Jeder der die großartige Filmdokumentation von Die letzten Jedi gesehen hat, weiß wie eng Regisseur Rian Johnson und Produzent Ram Bergman an dem Film zusammen gearbeitet haben. Natürlich ist es keine Verwunderung, dass beide auch wieder zusammen an der neuen Star Wars-Trilogie arbeiten werden. Der 48-jährige israelische Produzent kann schon eine beachtliche Anzahl an Produktionen aufweisen und war auch an der kommenden Neuverfilmung von Papillon (Kinostart 26. Juli) beteiligt. Im Rahmen der Pressetour sprach die israelische Seite From the Grapevine mit Ram Bergman über die Verbundenheit mit Star Wars und über seine größte Herausforderung drei neue Star Wars-Filme zu drehen:
Waren Sie als Kind ein Star Wars-Fan?
Ja! Als ich aufwuchs, gab es einen schwarz/weiß Kanal in Israel. Es gab keine Videotheken, also gab es auch keine Filme. Mein Vater schmuggelte einen Videorekorder rein, damit ich wenigstens die WM-Spiele sehen konnte. Von Zeit zu Zeit kam er an Raubkopien von Filmen ran und einer davon war Die Rückkehr der Jedi. Ich habe es allen meinen Freunden immer und immer wieder vorgeführt.
Wie fühlt es sich an, jetzt Teil des Star Wars-Universums zu sein?
Es ist ein Traum. Ich habe die beste Zeit meines Lebens. Ich arbeite mit den besten Leuten, Rian Johnson und all den Leuten bei Disney und Lucasfilm. Es geht die ganze Zeit nur um die Arbeit.
Wollten Sie schon immer Filmproduzent werden?
Nein. Ich dachte, ich würde ein Fußballspieler werden. Ich hätte nie gedacht, dass ich Filme machen würde. Jemand fragte mich, ob ich einen Filmunterricht nehmen wolle und ich sagte "sicher". Ich nahm ein paar Kurse und ich liebte es. Ich dachte nicht, dass ich ein guter Autor oder Regisseur sein könnte, aber ich dachte, ich könnte ein guter Produzent sein. Also ging ich direkt nach Amerika. Ich kam 1991 nach Los Angeles.
Du arbeitest an drei neuen Star Wars-Filmen. Was können Sie über sie verraten?
Es ist eine völlig neue Trilogie, die der Autor und Regisseur Rian Johnson, mein Partner, kreieren wird. Es sind alles neue Charaktere. Alles ist neu.
Wie sieht der Plan für die Veröffentlichung des ersten Films aus?
Ich kann es dir nicht sagen, weil wir es noch nicht wissen. Vielleicht in zwei Jahren; der Film ist bisher nur in der Anfangsphase.
Siehst du das Franchise auf unbestimmte Zeit?
Ja, auf jeden Fall. Die Kinder können nicht genug von Star Wars bekommen.
Wer ist dein Lieblingscharakter von "Star Wars"?
Luke Skywalker.
Würden Sie die neue Star Wars-Trilogie in Israel drehen?
Wer weiß? Wenn der Ort das bietet, was die Funktion der Location ist. Aber ich wäre der glücklichste Kerl. Ich habe dort vor einigen Jahren Eine Geschichte von Liebe und Finsternis [Anmerk: 2015 mit Natalie Portman] gemacht. Ich würde gerne mit mehr Israelis zusammenarbeiten und in Israel arbeiten. Ich war erst vor zwei Wochen dort. Ich bin in den letzten zwei Monaten zweimal zu Besuch gewesen, bei meiner Mutter, meiner Familie und meinen Freunden.
Sie haben ein Remake des 1973 entstandenen Gefängnisausbruchsfilms Papillon produziert, der im August erscheint [Deutschlandstart: 26. Juli]. Was können Sie uns dazu sagen?
Ich denke, es ist ein wirklich gutes Remake des Originals mit dem ich aufgewachsen bin und immer wieder gesehen habe. Die Schauspieler Charlie Hunnam und Rami Malek haben phänomenale Arbeit geleistet. Ich war leider nicht an den Dreharbeiten beteiligt, weil ich mit Star Wars beschäftigt war. Aber ich denke, sie haben gute Arbeit geleistet.
Sie wurden gerade mit dem Achievement in Film Award vom Israel Film Festival in Los Angeles geehrt, wo Ihnen Mark Hamill den Preis überreichte. Was bedeutet das für Sie?
Es bedeutet mir sehr viel. Es ist erstaunlich wie viel Talent an allen Fronten vorhanden ist, nicht nur in der Unterhaltung. Als Israeli und wir alle sehen, wie gut es den Israelis jetzt in allen möglichen Aspekten geht, ob es nun um Technologie, Medizin oder Wirtschaft geht, haben wir jetzt eine Bühne und diese ist großartig.
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@StarWarsZukunft
Ich blicke sehr gespannt und durchaus optimistisch auf die Zukunft der Saga. Auch mir hat bisher nicht alles in der Disney-Ära gefallen, aber ehrlich gesagt könnte ich an (fast) jedem Star Wars Film etwas zu meckern finden und nur weil mir nicht jedes Detail gefällt, bin ich insgesamt mit der Entwicklung nicht unzufrieden.
Auf die RJ-Trilogie bin ich jetzt sehr gespannt, beinhaltet sie doch die große Chance, dass sich weitere Filme von der OT bzw der Skywalker-Saga emanzipieren und ganz neue Wege gehen können. Ob mir das dann am Ende gefällt oder in meinen Augen "immer noch Star Wars ist", kann ich natürlich noch nicht sagen. Aber eigentlich ist das der einzige Weg, wie ich mir zunküftige Filme vorstellen kann, ohne das diese immer wieder schon mal dagewesenen wiederholen. Und wenn es mir am Ende nicht gefällt? Dann schaue ich halt weiter die alten Filme, lese die alten Legends-Romane und bin trotzdem nicht unglücklicher.
@George W Lucas
Sehr schön zusammengefasst! Würde ich so auch unterschreiben.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 14:21 Uhr)
CmdrAntilles
Ich kann nicht so recht nachvollziehen, dass ihr von einem Film der Star Wars Reihe erwartet, dass er sich politisch positioniert. Muss ein solcher Film eine klare Botschaft haben zu Fragen der Diversität, Gleichberechtigung, Kapitalismus etc.?
Die Filme der alten Trilogie kamen wunderbar ohne aus. Im Gegenteil - es war purer Eskapismus. Man konnte sich in den Kinosessel pflanzen, die realen Ängste und Nöte mal für zwei Stunden vergessen und sich in eine weit entfernte Galaxie voller Abenteuer, Magie und Action träumen.
