Star Wars is forever, so wurde es uns noch in Prequel-Zeiten angekündigt und so ist es, blickt man in die Kinos, auch tatsächlich. Doch so sehr der alte Steve-Sansweet-Spruch auch im zweiten Jahr in Folge an den Kinokassen durchzuschlagen scheint, so begrenzt bleibt er auch, denn schaut man sich die Einspielergebnisse von Star Wars: Das Erwachen der Macht und Rogue One etwas genauer an, wird ein strukturelles Merkmal der Marke offensichtlich, das früher oder später zum Problem werden könnte: Star Wars baut viel zu sehr auf den Erfolg in den Vereinigten Staaten.
2015 dominierte Star Wars: Das Erwachen der Macht das Kinogeschäft und setzte sich mit einem Gesamteinspielergebnis von über 2 Mrd. US-Dollar problemlos auf Platz 1 der Jahrescharts. Zu verdanken hatte der Film das allerdings zu 45 Prozent dem US-Publikum, das wieder und wieder ins Kino strebte. Zum Vergleich: Der zweitplatzierte Jurassic World spielte nur 39 Prozent seiner Einnahmen in den USA ein, bei Avengers 2 waren es kaum mehr als 30 Prozent, und im Falle von Furious 7 wurden gar weniger als 24 Prozent der Gesamteinnahmen in den USA erwirtschaftet.
Dass Star Wars: Das Erwachen der Macht hierbei kein Einzelfall war, wird aktuell deutlich: Von den knapp 1. Mrd. US-Dollar, die Rogue One bislang eingebracht hat - bis zur Milliarde fehlen derzeit keine 20 Millionen mehr -, wurden über 50 Prozent in den USA eingespielt. Bei Captain America 3 waren es unterm Strich 35 Prozent, bei Disney Dschungelbuch-Realfilm 37 Prozent. Auch abseits von Disney wird der Löwenanteil der Gewinne außerhalb der USA erwirtschaftet: Batman vs. Superman spielte dort über 62 Prozent seiner insgesamt etwa 870 Millionen US-Dollar ein, Jason Bourne immerhin 60 Prozent. Beim jüngsten X-Men-Film Apocalypse kamen sogar über 70 Prozent der Einnahmen nicht aus den USA, und auch das Harry-Potter-Prequel Phantastische Tierwesen holte über 70 Prozent außerhalb der Vereinigten Staaten.
Zu betonen ist dabei, dass dieser Trend noch keine universelle Gültigkeit hat: Star Trek Beyond stützte sich ähnlich stark wie Star Wars auf den US-Markt, und auch die letzten Pixar-Filme holten dort mehr oder genauso viel Geld wie im Rest der Welt. Generell tun sich gerade Animationsfilme schwer, außerhalb der USA zu zünden: Sing steht bei knapp 60 Prozent US-Einnahmen, Findet Dorie bei knapp 50 Prozent. Die große Ausnahme ist hier Zoomania, das in den USA nur ein Drittel seines Gesamtumsatzes holen konnte.
Dennoch lässt sich schon jetzt festhalten, dass Star Wars enorm stark vom US-Markt abhängt und das, während insbesondere der chinesische Markt dabei ist, die USA von Platz 1 des weltweiten Kinogeschäfts zu verdrängen. Insbesondere in China aber tut sich Star Wars richtig schwer.
Aus chinesischen Kinos gibt es zu Rogue One Berichte wie diesen:
Die ersten drei Viertel von Rogue One steckten voller Dialogen, die für viele Fragezeichen sorgten, und einer insgesamt lahmen Geschichte. Während meiner Vorführung scrollten einige Zuschauer durch ihre Chatnachrichten. Andere spielten an ihren Handys, manche schliefen. Ihre Schnarchgeräusche waren interessanter als der Film selbst. Das Ende des Films war unverständlich. Sie drehen wohl noch eine Fortsetzung?
Besagte Fortsetzung ist, wie wir alle wissen, bereits 1977 erschienen, aber in China kam die klassische Trilogie nie zur Aufführung. Erst mit den Prequels wurde Star Wars auch in China ein Thema, blieb dort aber in der Nische stecken. 10 Jahre später war Star Wars: Das Erwachen der Macht damit der erste Star-Wars-Film, der in China auf breiter Front beworben und veröffentlicht wurde. Und mit seiner Retroausrichtung so gar nicht punkten konnte, weil es dafür keine Grundlage gab. Die Reaktionen des Publikums sahen entsprechend so aus:
Wenn es einem Science-Fiction-Film an Phantasie fehlt, was unterscheidet ihn dann von einer Seifenoper? Die Geschichte war nur für Fans der klassischen Trilogie gemacht und beruhte vollständig auf Blendeffekten.
Für Star Wars stellt sich damit die Gretchenfrage: Wie weit ist man bereit zu gehen, um international dauerhaft Erfolg zu haben? Die starke US-Ausrichtung wird die Saga wohl nie aufgeben, zu sehr baut die Geschichte auf das uramerikanische Narrativ des Helden von der Grenze, der im weiten Raum für die Freiheit kämpft und sein Glück findet. Ein allzu internationaleres Star Wars könnte insofern riskieren, seine eigene Identität zu verlieren.
Und doch besteht Handlungsbedarf, will man nicht riskieren, sich mit einem Flop in den US-Kinos weltweit auf die Nase zu legen. Bereits mit Rogue One hat Lucasfilm offenbar versucht, auf die klassischste Art und Weise eine internationalere Version von Star Wars zu testen: Mit internationalen Darstellern. Die Auftritte von Donnie Yen und Jiang Wen wurden dabei in China durchaus goutiert. Ein Nutzer des chinesischen Filmportals Maoyan schrieb:
Das einzig Gute am Film waren Donnie Yen und Jiang Wen. Sie wurden nicht einfach nur als Schaufensterdekoration eingesetzt. Zu dumm, dass sie beide umgebracht wurden.
Was könnten also die nächsten Schritte sein? Zum einen muss sich Lucasfilm die Frage stellen, wie sich die Magie der klassischen Trilogie international vermitteln lässt. Eine reine Kinoneuveröffentlichung der Star-Wars-Filme dürfte dabei allerdings kaum ausreichen, sondern es bräuchte wohl einen echten Neustart des Phänomens Star Wars. Sofern Lucasfilm dabei die Saga an sich nicht rebooten will - oder zumindest nicht über die Reboot-Ansätze von Star Wars: Das Erwachen der Macht hinaus -, käme dafür eigentlich nur eine komplett neue Subfilmreihe innerhalb der Saga in Frage, die in gehöriger zeitlicher Distanz zu den bisherigen Filmen spielt.
