Die Berichterstattung zu Episode VIII: Die letzten Jedi schlägt auch nach dem Kinostart derart hohe Wellen, dass wir schon kaum noch mehr wissen, wo uns der Kopf steht vor lauter Interviews und Artikeln, allen voran mit Regisseur Rian Johnson. Selbiger hat kurze Zeit nach der Premiere seines Filmes ein Gespräch mit Wired geführt, welches am vergangenen Tage auf ihrer Website veröffentlicht wurde.
Vieles was dort zu lesen steht, haben wir in abgewandelter Form bereits in den anderen Interviews gehabt, weswegen wir uns hier auf den Part bezüglich der Zusammenarbeit mit J.J. Abrams und dem Übergang zu Episode IX konzentriert haben. Wir haben die paar wesentlichsten Auszüge hiervon für euch übersetzt.
Mit Die letzten Jedi haben Sie den Imperium-Part der Trilogie abgeliefert. Sie mussten da beginnen wo Das Erwachen der Macht aufgehört hat und den nächsten Film vorbereiten. Wie lief dieser Prozess ab?
Es ist ziemlich wie eine Stabübergabe, ein Staffelrennen. Von VII zu VIII und nun von VIII zu IX, wir setzen uns und haben eine Unterhaltung. Von VII zu VIII war es zumeist so, dass ich J.J. Abrams über Das Erwachen der Macht und die Entscheidungen darin ausgefragt habe. „Was denkst du, bedeutet dies? Was glaubst du, bedeutet das?“ All die Infos zu bekommen, die ich aus ihm herausholen kann. Aber von da an ist es ein sauberer Schnitt, und ich glaube, dies ist etwas sehr Wichtiges beim Geschichtenerzählen dieser Filme. Ich hatte freie Hand dabei es dahin zu bringen, wo ich es haben wollte und Entscheidungen darüber zu treffen, was ich für das Beste für die dramatischen Situationen und den Fortgang der Geschichte hielt.
Dasselbe gilt für VIII und IX, und tatsächlich könnte ich jetzt nicht spoilern, selbst wenn ich wollte. J.J. und Chris Terrio sind gerade dabei IX zu schreiben, und wir hatten eine Unterhaltung in der ich ihnen einfach eine Art Download von dem Stand gab, wo ich die Dinge verlassen habe und vom Potential, das ich dort sehe. Die Wahrheit aber ist, sie nehmen es zur Kenntnis, werden ihre Geschichte erzählen und ich werde einfach ein Teil des Publikums sein, um zu sehen, wie sie es nach Hause bringen.
Es ist beinahe wie ein Cadavre Exquis
Ja. Es ist ein wenig so. J.J. war sich bewusst darüber, dass er die Möglichkeiten für das, was in VIII geschehen könnte, vorbereitet hat. Genau so war ich mit dem Ende von VIII daran interessiert, es mit sehr aufregendem Potential zu verlassen.
Außerdem hat sich Rian Johnson gegenüber dem BusinessInsider noch über Abrams‘ Empfinden gegenüber Die letzten Jedi geäußert. Und Johnson zufolge soll dieser sehr angetan gewesen sein von dem, was er da gesehen hat:
Er stand total drauf. Und ich erinnere mich, dass ich ihm die Geschichte zu Beginn nahegebracht habe und er Notizen machte, aber er war nicht drauf wie „Oh mein Gott, was zur Hölle treibst du da?“ [lacht] Nein, er fuhr darauf ab weil ich glaube, dass er auf das Storytelling abfuhr. Er ist selbst ein großartiger Geschichtenerzähler und er sah das Potential jeder der Takte dieser Geschichte. Ich denke, er sah darin worauf wir hinauswollten, was nicht das ist … wir sind es nicht angegangen á la „Lass und einen Star Wars-Film untergraben.“ Wir gingen es an wie „Lass und einen tollen Star Wars-Film machen, der Sachen beinhaltet, welche uns an die Grenzen dessen bringt, was wir tun können.“
Auf die Frage, ob Abrams auch Input bezüglich der Figuren in Die letzten Jedi geboten hat, erklärte Johnson Folgendes:
Nein, er war da wirklich höflich indem er einen Schritt zurücktrat und uns ein blankes Papier zum Arbeiten gab. Der Startpunkt war das Skript von Das Erwachen der Macht, welches eine ziemlich große, ausgedehnte, wundervolle Startlinie darstellt. In dieser Hinsicht bauen wir direkt auf seiner Arbeit auf. Aber von diesem Punkt an war es eine blanke Leinwand.
Yep, hier wird wieder voller Inbrunst das Lied vom Einhorn-bevölkerten, Regenbogen-gekrönten Friede-Freude-Eierkuchen-Schlösschen getrillert. Nicht gerade neu, doch hört man dies doch weit lieber als die Ballade von den regennassen, gefeuerten Regisseur-Duos und links-liegengelassenen Autoren. ;-)
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http://www.filmstarts.de/nachrichten/18516277.html
"Star Wars 9": Hinweise auf die neuen Bösewichte in J.J. Abrams‘ Finale
gufte
@McSpain
Ist ein Plot nur gut wenn man ihn in einem Satz zusammenfassen kann?
Die erfolgreichsten Filme funktionieren nach dieser Formel. Das beste Beispiel ist Star Wars selbst. Insbesondere die OT.
ANH: Hauptfigur: Luke Skywalker. Haupthandlung: Luke zerstört den Todesstern.
ESB: Hauptfigur: Luke. Haupthandlung: Luke wird zum Jedi ausgebildet.
ROTJ: Hauptfigur: Luke. Haupthandlung: Luke rettet seinen Vater.
Die eindeutige Hervorhebung der Hautpfigur und die unmissverständliche Haupthandlung sind das Erfolgsgeheimnis der OT.
EP 7 und 8 schaffen es nicht, diese wichtigen Aspekte dem Zuschauer unmissverständlich zu verdeutlichen. Das Resultat sind emotionale Debatten, die auch auf dieser Webseite teilweise niveaulos sind. Aus deinen Kommentaren habe ich hier stets niveauvolle Argumentationen herausgelesen, deshalb hat mich deine Sicht der Dinge zur Hauptfigur und der Haupthandlung von EP 7 und 8 interessiert.
@Porghunter
Dass die meisten Zuschauer das Kino ratlos verlassen haben, finde ich etwas übertrieben. Aber für einen SW Film, dessen Handlung normalerweise simpel ist, hat TLJ zu viele Zuschauer ratlos zurückgelassen.
