Das Empire-Magazin hat sich Regisseur Rian Johnson vorgenommen, kurz nachdem er die Dreharbeiten auf Skellig Michael beendet und mit dem Schneideprozess von Episode VIII: The Last Jedi begonnen hat. Auf Empire Online gibt es nun einen kleinen, aber feinen Ausschnitt dieses Interviews:
Wie läuft es bei Episode VIII?
Großartig! Wir sind gerade beim Schnitt, tauchen wirklich so richtig darin ein. Es nimmt Form an und ich bin sehr begeistert.
Nennen Sie drei Nicht-Star Wars-Filme die Sie zur Vorbereitung angeschaut haben.
Twelve O’Clock High (Der Kommandeur) war ein großer Maßstab für das Gefühl und den Look der Luftkämpfe sowie für die Dynamik zwischen den Piloten. Three Outlaw Samurai für das Feeling der Schwertkämpfe und den pauschalen Sinn für trivialen Humor. Und To Catch A Thief (Über den Dächern von Nizza) war toll wieder anzusehen, für den romantischen Umfang und die Würde.
Was sind Ihre Erinnerungen vom ersten Drehtag?
Unser erster Drehtag fand tatsächlich mehrere Monate vor dem eigentlichen Filmen statt: Wir waren drei Tage auf der Insel Skellig Michael. Also war es nicht nur Tag eins von Star Wars in dieser unglaublich natürlichen Location, aber weil die Insel so schwer zugänglich ist, war es eine ziemlich aufs Wesentliche reduzierte Lauf-und-Dreh-Crew. So ziemlich der perfekte Start für das ganze Abenteuer.
Was ist das Schwierigste daran, einen Star Wars-Dialog zu schreiben?
Ich wollte konstant moderne Redensarten in die Dialoge drücken, und manchmal kann das auch funktionieren, aber man muss damit sehr vorsichtig sein. Wenn man zu weit geht kann man den Star Wars-Zauber brechen. Die andere Herausforderung ist das technische Gerede, was zeitgleich komplex genug sein muss, um real zu klingen und konzeptionell einfach genug sein sollte, um ihm folgen zu können. Die originalen Filme waren darin brilliant.
Sie haben einen Imperialen Offizier in der Waffenfeuerkammer in Rogue One gespielt. Wie war diese Erfahrung für Sie?
Es hat so viel Spaß gemacht. Ich war neidisch auf meinen Produzenten Ram [Bergman] – er durfte den vollen Daft-Punk-Helm tragen. Es war auch super weil wir wussten, dass wir nicht aus dem Film geschnitten werden konnten! Die EINE SACHE, die sie unbedingt zeigen mussten war, wie der Todesstern feuert!
Was hat Sie beim Regieführen eines Star Wars-Films am meisten überrascht?
Ich schätze die größte Überraschung war die Intimität des Prozesses. Es ist gigantisch, sicher, und es bringt großen und kleinen Druck mit sich. Aber am Ende des Tages schrumpft es auf die gleichen Dinge zusammen wie bei den kleineren Filmen, die wir gemacht haben: Wir erzählen mit einer Kamera und einigen Schauspielern eine Geschichte, die uns etwas bedeutet. Und mit einem Wookiee.
Das vollständige Interview soll in der 332. Ausgabe des Magazins im Februar dieses Jahres erscheinen.
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Nebenbei bei ist es bei Interviews und bei Wortklauberei ganz wichtig sich die Originalsprache anzuschauen:
"I found myself constantly wanting to push modern idioms into the dialogue, and sometimes that can work, but you have to be very careful."
Würde ich wegen "Found myself" tendenziell so sehen, dass er unbewusst moderne Redensarten verwenden wollte und sich dann hinterfragt hat. Nicht, dass er bewusst an seinem Schreibtisch gesessen hat und sich überlegt hat wie er möglichst viel Jugendsprache in den Film bringen kann, weil YOLO!
