Seit wenigen Tagen kann man sich The Last Jedi fürs Heimkino zulegen; wer bisher noch nicht darüber nachgedacht hat, sich eine Romanfassung des Films zuzulegen, tut dies vielleicht nun (erneut). Anlass genug, finden wir, für eine kleine Bestandsaufnahme der beiden wesentlichsten bisher verfügbaren Nacherzählungen von Episode VIII – dem für Erwachsene konzipierten Roman von Jason Fry und dem Jugendroman von Michael Kogge.
Diese Rezension ist keine weitere Meinung zur Handlung bzw. den Storyelementen von Die letzten Jedi, sondern konzentriert sich auf die literarischen Nacherzählung der beiden Bücher – was bieten die Bücher, was der Film nicht bietet; wie stufe ich die beiden Romane ein? Wer Episode VIII gesehen hat, muss keine Angst vor Spoilern haben.
Inhaltlicher Abriss
Luke Skywalker wurde gefunden und die todbringende Starkiller-Base vernichtet – eigentlich hätte der Widerstand Grund zur Freude. Doch der Preis dieser Errungenschaften ist hoch: Die Republik befindet sich nach der Vernichtung ihrer Hauptwelt im Chaos und der Widerstand flieht vor der heranrückenden ersten Ordnung. Und auch Luke Skywalkers Entdeckung birgt unangenehme Überraschungen für Rey.Darstellung Film-Roman
Schon zu Beginn überraschten mich die Einführungen beider Romane: Während Frys Roman für erwachsene Leser mit einer zunächst überraschenden Wahrnehmung Luke Skywalkers beginnt, die angenehm eine alternative, quasi infinities-mäßige Perspektive auf die klassische Trilogie und ihre Nachwirkungen bietet, führt Kogge seine Leser konzise und packend in die galaktische Geschichte als Ganzes ein, konzentriert sich schnell auf die Jedi und leitet dann über zu den uns bekannten Skywalkers, wobei auch hier schließlich der Fokus auf Luke Skywalker liegt; Kogge schildert dessen Leben allerdings nicht infinities-mäßig, sondern konzentriert sich auf die Charakterprägung Skywalkers.
Ich kann und will in diesem Fall nicht sagen, welche Darstellung mir besser gefällt – erstens empfinde ich beide Darstellungen auf ihre Weise sehr gelungen, und zweitens sind die Darstellungen inhaltlich so abweichend, dass ich es als ungerecht empfände, einer den Vorzug zu geben. Gewiss, Kogges Darstellung der galaktischen Geschichte als solche bietet dem erfahrenen Leser wenig Neues und Frys Darstellung verwirrt zunächst – doch besonders die konzise, aber packende Sprache Kogges und die Feinfühligkeit, mit welcher Fry seine Infinities-Exkursion zeichnet, machen beide Perspektiven absolut lesenswert. Kogge müssen wir, denke ich, überdies zugute halten, dass sich sein Roman an junge Leser richtet, die vielleicht nicht alle die gesamte Saga gesehen haben und damit Teile der Hintergrundgeschichte (noch) nicht kennen.
Nach diesen luke-zentrischen Einführungen beginnt der Jugendroman anders als die Filmvorlage nicht mit Poe Dameron und den Ereignissen auf D'Qar, sondern steigt passenderweise direkt in die Szene mit Rey und Luke auf Ahch-To ein und leitet dann zu Poe Dameron über. Diese Szene ist ein Beispiel dafür, wie sich der Roman Freiheiten in der Darstellung der Filmvorlage nimmt, um die Geschichte in Buchform eleganter zu erzählen und thematisch sauberer überzuleiten. Derartige Szenenumstellungen sind für beide Romane nicht wirklich typisch, doch zumindest der Jugendroman zeigt an dieser Stelle, dass sich der Autor Gedanken über den szenischen Gesamtzusammenhang gemacht hat; dies etwa auf dem gleichen Niveau wie der Jugendroman zu Episode VII und damit meiner Empfindung nach mehr als die Jugendromane der Prequels und der klassischen Trilogie, die ich allesamt als relativ wenig ergänzende Kopien in (etwas verblasster) Erinnerung habe. Somit genießt man als Leser spätestens hier den Jugendroman; man ahnt, dass es sich nicht nur um eine schlichte 'Kopie' des Films handelt und ahnt, dass diese Nacherzählung noch diverse Überraschungen bereit halten dürfte.
