In kaum 300 Tagen kommt der Han-Solo-Film in die Kinos. Da wir über dessen Handlung bislang so gut wie nichts wissen, sei zur Abwechslung ein Blick in die Geschichtsbücher gestattet, denn bereits 1977 gab George Lucas intern Einblicke in die Hintergründe seines Kinohits, wie J. W. Rinzler in seinem Making of Star Wars zu berichten wusste. Diese waren selbstverständlich nie Kanon und sind es bis heute nicht, was es höchst unwahrscheinlich macht, dass sie direkt aufgegriffen werden könnten. Andererseits bieten sie interessante Einblicke in die Entwicklungsgeschichte vom Film zur Saga, die nach dem Kinostart von Eine neue Hoffnung erst so richtig begann.
Und dies hatte Lucas damals über Han Solo zu sagen:
Han ist etwa 30 Jahre alt. Seine Eltern wurden unter Umständen in einer Raumschlacht getötet, die nur Han überlebt hat. Wo ihn die Weltraumvagabunden aufgelesen haben, ist nicht wirklich bekannt. Sie sind in der ganzen Galaxis unterwegs und nehmen alles mögliche mit. Vielleicht haben sie ihn beim Glücksspiel gewonnen oder jemanden um ihn betrogen, um ihn danach zu verkaufen. Er war eine Art von Sklave, wobei die Vagabunden ihn auf ihre Weise geliebt haben, auch wenn sie ihn hässlich behandelt haben. Sie benutzten ihn für ihre eigenen Zwecke, und er war sehr unglücklich. Sie übertrugen ihm gefährliche Aufträge oder ließen ihn z.B. in den Straßen betteln. Als er etwa sieben Jahre alt war, überließen sie ihn den Wookiees. Bei ihnen lebte er etwa 5 Jahre lang.
Zwischen seinem 12. und 15. Lebensjahr besuchte Han die Weltraumakademie. Dort lernte er, Raumpilot zu sein und war sehr, sehr gut darin. Allerdings war er auch ein Gauner und wurde dabei erwischt, wie er Prüfungsantworten verkaufte. Er versuchte außerdem, einem der Lehrer mit einem Raumschiff ein Wettrennen zu liefern und stürzte dabei ab. Den Professor konnte er übrigens nicht schlagen, doch führte der Zwischenfall zu seinem Rauswurf. Danach zog er umher, tat so dies und das und kam schließlich zurück zu den Wookiees, wo er Chewbacca kennenlernte.
Danach flog er zum Planeten Coonee, wo riesige Tiere namens Coldppedas gezüchtet werden, die 15 Füße haben. Sie sehen ein wenig so aus wie eine Giraffe, sind etwa 7 Meter groß und haben Schuppen und einen Echsenkopf. Manche können über 12 Meter groß werden. Sie haben riesige, runde und weiche Hufe, und ihr Fleisch wirkt wie ein Aphrodisiakum, weshalb es im ganzen Universum beliebt ist. Han arbeitete drei Jahre als Coldppeda-Hirte auf Coonee.
Danach fand er Arbeit als Mechaniker in einer Werkstatt auf dem Planeten Saberhing, in der Raumschiffe hergestellt wurden. Er war am Fließband eingesetzt. Mit etwa 20 Jahren begann er zu schmuggeln. Die Schmugglerei war eine Folge des Imperiums und seiner strengen Zollgesetze sowie der Handelsunternehmen, die monopolartig aufgestellt waren. Die meisten anständigen Spediteure wurden aus dem Geschäft gedrängt. Man kann Han also einen Schmuggler nennen, aber eigentlich ist er eher ein freischaffender Kleinunternehmer, der ohne Gewerkschaftsausweis zwischen den Systemen Handel betreibt.
Er transportierte alles nur denkbare: Nicht nur Gewürz, sondern auch Nahrungsmittel, wertvolle Edelsteine, technische Bauteile, was immer gerade verfügbar war. Er brachte Material von einem Planeten zum nächsten und so weiter und verdiente gut damit. Mehrfach konnte er dem Imperium ein Schnippchen schlagen und einige schnelle Deals einfädeln.
Er hat nur ein Problem mit dem Glücksspiel: Er spielte viel und verlor sein meistes Geld. Zwar ist er ein harter Kerl und richtig clever, aber es ist ihm nie gelungen, genug Geld zusammenzubringen, um ein Machtfaktor zu werden. Und ganz ehrlich: Er genießt das auch. Er ist ein wenig selbstzerstörerisch und findet es toll, am Rande des Abgrunds unterwegs zu sein. Er steckt ständig alles in ein Hochrisikogeschäft, und mal gewinnt er und mal verliert er. Trifft man ihn an einem Tag, hat er zehn Milliarden Credits. Einen Tag später hat er unendliche Schulden.