Beispiel: Ich ertappe mich oft dabei mit dem Kopf auf den Tisch hauen zu wollen. vs. Ich möchte oft mit dem Kopf auf den Tisch hauen. vs. Ich habe mir vorgenommen meinen Kopf auf den Tisch zu hauen.
McSpain
@OvO und Snakeshit
Kommt natürlich auch darauf an, was für ein Typ Rian Johnson ist. Was für den einen noch wie ein lockerer, normaler Dialog klingt, kann für den anderen schon Slang o. ä. sein.
Hatte ja auch OvO angemerkt, dass es in TFA tlw. schon Grenzen angekratzt hat. Diese Sicht teile ich. Bei Poe / Kylo fand ich es noch okay. Poe wurde damit gezeichnet, Kylo allerdings etwas der Lächerlichkeit preisgegeben. Das ist immer ein Kalkül, das aufgehen kann oder nicht.
Da fällt mir Hans Spreche in IV ein. Die finde ich immer noch cool. Es schafft so eine Vertrautheit zum Publikum, wenn manche Figuren im Zeitgeist sprechen.
MaYo
Ich möchte bezüglich der "Modern-Dialogs"-Diskussion nur nochmal zur Sicherheit erwähnen, dass Johnsons ja im Grunde betont, sich immer dabei zu erwischen, dass er automatisch modern schreibt, sich dessen aber bewusst ist und weiß, dass man dies nicht übertreiben sollte. IMHO eigentlich eine gute Sache, wenn ein Regissuer sich gewisser Schwierigkeiten bewusst ist und weiß, dass er sie umgehen muss.
STARKILLER 1138
Redakteur
@Snakeshit, McSpain:
Denke auch, dass eine Inszenierung nie ganz zeitlos sein kann. Selbst die mit dem Prädikat 'zeitlos' geadelten Filmklassiker werden irgendwann anstauben (was sie aber nicht unattraktiv machen muss, wie eben z.B. Hitchcocks 'Über den Dächern...').
Aber wenn es jemandem gelingt, ein zeitloses Thema gekonnt zeitgemäss aufzubereiten und so die Leute mit dem Kern der Sache zu erreichen, dann hat man ja sein Ziel als Geschichtenerzähler erreicht.
Wenn man einen Historienfilm macht, ist die Fage ja noch wesentlich relevanter und lässt einem höchstens bei einer komödiantischen Aufbereitung einen gewissen Spielraum, um mit zeitgemässen Elementen zu spielen.
Vom verwendeten Duktus unabhängige Anspielungen auf zeitaktuelle Fragen, Haltungen und Ereignisse sind ja dann nochmal etwas anderes, aber da darf für mich SW schon (wie die klassischen antiken Stücke) auf der Ebene allgemeingültiger menschlicher und politischer Prozesse bleiben.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 11:11 Uhr)
BigT
Genau, es ist z.B. auch wichtig, sich die Originalfassungen von den Filmen anzuschauen.
Was nämlich ein ausgeflipptes deutsches Syncronstudio (Bud Spencer Filme) in den 70igern
so beisteuert, kann ja nicht als vom Filmemacher gesetzt gesehen werden.
Wenn hier alle von deutlichen zeitgeistigen Dialogen der OT sprechen,
welche Dialoge aus TESB wären denn z.B. typisch für die 80iger?
Rieekan78
Ich glaube das ist einfach in der Übersetzung etwas missverständlich geworden. Er meint vermutlich, dass er während des Schreiben immer unbewusst moderne Sprache verwendet hat und es ihm dann erst aufgefallen ist, dass es nicht rein/rian passt, was bei einem anderen Film nicht so gewesen wäre. Also spricht es ja eher für ihn. Bin langsam echt wieder gehyped, obwohl ich nach TFA etwas ernüchtert war.
edit: was McSpain sagt also
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 11:18 Uhr)
@Rieekan78
"Wenn hier alle von deutlichen zeitgeistigen Dialogen der OT sprechen,
welche Dialoge aus TESB wären denn z.B. typisch für die 80iger?"