Während sich der Jugendroman v.a. in den allerersten Szenen schwerpunktmäßig auf das von außen Wahrnehmbare konzentriert und darüber hinaus Situationen in den Gesamtzusammenhang der Saga einbettet (wobei mich diese Schilderung längst bekannter Elemente an keiner Stelle des Romans gestört hat; ganz im Gegenteil – zudem ist es angesichts der Zielgruppe junger Leser mit weniger Vorkenntnissen absolut adäquat), steigt der Roman für erwachsene Leser schnell auf einer sehr persönlichen Ebene in die erzählte Welt ein und konzentriert sich stärker als der Anfang des Jugendroman auf die Wahrnehmungen und Gedanken der handelnden Personen; dies fällt dem Leser - wenn nicht bereits an der Infinities-Luke-Szene - spätestens anhand der Darstellung Reys auf Ahch-To auf. Spätestens an dieser Stelle des Romans für erwachsene Leser war ich als Leser überrascht gepackt – ich hatte mich nach dem meiner Meinung nach doch sehr seichten und wenig ergänzenden Foster-Roman zu Episode VII bereits auf einen weiteren Roman dieses Nacherzählungsstils gefasst gemacht.
Doch der Fry-Roman zu Episode VIII ist da sehr viel kreativer: Fry schreibt schon von Anfang an viel auf persönlicher Ebene und lässt den Leser höchst gelungen an Gedanken und Gefühlen der Figuren teilhaben, die im Film vielleicht zu wenig explizit erwähnt werden und höchstens aus den Handlungen dieser Figuren abgeleitet werden können. Besonders gelungen ist dies, wenn Fry Szenen aus den Blickwinkeln anderer Personen darstellt als der Film – wobei der Jugendroman dies spätestens in der Poe-Hux-Szene durchaus auch sehr gelungen anwendet und in vielen Szenen fast ebenso gelungen umsetzt wie der Fry-Roman.Ergänzendes und Extras
Nicht nur hinsichtlich der Darstellung von Gedanken der handelnden Personen und der Schilderung von Szenen aus anderen Blickwinkeln ist der Fry-Roman aus meiner Sicht die beste Film-Nacherzählung für erwachsene Leser der Einheitskontinuität. Neben gelungenen Zusammenfassungen einiger Szenen, die kurz später aus der Retrospektive erzählt werden, ist Frys Roman auch hinsichtlich ergänzender Elemente den anderen beiden Kanon-Nacherzählungen für erwachsene Leser aus meiner Sicht glasklar überlegen. Ich möchte hier, um Spoiler zu vermeiden, auf keine Details eingehen – ich kann allerdings erwähnen, dass u.a. als meine Highlights Han Solos Tod nochmals an neuer Stelle thematisiert wird und es starke Andeutungen zu der Zusammenkunft von Snoke und der First Order gibt, die packend erzählt werden und deutlich informativer sind als der doch recht ergänzungsarme Foster-Roman zu Episode VII.
Und auch abseits dieser Highlights gibt es viele kleine Miniinfos und Zusatzszenen bzw. Szenenteile, die aus meiner Sicht an allen Stellen wohlergänzt sind und nicht nur den Film ergänzend bereichern, sondern an einigen wenigen Stellen, z.B. im Falle von Amilyn Holdo, auch Bezug auf den neuen Kanon nehmen und Infos aus Kanonliteratur in den Roman einfließen lassen. Das Zusammenfließen von Infos und Handlungen aller Medien im Sinne einer Einheitskontinuität funktioniert an diesen Stellen besonders gelungen; deutlich gelungener als in weiten Teilen des neuen Kanons in Romanform.
Im Vergleich hierzu bietet der Jugendroman etwas weniger ergänzende Szenen, wobei die Szenen, welche im Jugendroman zum Film ergänzt werden, teilweise andere Szene sind als im Erwachsenenroman und so beide Nacherzählungen nicht nur keine schlichten Kopien des Films sind, sondern auch als paralelle Nacherzählung unterschiedliche Wege gehen. Der Jugendroman ist nicht nur hinsichtlich der zusätzlichen Szenenwahl ein Werk aus eigenem Recht und kein 'abgespeckter' Erwachsenenroman, auch die Extra-Infos, welche im Laufe des Jugendromans über Figuren, Orte und Zusammenhänge gestreut werden, sind in weiten Teilen andere als die des Erwachsenenromans - mit Ausnahme einer Stelle (Poes Erklärung von Holdos Motivation, auf die Supremacy zuzufliegen), die mir aufgefallen wäre, ergänzen sich die Informationen der beiden Romane auch hervorragend und fügen sich harmonisch ineinander.