(zuletzt geändert am 23.12.2017 um 16:25 Uhr)
Jawa Juice
@Jawa
Mach mal Vom Winde verweht in einem Satz bitte.
Findest du nicht "Luke zerstört den Todesstern" etwas sehr reduziert als Beschreibung von ANH? Würdest du so einem Kollegen den Film anpreisen?
Das sind ja maximal Szenen oder Themen. Wenn es um Themen geht hätten wir in ANH Heldenreise in TESB Ausbildung, in ROTJ Erlösung in TFA Identität in TLJ Umgang mit Niederlagen.
Das ist bis auf TLJ sogar nur ein Wort. Vielleicht gibt's auch noch ein schönes Wort, dass "Überleben, Hoffnung im Angesicht von Versagen" knackiger zusammenfassen kann.
Und "die erfolgreichsten Filme" beinhaltet nicht TFA? Nach welchen Kriterien? Kritiken? Fanwertungen? Inflatuonsbereinigten Einspielzahlen?
McSpain
Ich fand die ursprüngliche Idee, dass die neuen Episoden von wechselnden Regisseuren und Autoren gemacht werden, gut. Mit der Wahl Colin Trevorrows für Episode IX war ich zwar nicht zufrieden, aber dennoch hatte die Aussicht, dass mit jedem neuen Namen eine gewisse Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit Einzug in SW hält, ihren Reiz. Deshalb war die Situation letzten September mit der Trennung Lucasfilms von Trevorrow und dem anschließenden Rückgriff auf Abrams auch alles andere als positiv. Plötzlich schien es, als könne man sich den Abschluss der ST genau vorstellen, denn man kennt Abrams ja inzwischen. Darüber hinaus sendete Lucasfilm damit das Signal in die Welt, dass sie es anders nicht hinkriegen und SW aus einer Notlage heraus ihrer dritten Wahl überlassen (wobei Rian Johnsons Absage, im Nachhinein betrachtet, sehr weise war...). Der Begriff "play it safe" bekam eine neue Dimension.
Nun, da wir in einer Post-TLJ-Welt leben, bin ich kurioserweise gerade wegen der Rückkehr von Abrams guter Dinge. Zumindest was gewisse Themen der ST angeht. Johnson hat nicht so viele Fragestellungen gelöst, wie ich mir erhofft hatte, und einen Film gemacht, der sich in mancherlei Hinsicht in der Schwebe befindet. Reys Hintergrund, ihre Fähigkeiten, die Knights of Ren, das alles befindet sich immer noch in einem Raum der Möglichkeiten und potenziellen Wendungen. Ja, theoretisch könnte Snoke noch einmal eine Rolle spielen. Die allgemeine Erwartung war, dass TLJ seinen Vorgänger sozusagen "abschließt"; stattdessen hat sich Johnson auch damit beschäftigt, seinem Nachfolger Möglichkeiten vorzubereiten.
Wenn es eine Person gibt, von der man erwarten kann, dass sie angerissene Ideen und in den Raum geworfene Tatsachen abrunden und zu Ende bringt, dann ist es ja wohl die, die besagte Ideen angerissen und Tatsachen in den Raum geworfen hat. Es wird in zwei Jahren nicht möglich sein, einen anderen Regisseur und Autor damit zu entschuldigen, dass er ein angebliches "Chaos" geerbt und ja sein bestes versucht habe. Keine Abwälzung auf Abrams und TFA mehr. Derjenige, der den Motor der ST angeworfen hat, muss den Wagen jetzt ins Ziel fahren.
Das betrifft auch Rey, was nicht nur mir ein wichtiges Thema ist. Abrams und Kasdan haben diese Figur erfunden und vorbereitet, Abrams darf ihren arc nun abschließen. Das ist erstmal eine gute Sache. Was Johnson mit Blick auf die Elternfrage gemacht hat, finde ich nachvollziehbar. Aus der Sicht eines Autor macht das Sinn. Seine Aufgabe war es nicht, Fantheorien zu verfilmen, sondern eine Lösung zu finden, die innerhalb seines Films Sinn macht. In der Situation, in der Rey sich in TLJ befindet, ist die Antwort "deine Eltern sind Niemande" passend, aus den Gründen, die Johnson nennt: weil sie den größten Impact auf sie hat. Und das ist zunächst mal der wichtigste Punk. Gleichzeitig hat er aber die Möglichkeit offen gelassen, diese Antwort entweder zu erweitern oder ganz umzudrehen. Die Frage, ob Kylo ihr die Wahrheit gesagt hat, ähnelt damit der Frage, die man sich nach TESB gestellt hat, nämlich ob Vader die Wahrheit gesagt hat (oder Luke nur fertig machen wollte). Für Episode IX ist somit denkbar, dass Reys außergewöhnliche Machtfähigkeiten doch noch mit ihrer Abstammung zutun haben - oder eben auch nicht. Das ist Stoff, mit dem man arbeiten kann. Johnson hat also einen Weg gefunden, die Eltenfrage für SEINEN Film zu nutzen, ohne eine absolute Antwort zu geben und damit Abrams und Episode IX vor vollendete Tatsache zu stellen. Auch hier befindet sich sein Film, zumindest theoretisch, in der Schwebe, was für den Mittelteil einer Trilogie nichts Ungewöhnliches ist. Johnson hat sich ja zu dem Thema geäußert, und darauf hingewiesen, dass Kylos Antwort in diesem Moment für ihn stimmt, dass sie für Rey stimmt, und dass es das ist, was für TLJ zählt. Gleichzeitig hat er angemerkt, dass Abrams und Terrio gerade Episode IX schreiben, was ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass TLJ in dem Punkt nicht bindend ist, und dass IX und sein Inhalt nun in den Händen anderer liegt. Ich wäre nicht überrascht, wenn Episode IX diesen Punkt aus VIII in einem anderen Licht erscheinen lässt.
(zuletzt geändert am 23.12.2017 um 18:19 Uhr)
George W Lucas
Star Wars war als Sci- fi. Märchen damals gedacht für eine Zielgruppe von 10 -.16 Jahre und das ist es auch!!..Was manche Fans darin sehen und haben wollen hat sich mit den Jahren in viele Richtungen entwickelt..aber das ist jedem sein eigenes Problem . Wenn man da mehr drin sieht und es zu Ernst nimmt ,gar sein Leben danach ausrichtet , da kann man ja nur Enttäuscht werden..aber das ist nicht die Schuld von Disney oder sonst wem...er erfüllt seine Aufgabe als Movie für junge Erwachsene perfekt und hat dabei sogar noch ein paar gute Botschaften..was will man mehr
RZ3PO
" (...) Movie für junge Erwachsene (...) paar gute Botschaften. Was will man mehr?"
