangs erwähnt die Lage des geheimen Tals nur allzu gut kennt. Und eine gewisse Handlung des Schurken bringt Kyle Katarn schließlich derart auf die Palme, dass er sich deswegen auch wieder der Macht öffnet und den Routine-Auftrag zur persönlichen Vendetta werden lässt.
Da wir nichts von der tollen Geschichte vorweg nehmen möchten, weil das Spiel trotz seines stolzen Alters für viele Leser dennoch neu sein dürfte, wollen wir an dieser Stelle aber nicht tiefer ins Geschehen eintauchen. Lasst uns einfach sagen: ihr werdet nicht enttäuscht werden. Die Figuren sind toll geschrieben und vertont und die Gesamthandlung ist gut ausgearbeitet und fühlt sich nach einem typischen Star Wars Abenteuer an.
Im Gegensatz zum direkten Vorgänger gibt es bei Jedi Knight II: Jedi Academy allerdings nur ein Ende und die Zwischensequenzen sind nicht mit echten Schauspielern gefilmt, sondern in ingame-Grafik und daher auch nicht ganz so zeitlos. Je nachdem auf welchem der 4 Schwierigkeitsgrade ihr euch versucht, wird euch einiges an Spielzeit geboten. Mit manchen der 24 Level seid ihr durchaus auch mal eine Stunde beschäftigt, wenn ihr das Spiel noch nicht auswendig kennt.
Schwerwiegende Bugs, Abstürze oder Ähnliches hatte ich während meinem Durchspielen nicht. Wenn ich nicht weiterkam, dann war das selbstverschuldet. Was mir allerdings sehr negativ auffiel, war dass man für jedes manuelle Speichern einen neuen Speicherstand anlegen muss und der alte nicht überschrieben werden kann. Das häuft sich im Laufe des Spiels dann durchaus an und kann so nicht beabsichtigt sein, denn schnell sammeln sich so riesige Datenmengen von hunderten MB und das Spiel lässt euch ohne Vorwarnung schlicht nicht mehr speichern. Diese Grenze war bei mir ungefähr zur Hälfte der Kampagne erreicht. Man muss dann umständlich aus dem Spiel gehen und verliert den aktuellen Fortschritt, um in den PS4 Einstellungen manuell die einzelnen Savegames löschen, damit man wieder von der Speicherfunktion Gebrauch machen kann. Solche Kleinigkeiten werden aber womöglich noch gepatched und fallen in der Gesamtbetrachtung daher nicht so schwer ins Gewicht. Dennoch hätte das in der Qualitätskontrolle auffallen müssen.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass nach dem bereits für das nächste Frühjahr angekündigte Fortsetzungs-Abenteuer Jedi Academy auch eines Tages der Vorgänger Jedi Knight überarbeitet wird, so dass die heutige Spielergeneration in den Genuss der Vorgeschichte kommt, denn diese ist durchaus relevant für den Genuss von Star Wars Jedi Knight II: Jedi Outcast - und obendrein auch richtig gut.
Für den Preis kann ich persönlich nur eine Kaufempfehlung aussprechen, insbesondere natürlich wenn ihr noch nicht im Besitz der PC Version seid, denn das Spiel ist abgesehen vom fehlenden Multiplayer-Modus natürlich das Gleiche, es ist ein Remaster und kein Remake. Trotz deutlicher Schwächen auf technischer Seite und der Tatsache, dass sich die Handlung natürlich nicht in den aktuellen Kanon einreiht, ist Jedi Knight II: Jedi Outcast nach über 17 Jahren immernoch ein Spiel, das sich kein Star Wars Fan entgehen lassen sollte - sofern er/sie eine gewisse Frustresistenz mitbringt, denn das Spiel ist alles andere als ein Zuckerschlecken.
Falls ihr nun ebenfalls Lust bekommen habt, dem Spiel eine Chance zu geben, könnt ihr hier für preiswerte 9,99 € im Playstation Store zuschlagen und hier findet ihr falls nötig noch PSN Guthaben.
Noch keine PS4? Hier geht es zur regulären Konsole und hier zur Pro Variante.
Das Spiel hat im Playstation Store eine Downloadgröße von ca. 1,9 GB, was übrigens beinahe dem 3-fachen der weiterhin auf den gängigen Portalen erhältlichen PC Version entspricht.
Audio ist auf Englisch, Deutsch und Französisch verfügbar, für die Untertitel kommt darüber hinaus noch Italienisch und Spanisch dazu.
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Schönes Review, das ich so unterschreiben würde. Auch wenn ich nach 17 Jahren seit Erscheinen von JKII für mich feststellen musste, wie verwöhnt man teilweise von den heutigen Spielen und der Spielstruktur ist, so macht es nach ein wenig Ein- bzw. Umgewöhnung – allerspätestens aber ab dem Erhalt des Lichtschwerts – einfach wieder ungemein Spaß. Vor allem in Anbetracht des Preises von 10 EUR macht man nichts falsch.
Ich freue mich schon riesig auf Jedi Academy!
Darth Klon
GeneralSheperd
Leider bin ich ziemlich enttäuscht, da man die Y-Achse nicht invertieren kann. Leider für mich daher, unspielbar.
Warte jetzt auf Antwort von Sony, ob die es zurücknehmen. Ist alles innerhalb der 14 Tage passiert und hab nicht mal 30min gespielt. Da eh alles online auf der PS4 ist, sollte es ja absolut kein Problem darstellen. Aber der Sony Kundendienst ist nicht gut, daher bin ich auf die Antwort gespannt.
LordDDoubleM
LordDDoubleM
Henry Jones Jr
TiiN
Ich spiele das Spiel derzeit auf der Switch und kann mich nur anschließen. Tolles Spiel, aber das Alter merkt man vor allem bei den fehlenden Komfortfunktionen. Am meisten nervt mich das Speichersystem mit den Spielständen...
Trotzdem macht es Spaß und ich bin noch nicht allzu weit. Freue mich auf die folgenden Geheimnisse des Spiels.
Henry Jones Jr
ich habs erst kurz gespielt aber irgendwie komm ich mir beim schießen vor als wäre ich insgeheim ein Sturmtruppler statt Kyle Katarn. Ich treff alles, außer den Feind in meiner Erinnerung war das damals auf dem GameCube nicht so arg oder ich bin inzwischen zu weichgespült von den modernen Shootern auf Konsole mit Aim-Assitenten, diesen hat JK2 nämlich definitiv nicht
Pre Vizsla
TiiN
@ loener
"Der erste, hierzulande immernoch indizierte, Teil (1995) war noch ein reiner Ego-Shooter ohne Machtkräfte und handelte von der Erbeutung der Todessternpläne durch den Söldner Kyle."
Das war lediglich das allererste Level. Danach erhält Kyle von Mon Mothma der Auftrag herauszufinden mit was für einer Waffe das Imperium einen Aussenposten der Rebellen in Rekordzeit eingenommen und total verwüstet hat. In den restlichen Missionen muss Kyle dann Vaders Geheimprojekt (die mechanischen) "Dark Trooper" aufdecken und vernichten.
Ganz am Ende sieht man dann Darth Vader am Fenster seines Sternzerstörers stehen und in die Weiten des Weltraums blicken. Dann sagt er: "Die Macht ist stark in Kyle Katarn!". Danach erhält Kyle noch von Mon Mothma einen Orden und fliegt dann neuen Abenteuern entgegen.
(zuletzt geändert am 13.10.2019 um 11:28 Uhr)
Dark Yoda FDS
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