Das war zu Zeiten als ein depressiver, suizidaler Jedi mit Selbstzweifeln noch undenkbar war und man es noch nicht für nötig fand so viele Frauen wie möglich in den Film zu bringen. Da hat man Gedanken um Tierschutz und Kapitalismus noch den Dokumentationen und der Politik überlassen und hat versucht den Menschen ein schönes Märchen zu bieten, dass Spaß macht und toll unterhalten soll. Mehr war Star Wars nie und mehr sollte es meiner Meinung auch nie werden. Die Geschichten waren nicht gerade komplex, sondern eher einfach gestrickte Abenteuer über den Kampf zwischen Gut und Böse. Hat gereicht und war das Erfolgsmodell der Serie. Insgesamt ist es eher seltsam, dass man versucht das Erfolgsmodell der Marvel Filme auf Star Wars zu übertragen. Ich sehe mehr Gemeinsamkeiten mit den Herr der Ringe Filmen. HDR war auch Eskapismus pur. Botschaften und Handlung war einfach gehalten - trotzdem ist ein zeitloser Klassiker daraus geworden.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 14:30 Uhr)
Neutrum
Star Wars war schon immer eine Reflektionsfläche von politischem und gesellschaftlichem Zeitgeist. Hat sich darauf bezogen und sich daran bedient. Das war in der OT so und auch die ST versteht sich darin ganz gut. Und wenn jemand wissen will, warum das bedeutet, dass wir es mit depressiven Jedi zutun haben, kann sich ja mal mit der Frage beschäftigen, warum immer von überfüllten Kliniken und Wartelisten die Rede ist.
Und die Sache mit DJ und den Waffenhandel lässt sich ja ganz wunderbar auf das beziehen, was gerade in Amerika unter anderem thematisiert ist. Ergänzend dazu kann ich auch den Film Lord Of War empfehlen.
In der OT spielte unter anderem der Vietnamkrieg eine gewichtige Rolle. Der Fokus lag und liegt aber immer auf eine positive Message. Kleiner bedeutet nicht gleich schwächer (Rebellen) oder sich verloren zu haben bedeutet nicht, sich nicht wieder finden zu können. (Luke TLJ)
Aber das gehört eigentlich zu jeder Art dieser Geschichten, die sich als mehr als nur oberflächliches Popkorn-Kino verstehen. Und wenn jemand das anders erlebt, dann nurr, weil er es nicht besser weiß und sich nicht dafür interessiert.
Im Falle von Star Wars scheint dies aber doppelt anstrengend zu sein. Aber das liegt weniger an den Filmen als viel mehr an den Leuten, die aus einer Mücke eben diesen Elefanten machen.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 14:50 Uhr)
OvO
Rieekan78
@GWL: Die lehren aus dem was unter Disney kam, sind ja nicht so einfach zu ziehen.
Die problematischen Fans mit denen sie sich auseinandersetzen müssen teilen sich ja in mehrere, teilweise sehr unterschiedliche Gruppen:
Die die einfch die neuen Filme nicht mögen und sang und klanglos die Filme nicht mehr schauen.
Die sogenannten Hater, deren Kindheit von Disney zerstört wurde. Die teilen sich in die frustrierten weißen männlichen rassisten und die nur Frustrierten.
Die Gralshüter und selbsternannten Quality Manager von Star Wars, die sich an den Ungereimtheiten, Schlampigkeiten, Mut- und Einfallslosigkeiten der neuen Filme abarbeiten.
Die, die Star Wars nicht aus der reinen Fan- sondern Cineasten-Brille betrachten und die Filme versuchen halbwegs objektiv nach allgemeinen cineastischen Gesichtspunkten zu bewerten.
Das sind jetzt die die mir einfallen. Ich kann nicht sagen welche Gruppe die größte oder wichtigste ist. Ich denke, je nach Tagesform bewege ich mich so zwischen letzteren beiden Gruppen hin und her, tendiere vermutlich zur vorletzten.
Lucasfilm sollte jedoch bei seinen SW-Produktionen darauf achten, dass die Geschichten nicht nur in dieser Welt spielen, sondern diese auch bilden und gestalten sollten. Was ich anchmal das Gefühl habe, dass neuerdings gerne außer acht gelassen wurde, dass die alten 6 Filme nicht nur Geschichten aus dieser Welt erzählt haben, sondern dazu damit gleichzeitig diese Welt erschaffen haben.
Manchmal kommt es mir so vor, als wenn jetzt gesagt wird, gut, das Universum wurde von den alten Filmen geschaffen. Jetzt können wir einfach Geschichten daraus erzählen. Aber eigentlich erwarte ich von den Filmen, diese Welt mit allem was dazu gehört auch tragfähig zu entwickeln und zu gestalten, also systemisch weiter zu entwickeln. TLJ war mir zum Beispiel vielfach zu kammerspielhaft.
Snaggletooth
@Neutrum:
Was OvO sagt.
Wenn du die unzähligen ideologischen Vorbilder und Botschaften von Lucas in der OT nicht verstanden hast, dann wirst du wie ich auch damals einfach zu jung oder zu wenig involviert gewesen sein. Letztens wurde ich online massiv angegangen von älteren Semestern von Star Wars Fans weil ich ihnen erklärt habe wo in der OT und PT die ganzen Anspielungen und Schnittpunkte lagen, weil sie so sehr darauf bestanden, dass die OT "unpolitisch" sei.
A) ist es Quatsch zu behaupten Star Wars wäre (abseits von einigen plumpen Legends-EU-Comics und Büchern) jemals unpolitisch gewesen. Lucas ist ein so durch und durch politischer und politisch aktiver Mensch, dass er glaube ich kaum etwas macht ohne den Versuch einer Lektion darin zu verbauen.
B) "Muss ein solcher Film eine klare Botschaft haben zu Fragen der Diversität, Gleichberechtigung, Kapitalismus etc.?"
Nein, muss er nicht. Hat ein Film eine klare Botschaft oder ein klares Motif, dann ist es aber IMMER ein klar besserer Film als ohne.
Und nichts steht in der ST mehr in der Tradition von Lucas und Lucasfilm als die klare Botschaft und klare Linie die sie in den Werken fahren.
C) Der depressive Jedi ist weniger eine klare Botschaft als viel mehr eine starke, spannende und neue Geschichte/Problematik die sich der Film vorgenommen hat. Verstehe nicht warum ich keinen Eskapismus haben kann, wenn der Held sich mit dem Scheitern auseinander setzen muss? Es ist immer noch ein Märchen nur diesmal über einen gescheiterten Helden der am Ende zu seiner alten Größe zurück findet.