Ich hatte mir tatsächlich gute Filme erhofft, die man sich, wie die OT, auch nach 40 Jahren noch gut anschauen kann. Pustekuchen!
Rian Johnson hat nicht nur das Weihnachtsfest 2017 von anspruchsvollen Star Wars Fans zerstört,sondern auch ihr ganzes restliches Leben...
Porghunter
Snokes Fähigkeiten waren überragend. JJ kann Snoke in IX gar nicht ignorieren. Es muss doch einen Grund geben, warum Snoke der war, der er war. Und nun haben wir Rey mit einer Stärke, von der man mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie Snokes bald erreicht, wenn sie so weitermacht. Auch Luke hat in seinen Machtfähigkeiten einen großen Sprung nach vorn gemacht. Und von Kylo haben wir auch schon Erstaunliches gesehen, wie er etwa einen Blasterschuss einfrieren kann. Die Macht ist nicht nur erwacht, sondern sie scheint auch auf Speed zu sein. Wir haben also Luke, Rey, Snoke und Kylo mit überragenden Fähigkeiten, zumindest für den Episodenfilm-Kanon. TCW, Rebels und das EU mal außen vor. Diese erweiterten Machtfähigkeiten vereinen alle vier. Selbst Yoda kann die reale Welt mit der Macht beeinflussen, was zuvor in den Filmen noch nicht gezeigt wurde. Sehr interessant und spannend. Darauf sollte JJ in IX eingehen, wie das alles möglich ist. Zu Snoke braucht er ja nicht gleich die ganze Backstory zu bringen, aber da er in VII und VIII eine wichtige Rolle spielte, und das nicht nur als Plot- oder Figurenentwicklungsdevice für Kylo, kann JJ sich zu Snoke nicht ausschweigen. Snoke stand auch für sich.
"die ST auch noch in 40 Jahren"
Von diesem Anspruch habe ich mich schon sehr früh verabschiedet. Ob selbst LF diesen Anspruch überhaupt noch (?) hat, wage ich zu bezweifeln. Die OT überstrahlt mit ihrer Legende und ihrer Sagaschwere eigentlich alles. Dagegen zu arbeiten und noch etwas Vergleichbares zu erschaffen oder gar zu übertrumpfen, ist mMn eine aussichtslose Aufgabe. Warum dann nicht gleich die lockerere Schiene fahren? Die ST stellt sich für mich als ein großer Unterhaltungsfilm dar, der uns in 2-Jahreshäppchen gegeben wird. Ja, es gibt einigen Tiefgang und auch schöne Metaebenen und auch einiges mehr, was die Filme z. B. von Star Trek und Marvel positiv abhebt. Nicht, dass es so etwas nicht auch in den zuletzt genannten Franchises gäbe, aber bei SW ist es stärker ausgeprägt. Damit erfüllt die ST schon viele Aspekte, die sie für mich sehenswert macht. Nur den Eposanspruch, den stelle ich nicht. Das sind wirklich nur Unterhaltungsfilme, die sehr viel Spaß machen, und hier und da schimmert etwas hindurch, was zum Nachdenken anregt, aber man sollte die Church auch mal im Dorf lassen.
(zuletzt geändert am 24.12.2017 um 11:26 Uhr)
StarWarsMan
@McSpain
Mach mal Vom Winde verweht in einem Satz bitte.
Dazu müsste ich mir den Film nochmal anschauen. Ich weiß gar nicht mehr genau, um was es da geht.
Findest du nicht "Luke zerstört den Todesstern" etwas sehr reduziert als Beschreibung von ANH?
Dieser Satz beschreibt die Haupthandlung des Films. Es ist der rote Faden der Geschichte, alles andere sind angenehme "Nebengeräusche", die dieser Geschichte die nötige Dramatik verleihen und die Hauptfigur hervorheben.
Das sind ja maximal Szenen oder Themen. Wenn es um Themen geht hätten wir in ANH Heldenreise in TESB Ausbildung, in ROTJ Erlösung in TFA Identität in TLJ Umgang mit Niederlagen.
Dann hast du mich falsch verstanden. Die Haupthandlung ist der rote Faden, keine Szene oder Thema. "Luke zersört den Todesstern", ist die Haupthandlung und die Geschichte erzählt, wie die Haupthandlung umgesetzt wird. Das Thema eines Films oder in diesem Fall von ANH ist etwas Anderes, als die Haupthandlung in einem Satz zusammenzufassen. "Heldenreise" finde ich für ANH das absolut passende Thema und auch für ESB ist das Thema "Ausbildung" passend. Es ist aber keine Formulierung für die Haupthandlung.
Das ist bis auf TLJ sogar nur ein Wort. Vielleicht gibt's auch noch ein schönes Wort, dass "Überleben, Hoffnung im Angesicht von Versagen" knackiger zusammenfassen kann.
Auch hier ein weiteres Missverständnis. Mir geht es um die Formulierung der Haupthandlung, nicht um die Interpretation des Films. Mit "Überleben, Hoffnung im Angesicht von Versagen", hast du aber vollkommen recht als Thema.
Und "die erfolgreichsten Filme" beinhaltet nicht TFA?
TFA kam vor zwei Jahren ins Kino. Mal schauen, welches Publikum sich diesen Film noch in 20 Jahren anschauen möchte? ANH feiert dieses Jahr 40. Geburtstag und ist nach wie vor ein Film, den man jederzeit gerne sehen möchte. Auch "Vom Winde verweht" gehört zu dieser Art von Filmen.
Ich wünsche dir und allen anderen Star Wars Fans ein friedliches und frohes Weihnachtsfest.
Jawa Juice
Interessant finde ich die Evolution der Kritiken im Spiegel bezüglich DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK bzw. DIE LETZTEN JEDI im Laufe der Zeit.
Am 15.12.1980 konnten Spiegel-Leser auf Seite 161 des damals aktuellen Spiegels folgende Kritik über "Das Imperium schlägt zurück" lesen:
Schöpfung nach Lucas
Die Fortsetzung von „Krieg der Sterne“ ist jetzt in deutschen Kinos angelaufen. „Das Imperium schlägt zurück“ ist technisch aufwendiger, aber langweiliger als sein Vorgänger.