Eine zusätzliche Stärke des Jugendromans gegenüber dem Roman für erwachsene Leser ist sein interpretativer Mut: Während meiner Meinung nach eine wesentliche Stärke des Erwachsenenromans in der Ergänzung völlig neuer Elemente, Gedanken, Eindrücke und Szenen liegt, liegt die meiner Meinung nach größte Stärke des Jugendromans in der interpretativen Deutung des vorhandenen Materials. Auch hier möchte ich keine Spoiler nennen, aber als Beispiele wären hier Lukes Formulierung des Endes der Jedi zu nennen, außerdem ganz ausschlaggebend die Yoda-Szene, die Floating-Leia-Szene (wobei sich hier Kogges Interpretation mit Aussagen Johnsons beißt) und die Szenen mit Rey, Kylo Ren und Snoke im Thronsaal. Um nicht missverstanden zu werden: Beide Romane verfügen sowohl über interpretative Ergänzungen vorhandener Szenen, als auch über zusätzliche Szenen – doch die narrativen Schwerpunkte der beiden Nacherzählungen sind hier verschieden.Sprachliches
Beide Romane sind sprachlich sehr angenehm zu lesen; während Fry besonders durch seine liebevollen Beschreibungen und seine angenehmes Vokabular überzeugt, ist Kogge hervorragend, wenn es darum geht, konzise zu schreiben, aber nicht verknappt und unanschaulich. An mindestens einer Stelle baut Fry ein Flashback in seine Szenen ein, dies ist angenehm kursiv hervorgehoben und wird, anders als im Film, nicht in Form einer Figurenrede aus dem erzählten 'Jetzt' geschildert, sondern springt in der Zeit und verfolgt dort den Erzählstil der Haupthandlung. Besonders gelungen bei Kogges Jugendroman sind außerdem die Kontextualisierungen von v.a. zwei Szenen mit dem größeren Ganzen der Saga, nämlich die bereits erwähnte Eingangsszene der galaktischen Geschichte und die Szene, in der Kylo Ren und Rey um Lukes Lichtschwert kämpfen, welches zwischen den beiden schwebt.Fazit
Pauschal bevorzuge ich – anders als bei Episode VII, wo ich klar für den Jugendroman bin - im Falle von Episode VIII keinen der beiden Romane und würde auch auf keinen Fall einen Roman mehr als den anderen empfehlen. Beide sind aus meiner Sicht inhaltlich wie sprachlich sehr gelungene Nacherzählungen des Films und verfolgen eigene Schwerpunkte – der Jugendroman ist jedenfalls definitiv viel mehr als ein 'abgespeckter' Erwachsenenroman.
Im Vergleich mit anderen Nacherzählungen würde ich Frys Roman klar über die Nacherzählungen der OT, Episode VII und Rogue One stellen und damit in die Nähe der aus meiner Sicht sehr guten Prequel-Romane. Er kommt definitiv nicht an Matthew Stovers aus meiner Sicht grandiose Nacherzählung von Episode III ran, ist aber aus meiner Sicht etwas besser als Brooks' Nacherzählung von Episode I und für mich vielleicht am ehesten auf dem Level von Salvatores Episode-II-Roman. All diese Einordungungen sind losgelöst von meinen Meinungen zu den Filmen selbst; ich achte hier so gut ich kann nur auf die literarische Nacherzählung.
Kogges Jugendroman ist aus meiner Sicht definitiv besser als Windhams Nacherzählungen der OT und ich würde aus der Erinnerung auch sagen, dass er besser ist als die Nacherzählungen der Prequels, wobei meine Erinnerung an alle Jugendroman-Nacherzählungen im Laufe der Jahre etwas verblasst ist und damit vielleeicht nicht mehr ganz akurat. Ich würde ihn auch besser einschätzen als den Jugendroman zu Episode VII, während ich den Jugendroman zu Rogue One bisher nicht gelesen habe.
Wer sich eher für neue Szenen und die Darstellung bekannter Szenen aus anderen Perspektiven interessiert, dem würde ich eher zu Frys Roman raten, wobei auch Kogges Roman diese Gebiete auf seine Weise – wenn auch weniger als Frys Roman - thematisiert und Elemente beinhaltet, welche Frys Roman nicht hat. Wer sich andersherum verstärkt für die interpretative Deutung vorhandener Szenen interessiert, deren Einordnung in sagaumfassende Kontexte lesen möchte und eine starke Tedenz zu konzise geschriebenen Büchern hat, der ist vielleicht eher mit Kogges Jugendroman gut bedient – wobei auch hier Frys Roman gute Arbeit, aber seinen absoluten Schwerpunkt vielleicht anderswohin gelegt hat. Wen beide Thematiken interessieren, ist wahrscheinlich gut damit bedient, beide Romane zu lesen. Meine persönliche Leseerfahrung ist jedenfalls, dass ich – wenngleich ich beide Romane innerhalb derselben vier Wochen gelesen habe – nicht durch Redundanz genervt worden wäre; beide thematisieren denselben Film, haben aber ihre eigenen Schwerpunkte, die ich sehr geschätzt habe.