Der Eskapismus in TFA, TLJ, Solo und R1 funktioniert für mich sehr gut (noch am wenigsten für mich bei R1 wegen zu plumpen Fanservice-Einwürfen). Auch hier ist die Frage ob nicht einfach der Konsument selbst eher das Problem hat wenn er sich nicht mehr auf den Eskapismus einlassen kann sobald Film, Figuren oder Botschaft des Films nicht tut was man selbst gern hätte oder sich mit der eigenen Ansicht deckt.
Bei R1 trifft das bei mir sehr zu. Die Momente die mich aus dem Eskapismus holen sind meiner eigenen Faneinstellung und meinem persönlichen Geschmack geschuldet.
Ansonsten fliege ich aus dem Eskapismus nur raus wenn ich daran denke wie viel Hass und einfach blanken Unsinn ich jeden Tag dazu lesen muss. Das bei den neuen Filme auszublenden ist für mich die größte Hürde und Problematik derzeit.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 15:09 Uhr)
McSpain
Für mich funktioniert übrigens Eskapismus (was für ein Wort) immer dann am besten, wenn der Film mich auch intellektuell fordert, da er mich ansonsten schnell langweilt. Das klappt für mich am besten, wenn er Bezüge zur realen Welt hat (egal wie versteckt die auch sein mögen) und Dinge die mich im realen Leben bewegen anspricht und verarbeitet. Von daher muss das kein Widerspruch sein. Ansonsten was @McSpain und @OvO sagen.
CmdrAntilles
Zum Verständnis Star Wars und unpolitisch lohnen sich die drei Minuten Interview hier ganz gut.
https://www.youtube.com/watch?v=Nxl3IoHKQ8c
Snaggletooth
@Valern,
sehe das ganz ähnlich wie du, mir ist unbegreiflich warum Johnson nach seiner äußerst strittigen Arbeit an TLJ eine ganze Trilogie gegeben wird, aber nicht Edwards nach seinem hervorragenden Rogue One.
"Mal ganz im ernst, JEDER hätte mit EP8 so viel einspielen können!
Nach EP7 wollten alle wissen wie es weitergeht, alle wollten Luke sehen, alle wussten dass EP8 jetzt höchstwahrscheinlich kein Rip Off/Soft Reboot mehr wird wie EP7 sondern was neues erzählt... Also erzählt mir nicht dass EP8 deshalb über 1Mrd eingespielt hat weil er so toll und beliebt war! Episode 1 hat auch ein unfassbar hohes einspielergebnis erzeugt, und das NICHT weil er so klasse war. *Schnute verzieh*
Gerade jetzt, wo Lucasfilm wissen sollte wie die Fans über TLJ denken und wie sich das in einem Boykott des Solo-Films rächt denke ich dass sie es sich zweimal überlegen sollten dem verantwortlichen eine neue ganze TRILOGIE zuzusprechen! Warum gerade er, und warum eine Trilogie?
Warum kriegt er nicht erstmal ein Spin-Off?
Warum muss man gleich so hocheskalieren und ihm eine ganze TRILOGIE verpassen?
Warum Kriegt nicht z.b. Howard oder Edwards eine neue Trilogie oder auch nur einen weiteren Spin Off?
Ich verstehe die Firmenpolitik einfach nicht "
Grundsätzlich wurde die Entscheidung viel zu früh getroffen, man hätte erst abwarten müssen wie TLJ beim Publikum und den Fans ankommt.
Ich glaube auch nicht dran, das Johnson noch seine Trilogie bekommt, vertraglich wird er vermutlich nur eine Option darauf haben. Wir haben ja gesehen wie schnell und einfach Lucasfilm sich Regisseuren ud Autoren entledigen kann.
Johnson bekam vermutlich nur dieses Angebot weil er für Kennedy der pflegeleichteste Regisseur war, er hat den Film noch vor der Deadline abgeliefert ohne Probleme in der Produktion. Da ihm der Einfluss von Abrahams fehlt gab es auch keine großen Diskussionen mit Kennedy.
ShadowEmpire89
@GWL:
Na, wenn das mal kein wunderschöner Wunschbrief ans Christkind ist...
Als Petition würde ich mir wünschen, dass es mehrere dieser Art geben würde. Aber ich schätze mal, dass man damit wohl offene Türen einrennen würde, da ich mal davon ausgehe, dass die Skywalker-Saga mit Episode IX beendet werden wird und sich auch die Spin-Offs aus der Lucas-Timeline alsbald ihrem Ende entgegenneigen. Ab dem Zeitpunkt, wo man völlig neues Terrain betritt und es keine Vergleichsmöglichkeiten mit der vermeintlich "guten alten Zeit" mehr gibt, dürfte sich auch die Sehnsucht nach den Mythen der Vergangenheit legen. Bei der James Bond-Reihe, die mittlerweile seit mehr als 50 Jahren läuft, fragt ja auch kein Mensch mehr nach einem Jean Connery.
DerAlteBen
@ Neutrum:
Zitat: "Den großen Schwachpunkt den ich bei Johnsen Vorhaben sehe ist:
Star Wars IST C-3PO und R2-D2, Star Wars IST der Millennium Falcon, Star Wars IST Lichtschwerter, die Skywalkers, Jedi, Stormtrooper etc.
Das ist der Kern der Marke, die Erkennungssymbole sozusagen. Eine Filmtrilogie die das alles nicht bieten wird, oder kaum etwas von dieser Liste, die halte ich zur Zeit für viel zu gewagt. So einen Weg würde nur ein Bruchteil der Star Wars Fans weltweit mitgehen. Disney will aber das Massenpublikum haben. Und das Massenpublikum will die Dinge aus der Aufzählung. Deswegen sehe ich es kommen dass der Stecker gezogen wird."
Volle Zustimmung. Nur das kapieren das aktuelle Management bei Disney überhaupt nicht.
Star Wars hat sich primär durch die OT und später noch etwas durch die PT definiert. Die Leute erwarten sich bei Star Wars die Skywalker-Familie, Jedi vs Siths, Lichtschwerter, Stormtrooper, eine Rebellion, ...
Und da muss man nicht mal auf die Rian-Johnson-Trilogie verweisen: Solo hat das alles auch NICHT geboten. Und floppt Solo. Zufall?
Ich kann nur für mich sprechen: Für mich haben sich die beiden Solo-Trailer nicht nach Star Wars angefühlt. Die Trailer hätten auch genauso einen Marvel-Helden sein können mit dem Namen "Space Ranger"
Und das gleiche Problem werden wir auch beim Boba Fett Film bekommen. Keine Jedi, kein Siths, keine Macht, keine Skywalker, ... Ist das dann überhaupt noch Star Wars?
Wenn ein Film über Han Solo (die Figur kennt wirklich bald jeder jüngere Mensch) kaum interessiert, wer interessiert sich dann für einen Film über Boba Fett?
Hier sprechen immer viele User, dass sich Star Wars NEU erfinden muss? Warum eigentlich? War das "alte Star Wars" so schlecht? Braucht man jährliche SpinOff-Episoden über irgendwelche Nebenfiguren?