Die erste Überraschung steht schon in den Titeln. Das neue galaktische Hauen und Stechen wird als Teil fünf des Sternekriegsepos angekündigt. Sein Vorgänger, "Krieg der Sterne", mit 400 Millionen Dollar Einnahmen größter Kassenschlager der Filmgeschichte, war demnach Episode Nummer vier, und von George Lucas, dem Schöpfer dieser Weltraum-Saga, ist zu erfahren, daß der ganze interstellare Kosmos insgesamt neun Filme vereinnahmen wird.
Bleibt es beim dreijährigen Produktionsrhythmus, werden erst die etwaigen Erdenbewohner des 3. Jahrtausends das galaktische Lucas-Evangelium in Gänze genießen können. Die restliche Menschheit, zu früh Geborene allesamt, müssen sich mit Fragmenten und mit Lucas'' spärlichen Andeutungen über das gesamte Epos begnügen.
So soll die erste Trilogie von der Herrschaft der Jedi-Ritter, einer Art kosmischer Samurai, berichten, die das Universum republikanisch regierten. Die Untertanen begingen jedoch den irdischen Fehler, nicht die richtigen Leute zu wählen, und so fiel das Reich in die Hände eines bösen Usurpators. Er machte Darth Vader zu seinem Vasallen und vernichtete die anderen Ritter in einem Hinterhalt. Nur Ben Kenobi konnte im Kampf entkommen, wobei er Darth Vader so verletzte, daß dieser fürderhin offensichtlich nur noch durch Tauchgerät atmen kann.
Die zweite Trilogie, deren erster Teil "Krieg der Sterne" war, erzählt vom jugendlichen Helden Luke Skywalker und von dessen Lehr- und Wanderjahren auf der Milchstraße. Galt es im "Krieg der Sterne", die bezopfte Prinzessin Leia aus den Krallen des Bösen zu befreien und Darth Vaders Weltraum-Fort zu zerstören, so schlägt der Schwarzbehelmte nun zurück.
Luke, sein Freund Han Solo und die Prinzessin, die immer mehr aussieht wie Leni Riefenstahl, haben sich mit ihren Getreuen auf den Eisplaneten Hoth zurückgezogen, wo sie jedoch von Darth Vaders elektronischen Spionen ausgemacht werden. Der schwarze Krieger läßt sofort seine Panzer ausrücken, die wie Dinosaurier auf stelzigen Beinen übers Schneefeld stapfen und von Lukes Leuten im Rodeo-Stil per Lasso zu Fall gebracht werden.
Während der Kampf tobt und der lange Affe Chewbacca am Fluchtfahrzeug herumbastelt, erhält Luke Hologramm-Besuch von seinem geistigen Vater Ben Kenobi, der ihm befiehlt, auf den Sumpfplaneten Dagobah zu fliegen.
SamRockwell
Dort erwarte ihn sein Lehrmeister Yoda. In der allgemeinen Aufbruchstimmung macht sich Luke davon, und Han Solo nutzt die Gelegenheit, an der Prinzessin herumzuknutschen, allerdings jugendfrei und unbedenklich auch an hohen christlichen Festtagen.
In den schlangenverseuchten Sümpfen des Planeten Dagobah wird Luke zu einem Jedi-Ritter ausgebildet, was hauptsächlich dahin führt, daß er im Handstand via Telekinese Gegenstände in die Luft hieven kann. Sein Lehrmeister Yoda, ein 800jähriger Zwerg, der aussieht wie ein mumifizierter Albert Einstein, dem man die Ohren langgezogen hat, versorgt ihn zudem mit homogenisierten Weisheiten aus dem Stammel-Repertoire der Gaga-Gesellschaft.
Inzwischen haben sich Lukes Freunde nach abenteuerlicher Flucht durch ein Asteroidenfeld und nach versehentlichem Falschparken im Magen eines Ungetüms zu einem lebenslustigen Neger namens Lando begeben, dessen galaktisches Dörfchen starke Ähnlichkeiten mit Manhattan aufweist. Doch das vermeintliche Freiheitzentrum ist nur ein Hinterhalt Darth Vaders.
Als Luke erfährt, daß die Prinzessin und ihr Troß wieder in Feindeshand sind, hält es ihn auf der Sumpf-Uni nicht länger. Er eilt, mit dem kleinen Roboter R2--D2 im Marschgepäck, seinen Freunden zu Hilfe. Doch für Han Solo kommt er zu spät. Darth Vader hat ihn erst mal einfrieren und im Tiefkühlfach verstauen lassen. Doch die Prinzessin, der Affe und der leicht ramponierte Quasselroboter C-3PO werden gerettet. Im abschließenden Laserschwert-Duell mit Darth Vader erfährt Luke eine schreckliche Wahrheit: Er ist der Sohn des Bösewichts. Auflösung der kruden kosmischen Familienverhältnisse in der nächsten Folge: "Die Rache der Jedi".
In Odysseus'' Fußstapfen sah die amerikanische Presse Lucas wandeln. Da muß der Arme aber zehn Schritte tun, um von der Ferse bis zur Spitze des Listenreichen zu kommen. Er ist halt doch nur ein Mythologe der Flipper-Generation. Seinen stets frisch gewaschenen Knopfdruck-Helden fehlt jeglicher Charakter. Sie essen nicht, sie schlafen nicht, und wenn''s mal menschelt zwischen den Geschlechtern, gibt''s ein keusches Küßchen in Jedi-Ehren. Die Galaxie ist nichts als ein asteroidenverseuchter Sandkasten, in dem der alte auf elektronische Display-Technik geschrumpfte Kampf zwischen Gut und Böse nachgespielt wird.
Der kindliche Charme des ersten Films mußte hier einer dümmlichen Pseudophilosophie von der Macht und vom Glauben, der ganze Galaxien versetzen kann, weichen. Wen''s freut, der kann hier wenigstens die gegenüber seinem Vorgänger noch verbesserte Tricktechnik bestaunen. Doch bloße Perfektion erzeugt eben auch nur Langeweile.