Da kein StarWars-Film in den Klischees redet die du als Beispiele genannt hast ist es natürlich schwer konkrete Beispiele zu nennen, da sich jetzt nur schwer bestimmen lässt was davon vor 30 Jahren Zeitgeist war und was nicht. Generell ist aber der Ton (besonders von Han) sehr typisch für den Film-Stil der 80er und nicht umsonst vergleichbar mit anderen Komödien/Action-Abenteuern aus der gleichen Zeit. Back to the Future, Beverly Hills Cop, Ghostbusters usw. teilen alle den gleichen lockeren Stil in den Dialogen, der in den 70gern so nicht vorhanden war. Höchstens in den von dir erwähnten deutschen Eigensynchros.
Was mir so einfallen würde:
"Da lass ich mich lieber von einem Wookie küssen!"
"Ha, das kann ich arrangieren. Ein ordentlicher Kuss würde ihnen gut tun."
„Würde es was nützen, wenn ich aussteige und schiebe?“
"Guten Morgen, ist nett daß ihr auch mal vorbeischaut."
"He, Durchlauchtichste, ich wollte nichts weiter als Ihnen helfen."
Gerad die Prinzessinen-Wortspiele und das mit den Anschieben sind für mich sehr Zeitgeistige 80er Dinge.
McSpain
@Das Darth
Vielen Dank. Bin hier zwar angemeldet, aber mehr als zwei Kommentare hab ich bisher eigentlich nicht beigesteuert.
______
Zu Johnson:
Ich freue mich auf den Film, denn wie wir jetzt hier im Interview sehen (oder eher lesen) hat er eine ganz andere Herangehensweise an den Film als Abrams.
Abrams zog seine ganze Kraft für die Umsetzung des Films aus der OT und wenn viele auch gerade das kritisieren so hat es doch geklappt die (meisten) alten Fans wieder an Bord zu holen und Star Wars fit für die nächste Generation zu machen.
Johnson sehe ich, nach derzeitigem Stand, eher wieder in der Rolle des klassischen GL der seine Inspiration aus anderen Werken und Filmen zieht. Warum soll das nicht hier auch wieder funktionieren? Schaut man sich alles was gerade in ANH zitiert wird genauer an, ist das ja im Grunde auch nicht mehr als eine gelungene Verquickung unterschiedlicher Ingridenzien.
Von daher sehe ich dem Film voller Vorfreude entgegen und sehe nicht schon jetzt den Untergang des Abendlandes nur weil er erzählt wie sich der Gestaltungsprozeß des Drehbuches dargestellt hat.
Thrawn1138
@Mayo:
"Poe wurde damit gezeichnet."
Eigentlich nicht. Oder zumindest nicht korrekt. Da ich nach wenigen Szenen schon ein ganz anderes Bild von Poe hatte. Aber selbst wenn wäre es keine Rechtfertigung, da dies nicht die Frage beantwortet: Warum ausgerechnet so und nicht besser?
Dabei muss man zwei Sachen getrennt voneinander sehen. Das Poe einen Gegner nicht ernstnehmen kann, der eine Maske trägt ist ja vollkommen legitim. Aber das man ihm dafür Worte/Verhaltensweisen anlegt, durch die er sich selbst, bei einem halbwegs erwachsenen Zuschauer, mehr zum Gespött der Leinwand macht als seinen Gegner ist ein Problem. Gerade wenn es darum geht einen Zeitgeist zu treffen, hätte dies nicht passieren dürfen, da er sich ja auch einen verantwortungsvollen Posten bekleidet. Kylo hat darauf sehr ruhig reagiert und ist nicht auf diese Provokation drauf eingegangen. Er hat hier die Sympathiepunkte bekommen in dem man Poe welche abzog. War das gewollt? Einen Dialog statt zwei Monologen hätte ich mir eher gewünscht, der eben genau diese beiden Aspekte (als Gegner nicht ernst nehmen, was ja beide nicht tun) herausarbeitet. Ich mein, das haben unzählihe Thriller und Mafiafilme vorher auch geschafft.