Darüber hinaus muss aber wohl auch eine Stiländerung diskutiert werden: Schon allein bei den Lichtschwertkämpfen kommt Star Wars gerade in China nicht mit der lokalen Konkurrenz mit. Das chinesische Publikum reagierte gelangweilt oder sogar belustigt auf die müden Kämpfe in Star Wars: Das Erwachen der Macht, die im örtlichen Vergleich einer Low-Budget-TV-Produktion entsprachen.
Und auch inhaltlich gilt zumindest zu überlegen, inwieweit die bislang stark westlich geprägte Mythenwelt mit östlichen Themen aufgeladen werden könnte. Spätestens hier wird es also darum gehen, nicht nur vor der Kamera Schaufensterdekoration aufzufahren, sondern auch hinter der Kamera auf Talente gerade aus dem asiatischen Raum zu setzen.
Wie sehr das funktionieren kann, hat nicht nur das Transformers-Franchise bewiesen. Gleichzeitig ist aber auch klar: Veränderungen sind derzeit unpopulärer denn je, da viele es vorziehen, sich im Vertrauten einzugraben. Doch wenn Star Wars mehr tun will, als dauerhaft seinen eigenen Nachlass zu verwalten, wird sich auch hier die Veränderung langfristig nicht aufhalten lassen. So wenig, wie Anakin Skywalker einst die Sonnen daran hindern konnte, unterzugehen.
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Anders ist ja nicht gleich mutig (wobei... heutzutage vllt schon?)
Und Frau in der Hauptrolle ist auch nicht gleich Kennedy. Da von Handschrift zu sprechen halte ich, gelinde gesagt, für mutig.
Und das Wort Gender kann ich auch nicht mehr hören. Da fühl ich mich immer ein wenig sexuell belästigt bei... weiß auch nicht wie das kommt.
Warum muss es denn immer gleich so marktschreierisch werden...
(zuletzt geändert am 20.01.2017 um 17:47 Uhr)
OvO
George Lucas
Ich glaube auch nicht das Lucasfilm zu sehr unter der Fuchtel von Disney operiert. Ich bin mir sicher das Kathy Kennedy da die meisten Fäden in der Hand hält. Natürlich KANN Disney eingreifen und ihr sagen wo es langgeht wenn sie wollten aber ich bin mir ziemlich sicher das solange der Rubel rollt sich die Disney Bosse da größtenteils raushalten, weil sie auch einfach Lucasfilm vertrauen das die wesentlich besser wissen wie man mit SW umgehen sollte.
Das exakt selbe Modell existiert doch auch bei Marvel. Die unterstehen auch Disney aber Marvel Präsident Kevin Feige (quasi das Marvel equivalent zu Kennedy) ist so ziemlich der große Kopf der das MCU dirigiert und nur Disneys CEO direkt untersteht. Da mischt sich Disney auch nicht wirklich ein und Feige ist wirklich derjenige der bei Marvel sagt wo es langgeht. Disney kann sich jederzeit einmischen wenn sie wollten aber sie lassen Feige seine Freiheit und überlassen ihm so ziemlich die kreative Kontrolle und ich denke bei Kennedy wird es nicht anders sein.
Im Gegensatz zu Warner, die sich gerade bei den jüngsten DC Filmen immer wieder enorm eingemischt und das Endprodukt massiv beeinflusst haben, weiss Disney es einfach besser und vertraut sowohl Feige als auch Kennedy das diese wesentlich besser wissen was das richtige für Marvel und SW ist als die Disney Bosse und solange sich dieses Vertrauen auszahlt, wird Disney bei keinem von beiden auf einmal anfangen die Vorgesetzten Karte auszuspielen.
Vadermort
Ich glaube, was dem modernen Blockbuster fehlt, ist der Widerstand, gegen den der einzelne Filmschaffende ankämpfen muss. In den Siebzigern war Star Wars noch das Produkt zweier um Vorherrschaft streitender Parteien, hier Lucas, da Fox. Aus diesem Ringen ist Star Wars erwachsen, und Dank dieses Ringens ist Lucas auch als Filmemacher, Erzähler, und Geschäftsmann aufgeblüht und gereift. In der Entstehungsgeschichte des ersten Star Wars sind die Parallelen zwischen Lucas und Luke und ihrer jeweiligen "Heldenreise" unverkennbar. Diese "Jetzt erst recht" Mentalität kann garnicht entstehen, wenn sich im Grunde alle mehr oder weniger gut verstehen und Konsens herrscht. Wenn ich mir Disney heute anschaue, dann sind sie alles: das Produkt UND seine ironische Brechung (siehe "Deadpool" ). Widerstand, z.B. in Form von Ironie und Sarkasmus, wird gleich zum Teil des Systems gemacht; Außenseiter wie Trevorrow oder Edwards werden verpflichtet, noch bevor sie als Außenseiter und eigenständige Regisseure voll aufblühen konnten. Disney, das FC Bayern der Filmstudios? Es gibt kaum noch ein Ausserhalb des Studios, aus dem die Außenseiter kommen könnten. Ironischerweise hatte sich Lucas mit der Zeit in eine ähnliche Lage manövriert, als er die alte Dualität Idealist vs. Studioboss auflöste und beides in Personalunion wurde. Bei den Prequels stand ihm, ausser er selbst, niemand mehr im Wege.
Die Frage ist, ob gute Werke ausschließlich aus dieser Dualität heraus entstehen können. Kann aus dem Konsens etwas hervorgehen, was mehr ist als nur solide? Die Filme, die heute gerne als Beispiele für "persönliche" Werke genannt werden, sind es bei genauerer Betrachtung nicht. Ich denke z.B. an "Avengers", der sicher nicht zu unrecht seinem Regisseur angerechnet wird. Aber sind Dinge wie ein starkes Ensemble und ein funktionierender Humor wirklich eine Handschrift und persönliche Stimme, oder nicht doch eher Mindestvoraussetzungen, die man als Regisseur auf diesem Level erfüllen sollte? Ist der Standard so niedrig, dass man einen Regisseur schon lobt, wenn er die Basics erfüllt? Erst in "Arrival" von Villeneuve habe ich einen Film gesehen, dem eine ähnliche Aura eigen ist, wie Spielbergs "Close Encounters". Es ist eine Seltenheit geworden. Spielbergs Film ist zutiefst persönlich, fast als würde man Seiten aus seinem Tagebuch lesen. Es ist Science-Fiction und Spektakel, aber auch ein Film über Familie und Kommunikation. Für Star Wars gilt Ähnliches: sehr persönlich, mit einer Stimme und Leidenschaft. Das sind Beispiele für das, was man "persönlichen Film" nennen kann. Über gute Schauspieler, angenehmen Humor, kompetente bis herausragende Inszenierung braucht man da garnicht zu sprechem, weil dies eigentlich Selbstverständlichkeiten sind.