Würde es nicht reichen, wenn Disney alle 10 Jahre eine Skywalker-Trilogie produzieren würde? War denn Star Wars früher nicht etwas besonders, weil es nur eine überschaubare Anzahl an Filmen gab? Und weil sich die Filme vom Inhalt treu geblieben sind?
Disney verwässert aktuell stark die Marke Star Wars um mehr Filme produzieren zu können. Nur schmeckt dann den Leuten das Light-Produkt noch? Da sollten nach dem Solo-Debakel schon mal diese Frage stellen!
Pepe Nietnagel
Beim Solo-Debakel waren doch aber genau die Kernpunkte wie Falke, Stormtrooper, Han, Lando und Chewie vertreten. Also die oben erwähnten Kernpunkte auf die man sich beziehen wollen. Das ist doch dann der Beweiß das diese Dinge und die alten Fans, die sich auf OT und Der Kristallstern festgesetzt haben, und deren Meinung absolut irrelavant sind. Die Argumente lassen sich also ganz easy in jede beliebige Richtung drehen und der eigenen Meinung anpassen.
Und dann finde ich es auch immer wieder interessant wie regelmäßig gefordert wird Edwards mehr Filme zugeben. Rogue One hat mir schon sehr sehr viel Spaß gemacht. Aber der Film ist doch weit mangelhafter als er TLJ. Allein die Charaktere. Ein scheinbarer Großteil des Publikums hat doch kritisiert wie schlecht und belanglos diese Ausgearbeitet waren. Dann der oft kritisierte Fanservice der mit der Keule in den Hoden schlägt. Allenvoran Vader. Naja und dann kommt noch dazu das es Edwards nicht geschafft hat einen richtigen Film zu machen. Ich verweise mal auf diesen Artikel: https://www.starwars-union.de/nachrichten/19251/Tony-Gilroy-aeussert-sich-erstmals-zu-den-Nachdrehs-fuer-Rogue-One/k/30/
detoo
@Pepe:
"Hier sprechen immer viele User, dass sich Star Wars NEU erfinden muss? Warum eigentlich?"
Was sich nicht verändert und sich anpasst stirbt.
Ansonsten: Klar hätte man es dabei belassen können alle 10 Jahre 3 Filme zu machen. Dann hätte man aber jetzt mit TFA und TLJ noch ein paar Jahre mit Episode 9 zu leben und danach 10 Jahre nix mehr.
Verstehe nicht wo dieses Szenario besser für irgendwen wäre.
Man probiert sich aus und was nichts bringt wird abgeschafft. Das ist auch Wachsen, Evolution und Entwicklung. Dazu gehört es auch mal etwas zu versuchen was scheitert (Solo). Sollte die RJ-Trilogie scheitern, dann wird man es mit was anderem Versuchen. Streaming-Filme, Realserie.
Ich finde aktuell wird die Marke nicht verwässert (das haben schon hunderte Comics und Romane immer getan und es hat die Fans begeistert) sondern es wird mir ihr ausprobiert. Die Grenzen werden gefunden und dann wird weiter ausprobiert.
McSpain
"Star Wars IST C-3PO und R2-D2, Star Wars IST der Millennium Falcon, Star Wars IST Lichtschwerter, die Skywalkers, Jedi, Stormtrooper etc."
Das ist aus meiner Sicht genau der Fehlschluss den Lukas Film unter Kennedy aufgesessen ist.
JJ Abrams hätte zu der Liste noch ergänzt "Star Wars ist Todesstern, Star Wars ist Cantina".
Das halte ich für Unsinn.
Ich würde sagen
- Star Wars ist "die Macht" in irgendeiner Form, meinetwegen inklusive Lichtschwerter, aber nicht zwingend
- Star Wars ist Familie (wobei die Vererbbarkeit von Machtaffinität eine etwa genauso große Rolle spielt wie bei Harry Potter, nicht mehr, aber auch nicht weniger)
- Star Wars ist Gesellschaft (das Miteinander verschiedener Völker und Spezies spielt in seiner Selbstverständnlichkeit aber auch in seiner Problematik eine Rolle)
- Star Wars ist Politik (Politische Systeme, Machtkämpfe und die Entwicklung sind wichtig)
- Star Wars ist Freundschaft (Hilfe und Beistand aber auch Verrat und Verantwortung sind hier Themen)
- und natürlich ist SW Raumschiffe, Planeten, Kämpfe und eine weit weit entfernte Galaxis.
Für mich sollte ein SW-Film all dies beinhalten und bedienen auf halbwegs konsistente, intelligente und unterhaltsame Weise.
Da brauche ich reinen R2, keinen Falken und auch keine Jedi.
Snaggletooth
@Snaggletooth:
Danke für das Lucas-Interview, aus dem wirklich klar und unmissverständlich hervorgeht, das SW keineswegs unpolitisch und rein eskapistisch sei wie manche glauben. Es ist sogar dermaßen politisch, dass Lucas bei der Frage etwas in Verlegenheit gerät, ob die asymmetrische Kriegsführung und der anti-imperialistische Befreiungskampf der 70er/80er Jahre (Vietcong, Mudschaheddin) heute immer noch so positiv zu bewerten seien wie damals.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 16:20 Uhr)
DerAlteBen
OvO
@ McSpain:
Zitat: "Was sich nicht verändert und sich anpasst stirbt.
Ansonsten: Klar hätte man es dabei belassen können alle 10 Jahre 3 Filme zu machen. Dann hätte man aber jetzt mit TFA und TLJ noch ein paar Jahre mit Episode 9 zu leben und danach 10 Jahre nix mehr.
Verstehe nicht wo dieses Szenario besser für irgendwen wäre."
Also eine Marke bedeutet grundsätzlich, dass der Kund sich darauf verlassen kann, dass jeder Marken-Artikel die gleich-gute Qualität besitzt. Das ist der Sinn einer Marke. Ich binde meine Kunde damit an mein Unternehmen und verhindere damit, dass die Produkte der Konkurrenz benutzen
Was keinen Sinn macht ist, eine sehr etablierte und erfolgreiche Marke zu verändern. Den Fehler hat auch ein George Lucas mit Episode I teilweise gemacht. Und nun eben Kennedy mit Episode VIII.
Coca Cola wird freiwillig nie seine Rezeptur ändern. Eher kommen zusätzliche Cola-Varianten wie Light oder Zero dazu. Aber ich verändere nicht mein Hauptprodukt. Vor allem, wenn ich keinen finanzielle Gründe dazu habe.
