Die Interview- und Artikelwelle rollt tagtäglich fröhlich weiter. Heute gibt's ein paar weitere Aussagen von Lawrence Kasdan in der LA Times:
War immer geplant, Luke, Han Solo und Leia zurückzubringen und mit einer neuen Generation von Figuren zu mischen?
Ja, im Grunde haben wir von Anfang an gesagt: 30 Jahre sind vergangen, seit wir sie zuletzt gesehen haben. Und das war nicht zuletzt deshalb ein charmanter Gedanke, weil wir ja auch 30 Jahre gelebt und uns entsprechend verändert haben. Wir tun nicht so, als wäre es anders: 30 Jahre sind vergangen, was immer das in dieser Galaxis auch bedeutet, und wir haben Han und Leia und Luke und Chewie und C-3PO und damit ein Element, auf das wir bauen können, bei dem Nostalgie mitschwingt und das die Leute anspricht.
Und dann haben wir diese neuen Darsteller - wunderbare junge Leute, einige wirklich sehr jung -, die nie in diesem Film mitgespielt haben. Wir hatten noch nie jemanden wie Adam Driver in einem Krieg-der-Sterne-Filme. Daisy, John, Oscar, Domhnall... Unglaublich frische Talente.
Und all diese Elemente finden in dieser Geschichte zueinander, und es gibt diese Urtugenden, die wir wiedererwecken wollen. Daraus lässt sich viel ableiten, und zusammen nimmt es Gestalt an und wird zu einem Film. Und dann gibt es natürlich etwas an Darth Vader, das so machtvoll ist, und auch das nimmt der Film in sich auf.
Letztlich ging es in diesen Filmen immer um Generationen, Familien, die Weitergabe von Wissen, das, was übertragen werden kann und das, was in diesem Universum grundlegend vorhanden ist. Die Macht war schon Teil von Georges erstem Konzept, und mischt man dieses philosophische Element mit spannender Action, ergibt das eine starke Kombination.
Haben Sie sich die klassische Trilogie für Ihre Arbeit noch einmal angesehen?
Sie steckt so ziemlich in meinem Kopf: Inzwischen ist sie Teil meiner DNS. Aber ich glaube nicht, dass es letztlich besondere Relevanz hat, denn wir machen etwas Neues, etwas Anderes.
Ich weiß nicht, ob die Leute das auch so sehen, aber die Saga ist im Grunde ein großes Wandgemälde, das in einzelne Abschnitte zerteilt ist, die von unterschiedlichen Regisseuren geprägt werden. George hat einen sehr George-artigen Film gedreht, und wenn man American Graffiti daneben hält, wundert man sich kein bisschen, diese Art von Überschwänglichkeit in Neue Hoffnung zu finden. Bei Das Imperium schlägt zurück wollte er dann Irvin Kershners Stil haben, und das Ergebnis ist dunkel und ernsthaft und geht anders mit den Figuren um. Und schließlich war Richard Marquand ein ursympathischer Mensch, und Die Rückkehr der Jedi-Ritter spiegelt seine Mentalität wieder: Es ist unbeschwert und macht direkt klar, dass alles ein glückliches Ende nehmen wird.
Und wenn man jetzt die Prequels außen vor lässt, weil George da tat, was George eben tat, um seine eigenen Ziele umzusetzen, hat man mit J. J. eine ganz neue Generation und jemanden, der mit meisterhaft dynamischer Art mit der Kamera und den Effekten umgeht und seine starke Persönlichkeit einbringt. Er ist ein richtig toller Kerl und geht an seine Filme so heran, wie ich das auch immer versuche, indem er klarmacht, dass es ein Privileg ist, Filme zu machen und dass niemand sich dabei mies fühlen sollte. Wer dabei keinen Spaß hat, fordert sein Schicksal heraus, und das ist im ganzen Film spürbar. Dieser Film ist im Kern ein J.-J.-Abrams-Film.
Und all diese Filme werden so unterschiedlich ausfallen: Rian Johnson ist ein Freund vor mir und wird etwas seltsames abliefern. Ich meine, wer Rians Filme kennt, weiß, dass sein Film anders ausfallen wird als alles, was Krieg der Sterne in der Vergangenheit war. Drei unterschiedlichere Filmemacher als J. J., Rian und Colin Trevorrow kann man sich gar nicht vorstellen. Sie alle werden auf der Saga vom Krieg der Sterne basieren, aber alles andere wird anders sein. Und danach machen Phil Lord und Chris Miller den Han-Solo-Film, und ich habe keine Ahnung, wie das werden wird. Und dabei schreibe ich ihn ja!
War Han Solo immer die Figur, für die Sie am liebsten Dialoge geschrieben haben?
Immer. Das fing schon mit dem ersten Film an: Dort ist es im Grunde ein Augenblick, wo sie in den Zellenblock vordringen und er per Komlink mit den Sturmtruppensoldaten spricht. Sie fragen ihn, ihm fallen irgendwann keine Antworten mehr ein, und dann schießt er auf das Funkgerät und meint, "war sowieso ein langweiliges Gespräch". Das ist vermutlich mein Lieblingsmoment in allen Krieg-der-Sterne-Filmen. Und es ist reiner Han.
War es leicht, nach Jahren wieder in seinen Kopf zu blicken?
Ja, ich denke schon. Er ist in diesem Film jünger, und das ist echt spaßig, denn man muss ihn sich 10 Jahre vorher, Anfang 20 vorstellen. Wie war er, bevor er dieser harte Hund wurde? Bevor er einige Pleiten erlitten hat? Bevor er zu diesem Zyniker wurde? Was hat ihn dazu gemacht?