Für die Zukunft von Star Wars erhoffe ich mir, dass Lucasfilm - und Disney - klug genug sind, selbstbewusste Regisseure/Autoren mit Ecken und Kanten an Bord zu holen. Ecken und Kanten, die sie nicht bei der ersten Gelegenheit abschleifen.
(zuletzt geändert am 20.01.2017 um 19:58 Uhr)
George Lucas
@Lady Trish
"Gehe ich von dieser Definition aus, kann man bei Frau K. Kennedy nicht im geringsten von kreativ sprechen. Wirklich nicht. Es ist schon erschreckend wie heutzutage Begriffe verbogen, verzerrt und inhaltlich so benutzt werden, wie es einem persönlich gefällt. Dabei ist unsere Sprache so unglaublich mannigfaltig."
Es gibt verschiedene Stufen der Kreativität. Heutzutage will ja jeder "kreativ" sein und am besten noch flexibel dazu. Wie ein näckisch oszillierendes Gummiband, in dem man alle Formen und keine sehen kann.
Ich halte Frau Kennedy für einen kreativen Menschen. Sie hat es geschafft, durch ihren Elan und ihre positive Ausstrahlung, viele Menschen zusammenzubringen, die tolle Filme auf die Leinwand gezaubert haben. Und dazu zähle ich E.T. und auch die Indiana Jones Reihe. Dass Frau Kennedy kein Original-Genie wie Mozart ist, versteht sich selbstredend, doch in einer Welt mit vielen fantasielosen und von-der-Stange Filmen ist sie für mich wie eine Flamme der Hoffnung.
"Ich habe es bereits mehrmals angedeutet: Es nützen die besten Autoren, Visionen und Ideen nichts, wenn letztendlich von den Studiobossen einengende und schmerzliche Korsetts angelegt werden."
Wenn das passierte, dann hast Du Recht. Zu Disney schreibe ich gleich noch etwas …
"Jedem, das Seine, natürlich und auch gerne. Aber bitte objektiv bleiben, auch wenn das Ego sich gekränkt fühlt."
Objektivität und heutzutage extrem subjektiv geworden.
"Klar ersichtlich ist für mich eine Stagnation der Kreativität. Gerade bei Star Wars. Ich sage jetzt absichtlich nicht Krieg der Sterne. *großes Grinsen*"
Im Fall von TFA gebe ich Dir Recht. Und doch hat es dieser Film geschafft, mich sonderbar anzurühren und bestens zu unterhalten. Irgendetwas spricht TFA also an. Dasselbe Spiel für RO. Ich finde diese beiden Filme herausragend in der aktuellen Kinolandschaft. Star Trek Beyond z. B. war da wesentlich konservativer und konventioneller.
"So einige "Verschwörungstheorien" (Himmel ist dieser oberflächliche Begriff ausgelutscht, daß es einem beinahe schon weh tut ihn zu verwenden) bezüglich Disney und auch vielen anderen Studios sind keine Theorien sondern die Praxis."
Ich muss jetzt, glaube ich, für Disney mal eine Lanze brechen. Disney ist eine exotische Mischung aus Tradition und Innovation. Ich denke sogar, dass Disney vielleicht eines der innovationsfreudigsten Unternehmen in der Medienbranche ist. Von jeher ist mein Bild, dass Disney Filme produziert, die das Herz berühren und die Seele verzaubern. Das klingt bestimmt kitschig, ist aber dennoch wahr. Zumindest für mich. Sie haben ein paar der innovativsten Filme produziert. Ich möchte Dir nur einen nennen: Tron. Noch einen: Mary Poppins. Weitere: Toy Story, Malificent, John Carter, Avengers... Dann die unzähligen Zeichentrickklassiker: Bambi, König der Löwen z. B. und auch Das Dschungelbuch.
Alles ungemein gute und erfolgreiche Filme, die tolle Geschichten erzählen, ans Herz gehen und auch Tiefgang haben.
(zuletzt geändert am 20.01.2017 um 20:19 Uhr)
MaYo
@Lucas:
"Die Frage ist, ob gute Werke ausschließlich aus dieser Dualität heraus entstehen können. Kann aus dem Konsens etwas hervorgehen, was mehr ist als nur solide?"
Diese Betrachtung erscheint mir etwas kurzsichtig. Dualität wie auch Konsens sind am nur Rahmenbedingungen. Die beide funktionieren können aber nicht müssen. Was es braucht sind Menschen, die diese Rahmenbedingungen für sich nutzen können. Sei es bewusst oder unbewusst. Außerdem sollten wir uns nichts vor machen. Genies und Meisterwerke sind keine Massenware und werden es niemals werden. Ganz egal, welche Menschen dran sitzen oder mit welchen Bedingungen sie zu kämpfen oder nicht zu kämpfen haben.
Solche Genies sind selten. Menschen, die ein Gefühl für das Ganze und die Details haben. Oder zumindest ein Team, welches sich dahingehend optimal ergänzt. Aber für Meisterwerke braucht es dann nicht nur Genies sondern auch die Rahmenbedingungen, die ein Werk zum Meisterwerk werden lassen. Und ich glaube, dass es dafür keine definierbaren Kriterien gibt, weil dazu die Menschen einfach zu individuell und wechselhaft sind. Da spielen immer auch Dinge mit rein, die man weder kontrollieren noch vorhersehen kann. Ich mein am Ende geht es immer nur um Ideen. Und Ideen kommen und gehen. Wachsen oder verwelken. Sind plötzlich einfach da oder nicht. Wenn du auch kreativ tätig bist, dann wirst du wissen was ich meine.
Also die Rahmenbedingungen unter denen ANH oder Star Wars entstand waren entscheidend. Aber die Personen waren es ebenso. Und zwar nicht nur die Namen sondern halt auch die Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation und Reife. Aus diesen Dingen kommt dann eben die Inspiration aus der Ideen entstehen, die entweder gut oder weniger gut oder garnicht funktionieren. Das ist einfach das Leben. Wie der Spanier schon sagte: Es gibt kein Rezept. Deswegen lässt sich ja auch irgendwann nicht mehr über Kunst streiten. Und dennoch begleitet diese Debatte die Kunst seit ihrer Geburt: Was braucht es? Die Antwort hat man in all den Jahrhunderten immernoch nicht gefunden. Und warum? Weil sie genauso schwer zu beantworten ist wie die Frage, wie das Leben entsteht. Wie die Energie in die Materie kommt und warum es sich so verhält, wie es das tut. Aber das ist vllt einfach das Merkmal von Schöpfungen. Je tiefer man ihre Ursprüngen und ihren Wegen zurückverfolgt, desto mehr verlieren sie sich in ihrer Unergründbarkeit. Doch anstatt dies auf Krampf zu analysieren, sollten wir uns vllt lieber darauf konzentrieren, es wertzuschätzen. Vllt finden wir so irgendwann eine Antwort auf diese Fragen. So unerwartet wie jene Ideen und Gedankenblitze uns manchmal erreichen.
