Das neue Jahr beginnt etwas müde, weshalb wir uns wieder einmal auf Zeitreise machen. Heute gibt es - zum Start des 35. Jubiläumsjahr der Dreharbeiten zu Krieg der Sterne - den Originalbericht zur Filmentstehung aus dem Kinosouvenirprogramm von 1977:
Hinter den Kulissen
Bereits 1971 wollte Autor und Regisseur Geoge Lucas einen Weltraum-Fantasy-Film drehen. "Ursprünglich wollte ich einen Flash Gordon-Film machen, mit allem Drum und Dran, aber es gelang mir nicht, mir die Rechte an den Figuren zu sichern. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative und stieß bei meinen Recherchen auf das Material, das Alex Raymond (den Schöpfer der Flash Gordon-Zeitungs-Comicstrips) inspiriert hatte. Ich machte die Entdeckung, dass er sich an Edgar Rice Burroughs (dem Autor von Tarzan) und besonders an dessen John Carter of Mars-Reihe orientiert hatte. Also las ich mir die ganze Reihe durch. Dann fand ich heraus, was Burroughs auf die Idee zu Carter gebracht hatte, nämlich eine Science-Fantasy-Geschichte namens Gulliver on Mars von Edwin Arnold, die 1905 erschienen war. Meinen Recherchen zufolge, war das die erste Geschichte dieses Genres. Natürlich war Jules Verne nah dran, aber in seinen Geschichten kam nie ein Held vor, der auf einem anderen Planeten gegen Weltraumwesen kämpft und Abenteuer erlebt. Ein ganz neues Genre baute auf diesem Szenario auf.
Schon bevor ich meinen letzten Film, American Graffiti, drehte, hatte ich das Krieg der Sterne-Projekt im Hinterkopf, und sobald ich mit Graffiti fertig war, fing ich im Januar 1973 damit an, Krieg der Sterne zu schreiben - acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche, und das bis März 1976, als wir mit den Dreharbeiten begannen. Und selbst danach hatte ich noch gut damit zu tun, abends das Drehbuch zu überarbeiten. Insgesamt habe ich vier komplett verschiedene Drehbücher für Krieg der Sterne geschrieben, nur, um die richtigen Zutaten zu finden - die richtigen Figuren und die richtige Geschichte. Man könnte also sagen, es war anfangs eine gute Idee, die noch nach der dazu passenden Geschichte suchte.
Ich wollte einen Actionfilm drehen - einen Film, der wie früher Flash Gordon im Weltall spielte. Strahlenkanonen, Raumschiffe, Schießereien - ich wollte eine große Schlacht im Weltraum, im Stil der Luftkampffilme. Ich wollte einen Film über einen alten Mann und einen Jungen machen. Und der alte Mann sollte ein wirklich alter Mann sein und zu dem Jungen eine Art Mentor-Schüler-Beziehung aufbauen. Außerdem sollte der alte Mann ein Krieger sein. Zusätzlich wollte ich eine Prinzessin, aber keine, die nur als Jungfrau in Nöten tatenlos herumsteht.
Dem Ergebnis dieser zahlreichen Drehbuchentwürfe kann man die offensichtlichen Einflüsse der Science-Fiction- und Abenteuergeschichten ansehen, die ich gelesen und gesehen habe. Und ich habe eine Menge gesehen. Ich versuche, mit dem Film einen klassischen Genrestreifen zu liefern, einen klassischen Weltraum-Fantasyfilm, in dem all diese verschiedenen Einflüsse zusammenkommen. Gewisse traditionelle Aspekte des Genres wollte ich dabei in Krieg der Sterne beibehalten."
Der erste Schritt nach der Fertigstellung der Rohfassung des Drehbuchs bestand darin, der neugeschaffenen Welt ein Gesicht zu geben. Dazu wandte sich George an Colin Cantwell, der an 2001 - Odyssee im Weltraum gearbeitet hatte und nun die ersten Raumschiffmodelle erstellen sollte. Gleichzeitig begannen George und Produktionsillustrator Ralph McQuarrie mit der Visualisierung einer groben Leitlinie für die Figuren, Kostüme, Requisiten und Schauplätze. Dabei arbeitete sich Ralph von einfachen Skizzen zu einer eleganten Reihe von Produktionsgemälden vor, mit welchen die visuelle Atmosphäre des Films festgelegt wurde.
Die komplexe Aufgabe, drei verschiedene Welten einer unbekannten Galaxie auf Film zu bannen, stellte George und seine Mitarbeiter vor große Probleme. Der erste Planet, Tatooine, sollte eine trockene, lebensfeindliche Wüstenwelt mit einem endlosen Horizont sein, auf dem sich bizarre, aber reale Gebäuden finden sollten. Deshalb sahen sich die Filmemacher alle Wüsten in Amerika, Nordafrika und dem Nahen Osten an, bevor sie in Tunesien Drehorte fanden, die in etwa den Vorstellungen von George Lucas entsprachen.