Wenn Lucasfilm experimentieren will, dann bitte mit einer "neuen Marke". Warum nicht neben "Star Wars" als klassische Marke die Marke "Star Heros" gründen? Dann kann Rian Johnson sich komplett austoben und wenn die Leute die Film-Reihe "Star Heros" doofen finden, ist wenigstens die alte Star Wars Marke nicht beschädigt.
So läuft Marken-Politik. Ich muss damit meine Kunden an mich binden. Eine Marke beruht auf Vertrauen. Wenn ich die Marke wesentlich ändere, verliert eventuell ein Teil meiner Kundschaft das Vertrauen in die Marke und guckt dann lieber Deadpool 2 statt "Solo".
Disney hätte wunderbar alle 10 Jahre eine "klassiche Star Wars Trilogie" produzieren können und nebenbei andere Marken etablieren können. Im "best case" hätten man mehrere erfolgreiche Marken gehabt, im "worst case" wäre die bisherige Star Wars Marke nicht beschädigt gewesen.
Pepe Nietnagel
Meiner Meinung nach war die Botschaft von Star Wars universeller. Wenn ich im Kino erzählt bekomme, dass die Macht ein allumfassendes Energiefeld ist, was alles durchdringt, dann sagt mir das bereits dass ich jedes Leben im Universum mit Respekt behandeln sollte. Und dass wir alle Teil eines Großen und Ganzen sind. Dies beihaltet bereits, dass ich keine Tiere quälen sollte, keine Frauen als minderwertig betrachten sollte und dass Geld/Kapitel niemals den Wert eines Lebens übertreffen kann. Diese universelle Botschaft war für mich die beste in der ganzen alten Trilogie und sie regt zum nachdenken an.
Wenn mir eine Asiatin im vorletzten Film allerdings mit dem Holzhammer einprügeln möchte, dass ich Tiere schützen sollte und es ungerecht ist, dass die Macht im Universum vom Kapital ausgeht, dann muss ich im Kino mit den Augen rollen. Es ist mit dem Holzhammer gemacht und es ist plump. Gutes Geschichten erzählen beinhaltet "show! don't tell". Lass mich eine Handlung verfolgen und meine Schlüsse daraus ziehen, aber prügel mir nicht mit dem Hammer ein wie ich über die aktuelle politische Lage denken soll. Das ist plumpe und schlechte Schreibe.
Klar war auch die alte Trilogie ein Kind ihrer Zeit und du findest von den Nazis bis zum Vietnamkrieg alles verwurstet. Allerdings war das märchenhafter verwurstet und weit weniger plump als das bei Johnsen der Fall war. Und spätestens wenn mir DJ im Film erzählt dass First Order und Resistance ihre Waffensysteme bei den gleichen Herstellern beziehen und der Krieg im Grund nur ein Geschäft ist, dann ist der Kampf zwischen dem Licht und der Finsternis zu einem einzigen Grau geworden. Was dabei auf der Strecke bleibt ist das Märchen, dass groß und klein begeistert hat und mit seinen einfachen Geschichten über Gut und Böse aber immer etwas mit auf den Weg zu geben hatte.
Um mal wieder zum Thema zurück zu kommen. Meiner Meinung nach ist eine Johnsen Trilogie einem Massenpublikum nicht zu verkaufen, da er den Geist dieses Märchens leider nicht verstanden hat. Und ohne die Symbole der genannten Liste geht dieser Kern der Saga auch verloren. Insgesamt halte ich ihn nicht mal für einen guten Drehbuchautor und komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus, wenn er hier immer wieder als innovativ und mutig bezeichnet wird. Der Mann soll gerne seine Autorenfilme machen und anspruchsvolles Kino, nur einen Star Wars Film von ihm möchte ich mir nie wieder antun.
Neutrum
Snaggletooth
@ Politisches SW:
Ich habe mit Hinblick auf die Frage, inwieweit SW eine politische Erzählung sei, schon öfter mit mir selbst gerungen. Deshalb einmal dieser Versuch, das auch für mich selbst herauszufinden.
SW ist ein Patchwork aus Philosophien, Allegorien und Genre. Lucas war von Anfang an ein Eklektiker, der von allem ein bisschen nahm, um es in SW einzubauen, aber in den Filmen nichts davon durchdrang. Lucas bearbeitete seinen Stoff nicht intellektuell, sondern intuitiv. Das ist seinen SW-Filmen auch anzusehen: am authentischsten, wirkungsvollsten und eigenständigsten sind sie dort, wo Lucas Sinn für Design, Bewegung und Bild sich voll entfalten kann. Angestrengt, konstruiert, lückenhaft, ambitioniert aber unfokussiert ist es dort, wo er die Nähe zum Zeitgeschehen bewusst will und SW in ein kaum verstecktes politisches Lehrstück verwandelt. Wenn es dann auch noch an Korrekturlesern mangelt, die sich mit dem Schreiben von Drehbüchern auskennen, wird diese Diskrepanz erst recht deutlich.
SW geht immer so weit, um den Anschein von Tiefe und Intelligenz aufzubauen und zu wahren, aber nie weit genug, um als Abhandlung zu einem bestimmten Thema zu gelten. Das reicht, um es über bloßes Entertainment zu heben, aber ist eben auch nicht genug, um es zu wesentlich mehr zu machen. Und das will ich nicht als Kritik verstanden wissen; es funktioniert ja bestens, und war auch von Anfang an so konzipiert. Wenn man SW, in Lucas Sinne, als Kinderpädagogik mit Schwerpunkt Wertevermittlung versteht, muss man ihm schon attestieren, dass es auch den genau richtigen didaktischen Ansatz gewählt hat: über die spaßige, eskapistische Abenteuerunterhaltung wird zu tieferem Gedankengut angeregt. Einem jungen Publikum, das noch nicht reflektiert, analysiert, vergleicht, kommt die Universalität von Lucas Ansatz sehr entgegen.