Sprechen wir kurz über die Prequels: Im Kanon spielen sie eine komplizierte Rolle, sie entsprechen Lucas' Vorstellung und waren für eine ganze Generation der Einstieg in den Krieg der Sterne. Für viele ältere "Fans" waren sie aber eine Enttäuschung. Wie sehen Sie sie mit Blick auf ihren Platz in der Gesamtgeschichte?
Ihre Geschichte überschneidet sich nicht mit usnerer. Wir müssen uns nur mit der ersten Trilogie auseinandersetzen, also hatten wir damit nicht viel zu tun. Sie haben natürlich einen bestimmten Stil, aber für unseren Film wollten wir eher in Richtung Neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück gehen.
Was ich immer am Krieg der Sterne mochte, und was George bei Neue Hoffnung und J. J. jetzt gemacht hat, war seine Albernheit. Ja, es gibt große Themen und ein bisschen Philosophie, aber im Grunde ist das Ganze albern. Und Das Erwachen der Macht ist auch so und das auf die bestmögliche Weise. Wo immer die Frage lautet, "könnte das passieren?", lautet die Antwort: Na ja, wieso eigentlich nicht?
Und was das Thema Kanon angeht... Alle Welt redet darüber, aber mir bedeutet das nichts. Ich weiß nicht, was Kanon ist. Ich habe da keinen Überblick.
Sie haben keine Romansammlung und studieren, wie alles zusammenpasst?
Oh nein. Ich habe jetzt vier Krieg-der-Sterne-Filme geschrieben und weiß immer noch nicht, was Kanon ist.
Gleichzeitig muss Ihnen klar sein, dass es Leute gibt, für die Krieg der Sterne unglaublich wichtig ist. Und sie zucken zusammen, wenn sie Krieg der Sterne als albern bezeichnen. Für sie ist das todernst.
Dass Krieg der Sterne albern ist, ist für meine Verhältnisse ein Riesenkompliment. Denn das habe ich an Neue Hoffnung geliebt, dass es so albern war.
Ich habe den Film unlängst meinem fünf Jahre alten Enkelkind gezeigt, weil wir herausfinden wollten, ob er für Das Erwachen der Macht alt genug war. Ist der Film zu erschreckend, zu groß, zu laut? Ich hielt ihn im Arm, und wir sahen uns Neue Hoffnung an, und es war toll für ihn. Er hat nicht alles verstanden, aber was jeder versteht, der Neue Hoffnung sieht, ist die Energie und der Spaß und die Romantik des Films. Wenn sie sich über diesen Abgrund schwingen, wenn die Schiffe durchs All rasen... Einem Fünfjährigen muss man das nicht groß erklären.
Neue Hoffnung ist auf jede erdenkliche Weise brillant. Es bleibt erstaunlich, wie straff er aufgebaut ist, dass nichts Unnötiges darin steckt. Es gibt keine Einstellung, die überflüssig wäre. Der Film ist unglaublich schnell und so amüsant und so albern. Jeder Moment, der einfach nur Spaß machen kann, ist im Film, weil George es so wollte. Und ich hoffe, Das Erwachen der Macht hat das auch.
Außerdem zeigt Das Erwachen der Macht Präsenz im Time Magazine.
Die fertigen Fotos von "RD-D2" und seinen Kollegen findet ihr auf Time.com:
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@finn1
"Der größte Bruch besteht aus meiner Sicht zwischen TESB und ROTJ. Das Beispiel Vader. Erst der gnadenlose dunkle Lord dann in Return eher unsicher und vom Konflikt zerüttet. Da merke ich immer wieder das ein Film dazwischen fehlt der dieses Verhalten besser beleuchtet. Oder wie Luke so schnell so mächtig werden konnte und plötzlich in der Lage war ein neues Lichtschwert zu konstruieren."
Die Star Wars Filme hatten nie den Anspruch nach Vollständigkeit erfüllt. Es wurden lediglich die dramaturgisch entscheidenden Momente de Geschichte verfilmt. Die Lücken kann der Zuschauer mit seiner Vorstellungskraft füllen. Filme sind ja auch keine Protokolle, in denen alles aufgeführt werden muss. Für mich ist das grundsätzlich in Ordnung, wenn Lücken gelassen werden. Manchmal ist es viel schöner, wenn es Lücken gibt, in denen wir unsere Fantasie ausleben können. Ein Teil des Problems der PT war für mich als älterer Zuschauer, dass ich die Ereignisse der PT bereits in meiner Fantasie gebildet hatte, als Obi Wan in Episode 4 von der alten Republik spricht. Da entstand für mich eine Legende, mit der die PT dann später konkurrieren musste.
Bei der PT haben mir aber entscheidende Momente in den Filme gefehlt, bzw. sie wurden nicht in ausreichendem Maße beleuchtet. Das finde ich viel problematischer als die Lücken in der Entwicklung Lukes zum Jedi Ritter. Wie spannend wäre es schon gewesen, Luke bei seinem Training zuzuschauen. Bei Ep5 sieht man ja schon, wie beim Drehbuch getrixt wurde, um Lukes Ausblidung zeitlich unterzubringen. Erinnern wir uns, Luke fliegt ins Dagobah System, trifft Yoda, bekommt eine Ausbildung, fliegt nach Bespin und trifft dort auf Vader. In der gleichen Zeit fliehen Han und Leia vor dem Imperium in ein Asteroidenfeld, verstecken sich auf der Rückseite eines Sternenzerstörers und fliegen dann nach Bespin um dort in Vaders Gefangenschaft zu geraten. Zeitlich wirft das Fragen auf, aber dieser Film funktioniert und ist für viele der beste der Star Wars Filme. Logik ist im Filmgeschäft nicht so entscheidend.
Grossmoff Nase
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