Phil Szostak ist bei Lucasfilm u.a. für die Art-of-Star-Wars-Bücher zuständig und hat auf Twitter Einblicke in den Entstehungsprozess der Bildbände gewährt:
Ich wollte schon länger einen Thread über den Produktionsprozess eines Art-of-Star-Wars-Buchs erstellen, nicht zuletzt, um euch einen Einblick zu gewähren, wie bei Lucasfilm kreative Arbeit abläuft. Los geht's:
1. Einleitung: Das erste, worüber ich nachdenke – und das erste, was ich tatsächlich schreibe – ist meine Einführung. Dies gibt mir Gelegenheit, meine Gedanken zu den Themen des Films niederzuschreiben und wie sie mit dem künstlerischen Schaffensprozess verknüpft sind. Diese Einführung ist gleichermaßen mein Lieblingsaspekt der Arbeit an diesen Büchern wie auch der schwierigste Teil.
2. Struktur: Ich versuche, jedes Art-of-Star-Wars-Buch auf die Themen des jeweiligen Films auszurichten und entsprechend individuell zu gestalten. Die Seitenzahl ist dabei eine Konstante, also beginne ich, indem ich mir überlege, welche Themen ich in welchem Kapitel unterbringen möchte und berechne auf dieser Basis grob, wieviel Platz mir pro Thema zur Verfügung steht.
3. Interviews & Verschriftlichung: Es ist allein meine Entscheidung, wen ich interviewe und wie ich die Interviews organisiere. Einige führe ich übers Telefon, andere per E-Mail, aber die besten – und die, die am einfachsten verschriftlicht werden können – führe ich persönlich. Sie dauern mindestens eine Stunde, und manchmal braucht es mehr als ein Interview mit einer Person.
Jedes dieser Interviews nehme ich auf meinem digitalen Diktiergerät auf. Aus Sicherheitsgründen gebe ich die Aufgabe, sie zu transkribieren, nicht nach außen, sondern mache das selbst. Das ist der zeitaufwändigste und mühsamste Teil des Ganzen. Für eine Stunde Interview kann man grob über sechs Stunden Transkriptionszeit rechnen, und ich führe in der Regel um die 20 Interviews pro Buch.
Die Verschriftlichung ist mühselig, hat aber den positiven Nebeneffekt, dass sich die Informationen aus den Interviews auf diese Weise in meinem Kopf festsetzen. Das Schreiben des eigentlichen Manuskripts wird dadurch wesentlich einfacher.
Ich habe jedes Jahr die Möglichkeit, in die Pinewood-Studios zu fahren, um dort Interviews zu führen, während ich einige Tage bei den Dreharbeiten verbringe. Für das Art-of-Star-Wars-Buch zu Solo – A Star Wars Story habe ich vielleicht sechs Leute in den Büros der Studios interviewt und mir zwischen diesen Terminen die Kulissen angesehen und die Aufnahme einer Actionszene. Das coolste Set, das ich dabei besucht habe, war die Innenkulisse des Falken, das kleiner ist, als man vermuten würde.
4. Das große Sammeln: Schon während ich die Interviews führe, bitte ich die Abteilungen für Kreaturendesign, Kostüme und die künstlerische Abteilung (einschließlich der Grafik-Abteilung, der Requisite und der Set-Dekoration) und alle direkt bei Lucasfilm oder ILM beschäftigten Künstler um ihre Werksauswahl. Normalerweise sind das dann pro Künstler zwischen 30 und 50 Stücken.
Zusammen mit den über 150 vom Szenenbildner ausgewählten Werken, die den visuellen Aspekt des Films praktisch vollständig abdecken – der sogenannten Movie Scape –, bilden diese Stücke den Kern dessen, was im Buch zu sehen sein wird. Zusätzlich sehe ich mir jeden Ordner mit Kunstwerken in der Produktionsdatenbank an, in der Zehntausende von Stücken hinterlegt sind.
Als Creative Art Manager von Lucasfilm bin ich dafür verantwortlich, die Konzeptzeichnungen zu allen Real-Produktionen von Lucasfilm sowohl zur internen Auswertung, als auch zur Begutachtung durch Lizenznehmer aufzubereiten. Das heißt, dass diese Zeichnungen und Bilder auch dann meinen Arbeitsalltag bestimmen, wenn ich nicht gerade als Autor eines Art-of-Star-Wars-Buchs tätig bin.
Beim Durchsehen dieser ganzen Ordner finde ich oftmals phantastische Meisterwerke, die andernfalls nie das Licht der Öffentlichkeit sehen würden. Zusätzlich besorge ich mir Einzelbilder der filminternen Benutzeroberflächen, die von Blind Ltd. produziert werden.
Aus dieser Vorauswahl von Tausenden von Kunstwerken wähle ich dann Zug um Zug die ca. 500 Bilder aus, die ich danach versuche, in ein erstes Layout zu zwängen.
5. Layout: Auf Basis meiner zu Beginn erstellten Buchstruktur verwende ich Adobe InDesign, um das Buch Kapitel für Kapitel durchzulayouten. Welche Werke in diesem vorläufigen Konzept lanen, ist meine Entscheidung und basiert auf meiner Vorstellung dafür, was sowohl interessant ist, als auch ästhetisch ansprechend.
Auf der Kunsthochschule habe ich meinen Abschluss in Film und Animation gemacht, aber Buchdesign ist ein neues Betätigungsfeld für mich und InDesign habe ich mir selbst beigebracht. Mein vorläufiges Konzept neigt deshalb dazu, recht grob und geradezu überladen zu sein. Aber trotz des Stresses, alle Stücke, die ich liebe, in das Layout zu quetschen, ist das mein Lieblingsschritt im Entwicklungsprozess.
Sobald mein Konzept steht, schicke ich es an den Verleger. In den darauffolgenden Monaten nimmt Liam Flanagan von Abrams Books das Konzept und verwandelt es in etwas, das wirklich gut aussieht, wobei er zusätzliche Stücke hinzufügt oder Änderungen vornimmt. Der Kern meines Grob-Layouts bleibt dabei allerdings immer erhalten.
Und die Arbeit ist an diesem Punkt natürlich noch nicht beendet, denn noch fehlt das eigentliche Manuskript. Zu diesem Punkt will sich Szostak zu einem späteren Zeitpunkt äußern.
Das fertige Buch, The Art of Solo: A Star Wars Story, erscheint pünktlich zum US-Kinostart am 25. Mai und kann für Interessierte bereits bei Amazon.de vorbestellt werden.
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