Besagte Universalität macht aber auch Aussagen über spezifische Intentionen von SW schwierig. Die Schlacht von Endor ist keine Metapher auf Vietnam, sondern eine Variation des David-gegen-Goliath-Prinzips; und jede Vietnam-Parallele wird von Zuschauern und Kritikern hineingetragen, die selbst wiederum den Vietnamkrieg als realweltliche Entsprechung desselben Prinzips verstehen. Ob Lucas einen Vietnam-Kommentar in SW einbauen wollte oder nicht, ist dabei völlig unerheblich, denn relevant für die Beantwortung dieser Frage ist nur der Film, und ob sich das, was sich in ihm abspielt, als klarer Vietnam-Kommentar auslegen lässt. Diese Lesart ist vom zeitlichen Kontext abhängig, der Film selbst aber überdauert ihn durch seine Universalität. Das ist auch anderswo in SW festzustellen: das Imperium vereint Züge von deutschem Kaiserreich, Nazi-Deutschland, dem japanischen Kaiserreich, Großbritannien, aber auch den USA in sich. Der Kampf der Rebellen traf in den USA auf so viel Resonanz, weil er an den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die britischen Kolonialherren erinnerte, und dies ein Narrativ ist, das dort sofort zündet. Er ermahnte aber auch daran, dass Amerika selbst zum Imperium geworden ist. All das steckt in SW; auf nichts Spezifisches davon lässt es sich festnageln. Konzeptionell und in der Ausführung ist SW ein Gefäß oder ein Rahmen. Deshalb ist es ja so populär. Es ist gar nicht so politisch im Ansatz, in der Intention und der eigenen Geste. Selbst die Werte, die es vermittelt, lassen sich keinem politischen Programm, keiner Partei, zuordnen, sondern sie sind vielmehr eine Frage von menschlichem Charakter und Moral. Dass SW politisch gedeutet wird, ist kein Indiz für ein inhärent politisches SW, sondern für seine Popularität. Es ist ein Stoff mit Relevanz für eine breite Masse, es ist allgemeines Kulturgut. Es zieht Menschen aller Couleur an und damit ihre verschiedenen Auslegungen. Weil es so präsent ist wie Politik, wird es mit Politik assoziiert und auch in diesem Rahmen besprochen. Es wird als Spiel- und Testfeld für politische Auseinandersetzungen genutzt, weil die Demokratie die Masse braucht und die Masse nun mal regelmäßig beim SW-Gucken anzutreffen ist.
Man sieht häufig, wie irritiert einige (ich selbst auch) reagieren, sobald es in SW in politischer Hinsicht konkreter, weniger universell, wird. Sei es bei den unmissverständlich an Kämpfern im Nahen Osten angelehnten Rebellen auf Jedda, Anakins Bush-esques „If you´re not with me…“, oder die nicht gerade subtile Kritik am Waffenhandel in TLJ. Es wirkt dann immer so, als würden sich die Autoren auf Kosten eines universell ausgelegten, unschuldigen Fantasymärchens als politische Kommentaroren profilieren wollen und sich damit am Stoff versündigen. So weit würde ich schon allein deshalb nicht gehen, weil Märchen nicht per se unpolitisch sind, und weil ich im Zweifel den Einzelfall betrachten würde. Auch ist einer Filmreihe, die sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt hat, durchaus zuzugestehen, Akzentveränderungen vorzunehmen.
Mein eigentlicher Punkt ist aber der: Zunächst mal sind Bush-Kritik in RotS oder Kritik an Waffenhandel und Tierschutzbotschaft in TLJ politische Kommentare, die recht plump und ungeschickt eingefügt daher kommen. Es hapert aber an der Ausführung, nicht der eigentlichen Botschaft. Ich ziehe es vor, einer Geschichte ungestört zu folgen, und mir dann in der Nachbetrachtung zu denken: hey, das kann man als politischen Kommentar verstehen. Weniger schön finde ich es, wenn mir die Gebrauchsanweisung zur Interpretation im Film gleich mitgeliefert wird, denn dann fühle ich mich bevormundet und belästigt, anstatt zum Denken angeregt. In den genannten Fällen haben weder Lucas noch Johnson dafür gesorgt, ein organisches Ganzes zu schreiben, und stattdessen einer gerade in RotS episch-opernhaft, universell angelegten Erzählung den politischen Kommentar aufgesetzt.
Ich würde den Ärger und die Irritation, die viele mit der ST haben, auch auf ihren politischen Gestus zurückführen. Politische Kommentare und über sich selbst reflektierende Erzählungen mögen die Immersion in eine fantastische, zeitlose Saga stören. In der ST kommt noch hinzu, dass die reflektiven Passagen den politischen-gesellschaftlichen Kommentar in sich tragen oder zu so einer Auslegung anregen, wie ich z.B. im Beitrag von OvO lese („depressive Jedi“). Der Feuilleton und seine Geistesgenossen nehmen diesen Aspekt der ST dankend an und sehen darin eine Reifung von SW vom naiven Märchen zur tief-intellektuellen Abhandlung über sich selbst. Ich denke jedoch, dass man mit so einem Lob die ST verkennt, und mit der dann doch übertriebenen Betonung der intellektuellen Nachdenklichkeit, des bewussten gesellschaftlichen Kommentars, sogar den Kritikern in die Hände spielt, die gerade diese Abkehr vom Lucas-SW nicht hinnehmen möchten, bzw. dergleichen in TLJ gar nicht erkennen (und in ihm nur einen stumpfen Blockbuster mit Marvel-Humor sehen). Deshalb würde ich auch davon abrücken, TLJ und die ST mit dieser Argumentation zu verteidigen. Die ST ist nur scheinbar politisch, sie kommentiert unsere Zeit nur scheinbar. Abgesehen von den plumpen Ausflügen ist sie im besten SW-Sinne universell. Deshalb ist es auch unfair, ihre Themen und Figuren als Zeitgeistprodukte abzutun, als Audruck von Modeerscheinungen oder Anbiederung bei Millennials (selbst wenn die Filme hier Anklang finden). Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihren Heldenfiguren, ihre Ablehnung und Akzeptanz, die Findung des eigenen Selbst in diesem Rahmen, sind zutiefst menschliche und zeitlose Themen. Wer Parallelen zu konkreten Vorgängen der Gegenwart findet, bestätigt eher die Wirkung der Geschichte in ihrer Zeitlosigkeit, als dass er eine Anbiederung beim Zeitgeist belegt hätte.
Auch in Rey und Kylo folgt die ST der Generationenerzählung, die SW darstellt. In jeder Trilogie, wie auch zwischen ihnen, scheint die Auseinandersetzung der Generationen miteinander und untereinander durch. Ich der PT versündigen sich die Alten an den Jungen, sie lassen sie gnadenlos auflaufen, enttäuschen und überfordern und missverstehen sie und nutzen sie für die eigenen Interessen aus. Palpatine missbraucht die rechtschaffene, aber unerfahrene Ambition Padmés für seine eigene Karriere; der Jedi-Orden erweist sich als Haufen angestaubter Altherren, die das rohe Talent in längt ausgediente Formen pressen. Nicht zuletzt rauben skrupellose und korrupte Kreise, repräsentiert durch die grauen Eminenzen Palpatine und Dooku, der Galaxis ihre Republik – in den Filmen leidenschaftlich repräsentiert durch Padmé. Schon hier geht es um Loyalitäten gegenüber der alten Generation, wie sich im Konflikt zwischen ihr und Anakin zeigt. Etwas, das später, in der ST, wieder eine Rolle spielt. Die OT behandelt anschließend den Aufstand der Jungen gegen die Alten; der Rebellen (repräsentiert durch Leia, Luke und Han) gegen das Imperium (Tarkin, Vader, Palpatine). Ein Zug 68er-Revolution - wenn man so will (!). Die Jungen holen sich ihre Welt zurück. Die ST handelt von der Frage, wie sich die junge Generation zur alten positioniert; was sie von ihr übernimmt und was sie ablehnt, was sie bekämpft und was sie für ihren eigenen Weg bewahrt. Eine Generationenerzählung.