Lucas überließ die Regie dem Altroutinier Irvin Kershner, dessen Hauptaufgabe darin bestand, den Menschendarstellern, im Unterschied zu den Robotern, ruckloses Kopfdrehen beizubringen. Der 36jährige Lucas will sein Lebenswerk nur noch als Produzent überwachen. "Ich möchte nicht als Künstler gelten", gesteht er. "Die Welt ist groß, und nicht jeder muß bedeutend sein." Möge die Macht der Selbsterkenntnis mit ihm sein.“
Quelle: Spiegel Heft 51/1980 34. Jahrgang
SamRockwell
Ehrlich gesagt, bereitet mir am meisten Sorgen, dass Abrams am Drehbuch werkelt. Trevorrow war nie mein Favorit, allein schon wegen der ganzen Plotholes in Jurassic World. Wer sowas inszeniert, handelt mMn fahrlässig. Und Abrams als Regisseur hat durchaus seine Momente, aber das Writing ist einfach nicht seine Stärke.
Ich frag mich nur, wie grob das Konzept überhaupt steht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass RJ einfach ein paar grundlegende Paradigmenwechsel vollzogen hat, ohne dass es nicht auch so gedacht war (Snokes Ende, Reys Herkunft).
Gespannt darf man allerdings sein. Ich wünsche mir nur, dass man nicht die Ausgangslage nach TLJ korrumpiert, indem man nun ein, ist doch alles anders Szenario, kreiert und ein Ende liefert, das sich stark an den Vorgängern orientiert.
Wookiehunter
@Wookiehunter
Ich traue Abrams genug Verständnis zu, den Entscheidungen in TLJ Gewicht zu verleihen, und sie nicht wieder "rückgängig" zu machen. Was wäre es auch für eine fatale Entscheidung wenn Rey jetzt doch Tochter von irgendjemand Wichtiges wäre! Nein, ich denke eventuell werden da ein paar Macht-/ oder Prophezeiungselemente hin zu kommen, bzw. wahrscheinlich wird die ein oder andere Sache auch in einem anderen Licht erstrahlen, aber ich bezweifle es wirklich das dramaturgische Errungenschaften wieder zurück gesetzt werden.
StarWarsMan
@Snakeshit
Ich gehe auch nicht davon aus, aber der Einwurf von GWL lässt doch nachdenklich zurück.
Folgende Figur steht mMn etwas in der Luft, nämlich Poe. Holdo ist tot und Leia... Damit fehlt es an Möglichkeiten, die angerissene Poe-Storyline in diesem Kontext zu beenden. Ich vermute, ohne Fishers Tod, wäre da noch was gefolgt. Dass man Leia nicht in Teil 8 nachträglich verabschiedet hat, wirft zusätzlich Fragen auf bezüglich 9.
Ich kann mir vorstellen, dass man nun Lukes Beteiligung evt. ausbauen wird. Nur ne Vermutung.
Wookiehunter
@Reys Herkunft (Eltern)
Ich tendiere gerade wieder stark in die Richtung, dass es sich mit Rey ähnlich verhält wie mit Anakin in der PT. Anakin wurde ja von der Macht direkt hervorgebracht, so als würde das Energiefeld im Universum an einem bestimmten Ort einen auffälligen und sichtbaren Verlauf nehmen, wie wenn ein Gebirge sich zu einer Falte entwickelt. Schwer vorzustellen, aber George Lucas hat mit dem Begriff "Vergenz der Macht bei einer Person" in Episode I einen guten Hinweis gegeben. Die Macht ist ja keine Person mit einer Art göttlichem Bewusstsein. Sie ist etwas natürliches. Eine (Kon-)Vergenz in einem Gebirge entsteht auch durch Kräfte in der Natur. Das Ungleichgewicht hatte dies nur stark begünstigt. Folglich ist es bzgl. der Macht eine natürliche Folge, dass ein Ungleichgewicht der Macht mit einer Vergenz der Macht beantwortet wird.
Snoke hat es in TLJ bereits bestätigt, dass Rey diese Vergenz sehr wahrscheinlich ist. "Wenn Kylo weiter so mächtig wird würde sich jemand auf der anderen Seite erheben." Laut Begleitwerk ist die Höhle mit dem Spiegel ebenfalls eine natürliche Konvergenz der Macht. In ihr sieht Rey nur sich selbst, wie sie sich unendlich reproduziert (von mir aus ist Rey dann eine Divergenz der Macht, aber ich glaube nicht dass RJ es so genau damit nimmt und davon ausgeht, dass der Zuschauer hier direkt an seinen Oberstufen-Mathematik Unterricht denkt. Vergenz ist Vergenz, Kon- oder Divergenz, das tut erst mal nichts zur Sache und hat auch nichts mit dunkler oder heller Seite zu tun, wie ich es schon in Diskussionen darüber gelesen habe.)
Edit dazu: Rey deutet sogar eine konvergente Folge an, denn sie sagt dass dies am Ende auf ein Ziel zusteuert (den genauen Wortlaut im Film weiß ich nicht mehr). Am Ende steht sie dennoch wieder selbst und niemand sonst. Aber lassen wir das, wie gesagt, einfach nur "Vergenz".
Rey könnte also wie Anankin von der Macht empfangen worden sein. Jetzt zum Zusammenhang mit Kylos Wissen über Reys Eltern. Er könnte tatsächlich die Wahrheit gesehen haben, sie aber nicht gänzlich verstanden haben. Es geht ihm ja darum Rey zu sich zu ziehen. Dazu ist die Botschaft "du bist Niemand" sehr wichtig. Rey wurde von ihren Eltern verstoßen, aber dass sie Niemand ist könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Der Grund für das Verstoßen der Eltern könnte statt dessen sein, dass sie in ihr etwas unnatürliches, beängstigendes sahen. Ihre Mutter ging dann eben nicht so "gelassen" mit der Situation um wie Shmi Skywalker. Oder aber Rey hatte einen Stiefvater, der sie aber nie akzeptierte und der es auch nie glaubte, dass Reys Mutter einfach schwanger wurde. In einer Notsituation könnte er dann Reys Mutter mehr oder weniger gezwungen haben das Kind zu verkaufen.
Wenn der Nachname der Mutter nun noch bekannt würde, könnte man sogar eine neue Blutlinie wie die der Skywalker-Familie etablieren.
Die "Sunriders"
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 11:20 Uhr)
Jacob Sunrider
lol
Bzgl Poe weiß ich nicht welche Charakterentwicklung von ihm von Leia abhängig wäre. Am Ende von TLJ gibt es bereits die Szene wo Poe sagt dass man den Füchsen folgen soll und alle sehen Leia zu Bestätigung an und sie sagt "Was schaut ihr mich an. Da ist euer nächster Anführer."