Es war in meinen Augen einfach schlechte Arbeit der Autoren, die sich vllt zu wenig Gedanken darum gemacht haben. Oder die Falschen.
Mittlerweile seh ich das aber auch garnicht mehr so eng. Aber für den Neustart des Franchises war dies denkbar suboptimal.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 12:56 Uhr)
OvO
Auch TFA empfand insbesondere mit seinem überschwenglichen Humor deutlich weniger zeitgeistig, als RO zum Beispiel. K2s kalkuliert eingefädelte Sarkasmus Oneliner entsprechen doch viel mehr dem grimmigem Post 9/11 Kino als der Abenteuergeist von TFA.
Poe & Kylo
Ich verstehe die Szene ganz anders. Es ist einerseits Setup für den Ton des Films, der seinen grundsätzlich düsteren Ton mit viel Humor durchsetzt, aber auch gleichzeitig eine perfekte Charaktereinführung. Poe ist der Pilotenhaudegen, mutig und mit frechem Mundwerk und Kylo, als Darth Vader Verschnitt vorher allein durch seinen Marsch von der Rampe, gleich schon mal als solcher entlarvt. Hier wird die Erwartungshaltung direkt unterlaufen und nicht der Bösewicht "lächerlich" gemacht, eben weil dieser danach ein ganzes Dorf auslöschen darf und zuvor auch Sydow lightsabert.
Es war absolut gut, dass man Kylo nicht als neue Vader aufbaut, sondern als Schurke der sich die Angst die man vor ihm haben soll erst noch verdienen muss. Ich meine, dass ist doch der gesamte Charakterarc des Films und dieser wird perfekt in einer Szene schon installiert.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 13:03 Uhr)
@snakeshit:
"Es war absolut gut, dass man Kylo nicht als neue Vader aufbaut, sondern als Schurke der sich die Angst die man vor ihm haben soll erst noch verdienen muss. Ich meine, dass ist doch der gesamte Charakterarc des Films und dieser wird perfekt in einer Szene schon installiert.
Das ist nicht das Problem, es geht nicht um den Inhalt, sondern um die Umsetzung. Der Ton. Nicht das "was", das "wie".
Rieekan78
@OvO
So verschieden sind die Wahrnehmungen. Ich habe das fast komplett andersherum empfunden. Poe fand ich nicht lächerlich - eher etwas unbeherrscht. Ich bin da mehr bei Snakeshit oder bei Kyle07 ... bei Letzterem in der Hinsicht, dass Poe seine Unsicherheit mit coolen Sprüchen zu überspielen versucht.
Natürlich war der Spruch platt, und er hatte sich beim dritten Mal komplett abgenutzt.
Das geht mir mit der OT anders: Hier finde ich die Sprüche immer noch cool.
MaYo
@Rieekan78
Es war nicht Shake'sBeer, aber ich fand es ganz lustig.
Bei der ersten Sichtung war das aber auch die erste kleine Überraschung für mich, dass sie die Erwartung an den Bösewicht damit unterlaufen. Ich finde das nach wie vor recht clever. Das man den Spruch an sich aber nicht lustig finden kann, darüber braucht man sich nicht streiten. Aber ein Indiz für "Zeitgeist" ist das für mich nicht. Eher das viele kleine Dinge bei TFA auch eine erzählerische Funktion haben.
@MaYo
Gut, bei der OT liege ich aber nur noch selten am Boden vor Lachen. Meist lacht man aus Gewohnheit oder nostalgischer Verklärung, aber bei TFA ist es eigentlich ähnlich.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 13:53 Uhr)
@Snake:
"Es war nicht Shake'sBeer,"
Nice one.