Fühlen, nicht denken.
(zuletzt geändert am 20.01.2017 um 20:57 Uhr)
OvO
@Lucas & OvO:
Ich habe auch schon öfters daran gedacht, dass das Gelingen der OT und das Misslingen der PT mit ihren Rahmenbedingungen zu tun hatte.
Ich denke, das kann nur ein Nebeneffekt sein, der sich begünstigend auswirkt oder eben nicht.
Dass man heutzutage das Gelingen der Basics als Erfolg ansieht, finde ich auch ernüchternd.
Ich sehe Schaffensprozessen wie Filmemachen, Schriftstellerei und Musikkomponieren einer schwierigeren Problematik ausgesetzt.
Und zwar dem "Gibt es schon". Ich habe auch Arrival gesehen und natürlich an Close Encounters, 2001, Interstellar, etc gedacht.
Alles was es schon gibt, kann man nicht mehr erschaffen.
Könnte heute ein Filmemacher nochmal eine Space Opera machen mit Inspirationen aus Märchen, Western und irdischen Kriegen? Er würde als Plagiator bezeichned werden. Die Möglichkeit so einen Film zu machen, ist nicht mehr möglich, weil "Gibt es schon".
Mit jedem ausgefallenem Foto, das geschossen wird, sinkt die Möglichkeit, ein neues ausgefallenes Foto zu schießen. Das ist ja schon Mathematik. Der Pool an Erfindungen wird mit jeder Erfindung kleiner. Das könnte für einen Kreativen ermüdend sein. "Was soll man noch machen?"
Ich frage mich manchmal, ob der Retorten-Wahn in Musik und Film heutzutage darauf zurückzuführen ist. Kann die Menschheit noch tausende Jahre lang neue Filme und neue Melodien hervorbringen?Setzt dich mal hin und schreib einen Krimi, den es so noch nicht gibt.
Ich will sagen, dass eventuell die Pionierarbeit auf einem Gebiet die kreativen Funken sprühen lässt. Bei Star Wars könnte es so gewesen sein.
Ein anderes Problem, welches ich nicht ganz ausmachen kann, sind die Filmemacher und Musiker heutzutage. Abrams und Edwards sind keine Filmemacher mit eigenen Visionen.
Es wird irgendwie geguckt, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat, oder was einem gefallen hat und das möchte man auch machen. Super 8 von Abrams ist so ein Beispiel.
Es werden heutzutage unheimlich viele Schablonen benutzt, um Emotionen und Spannung zu generieren. Ich finde, das merkt man Filmen wie TFA und R1 schon an.
Rieekan78
@ OvO:
Ich denke, ich kann es für mich so zusammenfassen: egal, was man tut, man kann sich das Spielfeld nicht aussuchen. Nur dafür sorgen, vernünftig und schön zu spielen.
@ Rieekan78:
Ich habe "neu" nie als Kriterium für Kunst betrachtet, egal in welchem Medium. Dieses Ideal erscheint mir falsch, es wird so gut wie nie Realität. Nichts ist wirklich neu. Eher gibt es Abstufungen von "neuartig". Kreativität kann man vielleicht als Akt des Neu-Zusammensetzens bezeichnen, wobei das Besondere an einem Werk die Perspektive des Künstlers wäre. Lucas hatte eine Sicht auf die Welt. Abrams hat sicher auch eine, aber er hat keine eigenen Instrumente, um diese zu vermitteln.
Allerdings gebe ich dir recht, das im populären Film heute vieles schablonenhaft wirkt. Ein paar Bilder und Plot Points sehe ich etwas zu oft.
(zuletzt geändert am 20.01.2017 um 23:58 Uhr)
George Lucas
@Rie:
"Ich sehe Schaffensprozessen wie Filmemachen, Schriftstellerei und Musikkomponieren einer schwierigeren Problematik ausgesetzt. "
Ich kann da nur für mich sprechen aber meiner Meinung nach unterliegst du da einem fundamentalem Irrtum.
Wenn ich beispielsweise ein Gedicht schreibe oder eine Szenerie aus einer Geschichte beschreibe, dann hole ich mir die Inspiration dazu in der Regel aus Musik. Genauer gesagt, kommt diese Inspiration zu mir, wenn ich ein Lied höre. Ich fokussiere mich dabei auf die Stimmung, die das Lied an mich vermittelt. Mein Ziel ist es diese Stimmung, in der Art und Intensität wie ich sie empfinde, entsprechend in den Texten widerzuspiegeln. So dass der Leser dieses Gefühl nachempfinden kann, wenn er diesen Text liest. Im besten Falle mit einem Lied, dass diese Stimmung ebenfalls wiedergibt. So arbeite ich in der Regel. Was dabei entsteht ist aber nicht viel mehr oder weniger als meine persönliche Stilistik, meine persönliche Note. Reduziert man das Werk aber auf den Inhalt oder die Aussage oder die Stimmung an sich, dann wird man feststellen, dass es schon Abermillionen Werke gibt, die sich in diesen Punkten nicht im Geringsten unterscheiden. Und viele davon würde ich handwerklich betrachtet auch als wesentlich besser bezeichnen, als meine eigenen Werke. Denn ich bin kein Shakespeare und es wäre absolut vermessen, sich diese Meinung anzumaßen. Aber das ist mir in diesen Momenten vollkommen gleichgültig. Denn es geht bei der Kunst nicht darum, das Rad neu zu erfinden sondern darum, sein Inneres, seine Inspiration, Idee, Vision nach Außen zu tragen. Und sonst erstmal nichts. Das ist der Schaffensprozess. Darauf folgt dann die handwerkliche Überarbeitung. Aber diese findet ja dann auch nur nach subjektiven Maßstäben statt. Meistens jedenfalls. Nicht immer. Weil ich gern auch manchmal ungefiltert bleiben möchte.
Das genannte Problem würde ja höchstens dann auftreten, wenn man etwas macht um möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen oder möglichst viel Umsatz. Aber darum sollte es nicht in erster Linie gehen. Außerdem ist man meistens so sehr von Außen beeinflusst, dass man sich sowieso in der Matrix befindet ohne es zu merken. Beziehungsweise ist die Auswahl an Möglichkeiten so groß, dass garkeine Notwendigkeit besteht, etwas vollkommen Neues zu erfinden. Tolkieen, Lucas oder Rowling sind da natürlich große Ausnahmen. Aber das braucht es doch nicht, um etwas zu erschaffen, dass auf allen Ebenen überzeugen kann.
