Die Frage, wie J. J. Abrams bei Krieg der Sterne landete, war eigentlich beantwortet, doch The Wrap präsentiert nun weitere Einblicke (und Spekulationen) rund um Abrams' Wechsel von einem Star zum anderen:
Konkurrierende Pläne von Paramount, CBS und Abrams' Produktionsfirma Bad Robot hinsichtlich der Vermarktung des ersten neuen Star Trek-Films sollen den Regisseur dazu veranlasst haben, seine Pläne zu begraben, die Reihe auf weitere Medien wie das Fernsehen, digitale Kanäle und Comics auszuweiten. Das jedenfalls behauptet eine Quelle mit Informationen über den Streit.
"J. J. schlug förmlich die Hände über dem Kopf zu sammen", so unsere Quelle. "Er fragte sich ganz offensichtlich, wieso man dieses Franchise wiederbelebt, nur um dann gegeneinander anzukämpfen. Das Studio wollte einerseits auf Bad Robot zugehen, andererseits überließ Paramount aber CBS in Fragen der Star Trek-Vermarktung das letzte Wort."
Abrams hatte dabei deutlich mehr mit Star Trek vor als CBS und Paramount. Nun sollen die alten Pläne rund um die neuen Krieg der Sterne-Filme wieder aufgegriffen werden.
Ein Problem dabei: Die Star Trek-Lizenzrechte liegen bei zwei konkurrierenden Medienimperien. Die Originalserie aus den 60ern und alle Rechte an künftigen Star Trek-Fernsehserien verblieben bei CBS, als die Paramount-Mutter Viacom 2006 aus dem Unternehmen ausgegliedert wurde. Paramount hingegen hat die Rechte an den Kinofilmen. Für die Filmvermarktung ist Paramount also gezwungen, Lizenzgebühren für die Star Trek-Figuren zu zahlen.
Gleichzeitig produziert CBS aber weiter Fanartikel und Produkte auf Grundlage der 60er-Jahre-Serie und vermarktet sie an die Fans. Bad Robot hingegen führte eine Marktanalyse durch und musste dabei feststellen, dass es markentechnisch Verwirrungen gibt, zwischen der Reboot-Enterprisebesatzung und dem Original mit William Shatner zu unterscheiden.
Bad Robot forderte CBS deshalb auf, keine weiteren Produkte mit den Originaldarstellern zu produzieren, doch die Verhandlungen scheiterten an finanziellen Diskrepanzen. Der Sender verdiente mit dem Merchandise etwa 20 Millionen US-Dollar pro Jahr und sah keinen Grund, Paramount mit Samthandschuhen anzufassen. Im Gegenzug wurden Pläne, die Star Trek-Geschichte in Fernsehserien, Ablegerfilmen und Onlineangeboten fortzuführen, massiv zusammengestrichen, obwohl Abrams großes Interesse daran gezeigt hatte.
[...]
Bei Into Darkness verlief die Zusammenarbeit zwischen Paramount, Bad Robot und CBS offenbar etwas harmonischer. Gemeinsam entstand ein Videospiel mit den Stimmen von Chris Pine und Zachary Quinto, ein Comic mit der Vogeschichte des Films von Drehbuchautor Roberto Orci und eine Romanadaption. Verglichen mit den potentiellen Möglichkeiten, ist aber selbst das laut Branchenkennern nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
[...]
Abrams große Pläne, ein Filmfranchise auf mehreren Plattformen aufzubauen, dürften bei Disney auf offenere Ohren stoßen, meinen Analysisten und Branchenexperten. So erfolgreich Star Trek auch sein mag, ist es doch kein Vergleich mit der kulturellen Rolle und Ertragskraft von George Lucas' Weltraumsaga. Kaum ein Regisseur könnte sich diesen Chancen entziehen.
"Disney konzentriert sich seit jeher auf Multi-Plattform-Modelle", meint Seth Willenson, ein Experte für die Marktbewertung von Filmmarken.
Willenson meint ferner, dass Abrams vertraglich wohl sowohl in kreativer Hinsicht, als auch finanziell an Krieg der Sterne-Merchandise und -Ablegerprodukten beteiligt sein dürfte und damit mehr Einfluss auf das Vermächtnis der Skywalkers haben dürfte als auf die Entwicklung von Ablegerprojekten rund um die Star Trek-Besatzung. Denn anders als bei Star Trek hat Disney durch die 4-Milliarden-Dollar-Übernahme von Lucasfilm alle Rechte an Krieg der Sterne.
"Bei Star Trek wird es kompliziert, wenn man sich ansieht, wer die Rechte an der künftigen Verwendung der Marke besitzt, weil man es mit verschiedenen Unternehmen zu tun hat, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Einen gemeinsamen Masterplan aufzustellen, ist damit denkbar schwierig", schätzt Willenson.
Und was Disneys großen Krieg der Sterne-Plan angeht, hört sich der praktisch wie eine 1:1-Kopie von Abrams' alten Plänen für Star Trek an: Es wird Fernsehprojekte geben, Freizeitparkattraktionen und Ablegerfilme, die alle um die neue Trilogie aufgebaut werden, die Abrams verwirklichen soll.
Was Disney mit seiner Verwendung der Marvel-Comicrechte vorgemacht hat, soll nun wiederholt werden. Geht dieser Plan auf, dürfte Abrams damit Millionen verdienen.
Soweit also The Wrap. Was natürlich nicht stimmt, ist, dass die Rechtelage bei Krieg der Sterne eindeutig wäre: Noch sitzt 20th Century Fox mit im Boot, und über The Clone Wars ist auch Warner Bros nach wie vor im Rennen. Trotzdem stehen die Chancen, Krieg der Sterne unter einem Banner zu vereinen, wohl deutlich besser als dies bei Star Trek der Fall ist.
Seite 1 2
« vorherige Seite
@ Lord Galagus
Hier hat doch gar keiner versucht, etwas niederzumachen...
Eine gewisse Vergleichbarkeit liegt meiner Meinung nach allerdings schon vor:
Wie ich schon dargestellt habe, sind beide Serien "Space Operas", die sich - wie du ja schön ausgearbeitet hast - in ihren Schwerpunkten unterscheiden. Sie unterscheiden sich sogar sehr. Trotzdem haben sie auch einen gemeinsamen Kern: Abenteuer im (nicht wirklich realistischen) Weltraum.
Zudem haben beide Reihen Fandoms, die sich in der Struktur sehr ähneln. Daher entsteht sowas wie das Gefühl einer Vereinszugehörigkeit, die ausgelebt werden will. Und insbesondere nach außen hin besteht auch das Verlangen sich abzugrenzen. Beides erfordert ein Herausarbeiten der Unterschiede und damit unweigerlich auch eine Wertung. Insofern ist das für mich alles recht natürlich und wenig tragisch. Nur sollte man das alles nicht so tierisch ernst nehmen...
Darth Jorge
Seite 1 2
« vorherige Seite
RSS-Feed für diesen Kommentarthread abonnieren
RSS-Feed für alle Kommentare