"Gut, bei der OT liege ich aber nur noch selten am Boden vor Lachen. "
Der OT Humor soll auch nicht wirklich zum Lachen bringen. Er soll lediglich ein mögliches Bedrücken entschärfen, wenn eine Szenerie droht, zu anstrengend zu werden.
Sowie wenn man sich lautstark mit seiner Freundin streitet und die Argumente iwann absichtlich so überzogen werden, dass man sich nich mehr ernst nehmen kann. Die Szenen in der Hothbasis sind dafür beispielhaft.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 14:13 Uhr)
OvO
MaYo
McSpain
@ Moderne Dialoge:
Johnson spricht von „idioms“. Die können an sich schon ein Problem in Star Wars sein, weil sie die Grenze zwischen dem filmischen Universum und unserer Alltagswelt verwischen. Wenn in Episode VIII jemand z.B. „Du gehst mir auf den Keks“ oder "Schwein gehabt" sagte, würden die meisten von uns sicher aufhorchen. Allerdings gibt es angesichts der Tatsache, dass das Problem schon bei solchen Nuancen beginnt, wirklich keinen Grund, absurde Befürchtungen in Richtung "Chill mal", "YOLO", oder "krass" zu hegen. Letzteres ist ja geradezu das Schreckgespenst all derer, die einen latenten Ekel vor bildungsferner Jugend verspüren. Ich denke, wir können bei Johnson von einem seriösen Autor ausgehen und müssen nicht gleich die allerschlimmste Variante befürchten. Man muss sich nur seine anderen Filme ansehen um zu merken, dass wohl kaum der Gangsta Rap in Star Wars Einzug hält. Auch TFA hat kein Idiom-Problem, deshalb geht die Diskussion hier (Poe Dameron, Hux usw.) völlig am Thema vorbei.
Ich würde Star Wars auch nicht als starres Bollwerk gegen den Zeitgeist sehen wollen, auch nicht was die Sprache seiner Figuren angeht. Die OT ist so lange her, dass ich heute nicht mehr erkennen kann, ob die Dialoge tatsächlich einem eigenen Stil folgen, oder schon damals so geschrieben waren, dass es eine Resonanz beim Publikum mit seinen Alltagserfahrungen gab. Ich gehe aber eher von Letzterem aus. Die OT hat es ja gerade so gut geschafft, über Figuren wie Han Solo und Luke (und deren Sprache) einen Kanal für den Zuschauer zu öffnen, über den er einen unmittelbaren Zugang zu dieser fremdartigen Welt findet. Die Prequels dagegen zeigten ein hermetisch abgeriegeltes Universum, das in sich stimmig ist, aber in Figuren und Sprache eine erhabene Distanz zum Publikum einnahm. Es gibt in den Prequels keine Außenseiter, über die der Zuschauer das filmische Universum betritt, sondern nur Mitglieder einer exklusiven, entrückten Elite: Jedi, Auserwählte, Senatoren, Monarchen. Erst mit AotC kehrte der "Wild West"-Humor wieder zurück und lockerte das starre Gebilde auf, dass sich in Episode I noch zeigte. Das hatte auch Auswirkungen auf die Sprache.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 15:00 Uhr)
George Lucas
Trotzdem ist eines wichtig: wir sollten darüber sprechen, was Johnson tatsächlich gesagt hat, nicht was wir meinen gelesen zu haben. Für "idioms" gibt es eine klare Definition: eine Redewendung, deren Bedeutung vom kontextuellen Wissen des Hörers oder Lesers abhängig ist, sich nicht direkt aus ihren Bestandteilen ergibt. Beispiel: jemandem auf den Zahn fühlen. Mit Poe Damerons "who talks first"-Humor hat das nichts zutun. Das ist ein anderes Thema, nämlich Humor in SW.