Ein Problem ergibt sich allerdings möglicherweise hinterher. Wenn es ein Werk gibt, dass sozusagen einen quasi unerreichbaren Standard setzt, werden neue Werke meist weniger beachtet oder gewertschätzt. Was aber auch damit zusammenhängt, das etwaige Künstler oft versuchen dieses zu toppen, in dem sie versuchen, alles einfach größer, moderner, expliziter darzustellen. Aber das funktioniert natürlich nicht. Bestes Beispiel dafür sind für mich eigentlich die ganzen Exorzistenfilme. Ich habe seit Der Exorzist '73 eigentlich nie wieder einen gesehen, der mich halbwegs unterhalten konnte. Das liegt aber nicht am Thema, sondern einfach daran, dass man sich nur damit aufhält, typische Elemente zu kopieren und zu expotentieren anstatt sich auf ein gutes Drehbuch zu konzentrieren. Schauspiel, Dramaturgie, Spannung, Gefühl.. daran hapert es meist viel mehr. Das mögen zwar die basics sein, aber sie sind mMn auch die schwierigste Aufgabe weil man sie nur rein subjektiv bewerten kann. Und wie ich als Künstler mein Werk bewerte, kann beim Publikum ganz anders aufgenommen werden. Da stellt sich dann die Frage, wie gut kann ich mich in meine Zuschauer hineinversetzen? Und in welche Zuschauer überhaupt? Welche konkrete Zielgruppe? Und in wieweit sollte ich mein Werk davon beeinflussen lassen? Ich glaube, das ist ne ziemliche Gradwanderung.
Es gibt aber beispielsweise auch 2 Vampirfilme, die ich sehr schätze. Interview mit einem Vampir und Only Lovers Left Alive. Letzterer kam erst vor ein paar Jahren raus. Viel neu erfunden hat man auch darin nicht. Man hat sich einfach nicht auf Wiederholungen und Klischees eingelassen sondern die Macher haben einfach das erzählt, was sie erzählen wollten und dies teilweise mit Elementen aus anderen Bereichen verknüpft. Aber die Magie beider Filme liegt letztlich in ihrer Inszenierung, Dramaturgie, Schauspiel, Spannungskurve. Der Zuschauer muss das Gefühl bekommen, Teil des Geschehens zu sein und sich mit den Figuren möglichst bis ins Detail identifizieren können. Ich denke, darum geht es am Ende. Darum geht man überhaupt ins Kino.
Sry für die lange Exkursion. Aber das Thema brennt einfach immer in mir.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 00:20 Uhr)
OvO
@OvO:
Dass Kunst erstmal nur für den Schaffenden wichtig ist, dass er seine Vision umsetzt und nicht schaut, was es schon gibt, oder wie es bewertet wird, ist ja mein Reden.
Wir hatten hier ja auch schon soweit unterschieden, dass Filme, Bücher und Musik im Regelfall schon gemacht werden, um Anklang oder eben Umsatz zu bekommen.
Da muss man ganz klar unterscheiden.
Wenn du deine Gedicht für dich schreibst ist alles im künstlerischen Sinn stimmig, willst du sie veröffentlichen, könntest du dich dem "Gibt es schon" Problem ausgesetzt sehen.
Lustig, "Der Exorzist" wollte ich eben eigentlich auch anführen als "puren" Pionierfilm aus den 70igern. "Der weisse Hai", ist auch so einer oder eben Star Wars.
Abgesehen von Pionierarbeit in der Unterhaltungskunst, funktionieren Inszenierung, Dramaturgie, Schauspiel, Spannungskurve, etc beim Menschen natürlich immer wieder, aber das ist eben eher das Handwerk und nicht die Vision.
@Lucas:
Natürlich ist "neu" nicht entscheidend für Kunst, aber für Unterhaltung schon.
Wie gesagt, will man mit Literatur, Film und Musik Publikum und Applaus haben, dann hat man die genannte Problematik und auch neu zusammensetzen kann man nur endlich.
Rieekan78
@Rie:
"aber das ist eben eher das Handwerk und nicht die Vision."
Das sehe ich anders. Denn es gibt nicht das "eine" Handwerk. Und die Vision besteht ja aus Inhalt und Handwerk. In dem Handwerk findet sich ja eben dann auch der persönliche Stil wieder, für die man geliebt oder gehasst wird. So klar kann man das nicht voneinander trennen. Zumindest nicht in der Praxis.
Und wenn es einen Künstler darum geht, eine Vision zu verwirklichen, dann fragt er nicht nach dem "gibt es das schon?". Es sei denn die Vision ist es entsprechend, etwas Neues zu schaffen. Aber das würde ich nicht als Vision bezeichnen sondern eher als Wunsch oder als Bedürfnis, welches durch die Wiederholung des ewig Gleichen entsteht. Das kann natürlich auch kreativ machen.
Ich weiß aber nicht, wie man auf die Idee kommen kann danach zu fragen, wenn man wirklich eine Vision verfolgt. Das passt für mich nicht zusammen. Auch dann nicht, wenn finanzieller Druck entsteht. Wenn ich mich danach ausrichte, bin ich kein Künstler mehr sondern allenfalls nur noch ein Funktionär einer Industrie.
Ich wüsste auch nicht warum. Im Bezug auf Umsatz gibt es doch garkeine Notwendigkeit dazu. Siehe zb. James Bond.
Der weiße Hai und co hat aber eher das Problem, das Tierhorror einfach nicht mehr funktioniert. Dafür sind wir inzwischen zu aufgeklärt. ^^
EDIT
"und auch neu zusammensetzen kann man nur endlich."
Ich glaube, dass unterschätzt du gewaltig. ^^ Man muss sich nur mal damit auseinandersetzen wie vielfältig man eine einzige Melodie theorethisch arrangieren kann. Geschwindigkeit, Rythmus, Instrumente. Aber selbst wenn wir die Instrumentenwahl mal weglassen... Und welch unterschiedliche Gefühle dies beim Hörer erzeugen kann. Das überwältigt mich jedesmal selbst. Es mag eine Endlichkeit geben, aber die Variabilität ist größer, als das eigene Vorstellungsvermögen es erfassen könnte. Besonders dann, wenn man sich seine Ideen auch aus anderen Kulturkreisen holt.
Ein Rollenspielsoundtrack der aus 4 gefüllten CDs besteht, besteht in der Regel nicht aus viel mehr als gerade einmal 5 Grundmelodien. Und dazu gibt es meist noch diverse offizielle Arrangements und Remixe und dann gibt es noch unzählige Fancover. Und es kann garnicht langweilig werden.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:11 Uhr)
OvO
@ OvO:
- "Reduziert man das Werk aber auf den Inhalt oder die Aussage oder die Stimmung an sich, dann wird man feststellen, dass es schon Abermillionen Werke gibt, die sich in diesen Punkten nicht im Geringsten unterscheiden."