Eines seiner Schiffe, ein größeres Schiff, das nicht so schnell ist wie der Rasende Falke, wurde vom Imperium zerstört. Sie schossen auf ihn, und er musste eine ganze Schiffsladung abwerfen, um nicht gefangen zu werden. Das Imperium ist der Große Bruder, der ihn ständig im Auge behält und ihm Ärger macht. Er sieht es nicht so sehr als politische Organisation, sondern als jemanden, der ihm in die Quere kommt, auch wenn er regelmäßig mit und für Kopfgeldjäger, Verbrecher, Rebellen und auch das Imperium arbeitet, wenn der Preis stimmt.
Er hat in jedem Hafen ein Mädchen.
Interessant an dieser Beschreibung ist, dass sie sich in Teilen immer mal wieder bestätigt hat: Die Bettelei findet sich noch in Ann Crispins Han-Solo-Trilogie, für Die Rache der Sith war zeitweise ein Gastauftritt des kleinen Han auf Kashyyyk angedacht, und mit dem neuen Kanon ist Hans Vorliebe für Wettrennen in den Mittelpunkt gerückt. Nicht komplett auszuschließen also, dass das Drehbuch der Kasdans noch das ein oder andere Detail aus der grauen Vorzeit von Star Wars zurückbringen wird.
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@ Jorge:
- "Ah ja, richtig. War mir aktuell grad nicht präsent. Aber damit hat es sich dann auch, oder?"
Mit Bush-Anspielungen ja.
- "Wollte übrigens den Fakt gar nicht in Abrede stellen. Ich habe eher den Umfang relativiert."
Den Umfang von Anspielungen auf konkrete Politiker? Das schon. Was einige vermutlich irritiert, ist die so deutlich politisch geprägte Erzählung der PT. Die ist zwar schon universell gehalten, aber der Fokus lädt viel stärker zu Vergleichen mit unserer irdischen Geschichte und Gegenwart ein, als dies bei der OT der Fall war, und in einer Fantasy-Saga vielleicht auch wünschenswert wäre. Die Aushöhlung von Demokratie über Sondervollmachten und einem gewollten Feindbild war zu PT-Zeiten ja gerade in den USA extrem präsent. Prinzipiell ist daran auch nichts auszusetzen, denn Machtmissbrauch an sich ist ja an keine spezielle Zeit gebunden. Was mich persönlich nervt sind so hohle und auch noch hohl vorgetragene Phrasen wie "Der Moment, an dem wir nicht mehr an die Demokratie glauben, verlieren wir sie" (AotC). Da fühle ich mich dann, als würde ich eine Pressekonferenz aus dem Bundeskanzleramt sehen und nicht SW. Wenn Leia in TLJ jetzt auch noch sagt, ihre Politik gegen die FO sei "alternativlos"..
- "Ich hoffe, ich darf auch mal ein Detail temporär aus den Augen verlieren..."
Ich werde mich dran erinnern und diesen Vorfall wieder hervorkramen, wenn du es am wenigsten erwartest!
- "So speziell ist selbst der Bush-Verweis nicht."
Angesichts des Kontextes, in dem der Film erschienen ist, schon. Wenn man dann noch bedenkt, dass Bush ohnehin zu religiös-fanatischer Rhetorik neigte, schließt sich hier der Kreis.
In der Form ist das nicht nur universell auslegbar. Für SW-Rezipienten in 50 Jahren vielleicht, aber nicht für uns.
(zuletzt geändert am 18.08.2017 um 22:49 Uhr)
George Lucas
@(User) George Lucas
Zitat:
"Was einige vermutlich irritiert, ist die so deutlich politisch geprägte Erzählung der PT. Die ist zwar schon universell gehalten, aber der Fokus lädt viel stärker zu Vergleichen mit unserer irdischen Geschichte und Gegenwart ein, als dies bei der OT der Fall war, und in einer Fantasy-Saga vielleicht auch wünschenswert wäre. Die Aushöhlung von Demokratie über Sondervollmachten und einem gewollten Feindbild war zu PT-Zeiten ja gerade in den USA extrem präsent."