Star Wars hat diese Gratwanderung meistens geschafft, aber es gab immer mal wieder kleine Ungereimtheiten. Anakins "Are you an angel?", was eine Abwandlung von "You´re an angel" ist, und uns sagt, dass es im SW-Universum das Konzept der Engel gibt. In RotJ sagt ein verwunderter Scout-Trooper, als er Leia auf Endor stellt und von Wicket angegriffen wird, "What the...". Was er sagen wollte, ist natürlich "What the hell" (eher weniger "WTF" ), und das führt die Vorstellung von Hölle in dieses Universum ein. An anderer Stelle bezieht Star Wars seinen Humor u.a. aus der Verwedung von Idiomen in Kontexten, die deren wörtliche Bedeutung betonen. In "Empire" z.B. sagt 3PO zu R2 "I'm standing here in pieces", oder in AotC, während R2 seinen abgetrennten Kopf durch die Arena schleift, "This is such a drag". Wenn ich die Drehbücher durchginge, fänden sich sicher noch viele andere Beispiele, spontan fallen mir erstmal keine ein.
Ich kann Johnson aber nur zustimmen: Idiome können funktionieren, aber man muss vorsichtig sein. Richtig eingesetzt können sie eine heruntergefahrene Zugbrücke über den Graben sein, der die Trutzburg Star Wars manchmal (besonders in den Prequels) umgibt.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 15:04 Uhr)
George Lucas
@George Lucas:
Sehr richtig.
Es gab nebenbei ein "idiom" bei TFA, dass einigen Leuten negativ aufgefallen ist, aber eigentlich nie groß beachtet wird.
Nämlich Han Solo der sagt:
"I used to wonder about that myself. Thought it was a bunch of mumbo-jumbo. A magical power holding together good and evil, the dark side and the light. Crazy thing is... it's true. The Force. The Jedi... All of it... It's all true."
Hierbei ist mumbo-jumbo ein sehr negativ belasteter Begriff in den USA. Hier wurde es weniger aufällig mit "Mumpitz" übersetzt. Dennoch sind beides Redewendungen die so nicht unbedingt StarWars-Mäßig sind.
McSpain
@George Lucas
Wobei auch der Humor von der jeweiligen Zeit abhängig ist, und da Humor zu großen Teilen über Sprache vermittelt wird, wären wir wieder bei den Idiomen.
Man kann bei den SW Filmen einen doppelten Zeitkontext berücksichtigen: Die in-Universe und die out-Universe-Zeit. Erstere ist die Epoche, in der die Geschichte selbst spielt. Diese muss ihr eigenes Zeitgewand haben, was sehr schön durch die PT realisiert wurde, welche sich von der OT wie ein anderes Zeitalter absetzt. Die out-Universe-Zeit ist die Zeit, in der der Film gedreht wurde. Hier fließt der Zeitgeist, zumindest teilweise, in die in-Universe-Zeit mit ein. Die in-Universe-Zeit aber muss eine gewisse Eigenständigkeit bewahren, damit wir das Gefühl haben, in eine fremde Welt einzutauchen. Ist es zu sehr dem realen Zeitgeist geschuldet, dann kann es banal wirken.
MaYo
@ McSpain:
Stimmt, Mambo-Jambo. Ist mir beim Schauen auch aufgefallen, aber nicht negativ. Das war einer der kleinen Momente, die in der Summe bewirkten, dass Star Wars wieder zu mir zurückgefunden hat. Also doch SW-mäßig. Han Solo ist wie geschaffen für solche sarkastischen Bemerkungen. Dabei ist es ja sogar Sarkasmus verbunden mit nachdenklicher Selbstreflexion, was irgendwie schön ist wenn ich darüber nachdenke.
@ MaYo:
- "Wobei auch der Humor von der jeweiligen Zeit abhängig ist"
Hm. Bedeutet das, dass Lucas sich 1999 in der analen Phase befand?