Das macht eigentlich überhaupt nichts. Das eigene Ego sagt einem natürlich, etwas möglichst aufsehenerregend Neues, nie Dagewesenes zu schaffen. Aber das ist blinde Ambition und verschwendete Energie, die sich am Ende genau dem Impuls unterordnet, den man ja eigentlich vermeiden will: nach Applaus zu streben, in dem Fall für das Neue. Wenn die eigene Stimme und Vision, Authentizität das eigentliche Ideal ist, muss man dem folgen, auch wenn andere es schon in ähnlicher Weise getan haben. Es ist ja im Grunde auch ein schöner Gedanke: dass verschiedene Menschen, in verschiedenen kulturellen Kontexten und Zeiten auf die gleichen Ideen kommen. Das verbindet. In der Zeit der Massenmedien ist es praktisch unmöglich, etwas Singuläres zu schaffen. Warum sollte ausgerechnet heute etwas gehen, was seit Menschengedenken nicht oder nur sehr schwer zu bewerkstelligen ist. Campbells Monomythos ist ja eigentlich auch nichts anderes als eine Bestätigung dafür, dass sich die Muster künstlerischer Expression wiederholen; u.U. bei Kulturen, die nie in Kontakt zueinander standen. Ich finde diesen Gedanken faszinierend. Mir stockt immer fast der Atem, wenn ich sehe, wie sich Raum und Zeit zusammenziehen.
Hinzu kommen Massengesellschaft und Demokratisierung. Jeder kann und darf heute künstlerisch tätig sein, auch wenn meistens keine Kunst dabei herauskommt. Ein elitärer Zirkel von Gebildeten hat natürlich weniger Vergleichsmöglichkeiten und kann sich daher schneller einzigartig vorkommen.
- "Denn ich bin kein Shakespeare und es wäre absolut vermessen, sich diese Meinung anzumaßen."
Nicht mal Shakespeare war ein Shakespeare. Er hat sich seine Stoffe wie wild bei Ovid und zeitgenössischen Chroniken zusammengeklaut. Genau wie Lucas es mit seinen Quellen tat. Die Idee, Shakespeare sei ein Genie mit "Visionen" und "göttlichen Eingebungen" kam erst viel später. Ich glaube, mit seiner Lebensrealität hatte das so gut wie nichts zutun.
@ Rieekan78:
- "Wenn du deine Gedicht für dich schreibst ist alles im künstlerischen Sinn stimmig, willst du sie veröffentlichen, könntest du dich dem "Gibt es schon" Problem ausgesetzt sehen."
Ich sehe das "Gibt es schon" wirklich nicht als Problem. Die Arten, neu zusammenzusetzen, halte ich für potenziell unendlich. Entscheidend ist, dass der Künstler sich selbst erforscht, erkennt, und gekonnt in sein Werk einbringt. Dann sind die Ausdrucksformen genau so einzigartig wie Menschen als Individuen.
Man könnte sich ja z.B. Star Wars ansehen und, auf Flash Gordon deutend, sagen: gibt es schon. Tatsächlich ist Star Wars aber nicht Flash Gordon.
- "Natürlich ist "neu" nicht entscheidend für Kunst, aber für Unterhaltung schon."
Wenn es für Kunst nicht entscheidend ist, dann erst recht nicht für Unterhaltung.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:21 Uhr)
George Lucas
@Lucas:
"Ich glaube, mit seiner Lebensrealität hatte das so gut wie nichts zutun."
Es wäre mal sehr spannend nachzuforschen, wo und mit wem eigentlich alles angefangen hat und ab wann dann nur noch kopiert und variiert wurde.
Edit:
Was mir auch noch zu den Variationen einfällt: Kunstwerke verändert sich ja auch zusammen mit dem Konsumenten. Mit steigender Reife lernt man die Werke auch anders zu betrachten und zu bewerten.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:21 Uhr)
OvO
@OvO:
Ich glaube du verstehst nicht was ich meine.
"Und wenn es einen Künstler darum geht, eine Vision zu verwirklichen, dann fragt er nicht nach dem "gibt es das schon?". Es sei denn die Vision ist es entsprechend, etwas Neues zu schaffen. "
Ich sage doch gar nichts anderes.
@Lucas:
" Wenn es für Kunst nicht entscheidend ist, dann erst recht nicht für Unterhaltung."
Das ist ja recht idealistisch gedacht...
Rieekan78
@Rie:
"Das ist ja recht idealistisch gedacht..."
Naja, eine große Diversität kann man da aber ja nu auch nicht festellen. Sexkomödien oder Auto-Actionfilme funktionieren beispielsweise so gut wie eh und je...da hat sich auch nicht viel verändert.. leider.
Edit:
Oder ich drücks mal so aus: Das Kriterium "Neu" ist so wenig gefordert, dass es Spielestudios gibt, die sich finanziell hauptsächlich durch ständige Re-Releases auf diversen Spieleplattformen über Wasser halten, weil die neuen Spiele so schlecht sind, dass die Fans lieber die alten Spiele auf den aktuellen Plattformen spielen.
Und von Remastern spreche ich an der Stelle noch garnicht.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:34 Uhr)
OvO
@OvO:
"Naja, eine große Diversität kann man da aber ja nu auch nicht festellen. Sexkomödien oder Auto-Actionfilme funktionieren beispielsweise so gut wie eh und je...da hat sich auch nicht viel verändert.. leider."
Habe ich auch nicht behauptet. Im Gegenteil, es unterstreicht mein Argument von vorhin, dass das Handwerk immer wieder funktioniert.
Ich glaube du verstehst gar nicht meinen Standpunkt. Wird mir jetzt auch zu anstrengend...
Rieekan78
Ich glaube eher, wir haben eine unterschiedliche Vorstellung von Handwerk. Aber du redest halt immer von Neu. Aber es ist nirgends zu erkennen, dass das iwie ein Thema wäre. Weder im Handwerk noch im Inhalt. Weder in der Kunst noch in der Unterhaltung. Gerade in den letzten Jahren nicht. Mir ist also schleierhaft was du genau meinst oder wie du genau darauf kommst. Muss ja irgendeinen nachvollziehbaren Anlass für diese These geben.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:39 Uhr)
OvO
@ OvO:
- "Es wäre mal sehr spannend nachzuforschen, wo und mit wem eigentlich alles angefangen hat und ab wann dann nur noch kopiert und variiert wurde."