Der englische Roman für erwachsene Leser von Jason Fry lässt sich hier als Hardcover bestellen und dort als Softcover vorbestellen; diese Version erscheint im November 2018. Der englische Jugendroman von Michael Kogge kann dort bestellt werden.
Der deutschsprachige Roman für erwachsene Leser (Jason Fry) kann hier vorbestellt werden (Erscheint im August 2018), während der deutschsprachige Jugendroman (Michael Kogge) dort bestellbar ist.
Seite 1
Darth Jorge
McSpain
@Darth Jorge:
Kann ich so nur schwer beantworten; auch, da ich ja nur eine Reihenfolge aus eigener Erfahrung kenne (erst Roman für Erwachsene, dann Jugendroman). Ich würde sagen, da - wie oben erwähnt - beide Romane ihre ganz unterschiedlichen Schwerpunkte haben, ist es eigentlich egal, welchen du zuerst liest. Sind einfach ganz verschiedene Foci.
Byzantiner
Eine gelungene und informative Rezension der beiden Romane.
@Byzantiner
Den TLJ Roman von Jason Fry habe ich vor einem Monat gelesen. Bei einigen erweiterten Szenen hatte ich das Gefühl, dass diese erst nach dem Kinostart hinzugefügt wurden. Vielleicht erklärt das auch die späte Veröffentlichung des Romans. Traditionell wurden alle Bücher zu den SW Filmen zeitnah vor oder nach dem Kinostart veröffentlicht.
Besonders Kapitel 13 und 25 im TLJ Roman wirken auf mich nachträglich hinzugefügt. Die Erklärung zu Reys Fähigkeiten in der Macht in Kaptiel 13 hat mich irritiert. Auch die Erklärung zu Snokes Plan in Kapitel 25 ist für mich nicht plausibel nachvollziehbar.
Der Roman zählt definitiv, wie du in deiner Rezension schreibst, zu den besten SW Filmnacherzählungen. Aus meiner Sicht stellt das Buch jedoch keinen Mehrwert für den Film dar. Ganz im Gegenteil: Der Roman offenbart die narrativen Schwächen von TLJ. Zu oft habe ich mich beim Lesen gefragt, warum wurde dieser oder jene Umstand nicht im Film gezeigt oder per Dialog erklärt. Warum muss ich erst das Buch zum Film lesen, um den Film zu verstehen?
Jawa Juice
@Jawa Juice:
Vielen Dank für das Lob und deinen sehr gut durchdachten und konstruktiven Beitrag.
Mir erscheint die Annahme sehr plausibel, dass der Roman deswegen erst so spät erschienen ist. Ich halte es für höchst wahrscheinlich, dass Fry noch lange an dem Roman gearbeitet und Passagen hinzugefügt hat, nachdem klar wurde, welche Szenen schlussendlich im Film sind und welche nicht. Dann mussten Frys Passagen wahrscheinlich noch abgesegnet und ggfs. nochmals umgeschrieben werden, danach erst konnte das Buch in den Druck gehen, verschickt werden und schnell hat man März statt Dezember. Hinzufügen muss man allerdings auch, dass sie Vorab-Romane zu den Filmen künftig kaum mehr bringen werden; in Zeiten von (mobilem) Internet gehen Spoiler und Leaks einfach viel zu schnell um die Welt.
Für mich persönlich hat sich beim Lesen keine der von Dir genannten Szenen nachträglich hinzugefügt angefühlt - aber das hat ja nichts zu bedeuten. Ich habe weite Teile des Romans am Strand gelesen, typisches 'close reading' ist da nochmals anders. Wobei ich da kein Problem sehe; ich rezensiere ja einen Roman, den die meisten Leser auch nicht unter Close-Reading-Bedingungen lesen, sondern eher so wie ich entspannt in der Freizeit; von daher ist es vielleicht gar kein Fehler, wenn der Lesekontext vergleichbar ist (aber ja, man kann dazu anderer Meinung sein). Zusätzlich denke ich: Ja, man hat beim Lesen ein 'additives Element', aber wenn man sich die Sache mal so ansieht, fühlt sich unter diesen Bedingungen jede Szene, die man im Film nicht gesehen hat, beim Lesen irgendwie 'hinzugefügt' an; ob die Szene dann ergänzend zum Film wirkt, oder ergänzend im Sinne von 'erst im zweiten Romanentwurf hinzugefügt' halte ich in vielen Fällen für schwer entscheidbar. Zumal du meines Erachtens nicht von Elementen sprichst, die man im Buch ständig einfließen lassen hätte müssen, sondern eher von momentanen Kontextualisierungen, die man eben an einer Szene einbaut, aber nicht ständig einfließen lassen muss.