Natürlich stimme ich zu. Hier imitiert die Kunst ganz klar das Leben - aber doch sehr universell. Zur Zeit der PT konnte man diese Bezüge finden. 1975 hatte Lucas für die Vorgeschichte zur OT die erst kurz zurückliegende Nixon-Ära im Sinn, ebenso wie die Machtergreifung der Nazis, ebenso wie die Ränkespiele von Kaiser Augustus...
Zitat:
"Wenn man dann noch bedenkt, dass Bush ohnehin zu religiös-fanatischer Rhetorik neigte, schließt sich hier der Kreis."
Genau das ist der geniale Punkt!
Zitat:
"In der Form ist das nicht nur universell auslegbar."
Natürlich nicht. Wichtiger ist aber doch, dass es auch universell zu verstehen bleibt. Auf die Hasselhoff-Verweise eines GotG trifft dies nicht zu.
Zitat:
"Für SW-Rezipienten in 50 Jahren vielleicht, aber nicht für uns."
Ob dafür 50 Jahre nötig sind? Aber ich möchte deinen Optimismus gerne teilen, dass es nicht auch heute schon viele gibt, denen das nicht auffallen kann.
Zitat:
"Ich werde mich dran erinnern und diesen Vorfall wieder hervorkramen, wenn du es am wenigsten erwartest!"
Ich hatte nichts anderes erwartet...
Darth Jorge
George Lucas
@Rieekan78:
Ganz ehrlich wird es ermüdend immer erst deine persönliche Opferrollen darlegung zu lesen bis wir dann zu den eigentlichen Aussagen kommen.
Bzgl der Punkte zu TFA bleibe ich (sorry Jorge) dabei dass ich einfach keinen Bock mehr habe zwei Jahre den gleichen Kram zu schreiben und gerade bei dir hat es keinen Zweck, da wir definitiv keine Grundlage für eine Diskussion(skultur) haben. Daher ja auch eigentlich nur mein Kernwunsch nicht immer deine eigene Meinung als globale objektive Wahrheit zu definieren (und auch mal ohne Opferrolle bei einem Thema zu bleiben.
"allerdings geht es auch um die Macht, Jedi und vor allem auch Freundschaft."
Bzgl. "Freundschaften und Beziehungen" kann ich dich beruhigen. Wie auch in TFA stehen bei Bloodline und auch Aftermath die familiären und freundschaftlichen Beziehungen der Charaktere im Vordergrund. Bei Bloodline primär Leia und einige neue Figuren und bei Aftermath primär eine komplett neue Truppe von Helden mit ab und zu ein paar bekannten Nasen.
Jedi und Macht solltest du wenig bis nichts erwarten. Da erst in TFA die Macht erwacht schläft sie in der Zwischenzeit natürlich noch.
McSpain
George Lucas
@(User) George Lucas
Zitat:
"Ich bin für eine sparsame Verwendung des Begriffs "genial".
Individuelle Gewichtung und so...
@McSpain
Zitat:
"Bzgl der Punkte zu TFA bleibe ich (sorry Jorge) dabei dass ich einfach keinen Bock mehr habe zwei Jahre den gleichen Kram zu schreiben"
Mmhhh, aber sollte man sich dann nicht zurückhalten, wenn andere den entsprechenden Diskurs fortsetzen?
Und der Rest des Absatzes ging dann nicht mehr an mich, richtig?
Darth Jorge
@McSpain:
"Ganz ehrlich wird es ermüdend immer erst deine persönliche Opferrollen darlegung zu lesen bis wir dann zu den eigentlichen Aussagen kommen. "
Verstehe ich nicht.
"Bzgl der Punkte zu TFA bleibe ich (sorry Jorge) dabei dass ich einfach keinen Bock mehr habe zwei Jahre den gleichen Kram zu schreiben und gerade bei dir hat es keinen Zweck, da wir definitiv keine Grundlage für eine Diskussion(skultur) haben. "
Ja, davon rede ich doch immer und hatte dir auch nahe gelegt, nicht auf meine Kommentare zu reagieren, das kannst du dir dann aber doch nicht verkneifen.
Rieekan78
McSpain
@McSpain
Die Konsequenz ist also ein Mantra-mäßiges Widersprechen ohne das zu untermauern, weil man das aus persönlicher Ansicht ja schon häufig genug getan hat?
Den Gehalt wiederholt man also nicht, aber den Widerspruch kontinuierlich?
OK, das ist nicht meine Vorstellung eines fachlichen Diskurses.
Darth Jorge
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