Zu Leia verwette ich meine gesamte SW Sammlung darauf, dass Leia nicht sterben wird. Weder on noch offscreen.
Mein Tipp: Die Handlung spielt in einem anderen Teil der Galaxis und Leia wird in Dialogen erwähnt, dass die gerade irgendwo den Rat der neuen Allianz leitet und Befehl XY sendet.
So viel Aufbau wie Leia in allen Comics und Romanen bekommen hat wird man die Figur nicht im Stillen absägen.
Und hört auch bitte auf Abrams und Johnson als Gegenspieler zu sehen. Abrams stand schon vor 2 Jahren auf das Drehbuch von Johnson. Bad Robot hat TLJ mitproduziert. Es gibt keinen Grund warum Abrams als gegen TLJ oder Johnson agieren sollte.
McSpain
Stimmt, hatte die Szene vergessen. Aber dass Poe quasi Ziehsohn von Leia ist, weil er sie an Han erinnert, hätte sicher Potential gehabt, insbesondere, da sie Kylo aufgegeben hat, wie sie selber sagt.
Vielleicht haben da sogar Muttergefühle mitgespielt, als sie Poe ausgeschaltet hat.
Wie kommst du darauf, dass einige da einen Zwist zwischen RJ und Abrams sehen?
Ich halte es entgegen von RJ wonach er ziemlich freie Hand hatte, für sehr unwahrscheinlich, dass Abrams das nicht mitabgesegnet hatte. Abrams hätte mit Sicherheit eingegriffen, hätte er es als nötig empfunden. War aber nicht so.
Frage wird auch sein, wie viel von seinen eigenen Andeutungen wieder aufgegriffen werden, oder ob er straight da weiter macht, wo RJ aufhörte. Beides denkbar oder ein Mix aus diesen Varianten.
Wookiehunter
@Leia und ihre Bedeutung
Das sehe ich genauso wie McSpain. Die werden sich da sicher was einfallen lassen. Leia ist klar zu einer sehr wichtigen Figur in der ST geworden und ich denke mal das ursprünglich gedacht war, dass sie ihren Sohn noch einmal Auge in Auge gegenübersteht. Kylos Zögern beim Angriff auf die Raddus ist da für mich ein klares Indiz. Der Vater und Mentorenmord sind eine Sache und sicher nicht von der Hand zu weisen, aber seine Mutter zu töten, da muß man schon ein ziemlicher Bastard sein, da diese Verbindung schon naturgegeben noch um ein vieles stärker ist. Ich bin sehr gespannt was sie da machen. Evtl. bekommt man diesen Handlungsstrang ja in einem Comic nachgereicht, in dem die ursprünglichen Pläne für Leia ausgearbeitet werden. Für Ep. IX werden sie sich aber gezwungenermaßen was anderes einfallen lassen müssen.
Ardus Kaine
@ Jacob Sunrider:
Meine Gedanken zu Reys Background gehen in die selbe Richtung. Besonders deine Schilderung der Macht als sich selbst regulierendes, natürliches System (im Gegensatz zu einer "Person" mit Willen) spricht mich sehr an, wäre der Saga angemessen und stimmt auch mit TLJ überein.
Snokes Satz, dass Rey ein Ausgleich für Kylos wachsende Macht sei, scheint mir in der Rezeption des Films ein bisschen untergegangen zu sein. Wird aber vielleicht noch mal eine Rolle spielen, sobald die Ohren mehr arbeiten als die Münder.
Irgendwie müssen Reys Fähigkeiten ja begründet werden. Die Auserwähltenlösung ist die einfachste und naheliegendste, aber wäre sie auch die zufriedenstellendste? Noch einmal eine Konvergenz der Macht? Auserwähltengeschichten finde ich ein wenig ermüdend; man begegnet ihnen so oft und sie bringen der Geschichte meistens nicht mehr, als eine Pseudo-Bedeutung, die sich aber nicht wirklich niederschlägt. In der PT haben wir das ja schon einmal erlebt, wo die Machtzeugung Anakins im Kern nichts anderes war als ein "ja, das ist jetzt eben so".
Rey ist eine interessante Figur. Allerdings hat man sich bei der ST in einen Konflikt hineingeschrieben, der aus den beiden gegensätzlichen Konzepten "sie ist etwas Besonderes" und "sie ist ein Normalo" besteht. Letzteres finde ich die interessantere Geschichte, auch weil sie mal etwas Neues in die Saga hineinbringen würde. Allerdings kann man die nach TFA kaum noch durchziehen. Es ist schon seltsam; bei Rey haben Abrams und Kasdan in einen spannenden und reizvollen Ansatz die scheinbar unvermeidliche konservative Auflösung bereits eingebaut.
Was mich auch nachdenklich stimmt, ist die Idee, dass man Figuren, ihre Fähigkeiten, Entscheidungen und Handlungen nun mit der Macht erklären kann. Das Problem gab es schon in der PT, ist also nicht erst jetzt entstanden. Die OT war stark figurenzentriert und zeichnete ihren Weg so, dass man sie auch durch eine "weltliche" Brille verstehen konnte. Es waren nachvollziehbare Helden. Erst in der Nachbetrachtung eröffnete sich die Machtperspektive auf das Erzählte; in diesem Lichte schien durch die Figuren und ihr Handeln ein größeres, von der Macht bestimmtes und reguliertes "Schicksal" hindurch. Mit Anakin hat Lucas dies umgekehrt: nun stand die Macht im Vordergrung, und die Handlungen der Figuren waren aus der Perspektive zu verstehen. Das ist aber eine zweifelhafte Umkehrung, weil sie sehr schnell dazu führen kann, dass zum einen die Figuren in SW zu abgehobenen "Heiligen" oder sonstigen Eliten werden, über die man staunen muss anstatt mit ihnen als "Leidensgenossen" mitzufühlen - und zum anderen sich das "Deus ex machina"-Prinzip in SW einschleicht. Wenn jetzt auch noch erklärt wird, dass die Selbstregulierung der Macht über solche Konvergenzen läuft - bei Bedarf taucht einfach so irgendwo der nächste Held auf - entbindet das künftige Autoren davon, ihre Geschichte von Anfang bis Ende klug, versiert und einnehmend zu erzählen.