Zudem finde ich es gut, wenn man den Roman später herausbringt, weil man noch an den Feinheiten schrauben muss und hie und da auch noch etwas hinzufügt auf die Gefahr hin, dass sich neue Elemente irgendwie 'hinzugefügt' anfühlen. Ich denke: Besser man geht das Risiko ein, dass sich ein paar Sachen nicht ganz echt anfühlen, als am Ende ein Resultat wie Fosters Roman zu Episode VII zu haben - und dies 'nur', um sicher zu gehen, dass der Roman auf Teufel komm raus am Erscheinungstag erscheint. In der Hinsicht sind wir uns, schätze ich, ja einig - du siehst es ja auch so, dass der Roman eine der besten Filmnacherzählungen ist.
Byzantiner
Die Sache mit Reys Fähigkeiten hat mich - um nochmals auf die Frage des 'Nachträglich hinzugefügt' zu kommen - beispielsweise nicht sonderlich irritiert; klar, das war nicht Teil des Films und man merkte, dass das Autor da etwas einführt, das er selbst gedeutet hat (was von Lucasfilm wohl in der Art so gebilligt wurde), aber das ist ja automatisch Element einer jeden Buchnacherzählung zu Filmen - unabhängig davon, wie stark man das von Leserseite merkt oder nicht merkt, man liest letztlich eine Interpretation des Autors von dem, was er (und wir) im Kino gesehen hat (haben). Ähnliche Elemente hat man auch in den Romanen zu den anderen Filmen; so beispielsweise die Darstellung der Beziehung zwischen Anakin und Padmé in Episode II oder auch der Subplot zur Lars-Familie. Die Sache mit Snokes Plan fand ich einfach nur spannend, das war für mich eine schöne Ergänzung zum Film.
Zitat: ''Aus meiner Sicht stellt das Buch jedoch keinen Mehrwert für den Film dar. Ganz im Gegenteil: Der Roman offenbart die narrativen Schwächen von TLJ.''
Ja, aber das hast du in dieser Form bei wirklich allen Nacherzählungen zu den Episoden; ohne jetzt Beispiele zu den einzelnen Romanen aus dem Stehgreif zu wissen, haben alle der Filmromane Szenen, die 'nachträglich' Szenen der Filme erklären bzw. in einen größeren Kontext einbetten - und damit narrative Schwächen der Filme und Leerstellen aus meiner Sicht nicht nur offenbaren, sondern auch genau dadurch füllen bzw. deuten.
Und genau da, finde ich, hat der Roman durchaus Mehrwert zum Film; er bettet Dinge klarer ein und bietet damit eben 'mehr' als der Film; ich finde, dass die Szene, die Amilyn Holdos Beziehung zu Leia näher darstellt, ein sehr gutes Beispiel hierfür ist: Wer den 'Leia'-Roman nicht gelesen hat, erlebt hier eine Querverbindung, die der Film nicht hat; ähnlich die Erklärung dafür, wie Poe weiß, was Holdo mit der Raddus vorhat (das weiß man nur, wenn man den Roman liest). Aber ja, der Film kommt - wie ich oben in der Rezension schon geschrieben habe - nicht an Stover ran; und ja, die Jugendroman bietet in der Hinsicht an vielen Stellen deutlich mehr interpretativen 'Mehrwert' (in deinem Sinne).
Zitat: ''Zu oft habe ich mich beim Lesen gefragt, warum wurde dieser oder jene Umstand nicht im Film gezeigt oder per Dialog erklärt. Warum muss ich erst das Buch zum Film lesen, um den Film zu verstehen?''
Die Frage habe ich mir bei den Romanen zu Episode II und III aber stellenweise auch oft gestellt; und derartige Leerstellen sind bei Star Wars absolut typisch - ob es der Grenzkonflikt auf Ansion ist, die Frage nach der Schlacht vor der Einleitung von Episode IV oder die Frage, wie es mit dem Imperium nach Endor weiter ging, diese offenen Fragen bzw. Leerstellen sind Teil aller Star-Wars-Filme. Das hat Episode VIII nicht gepachtet - meiner persönlichen Meinung entstanden sehr viele Romane wie 'The Approaching Storm', die Thrawn-Trilogie und sogar große Filmprojekte wie 'Rogue One' auf Basis exakt dieser Stellen.