Ich vermute, dass die Verbitterung und Ablehnung, die viele angesichts von Lukes Schicksal verspüren, tief im Innern auch damit zusammen hängen, dass Luke für sie die Bezugsperson ist, wenn sie an SW denken. Die ST handelt aber von der nächsten Generation und nutz Luke dabei nur als „Umweg“, denn sie erzählt die Geschichte der Neuen über ihre Beziehungen zu den Alten. Weil hier die Frage zentral ist, was sie mitnehmen und was sie zurücklassen, erfüllt Lukes Scheitern eine wesentliche dramaturgische Funktion. Trotz der Kritik will ich festhalten: Luke DURFTE scheitern, auch aus eigenen Fehlern heraus. Das ist keine Versündigung an der Figur und kein Widerspruch zur OT; nicht in der Generationenerzählung, die die ST gewählt hat. So, wie Han Schmuggler, General, Kriegsheld war (siehe entsprechende Szene in TFA) und die Jungen aushandeln müssen, was sie in ihm sehen, ist auch Luke der Erlöser seines Vaters UND ein in Kämpfe mit sich selbst und seinen verschiedenen Seiten (hell und dunkel, Anakin und er selbst) verwickelter Zweifler. Seine Heldentaten in der OT werden nicht revidiert, er muss nur (durch Rey) an den Status erinnert werden, den er durch sie für die Galaxis erlangt hat, und den er am Ende auch wieder annimmt.
Das sind zeitlose Themen, die als Kommentar auf Politik und Gesellschaft der Gegenwart gelesen werden können, aber nicht darauf reduziert werden sollten.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 17:41 Uhr)
George W Lucas
@Pepe
Wenn du jetzt noch verstehst warum ein Film oder ein Franchise nicht mit einem Lebensmittel vergleichbar ist sind wir fast angekommen.
Um in deiner Analogie zu bleiben: Cola ist deine BluRay der OT. Cola Zero, Cola Vanille und Cola Rhabarber sind die neuen Filme.
Egal was man von der PT halten mag aber Lucas wusste das man neue Fans generieren muss und das macht man nicht mit ewig dem gleichen.
McSpain
@ McSpain:
Zitat: "Wenn du jetzt noch verstehst warum ein Film oder ein Franchise nicht mit einem Lebensmittel vergleichbar ist sind wir fast angekommen.
Um in deiner Analogie zu bleiben: Cola ist deine BluRay der OT. Cola Zero, Cola Vanille und Cola Rhabarber sind die neuen Filme.
Egal was man von der PT halten mag aber Lucas wusste das man neue Fans generieren muss und das macht man nicht mit ewig dem gleichen."
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Ich vergleiche keine Produkte, sondern Marken. Und Marken funktionieren immer gleich um den Kunden zu binden. Ob Lebensmittel, Autos oder Film-Serien.
Jetzt kommt der Witz: Du musst an Star Wars nichts verändern um neue Leute anzusprechen. Das machen die alten Produkte von ganz alleine.
Episode I war kein guter Film. Sage ich auch als Prequel-Fan. Der Film hat damals 900 Millionen eingespielt, weil die Star Wars Marke durch die alten Filme beworben wurde. Selbst der erste Teaser hat den Film 1998 nicht beworben. Die Leute sind damals in "rendezvous mit joe black" gegangen und haben Eintritt bezahlt um den Star Wars I Teaser zu sehen. So stark war die Bindung durch die alten Filme.
Jetzt der springende Punkt: Wenn du etablierte Produkte änderst, ist die Chance viel höher, die bisherigen Kunden zu verärgern als neue Kunden zu gewinnen.
Und das hat doch auch Disney erkannt. So doof sind die nicht. Es sollte "klassische Star Wars Episoden" und neue "Star Wars Storys" geben. Zwei Marken. Eine konservative Marke gestartet mit Episode VII und eine "neue Marke" mit Rogue One.
Und dann lies man Rian Johnson in Episode VIII experimentieren. Hätte man Rian Johnson mit einem Star Wars Story Einzelfilm experimentieren lassen, hätten wir heute den ganzen Ärger nicht.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 18:12 Uhr)
Pepe Nietnagel
@Pepe
Wie gesagt. Die OT ist die Cola und die einzige Änderung am Rezept bisher bei Star Wars war die Special Edition und BD Release-Änderungen. Und die haben auf den Deckel bekommen.
Filme können nicht immer und immer wieder das gleiche machen. Schau dir Marvel an und wie viele Stilbrüche und Experimente sie wagen und wie erfolgreich sie 3 Filme pro Jahr etablieren plus unzählige Serien.
McSpain
Neutrum
@Pepe:
Dem stimme ich ausnahmsweise mal wieder zu. Ich sehe das Problem aber weniger in Johnson sondern mehr im Rückzug von Abrams und einem damit einhergehenden Verlust einer in TFA angelegten Identität oder filmischen Handschrift, welcher sich natürlicherweise auf manigfaltige Weise auswirkt.
Sowie Star Wars ohne Lucas eben auch kein lucasches Star Warsr in jeglicher Hinsicht mehr sein kann und sowie viele Remakes bereits an ihren Originalen scheitern.
Und jeder andere Autor und Regisseur hätte bei absoluten Freiheiten wahrscheinlich genauso seine eigene Geschichte erzählen wollen wie Johnson es tat.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 18:24 Uhr)
OvO
@GWL:
"Ob Lucas einen Vietnam-Kommentar in SW einbauen wollte oder nicht, ist dabei völlig unerheblich, denn relevant für die Beantwortung dieser Frage ist nur der Film, und ob sich das, was sich in ihm abspielt, als klarer Vietnam-Kommentar auslegen lässt."
