Zuletzt sprach Wired mit John Knoll über die Effekte von Rogue One im Allgemeinen, nun kommt dort Andrew Booth zu Wort, der die Computeranzeigen des Films entwarf:
Booth begann vor 15 Jahren, Benutzeroberflächen für Filme zu entwerfen, als dieser Arbeitsbereich noch in seinen Kinderschuhen steckte. Damals waren je nach Film entweder die Effektverantwortlichen und die Mitarbeiter der künstlerischen Abteilung für solche Anzeigen zuständig. Inzwischen hat die Spezialisierung auch hier Einzug gehalten, und Filmemacher heuern Spezialfirmen für derartige Aufträge an. Booths Firma, Blind Ltd., ist ein Riese in diesem Bereich: Mit seinem Team hat er an Benutzeroberflächen für einige der erfolgreichsten Filme der Branche erstellt, darunter The Dark Knight, Casino Royale, Star Wars: Das Erwachen der Macht und in jüngster Vergangenheit Rogue One: A Star Wars Story.
Für den Film auf die Arbeit an Star Wars: Das Erwachen der Macht aufzubauen, war dabei eine einzigartige Herausforderung. Dort lautete das Mantra nämlich, "es muss genauso sein, nur anders", weshalb Booths Team die Entwürfe der klassischen Trilogie frei überarbeiten konnte. Bei Rogue One waren die Vorgaben spezifischer: Alles musste möglich genauso aussehen wie im Originalfilm.
"In Eine neue Hoffnung war die Kamera irgendwo rechts drüben. Wenn die Kamera diesmal links stand, hatten wir dafür keine Vorlage von 1977. Aber das, was wir dort sehen, musste 1977 auch schon dort gewesen sein."
Um diesen Look authentisch einzufangen, sahen sich Booth und seine Mitarbeiter nicht nur die klassische Star-Wars-Trilogie wieder und wieder an, sondern auch Dutzende anderer Filme aus den 1970ern. "Man muss sich vorstellen, wie diese Grafiken wirkten, bevor es PCs gab", beschreibt Booth den Prozess. "Im Star-Wars-Universum gibt es beispielsweise keine Tastaturen, weil man damals beim Auftauchen einer Tastatur sofort an Schreibkräfte, also Sekretärinnen, gedacht hätte." Nach dem genauen Studium von Benutzeroberflächen jener Zeit begann für Booths Team die eigentliche Arbeit, Star-Wars-typische retrogalaktische Grafiken zu erstellen: MS-DOS-Anzeigen auf Raumschiffen mit der Fähigkeit zum Sprung durch die Lichtmauer.
Das Ergebnis ihrer Arbeit ist ein bemerkenswertes Portfolio aus Grafiken, die beeindruckend und trotzdem enorm zweckmäßig wirken. "Wenn man einen Agentenfilm bearbeitet, geht es darum, eine anziehendere, aufregendere Version jener Benutzeroberflächen zu designen, mit denen wir alle Tag für Tag arbeiten", meint Booth. "Bei Rogue One ging es um etwas anderes: Wie schaffen wir es, so wenige Inhalte wie möglich auf einem Bildschirm zu zeigen?"
Inmitten der Schlacht von Scarif wird dann die bekannte Vektorgrafik der Todessternpläne zum Rebellenschiff hinaufgeschickt, womit der Film vollständig an Eine neue Hoffnung andockt. Einen Moment lang wird Booths minimales Oberflächendesign, das für gewöhnlich an den Rändern einer Einstellung auftaucht, hier zum eigentlichen Star des Films.
In ihrer ganzen Pracht könnt ihr ausgewählte Benutzeroberflächengrafiken aus Rogue One auf Wired.com bestaunen.
Und wenn ihr die Oberflächen von Star Wars: Das Erwachen der Macht mit denen von Rogue One vergleichen wollt, geht auch das: Hier findet ihr erstere, hier eine weitere Übersicht von letzteren.
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Kyle07
McSpain
Kyle07
McSpain
So richtig "Retro" ist Star Wars ja nicht. Viele vergleichen das immer mit Star Trek oder anderen in die Zukunft gerichteten Sci-Fi-Fantasy-Abenteuern. Aber wir müssen ja bedenken: Wir sind hier in einer weit weit entfernten Galaxis, und zwar vor langer Zeit. Also komplett losgelöst vom irdischen Entwicklungsfortschritt. Natürlich haben wir auf der Produktionsebene nunmal als Grundlage das in den 70ern technisch Umsetzbare. Schon allein die Erschaffung von Leias Hologramm und die Spielfiguren an Bord des Falken waren ein echter Kraftakt. Aber innerhalb der Geschichte sollte man die Elemente nicht nach unseren Maßstäben betrachten.
Darum hätte ich es auch gut gefunden, wenn man die Prequels mehr im Steam Punk Design gemacht hätte. Flügel, die sich bewegen und große verschnörkelte Chromhebel und jede Menge Deko, statt dieser kalten Moderne. Und lieber ratternde Analoganzeigen, Zeiger und Zifferblätter, Drehräder, statt der Flachbildschirme. Vielleicht auch geöffnete Gehäuse mit Uhrwerk. Dann wäre das auch glaubhafter vor Rogue One / Episode IV gewesen.
Xmode
McSpain
@ Xmode:
Genau SO habe ich mir die Prequels auch immer vorgestellt. Elegant-düstere, leicht steampunkige Optik, funktionstechnisch auf dem durchgeknallten Level von "Sky Captain And The World Of Tomorrow" - nur mit einem Tick mehr "Flash Gordon" im Bezug auf das Design der Space-Vehicles.