Byzantiner
Ich bin kein Film-Experte, aber ich würde annehmen, dass Johnson (und Lucas vor ihm) schlicht und einfach der Platz im jeweiligen Film gefehlt hat; man merkt ja auch im Falle von Johnsons Verwendung von Phasma, Maz Kanata und Reys Elternschaft meiner Meinung nach schon, dass er manche Leute und Fragestellungen einfach nicht brauchen konnte und die Sachen jeweils kurz abgefrühstückt hat. Er meinte das mit der Länge des Films speziell in Bezug auf Phasma, wenn ich mich nicht täusche, ja durchaus so oder so ähnlich schon in Interviews.
Und das ist eben auch das Tolle an Romanen im Vergleich zu Filmen: Bei Filmen gibt es eine Länge, die du nicht überschreiten kannst, ohne, dass ein großer Prozentsatz der Leute unseres Kulturkreises (Bei Bollywood ist das nochmal anders) zapplig wird, während du bei Büchern, wenn du es gut machst, problemlos 1000 Seiten schreiben kannst, ohne, dass die Leute deswegen zapplig werden - wie man beispielsweise an Harry Potter gut merkt. Das 'Platzproblem' äußert sich in Büchern einfach völlig anders als in Filmen; zumindest in unserem Kulturkreis und hinsichtlich Mainsteamfilmen.
Byzantiner
Raven Montclair
@Byzantiner
Vielen Dank für deine verständliche und ausführliche Erläuterung.
Zitat: Zudem finde ich es gut, wenn man den Roman später herausbringt, weil man noch an den Feinheiten schrauben muss und hie und da auch noch etwas hinzufügt auf die Gefahr hin, dass sich neue Elemente irgendwie 'hinzugefügt' anfühlen. Ich denke: Besser man geht das Risiko ein, dass sich ein paar Sachen nicht ganz echt anfühlen, als am Ende ein Resultat wie Fosters Roman zu Episode VII zu haben - und dies 'nur', um sicher zu gehen, dass der Roman auf Teufel komm raus am Erscheinungstag erscheint. In der Hinsicht sind wir uns, schätze ich, ja einig - du siehst es ja auch so, dass der Roman eine der besten Filmnacherzählungen ist.
100% Zustimmung
Zitat: Die Sache mit Reys Fähigkeiten hat mich - um nochmals auf die Frage des 'Nachträglich hinzugefügt' zu kommen - beispielsweise nicht sonderlich irritiert; klar, das war nicht Teil des Films und man merkte, dass das Autor da etwas einführt, das er selbst gedeutet hat (was von Lucasfilm wohl in der Art so gebilligt wurde)
Soweit ich informiert bin, ist der Roman mit Unterstützung von Rian Johnson entstanden.
Kapitel 13 ist für mich ein Wendepunkt in der gesamten Saga. Die Erklärung wie die Nutzung der Macht "alternativ" erlernt werden kann, gab es so noch nicht und stellt auch alle anderen Filme diesbezüglich infrage. Um spoilerfrei zu bleiben, möchte ich darauf nicht detailliert eingehen. So viel sei geschrieben: Am Ende des Kapitels habe ich mir die Frage gestellt, warum diese Szene nicht im Film vorkommt. Eine entsprechende Dialogszene hätte so viel auflösen und für Beruhigung im Fandom sorgen können.
Zitat: Und genau da, finde ich, hat der Roman durchaus Mehrwert zum Film; er bettet Dinge klarer ein und bietet damit eben 'mehr' als der Film
100% Zustimmung.
In puncto Mehrwert habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit Mehrwert meine ich, dass sich nach Lesen der Lektüre das Filmvergnügen steigern sollte. So ist es z.B. bei Stovers Roman zu EP 3. Das Buch macht ROTS besser. Stover schafft es, die filmische Handlung literarisch zu erweitern und verleiht dem Film einen Mehrwert.
Frys TLJ Roman bietet nicht nur Ergänzungen, sondern Erklärungen, die der Film komplett vermeidet (siehe Kapitel 13 und 25). Das Buch verleiht TLJ daher keinen Mehrwert. Nachdem ich den Roman gelesen habe, finde ich den Film schlechter als vorher, weil dem Film wichtige Aspekte für einen plausiblen Handlungsverlauf fehlen. Ich finde es schwierig, wenn das Buch zum Film diese Arbeit leisten soll.
Ich kann den Roman zum Film absolut empfehlen. Es ist eine spannende Reise, den Unterschied zwischen dem Film und dem Buch zum Film zu erleben.
Jawa Juice
Chrissi
Habe den Roman jetzt in den Händen... mir gefiel der Film auch nicht, aber ich lasse mir nicht nachsagen, dass ich nicht alles versucht hätte, ihn doch noch zu mögen. Vielleicht verhilft mir ja der Roman zu den notwendigen Erkenntnissen, die mir einen Zugang zu diesem für mich sperrigen Machwerk ermöglichen.