Das würde ich nicht ganz so sehen und ich kann dir auch gerne erklären warum: Prinzipiell ist es richtig, das ein Zuschauer oder ein geschulter Filmkritiker nur das zu beurteilen vermag, was tatsächlich auf der Leinwand zu sehen ist. In der Tat lässt die Schlacht von Endor keine Lesart zu, die auf My Lai, die Napalm-Operation "Rolling Thunder" oder auf die Tet-Offensive schließen ließe, was entsprechende Wesensmerkmale des Vietnamkriegs wären. Allerdings darf man dabei nicht außer Acht lassen, dass jeder Autor auch vom Zeitgeist seiner Generation geprägt ist, und somit seine persönliche Sozialisation und Intention (entweder offensichtlich oder codiert) in seinem Werk als "Spur" hinterlässt. Lucas war nicht nur Zeitzeuge des außenpolitischen Vietnamkriegs, sondern auch Zeitzeuge der schwersten innenpolitischen Krise der Demokratie, welche die USA jemals erfahren hatte: Das Attentat auf JFK und auf seinen Bruder Bob Kennedy sowie der Mord an Martin Luther King erschütterte nicht nur das Vertrauen der US-amerikanischen Bevölkerung in ihre eigene Regierung, sondern nährte auch die Zweifel und Sorge um die Zukunft und Stabilität der Demokratie in den USA, zumal die friedlichen Proteste und Bürgerrechtsbewegungen von der US-Regierung gnadenlos niedergeknüppelt wurden. All diese Ereignisse spielten sich in einer Phase ab (1963 - 1973), die Lucas selbst als junger Student und Filmemacher miterlebte und die ihn intellektuell entsprechend prägte. Der damalige Zeitgeist des anti-imperialistischen Befreiungskampfs, verbunden mit der Sorge um den Niedergang der Demokratie im eigenen Lande zieht sich bei Lucas wie ein roter Leitfaden von der OT bis hin zur PT. Wenn beispielsweise Königin Jamilla in AOTC davor warnt, dass wir die Demokratie verlieren werden, wenn wir nicht mehr an sie glauben, so ist gilt dies genauso heute wie damals. So betrachtet ist die Schlacht um Endor weniger als ein historisch-authentisches Zitat des Autors zu verstehen, sondern vielmehr als eine Variable, an deren Stelle sich viele anti-imperialistische Befreiungskämpfe bzw. Bürgerrechtsbewegungen einsetzen lassen, die damals wie auch heute noch auf der ganzen Welt stattfinden.
Wenn es eine zentrale politisch-kulturell-historische Botschaft in der SW-Saga gibt, dann ist es wohl die, dass Imperien irgendwann einmal am Widerstand ihrer eigenen Bevölkerung zugrunde gehen und dass die darauffolgende Demokratie einer stetigen Bedrohung ausgesetzt ist. Genau das macht auch die politische, historische und kulturelle Zeitlosigkeit und Universalität der SW-Saga aus.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 20:33 Uhr)
DerAlteBen
@ DerAlteBen:
- "So betrachtet ist die Schlacht um Endor weniger als ein historisch-authentisches Zitat des Autors zu verstehen, sondern vielmehr als eine Variable, an deren Stelle sich viele anti-imperialistische Befreiungskämpfe bzw. Bürgerrechtsbewegungen einsetzen lassen, die damals wie auch heute noch auf der ganzen Welt stattfinden."
Genau das ist ja mein Punkt. Die SW-Filme sind eine Projektionsfläche. Jedoch für das Publikum, nicht für ihren Autor. Hätte Lucas die Vietnam-Metapher gewollt, hätte er sie entsprechend codiert. Er hat Endor aber als David-gegen-Goliath codiert, und die Vietnam-Komponente muss vom Rezipienten kommen. David gegen Goliath allein ist aber zu wenig, um schon politisch ausgelegt zu werden.
Was Lucas sich gedacht hat, ist für filmhistorisch interessierte Menschen von höchstem Interesse. Aber selbst, wenn er sagte, dass Endor Vietnam sein soll, dies sich aber am Film nicht belegen lässt, müsste man ihm eine schlechte Umsetzung attestieren. Deshalb hat am Ende doch nur der Film und nichts anderes eines Bedeutung.
Es hat einen Grund, warum ich Lucas Perspektive auf die Sache abgetan habe: wir reden ja darüber, ob SW politisch ist - nicht Lucas. Dass Lucas ein politisch interessierter und denkender Mensch ist, ist mir klar. Aber das ist ja noch kein Beleg dafür, dass SW eine politische Geschichte ist.
(zuletzt geändert am 11.06.2018 um 20:59 Uhr)
George W Lucas
@GWL:
"Hätte Lucas die Vietnam-Metapher gewollt, hätte er sie entsprechend codiert. Er hat Endor aber als David-gegen-Goliath codiert, und die Vietnam-Komponente muss vom Rezipienten kommen."
Mir ist jetzt nicht ganz klar, was du genau unter "Codierung" verstehst. Ein "Code" zeichnet sich dadurch aus, dass er eben eine bestimmte Botschaft oder einen Sachverhalt nicht explizit darstellt, sondern verschlüsselt. Die David-gegen-Goliath-Allegorie greift meines Erachtens zu kurz, weil auf der Leinwand mehr zu sehen ist als lediglich ein Gnom, der mit einer Steinschleuder einen Hünen bezwingt. Wir reden hier von einem Guerilla-Krieg, der von Aufständischen im Dschungel gegen eine imperiale Streitmacht stattfindet, nicht von einem Duell.
"Was Lucas sich gedacht hat, ist für filmhistorisch interessierte Menschen von höchstem Interesse. Aber selbst, wenn er sagte, dass Endor Vietnam sein soll, dies sich aber am Film nicht belegen lässt, müsste man ihm eine schlechte Umsetzung attestieren. Deshalb hat am Ende doch nur der Film und nichts anderes eines Bedeutung."
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei: Endor steht eben nicht nur für Vietnam, sondern für jeden anderen anti-imperialistischen Befreiungskampf, der damals wie auch heute stattfand. In den 70er/80er Jahren fanden "Vietnams" auf der ganzen Welt statt: In Kuba, in Bolivien, im Afghanistan, im Kongo, in Kambodscha, etc. Die Codierung bestand darin, all dieser Ereignisse, die den damaligen Zeitgeist maßgeblich prägten, in eine kindgerechte Form zu bringen. Ob ihm das gelungen ist und vom Rezipienten auch als historische Lektion erkannt wurde, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Nicht umsonst wurde die Endor-Schlacht schon damals kontrovers seitens des Publikums rezipiert. Die einen sahen darin nur Teddybären im Urwald, die anderen fragten sich, was damit gemeint war.
"Es hat einen Grund, warum ich Lucas Perspektive auf die Sache abgetan habe: wir reden ja darüber, ob SW politisch ist - nicht Lucas. Dass Lucas ein politisch interessierter und denkender Mensch ist, ist mir klar. Aber das ist ja noch kein Beleg dafür, dass SW eine politische Geschichte ist."
Genau das ist ja mein Punkt: Ich glaube eben nicht, dass sich beides voneinander trennen lässt, zumal die persönliche Sozialisation und Intention immer in das Werk des Künstler einfließt. Vergessen wir auch dabei nicht, dass Lucas` Zielpublikum eine Kinder- und Jugendgeneration war und keine Erwachsenen, denen es eine historisch-politische Lektion zu erteilen galt.
DerAlteBen
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