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 13:24 Uhr)
George W Lucas
@Geroge W Lucas
Ich gebe dir Recht, dass eine Auserwählten-Thematik keinen Reiz hat, hatte sie noch nie für mich, weder in der PT, noch in Matrix, noch in Harry Potter usw. Als Vergenz der Macht ist Rey aber auch noch nicht auserwählt. Sie wäre dadurch einfach "kein normaler Mensch", das aber eher durch Zufall. Zum Auserwählten wurde Anakin auch aufgrund der Prophezeiung, und diese ist etwas was die Jedi aus der Situation des Ungleichgewichts heraus interpretiert haben. Sicher, Vader hat dann tatsächlich Darth Sidious getötet und damit wohl auch das Ungleichgewicht beendet, aber durch TLJ ist dieses ganze Thema "Ungleichgewicht führt zu einer Reaktion durch die Macht selbst" zu etwas geworden, was weder einzigartig ist, noch aus religiöser Sicht von irgendwelchen Verheißungen o.ä. begleitet werden muss. Ohne den Beigeschmack der Prophezeiung wie in der PT gefällt mir die Möglichkeit sehr gut, dass Machtnutzer auf diese Weise ins Leben gerufen werden können. Die besonderen Fähigkeiten erklärt es zudem sehr nachvollziehbar. Vor allem würde es eindeutig zu der Erkenntnis führen, dass man als Machtnutzer "nicht alles tun kann was man will". Kylos Fähigkeiten und sein Streben überschreiten eine Grenze, sind unnatürlich. Dass dann eine Reaktion ganz natürlich folgt, hat schon etwas und ist auch ein wenig neu, da die PT es überhaupt nicht thematisiert hat. Die Macht ist zwar keine Person, wird aber innerhalb der Saga dadurch doch zu einem handelnden Element (also noch mehr als bisher meine ich.)
Auch wahr ist natürlich, dass Rey als Normalo absolut passé wäre. Aber im Grunde schließt doch bereits TFA aus, dass Rey tatsächlich so "normal" ist. Dieses Erwachen in ihr, das muss ja einen Grund haben: Ihr Blut (ihre Abstammung), dass sie von der Macht auserwählt wurde (wobei wir uns einig sind, dass so etwas durch die Macht im Sinne einer bewussten "Entscheidung" gar nicht passieren sollte), oder eben durch dieses natürliche Ereignis der Vergenz. Dass es dann gerade auf Jakku und bei ihrer Mutter usw. passierte ist dann aber womöglich Zufall. So wie bei der genauen Position einer Gebirgsfalte. Es ähnelt schon der Idee in der PT, führt sie aber zumindest weiter.
Ein Konzept mit Rey als normale Person, deren Schicksal dennoch von der Macht gelenkt wird, könnte aber auch immer noch funktionieren. Aber dann braucht es eben zumindest eine sehr starke Veranlagung von Rey zur Macht. Dafür muss sie keine besonderen Eltern haben, sie muss keine Vergenz der Macht sein und sie muss die Fähigkeiten nicht von der Macht im Sinne eines "auserwählt sein" von heute auf morgen erhalten haben. Dann ist sie aber doch wieder besonders, nur eben die erste einer neuen machtvollen Blutlinie.
Was einfach nicht geht ist "Rey ist normal und auch in der Macht .... "ganz normal". In Star Wars sind die Helden die über das Schicksal der Galaxis entscheiden stark in der Macht, sonst müsste man die Geschichte anders schreiben, mit anderen Idealen, und das würde mir nicht gefallen.
Jacob Sunrider
"Was mich auch nachdenklich stimmt, ist die Idee, dass man Figuren, ihre Fähigkeiten, Entscheidungen und Handlungen nun mit der Macht erklären kann. Das Problem gab es schon in der PT, ist also nicht erst jetzt entstanden."
Das stimmt sicher auch, und man kommt aus dieser Situation wohl nur wieder heraus, indem man sich noch weiter von der PT loslöst. Mir ist es aber sehr wichtig, dass die neuen Blickwinkel auf die Macht die George Lucas ja sogar noch selbst in die Saga eingeführt hat, nicht ignoriert werden. Gutes Geschichten erzählen muss dennoch möglich sein.
Als Vader in ANH sagt, "die Macht ist stark in diesem da" dachte ich als Kind, das könnte bei mir auch so sein. Ich muss nur tapfer sein wie Luke (etwas in der Art). Du hast ausgeführt, dass dies in der OT einfach besser dargestellt wurde. Ich glaube aber, dies ist so wie es sich hier ursprünglich angefühlt hat kaum weiter möglich. Zuviel hat sich seitdem geändert. Schon in RotJ hatte man deutlich das Gefühl, Luke ist nur so stark weil er seines Vaters Sohn ist usw. "Die Macht ist stark in deiner ganzen Familie" wurde bereits hier zum Grundsatz. Also Blutlinie, besondere Familien, nicht jedermann. Luke hat Leia allein aufgrund dessen, dass sie ebenfalls zur Familie gehört versichert, sie wäre ebenfalls dazu in der Lage.
Die PT hat nur leider noch eins drauf gesetzt, indem sie erklärt hat, warum die Skywalkers sogar noch über allen anderen stehen. Eine Blutlinie die mit einer Vergenz begann. Das kann man aber evtl. wieder relativieren, indem man das Ereignis der Vergenz bei einer Person zu einem nicht einzigartigen Vorkommnis umdeutet.
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 14:11 Uhr)
Jacob Sunrider
@ Jacob Sunrider:
Eine Abkopplung des Auserwählten-Begriffes als Jedi-Dogma von der eigentlichen Macht als natürlichem, jenseits von Ordenslehren funktionierendem Systemm ist eine spannende Sichtweise. Die würde sich auch gut aus dem ergeben, was Luke in TLJ zur Macht sagt. Und natürlich würde es den Orden zusätzlich rückwirkend in ein anderes, kritisches Licht rücken - ein Orden, der in der Welt nur findet, was er mit sich nimmt (inklusive limitierten Standpunkten und Begrifflichkeiten).