(zuletzt geändert am 02.05.2018 um 17:29 Uhr)
Raven Montclair
@Byzantiner
Auch ich habe mir nun das Werk von Jason Fry gekauft, ich bin echt gespannt. Deine Rezi hat mich wirklich neugierig gemacht. Ich habe den Film sehr gemocht und hoffe das ein paar der Fragen die ich noch habe nun beantwortet werden. Das betrifft vor allem R2 und Chewie Außerdem Kylo und Rey ... bzgl. Finns und Poes Handlungsstrang erwarte ich nichts weltbewegendes. Aber was du schreibst klingt sehr verlockend.
Da auch deine Rezi von Thrawn mich auf den neuen Roman neugierig gemacht hat und mir erstklassigen Lesegenuss beschert hat (gut da sind wir unterschiedlicher Meinung), dachte ich mir, ich gebe auch diesem Werk mal eine Chance.
Ich habe mir das Werk übrigens in Englisch gekauft Ich werde natürlich auch sagen wie ich es fand.
Oh je, wenn ich eure Kommentare so lesen, hätte ich meine Rezension vielleicht etwas anders schreiben sollen: Wer hofft, alle Geheimnisse/Leerstellen des Films nach dem Roman gefüllt zu bekommen, wird definitiv enttäuscht werden. Ja, es gibt Ergänzungen zum Film; ja, ich persönlich finde, dass es gute bis sehr gute Erweiterungen sind und ja, ich finde, dass der Roman so einen echten Mehrwert hat - aber wer auf Basis dieser Rezension auf die Erleuchtung/Überraschung des Jahrhunderts hofft, wird mit Sicherheit enttäuscht.
@Jawa Juice:
Zitat: ''Soweit ich informiert bin, ist der Roman mit Unterstützung von Rian Johnson entstanden.''
Das glaube ich auch.
Zitat: ''In puncto Mehrwert habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit Mehrwert meine ich, dass sich nach Lesen der Lektüre das Filmvergnügen steigern sollte. So ist es z.B. bei Stovers Roman zu EP 3. Das Buch macht ROTS besser. Stover schafft es, die filmische Handlung literarisch zu erweitern und verleiht dem Film einen Mehrwert.''
Oh. Ja, da hatte ich dich in der Tat missverstanden.
Zitat: ''Das Buch verleiht TLJ daher keinen Mehrwert. Nachdem ich den Roman gelesen habe, finde ich den Film schlechter als vorher, weil dem Film wichtige Aspekte für einen plausiblen Handlungsverlauf fehlen. Ich finde es schwierig, wenn das Buch zum Film diese Arbeit leisten soll.''
Niemand sagt normativ, dass der Roman das leisten soll - aber ja, das leistet er in manchen Szenen durchaus. Wobei auch dies kein Alleinstellungsmerkmal dieses Romans ist - aus der Erinnerung finde ich beispielsweise Yodas inneren Monolog in Episode III nach dem Duell mit Sidious ähnlich monumental wie die Szene, die du bei diesen Roman beschreibst. Auch im Roman zu Episode III bietet Stover mit diesem inneren Monolog eine Szene, welche eine Frage beantwortet, die sich viele Fans in Episode III gestellt haben (die übrigens im Jugendroman zu Episode VIII auch an einer Stelle nochmals kurz aufgegriffen wird): Warum ist Yoda nicht beharrlicher gegen Sidious vorgegangen?
Zitat: ''Ich kann den Roman zum Film absolut empfehlen. Es ist eine spannende Reise, den Unterschied zwischen dem Film und dem Buch zum Film zu erleben.''
Toll ausgedrückt. Kann ich nur unterschreiben.
Zitat: ''Das Buch macht ROTS besser. Stover schafft es, die filmische Handlung literarisch zu erweitern und verleiht dem Film einen Mehrwert. [...] Frys TLJ Roman bietet nicht nur Ergänzungen, sondern Erklärungen, die der Film komplett vermeidet (siehe Kapitel 13 und 25). Das Buch verleiht TLJ daher keinen Mehrwert.''
Nach Deiner Definition für Dich (der Film wird beim Anschauen für Dich angenehmer) richtig. Wenn man das Wort 'Mehrwert' allerdings breiter fasst und sich die Frage stellt, ob das Buch den Films erweiternd ergänzt und somit einen Mehrwert (hinsichtlich eines breiteren Verständnisses) bietet, muss man die Frage m.E. mit 'Ja' beantworten.