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 15:23 Uhr)
George Lucas
@ George Lucas: "Allerdings gibt es angesichts der Tatsache, dass das Problem schon bei solchen Nuancen beginnt, wirklich keinen Grund, absurde Befürchtungen in Richtung "Chill mal", "YOLO", oder "krass" zu hegen. Letzteres ist ja geradezu das Schreckgespenst all derer, die einen latenten Ekel vor bildungsferner Jugend verspüren. Ich denke, wir können bei Johnson von einem seriösen Autor ausgehen und müssen nicht gleich die allerschlimmste Variante befürchten. Man muss sich nur seine anderen Filme ansehen um zu merken, dass wohl kaum der Gangsta Rap in Star Wars Einzug hält."
Na, Dein Wort in Gottes Gehörgang. Ich denke da nämlich mit Grausen an eine gewisse Episode 1, die uns exakt so etwas im Übermaß geliefert hat und daher nur noch zum Fremdschämen ist...
Da kann ich über mumbo-jumbo oder Ähnliches in den anderen Episoden locker hinweg sehen.
Aber natürlich hängt vieles auch von der deutschen Synchro ab, die uns immerhin schon Pferde und Tiieeee-Fighter beschert hat...
Offtopic @Thrawn1138: schön zu sehen dass Du meine Worte entdeckt hast. Leider wüsste ich keinen anderen Weg Dir zu schreiben, von daher Verzeihung an alle User hier für das zweimalige Offtopic.
Ich wollte Dich einfach nur wissen lassen, dass es da draußen sehr viele Fans gibt, die Deine Bemühungen sehr zu schätzen wissen, auch wenn Du dafür keine direkten Kommentare erfährst. Ich bin fleißiger Mitleser und freue mich immer wieder auf Deine tollen Beiträge. Einfach noch mal ein "Danke" von mir, meiner Freundin und drei nerdigen SW-Kumpels, die mit mir zusammen das tägliche Türchen geöffnet haben
Das Darth
MaYo
George Lucas
@Lucas:
Rührte auch eher bei US-Zuschauern daher, dass Mumbo-Jumbo durchaus mit rassistischen Untertönen Interpretiert werden könnte. Ist ja nicht passiert und im deutschen auch gar kein Thema. Aber eben das größte Beispiel für Weltliche-Sprache in TFA.
@Das Darth:
Ich möchte bezweifeln, dass in Episode 1 irgendwo jugendsprache der 90er/2000er vorkommt. Wie Jar Jar oder Anakin ("Wizard!" hat damals niemand geredet. Vielmehr war Episode 1 mehr dafür bekannt eben eigene Redewendungen und Ausdrücke ("Wizard!" etablieren zu wollen. Wenn man so will war der Versuch dort "Zeitlose" eigenen Dinge zu erfinden.
Verstehe in Sachen Synchro weiterhin nicht wie man sich so am TIE/TAI aufhängen kann. Es waren auch nimmer Icks-Flügler und keine Ecks-Wings.
McSpain
Knubbel
@McSpain
"Hierbei ist mumbo-jumbo ein sehr negativ belasteter Begriff in den USA. Hier wurde es weniger aufällig mit "Mumpitz" übersetzt. Dennoch sind beides Redewendungen die so nicht unbedingt StarWars-Mäßig sind."
Höre ich jetzt zum erstenmal, dass mumbo-jumbo ein negativ belasteter Begriff in den USA ist.
"Mumpitz" ist für mich als deutschen nun auch keine so ungewöhnliche Phrase, deshalb stelle ich mir die Frage, was denn als Redewendung ...."Star Wars mässiger" wäre? Gibt es überhaupt Redewendungen oder Wörter, die mehr Star Wars mässig sind als die, die wir hier in der normalen Realität benutzen?