Ich glaube, das macht genau so wenig Sinn wie die Frage, wer das erste Wort gesprochen hat. Irgendwann ist man soweit, dass man Grenzen setzen und definieren muss, wo z.B. das Geschichtenerzählen beginnt. Lucas sprach ja gerne von Höhlenmalereien als Vorform des Films. Kann man so sehen. Ich denke nicht, dass man nach Urvorlage und Kopie suchen muss. Menschen und Generationen machen die selben Erfahrungen in verschiedenen Ausformungen durch. Wenn man Geschichten als Ausdruck und Verarbeitung dieser Erfahrungen betrachtet, ergibt sich automatisch, dass sich Erzählmuster und Inhalte wiederholen. Das Denken in Progressivität, also auch in "Gab´s schon" und "Neu", ist vielleicht unserer Vorstellung von Zeit als Pfeil, der in eine Richtung zeigt, geschuldet. Es gibt aber auch alternative Zeitvorstellungen, ein Zirkel oder ein "Alles-in-sich-existieren". Zur vorletzten Jahrhundertwende haben ja die revolutionärsten Künstler (Expressionismus) und Philosophen (Bergson), ja sogar Physiker (Einstein, Heisenberg) mit alternativen Verständnissen von Zeit gearbeitet. Wenn man sich mal darauf gedanklich einlässt, dann geraten plötzlich auch Fragen nach dem "zuerst" und dem "danach" in den Hintergrund. Gerade Star Wars ist ein perfektes Beispiel dafür, dass nicht der Stoff, die Erzählung neu ist, sondern deren Umsetzung. Der klassischen Zeit unterworfen sind also nur die technischen Mittel, mit denen Lucas erzählt hat. Das Erzählte ist im besten Sinne zeitlos und muss deshalb auch nicht nach Originalität und Neuartigkeit bewertet werden. Das Besondere am ersten Star Wars war, dass Lucas ein Kinopublikum an Zeitlosigkeit erinnert hat, das auf deprimierte Weise in seiner spezifischen Zeit (den 70ern mit all ihren politischen und gesellschaftlichen Konflikten) gefangen war.
- "Das ist ja recht idealistisch gedacht..."
Was meinst du? Ich hatte jetzt angenommen, dass die Kunst, die nicht für Applaus ensteht, "höher" anzusiedeln ist, als die Unterhaltung. Wenn das "Neue" also kein Kriterium für Kunst ist, wieso sollte es dann eines für die Unterhaltung sein?
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:41 Uhr)
George Lucas
@Lucas:
"Wenn das "Neue" also kein Kriterium für Kunst ist, wieso sollte es dann eines für die Unterhaltung sein?"
Weil Unterhaltung darauf abzielt, ein Publikum zu unterhalten, deine Forderung z.B. einen asiatischen Einschlag bei den SW Filmen zu wagen, ist so eine Forderung nach etwas Neuem.
Du willst nicht, handwerklich perfekt, immer wieder den "gleichen" Star Wars Film sehen.
Kunst sollte nicht darauf abzielen, ein Publikum zu unterhalten, wie oft muss ich das hier eigentlich noch schreiben?Der Künstler darf machen was er will.Alles was zur Kunst erklärt wird, ist Kunst.Es gibt keinen Anspruch und keine Vergleiche.
Bei Film Buch Musik schon.
Wobei du dich jetzt nicht allzu philosophisch auf das Wort"Neu" fixieren solltest.
Dass es alles schon mal irgendwie gegeben hat, etc ist auch ein Totschlagargument.
"Das Denken in Progressivität, also auch in "Gab´s schon" und "Neu", ist vielleicht unserer Vorstellung von Zeit als Pfeil, der in eine Richtung zeigt, geschuldet. Es gibt aber auch alternative Zeitvorstellungen, ein Zirkel oder ein "Alles-in-sich-existieren"."
Stelle mir gerade vor, wie ein Transformers Teil 8 Regisseur so seinen Film rechtfertigt...
@OvO:
" Aber du redest halt immer von Neu. Aber es ist nirgends zu erkennen, dass das iwie ein Thema wäre. Weder im Handwerk noch im Inhalt. Weder in der Kunst noch in der Unterhaltung. Gerade in den letzten Jahren nicht. Mir ist also schleierhaft was du genau meinst oder wie du genau darauf kommst. Muss ja irgendeinen nachvollziehbaren Anlass für diese These geben."
Nicht dein ernst,oder? Wiederholungen und Ideenmangel sind in der Unterhaltung in den letzten Jahren kein Thema/Problem? Vor allem und gerade in der Unterhaltung!
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 01:54 Uhr)
Rieekan78
@Rie:
"Wiederholungen und Ideenmangel sind in der Unterhaltung in den letzten Jahren kein Thema/Problem? Vor allem und gerade in der Unterhaltung!"
Nicht das ich wüsste. Es mag ein Problem für eine gewisse Zuschauerschaft sein. Aber die Umsätze sind da und das Publikum auch. Dazu magst du vllt nicht gehören und ich auch nicht. Aber ich habe bisweilen auch keinen Aufschrei aus der Richtung wahrnehmen können. Und Unterhaltung war ja noch nie bekannt dafür, sich selbst neu zu erfinden.
Obwohl... die Horrorszene leidet ziemlich dadrunter. Aber das tun sie auch schon seit Jahren. Ham sich wohl dran gewöhnt.
Edit
Die Frage ist halt inwiefern man der Unterhaltungsbranche einen Mangel an inhaltlicher oder handwerklicher Qualität ankreiden kann. Wenn die Massen doch kaufen. Das beisst sich mit meiner Vorstellung der Unterhaltungsbranche. Denn der Anspruch ist in der Regel ja eben Umsatz zu generieren.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 02:20 Uhr)
OvO
Rieekan78
In der Unterhaltung gehts um Umsatz bzw. dem Zuschauer um Kopf abschalten. In der Kunst gehts Emotionen und Denkimpulse.
Star Wars hingegen ist ein eigene Welt und verfolgt eigene Ansprüche, die sich je nach Projekt auch unterscheiden. Star Wars lässt sich da mMn nicht klar einordnen. Aber das macht solche "own world franchises" ja eben aus.
Die Filme sind bspw auf verschiedene Weise immer politkritisch oder regimekritisch gewesen. Leben auch viel von Humor und Komödie. Aber ebenso hal auch Drama und menschliches Schicksal. Und natürlich Handwerk. Der große Umsatz resultiert aus all diesen Qualitäten. In meinen Augen gehts bei Star Wars aber in erster Linie um die Erzählkunst und nicht um Massenunterhaltung oder Umsatz. Das macht das Merchandise.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 02:41 Uhr)
OvO
@ Rieekan78:
Vielleicht sollten wir mal über Begriffe reden:
Wenn im ersten Film ein Todesstern angegriffen und vernichtet wird, und im dritten Film ein Todesstern angegriffen und vernicht wird, und im vierten Film ein Starkiller angegriffen und vernichtet wird, dann ist das eine andere Art von Wiederholung, als wenn ein unbedarfter Protagonist (Luke/Anakin/Rey) die Heimat verlässt (Tatooine/Tatooine/Jakku), um sich einer Aufgabe zu stellen, an der er wächst (Luke und Macht bzw. Todesstern/Rey und Eltern bzw. Lichtschwert und Macht/Anakin und garnichts weil er nach dem Verlassen von Tatooine in Episode I nix mehr zutun hat und im Finale alles nur zufällig passiert, was man garnicht character arc nennen kann, aber das ist wieder ein anderes Thema...).