Da neben dem Lore aber auch noch die Möglichkeiten eine Rolle spielen, wie man diesen in einem SW-Film einem breiten Publikum vermittelt, muss man sich fragen, wie deutlich man den Auserwähltenbegriff überhaupt von einer Geschichte trennen kann, die im Kern eine Auserwähltengeschichte wäre (wenn Rey von der Macht hervorgebracht sein sollte). Der Unterschied ist da, aber er ist fein. Luke könnte als Machtgeist erscheinen, ihn unterstreichen und herausstellen, dass die Macht zum einen keinen Willen hat, und zum anderen - wie du ausführst - jegliches einseitige Machtstreben unterbinden wird. Kylo würde sich als Adressat des letzten Punktes geradezu aufdrängen.
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 14:27 Uhr)
George W Lucas
@George W Lucas
Allgemein gefällt mir der Ansatz, dass die Macht noch nicht wirklich verstanden wurde, auch nicht von den Jedi, da sie zwar lange existierten, in ihrer Sichtweise aber festgefahren waren. Im Grunde ist dieser Ansatz sogar notwendig um die Saga spannend fortzusetzen.
Was die Wirkung angeht denke ich dass nicht wenige ohnehin Rey bereits als quasi Auserwählte betrachten. Die Frage ist, ob es nicht sogar schädlich wäre in diesem Punkt zurück zu rudern. (Als platte Superheldin kommt sie ja noch lange nicht rüber).
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 14:32 Uhr)
Jacob Sunrider
@ Jacob Sunrider:
Nicht nur würde es die Saga sinnig fortsetzen, sondern auch sicherstellen, dass SW weiterhin der Welt etwas zu sagen hat. Und zwar etwas, das im kulturellen Kontext des Erscheinens der jeweiligen Filme von Bedeutung ist.
Die institutionskritischen Ansätze in TLJ würden so konsequent weitergedacht und tatsächlich eine bedeutende Botschaft transportiert werden: nämlich dass es der beschränkten menschlichen Perspektive geschuldet und ein Irrtum sein könnte, bei der Betrachtung von Welt, Natur und den Vorgängen darin einen Willen vorauszusetzen.
Allerdings ist mir noch nicht ganz klar, welche Geschichte TLJ erzählt, wenn es um die Überwindung der Jedi geht. Einerseits zieht sich das Motiv der Überwindung durch den Film, andererseits lässt Rey die Bücher mitgehen. Also eine komplette Erneuerung kann es nicht sein; vielleicht eine Rückkehr zu den Wurzeln. Hier kommt es darauf an, was es eigentlich ist, das überwunden werden soll. Der Jedi-Orden oder der Orden, wie er sich in der PT darstellt?
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 14:36 Uhr)
George W Lucas
@George W Lucas
Jedenfalls zeigt der Film nicht den einen richtigen Weg auf, noch sind sich die dafür wesentlichen Charaktere einig. Yoda spricht ja auch abfällig über die Bücher und ist einverstanden, dass die Saat für etwas Neues gelegt wird. Rey schätze ich so ein, dass sie sich selbst ein Bild machen möchte. Bevor sie die Bücher nicht selbst gelesen hat, kann sie auch nicht entscheiden ob sie von Bedeutung sind. Sie sind daher auf jeden Fall erhaltenswert.
Luke überlässt es ihr am Ende, was aus den Jedi wird, ob sie ein Jedi wird usw.
Insgesamt gibt jeder seinen Standpunkt auf, genau zu wissen was das Richtige ist, und das ist auch eine moderne spirituelle Sichtweise.
Jacob Sunrider
Wenn es nach mir geht, sollte Star Wars niemals den Punkt erreichen an dem die Macht verstanden wurde. Genauso wenig wie man wahrscheinlich jemals verstehen wird, wie Lebensenergie in organische Materie kommt und wie diese Lebensenergie zu so einer vielfältigen Schönheit und Grausamkeit wie der Natur kommen kann. Es sprengt die Grenzen unseres Verstandes. Nun gibt es unzählige Arten von Religionen, Kulturen, Philosophien, Spiritualitäten, wissenschaftliche Ansätze, die diese Umstände nach einem eigenen Verständnis interpretieren um Werte zu entwickeln, nach denen sie einen für sich sinnvollen Umgang mit diesen Dingen ausüben können. Und diese sind so vielfältig wie das Leben selbst. Aber mit Verstehen hat das nicht soviel zutun, wie man manchmal glaubt. Dieser Glaube etwas verstanden zu haben, hält sich in der Regel nur so lange, bis man jemanden trifft, der es schafft, diesen Glauben in Frage zu stellen. Und früher oder später scheint dies immer zu passieren.
OvO
@ OvO:
- "Genauso wenig wie man wahrscheinlich jemals verstehen wird, wie Lebensenergie in organische Materie kommt"
WIE es passiert, wird man verstehen. WARUM es passiert allerdings nicht (weil die Fragestellung schon irreführend sein könnte). Und Letzteres sollte auch bei der Macht in SW so sein. Da sollte auch der Grundatz gelten "Fühlen, nicht Denken".
Die Bewohner des SW-Universums haben jedoch das Glück, dass die Macht nicht einfach nur etwas Transzendentes ist, woran geglaubt werden muss, sondern dass sie tatsächlich Teil der Welt ist und mit ihr interagiert (ja sogar quantifizierbar ist - auch wenn ich das gerne ausblenden würde). Da forscht es sich ein klein wenig einfacher
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 18:06 Uhr)
George W Lucas
@George W Lucas
Noch ein Gedanke zu Kylo. Vielleicht bringt er die Macht ja nicht erst durch seinen Wechsel auf die dunkle Seite und sein Streben aus dem Gleichgewicht. Womöglich ist das von Geburt an für ihn unvermeidbar. Diese „rohe, ungezähmte Macht“ in ihm spürten sowohl Luke als auch Snoke. In der Skywalkerblutlinie, die ja ansich schon besonders ist, da sie auf Anakin gründet, könnte Ben nochmal eine Anomalie darstellen. Snoke ermahnt ihn in TLJ, dass er nicht im Gleichgewicht war aber vielleicht ist das für Kylo auf Dauer gar nicht möglich. Auf Ben Solo könnte damit ein Schicksal liegen für das er gar nicht allein verantwortlich ist.
Dass in Rey die gleiche rohe ... Macht steckt kann man jetzt wieder auf all die Arten erklären, die wir schon diskuriert haben.
Ep. IX muss nicht nur erklären warum Rey so stark in der Macht ist, sondern vor allem auch, warum es sich um die gleiche, besondere Ausprägung der Macht handelt wie bei Ben/Kylo.
(zuletzt geändert am 26.12.2017 um 18:14 Uhr)
Jacob Sunrider
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