Byzantiner
@Raven Montclair:
Zitat: ''Vielleicht verhilft mir ja der Roman zu den notwendigen Erkenntnissen, die mir einen Zugang zu diesem für mich sperrigen Machwerk ermöglichen.''
Wie gesagt, die Ergänzungen/Kontextualisierungen sind spannend und aus meiner Sicht gelungen - aber ob der Roman den Film soweit drehen kann, dass man ihn mag, wenn man ihn vorher als 'sperrig' empfand, bezweifle ich.
@Ilargi Zuri:
Zitat: ''Ich habe den Film sehr gemocht und hoffe das ein paar der Fragen die ich noch habe nun beantwortet werden. Das betrifft vor allem R2 und Chewie*großes Grinsen* Außerdem Kylo und Rey ... bzgl. Finns und Poes Handlungsstrang erwarte ich nichts weltbewegendes. Aber was du schreibst klingt sehr verlockend.''
Auch hier, ich hoffe, du erhoffst dir nicht zu viel und meine Rezension enttäuscht dich nicht. Hast du auch gesehen, was genau ich über welchen der beiden Romane geschrieben habe? Nicht, dass die Punkte, die dich besonders interessieren, m.E. schwerpunktmäßig bei Kogge thematisiert werden und du dich wunderst.
Zitat: ''Da auch deine Rezi von Thrawn mich auf den neuen Roman neugierig gemacht hat und mir erstklassigen Lesegenuss beschert hat (gut da sind wir unterschiedlicher Meinung), dachte ich mir, ich gebe auch diesem Werk mal eine Chance.''
Freut mich zu hören - wobei ich es so in Erinnerung habe, dass ich Thrawn zwar kritisiert habe, aber immer betont habe, dass das auch meiner eigenen Abneigung dem Thema gegenüber geschuldet ist und ich auch Fokus auf einen 'Typ' Leserschaft gelegt habe, die meines Erachtens auf jeden Fall Freude an Thrawn finden dürfte.
Zitat: ''Ich habe mir das Werk übrigens in Englisch gekauft*zwinker* Ich werde natürlich auch sagen wie ich es fand.''
Das fände ich schön. So eine Rezension soll ja auch Anlass zu einer Diskussion zum Buch bieten - ich fände es daher schön, mit euch noch eine Weile über das Buch zu reden.
Byzantiner
@Byzantiner
>Auch hier, ich hoffe, du erhoffst dir nicht zu viel und meine Rezension enttäuscht dich nicht. Hast du auch gesehen, was genau ich über welchen der beiden Romane geschrieben habe? Nicht, dass die Punkte, die dich besonders interessieren, m.E. schwerpunktmäßig bei Kogge thematisiert werden und du dich wunderst. *zwinker*<
Keine Angst, ich habe mir extra die Erwachsene Version gekauft, zunächst einmal interessieren mich vor allem Charakter-Entwicklung und wie du geschrieben hast liegt darauf Frys Augennmerk. Da diese Bücher in Zusammenarbeit mit Johnson entwickelt wurden, erhoffe ich mir dadurch etwas mehr Einblick in die Gedankenwelt der Figuren, vor allem bei Rey, da Ridleys Schauspiel mir weniger aussagekräftig ist, als das von Boyega, Tran oder Isaac. Selbst Driver ist ein besserer Schauspieler. Aber das ist ja auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich und andere finden Ridleys Darstellung der Rey sehr intensiv und wissen immer was mit dem Charakter los ist. Bei mir ist das halt nicht so, weswegen ich hier hoffe ein wenig mehr einsicht in diesen Charakter zu bekommen. Vor allem in ihre Beziehung zu Chewie, hin und wieder wird sie ja auch an ihn denken.
Was Thrawn betrifft, da erinnere ich mich nur daran das im Fazit stand, das dich Thrawns Biografie nicht sonderlich interessiert. Aber vor allem mir haben besonders die kleinen Einblicke in Thrawns Gedankenwelt gefallen die man immer wieder durch sein Tagebuch erhielt und die letzte Seite ... das war soooo gut. Ich bin allerdings ein bisschen enttäuscht das Vento nicht kapiert hat was Thrawn ihm sagen wollte
(zuletzt geändert am 02.05.2018 um 19:46 Uhr)
@Byzanthiner
Keine Sorge, ich erwarte jetzt keine Offenbarung, aber manchmal reichen ja ein paar Hintergrundinfos um Kontexte besser zu verstehen oder nachvollziehbar zu machen. Bei Rey hatte ich bei der Böu-Ray Sichtung das Gefühl, dass sie entweder heult oder grinst, weswegen ich sehr interessiert an ihren Gedankengängen bin. Sobald ich durch bin werde ich berichten, ob es was gebracht hat.
Raven Montclair
Seite 1
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