Letzteres hat man ja teils so umgesetzt (Naboo-Fighter z. B. > TOP!), aber es war einfach alles so sinn- und geschmacklos überkoloriert. Eine der rühmlichsten Ausnahmen ist da das Battle zwischen Obi und den Fetts auf Kamino: Wer an der PT absolut NIX Gutes finden kann, der schaut sich diese 5 Minuten aus AOTC einfach in Endlosschleife an! Da ist von "Blade Runner" bis "Rocketeer" visuell alles enthalten, was ich so schick finde. Beste Sequenz aller(!) Prequels, tolle Stimmung, tolle Farben. Bei Jango und der Slave 1 ist es auch gelungen, einen älteren und "zivilisierteren" Look zu etablieren. Ein solches Szenario wie die Kamino-Konfrontation hatte ich immer vor Augen, wenn Ben in seiner Hütte von der Klonkrieg-Ära erzählt.
(zuletzt geändert am 17.01.2017 um 14:30 Uhr)
Landspeeder
Wenn man minutiös an etwas arbeitet, was das Gros der Zuschauer bewusst garnicht wahrnimmt, muss es Liebe sein
Und zu Lucas und seinem Star Wars: ob man seinen späteren Stil mag oder nicht, er hatte bis zuletzt ein intuitives, verlässliches Gefühl für konsistentes Design. Er hatte eine Ahnung davon, wo er die verschiedenen Ären seiner Saga in etwa einordnen will und wie das bis in die kleinsten Details umgesetzt werden soll. Die graduelle Entwicklung hin zum Industriellen, vom Runden zum Kantigen, vom Schönen zum Zweckmäßigen, wird in den Prequels sehr deutlich. Manchmal muss auch ich mir in Erinnerung rufen, dass die ikonischen OT-Designs, die alle so lieben und auf die RO zurückgreift, auf diesen Mann und seine Vorstellung von Star Wars zurückgehen.
Eine Steampunk-PT stelle ich mir wirklich interessant vor. Ich male mir gerne aus, wie ein Raumschiff mit Zeigern und Ziffernblättern in Star Wars wohl rüberkäme. Allerdings würde ich Steampunk nur dezent einsetzen, ansonsten würden die Filme zu zeitgebunden ausfallen.
(zuletzt geändert am 17.01.2017 um 17:02 Uhr)
George Lucas
Man darf nicht vergessen dass die Amis mit der Technik aus den 60er-70ern bereits auf dem Mond gewesen sind. Raumfahrt ist damit also tatsächlich möglich.
Der Sprung durch die Lichtmauer ist also eher eine Frage des Antriebs und der physikalischen Möglichkeit/Unmöglichkeit, und nicht unbedingt eine Frage der Benutzeroberfläche.
DreaSan
MrLahey
Ich finde der Spung im äußeren Erscheinungsbild OT/PT wäre mit weniger mehr gewesen!
Es sind nur ein paar Jahrzehnte zwischen den beiden Trilogien, macht aber vom Eindruck her einen Unterschied wie Propellerkiste/ F18 Superhornet!
Nachvollziehbarer OT/ST ... Vergleiche Sternenzerstörer!
Außerdem glaube ich dass eine so hochentwickelte und unfassbar alte "Kultur" nicht mehr den in unserer Welt üblichen modischen Schwankungen unterliegt!
(zuletzt geändert am 17.01.2017 um 21:59 Uhr)
Rebellion
Xmode
@Lucas:
"Und zu Lucas und seinem Star Wars: ob man seinen späteren Stil mag oder nicht, er hatte bis zuletzt ein intuitives, verlässliches Gefühl für konsistentes Design. Er hatte eine Ahnung davon, wo er die verschiedenen Ären seiner Saga in etwa einordnen will und wie das bis in die kleinsten Details umgesetzt werden soll. Die graduelle Entwicklung hin zum Industriellen, vom Runden zum Kantigen, vom Schönen zum Zweckmäßigen, wird in den Prequels sehr deutlich. "
Und nicht zu vergessen: Vom Bunten zum Kargen und von der Vielfalt zum Monotonen. Obwohl er es geschafft hat, diese Vielfalt nicht ganz verschwinden zu lassen sondern ihr eine Nische mit dem kriminellen Untergrund geschaffen hat. Er hat für die stilistischen Ausarbeitung immer viel Zeit und Energie investiert. Schade nur, dass er dies nicht auf die Inhalte übertragen konnte. In diesem Punkt ist die PT aber eine große Bereicherung für SW gewesen, denn es ermöglicht uns (oder besser gesagt Lucasfilm) heute zum Einen in eine alternative Welt als die OT einzutauchen und darüberhinaus auch neue Welten mit neuen Stilen zu schaffen. Das Eis, die OT Stilistik zu verlassen ist vor knapp 20 Jahren gebrochen worden und darf und kann seither diskutiert werden. Auch wenn das "Erstergebnis" im Gesamtfazit miserabel war, so werden wir für diesen Schritt vllt einmal trotzdem sehr dankbar sein müssen. Soätestens dann, wenn alle interessanten Inhalte der Dark Times auserzählt sind.
Und diejenigen, für die die PT too much ist vergessen vllt auch das zwischen der PT und der OT viel Zeit liegt. Die Entwicklung vom Einen zum Anderen wäre also durchaus konsistent glaubhaft darstellbar. Zumindest wenn man mit einbezieht, dass das Imperium ordentlich mitgeholfen hat.
(zuletzt geändert am 18.01.2017 um 10:14 Uhr)
OvO
McSpain
George Lucas
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