Selbst die vielgescholtene Jugend und Ghettosprache hätte sicherlich ihren Platz im Star Wars Universum, obwohl es sich bei Star wars durchaus auch um ein etwas altmodisches Märchen (Ritter, Prinzessinen, edle Schurken) handelt und sich in dessen Sprachgebrauch auch an diesen entlang hangelt. Aber Han Solo zum beispiel durchbricht diese rote Linie dann und wann, und zeigt auf sehr humorvolle Art doch, dass man dort, wo er herkommt und in den Kreisen, in denen er sich bewegt durchaus einen anderen, einen härteren Slang spricht (hier das erste Gespräch mit Jabba in EP IV zB. ) Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass zum beispiel auf den unteren Ebenen von Coruscant eher ein Slang vorherrscht, den man mit der oben erwähnten Jugend und Ghettosprache füllen könnte.
Ist halt blos die Frage, ob man das jemals in einem Film wird sehen / hören können.
Deerool
McSpain
Ich hatte mich bisher mit dem Begriff "Mambo-Jambo", seiner Entstehung und Konnotation noch garnicht beschäftigt. Ein kurzer Blick auf wikipedia macht mir allerdings klar, woher die Annahme eines rassistischen Untertons herrühren könnte.
"Maamajomboo" ist die Bezeichnung für einen maskierten Tänzer in westafrikanischen religösen Ritualen; Mambo Jambo der Name eines Götzenbildes in den entsprechenden Religionen. Über Entdecker und Missionare kam der Begriff nach Europa und bezeichnete eine unverständliche, bedeutungslose Sprache oder abergläubischen Blödsinn.
Ich habe zwar noch nie den Rassimusvorwurf angesichts der Verwendung dieses Begriffes in TFA gehört, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass er in unserer Zeit und Empörungskultur sehr schnell fällt. Dabei halte ich Abrams und Kasdan (wer auch immer dieses Wort ins Drehbuch geschrieben hat, wahrscheinlich Kasdan) in selbem Maße für rassistisch wie Lucas mit seinem Gunganer-Sprech, nämlich garnicht. Allerhöchstens ist das irritierend. Ich glaube es sind meistens gebildete Weiße, die sich mit Kulturgeschichte auskennen und sich als Erben der Europäer und ihrer Kolonialgeschichte samt imperialistisch-herablassender Inhumanität verstehen, und deshalb ein starkes Über-Ich entwickelt haben, was dazu führt, dass sie sich bei jeder Gelegenheit entschuldigen und jeden auch noch so kleinen Anschein von möglichem Rassismus als solchen benennen und ablehnen müssen. Mit Star Wars, Han Solo und Mambo-Jambo hat das jedoch nichts zutun. Besonders wenn man bedenkt, dass Solo ja Selbstkritik übt, indem er über sein früheres, herablassend-sarkastisches Ich reflektiert, und das mit "It´s all true" krönt.
Aber es stimmt, als Idiom sticht "Mambo-Jambo" in TFA heraus und unterliegt im Prinzip dem selben Problem, wie auch "Engel" und "Hölle": Star Wars-Figuren verwenden Referenzen, die in ihrem Universum garnicht existieren dürften. "Möge die Macht mit dir sein" ist ja der Weg, den man gehen sollte, da er eine In-Universe-Redewendung darstellt. Bei Star Wars sehe ich das allerdings nicht so eng. Das ist nicht Herr der Ringe, wo Tolkien minutiös eine eigene Welt samt Sprache aufgebaut hat. Star Wars war da immer relativ locker und offen, auch auf Kosten einer bis ins Letzte glaubwürdigen Welt. Was aber meines Erachtens den Nerds unter den Hardcore-Fans mehr Probleme bereitet, als dem gewöhnlichen Zuschauer.
(zuletzt geändert am 27.01.2017 um 18:00 Uhr)
George Lucas
Ich dachte eigentlich Hans "mambo jambo" bezieht sich auf ein altes Interview von Alec Guiness der Star Wars ja auch herablassend so bezeichnete. Und unter Fans, die das wissen durchbricht man so auch die vierte Wand. Ich finde das ganze ziehmlich genial, weil es einfach mit it's true, all of it, endet.
Darth PIMP
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