Letzteres ist als Erzählmuster (Heldenreise) nicht neu, sondern wiederholt sich in den unterschiedlichsten Variationen. Selbst in Joyces "Ulysses", einem extrem experimentellen und progressiven Roman, wiederholen sich Muster der klassischen Heldenreise. Auch in Kubricks "2001" kann man diese Reise erblicken (Aufbruch, Konflikt, Erleuchtung, Rückkehr), nur wird sie hier eben rästselhaft verpackt. Im Kern aber nichts Neues.
Wenn wir also von neuen Möglichkeiten reden, dann bezieht sich das fast immer nur auf Variationen gleicher oder ähnlicher Muster. Deshalb mag "das gab´s alles schon" ein Totschlagargument sein - es ist nur leider wahr. Kommt darauf an, wie genau man hinschaut, wonach man analysiert und ob man Zusammenhänge erkennt.
- "Weil Unterhaltung darauf abzielt, ein Publikum zu unterhalten, deine Forderung z.B. einen asiatischen Einschlag bei den SW Filmen zu wagen, ist so eine Forderung nach etwas Neuem."
Das wäre aber nur im Rahmen von Star Wars neu.
- "Der Künstler darf machen was er will.Alles was zur Kunst erklärt wird, ist Kunst.Es gibt keinen Anspruch und keine Vergleiche.
Bei Film Buch Musik schon."
Versteh ich nicht, kann dem nicht folgen. Ist auch vielleicht eine ungünstige Uhrzeit.
George Lucas
@George Lucas:
"- "Der Künstler darf machen was er will.Alles was zur Kunst erklärt wird, ist Kunst.Es gibt keinen Anspruch und keine Vergleiche.
Bei Film Buch Musik schon."
Versteh ich nicht, kann dem nicht folgen. Ist auch vielleicht eine ungünstige Uhrzeit."
Wirklich nicht? Ist doch selbsterklärend und logisch, Dinge die unterhalten sollen, müssen bestimmten narrativen Regeln folgen und sollten variieren.
Kunst muss oder sollte sich nicht an soetwas halten.
Verstehe nicht, was es da nicht zu verstehen gibt.
Ih weiß auch gar nicht, wie wir da jetzt wieder so ins Thema gekommen sind.
Ich muss auch sagen dass mir hier zuviele Dinge durcheinander gewürfelt werden.
Wenn man über spezifische Probleme z.B. bei einem Schaffensprozess diskutiert, kann man nicht beliebig einige Schritte zurückgehen und von großen soziologischen oder philosophischen Zusammenhängen reden.Man muss dann schon beim speziellen Thema bleiben.
Mit Aussagen wie: "Der Mensch war schon immer wie er ist." ; "Es gibt eh nur 12 Geschichten, alles andere sind Variationen." oder "Unser Begreifen von Zeit, ist eine menschliche Wahrnehmung die linear geschieht, vielleicht passiert alles zugleich.", kann man jede Diskussion aushebeln.
Back to topic:
Also Aspekte anderer Kulturen oder ausländische Regisseure würde ich für Star Wars begrüßen.
Inwieweit man stilmäßig in die Filme eingreifen sollte, also filmhandwerklich, weiß ich nicht.
Z.B. hat es sich ja eingestellt, dass sich bei den Star Wars Filmen im letzten Drittel, der Showdown auf zwei bis drei Handlungsstränge aufteilt,zwischen denen dann hin und her geschnitten wird, bei ANH war das noch nicht so, da haben wir "nur" den Todessternangriff .
TESB: Lukes Kampf, Leias Flucht
RotJ: Lukes Kampf, Han auf Endor, Lando über Endor
TPM: Jinn und Kenobi vs Maul, Anakin über Naboo, Jar Jar auf Naboo, Padme im Palast
AtoC: Klonkrieg, Anakin, Kenobi vs Dokuu
RotS: Yoda Palpatine, Anakin Kenobi
TFA: Angriff Starkiller Base, Kylo vs Rey
R1: auf Scarif und über Scarif.
ich frage mich, ob man da nochmal von weg kommt, nicht dass mir das nicht gefällt, ist eben nur schon ein sehr gewohntes (nicht neues) narratives Stilmittel in den SW Filmen, vielleicht würde sich eine Veränderung an diese Stelle zu sehr bemerkbar machen und sich fremd anfühlen.
Rieekan78
@ Rieekan78:
- "Wirklich nicht? Ist doch selbsterklärend und logisch, Dinge die unterhalten sollen, müssen bestimmten narrativen Regeln folgen und sollten variieren.
Kunst muss oder sollte sich nicht an soetwas halten."
Es geht nicht darum, ob sie das muss oder nicht, sondern ob sie es tut.
- "Mit Aussagen wie: "Der Mensch war schon immer wie er ist." ; "Es gibt eh nur 12 Geschichten, alles andere sind Variationen." oder "Unser Begreifen von Zeit, ist eine menschliche Wahrnehmung die linear geschieht, vielleicht passiert alles zugleich.", kann man jede Diskussion aushebeln."
Wieso denn aushebeln? Das war ein Analyseversuch und eine Suche nach Gründen für bestimmte Phänomene. Damit musst du ja nicht einverstanden sein. Jedoch verwendest du den Vorwurf "Totschlagargument" immer dann, wenn dir bestimmte Thesen nicht den Kram passen. Das killt höchstens deine Argumentation, aber nicht die Diskussion. Wenn ich falsch liege, dann widerlege mich doch, und nenne mir Beispiele für absolut Neues ist der Kunst (das müssten aber zahlreiche Beispiele sein, denn eine Schöpfung in 500 Jahren belegt garnichts)
Weißt du was ein Totschlagargument ist? "Transformers". Mit dem schlechtesten aller Beispiele lässt sich aber nichts belegen. Diese Filme tauchen in jeder Diskussion über Hollywood auf. Sie sind aber nicht stellvertretend. Sie haben es nicht mal verdient, überhaupt als Filme besprochen zu werden.
(zuletzt geändert am 21.01.2017 um 14:19 Uhr)
George Lucas
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