Das nächste Problem bestand nun darin, ein Filmstudio in Flugnähe zu Nordafrika zu finden, von dem aus Kulissen und Requisiten herangeschafft werden und das als Basis für die monatelangen Atelieraufnahmen dienen konnte. George und Produzent Gary Kurtz wählten dazu die EMI-Elstreestudios im englischen Borehamwood aus. Das Studio bot eine ausreichende Zahl von Tonbühnen für die Dreharbeiten und hatte gerade, zu seinem 50. Geburtstag, sein Mietangebot umgestellt, sodass nun auch die bloße Anmietung der Hallen möglich war, in denen die Filmemacher mit eigenen, handverlesenen Mitarbeitern arbeiten konnten.
Das Drehbuch verlangte nach einer Vielzahl von Modell- und optischen Effekten, deren Erstellung durch Außenstehende als teurer angesehen wurde als die Zusammenstellung einer eigenen Expertengruppe mit entsprechender Ausrüstung. George und Gary wandten sich deshalb im Juni 1975 an John Dykstra und übertrugen ihm die Aufgabe, die fotografischen Spezialeffekte zu realisieren. In einem Lagerhaus im San Fernando Valley nahm daraufhin die passend getaufte Industrial Light & Magic Corporation ihre Arbeit auf.
John erklärte dazu: "Um die für Krieg der Sterne nötige Menge an fotografischen Spezialeffektaufnahmen in der entsprechenden Qualität zu produzieren, musste ein vollständiges, hausinternes System entwickelt werden."
Im Laufe der Nachbearbeitung des Films arbeiteten bei ILM 75 Mitarbeiter in zwei Schichten an dreihundertsechzig einzelnen Spezialeffektaufnahmen. Insgesamt sind über die halbe Laufzeit von Krieg der Sterne Filmverbesserungen und Spezialeffekte zu sehen.
Unter den verschiedenen Abteilungen von ILM fand sich eine Tischlerei ebenso wie eine Maschinenbauwerkstatt, zu deren Aufgaben neben dem Bau der Spezialkamera auch die Anpassung oder Herstellung der Schneide- Animations- und Projektionsausrüstung zählte. Beim Dreh der Spezialeffetkte kam durchwegs das horizontale 35mm-Doppelrahmenformat zum Einsatz, um ein größeres Negativ zur Verfügung zu haben, mit dem es möglich wurde, Effekte auf einer Qualitätsstufe mit den Realaufnahmen umzusetzen. Für die Schaffung der Miniaturen für die verschiedenen Raum- und Landfahrzeuge, wurde zudem eine Modellbauwerkstatt eingerichtet.
In anderen Abteilungen wurden optische Drucker eingesetzt, um die verschiedenen Filmebenen zusammenzuführen, während die Rotoskopie-Abteilung für die Anfertigung der Matte-Hintergründe zuständig war und Bilder für die Verbesserung von Explosionen erstellte. Die Elektronikwerkstatt lieferte die speziellen Kameras, die für das unternehmenseigene Motion-Control-System benötigt wurden. Außerdem gab es eine Filmkontrollabteilung, in der weitere Spezialeffektelemente archiviert und kontrolliert wurden.
Im Sommer 1975 begann ILM damit, Abläufe, Systeme und Maschinen zu entwickeln, zu bauen und zu verfeinern, die für die Realisierung der Spezialeffekte nötig waren, nach denen Lucas' Drehbuch verlangte. Als die Gründung von ILM bekanntgegeben wurde, wurde das Unternehmen mit Anfragen von Science-Fiction-Experten und Filmstudenten aus dem gesamten Land überschüttet, die alle an dem Film mitarbeiten wollten. Ein Medizinstudent ging von der Universität ab, um in dieser riesigen Kinderwelt für Erwachsene Modelle bauen zu können.
Zur gleichen Zeit machten sich Filmarchitekt John Barry und seine Mitarbeiter an die Verwirklichung der zahllosen Requisiten und Kulissen für den Film. Anstelle brandneu aussehender Gebäude und Raketen, die man für gewöhnlich mit Weltraum-Fantasy-Filmen verbindet, wurden die Kulissen und Requisiten für Krieg der Sterne mit dem Gedanken geschaffen, möglichst bewohnt und vielbenutzt auszusehen. John Barry kommentierte: "George will, dass alles so wirkt, als wäre es vor Ort gedreht worden."
Im Film sind mehr als Dutzend Roboter zu sehen, aber die beiden wichtigsten sind C-3PO (oder kurz Dreipeo) und R2-D2 (kurz Erzwo). Von allen Robotern wurde nur Dreipeo von Produktionsillustrator Ralph McQuarrie, dem Künstlerischen Leiter Norman Reynolds und der Bildhauerin Liz Moore entwickelt. Alle anderen Roboter kreierte John Stears, der für die mechanischen Spezialeffekte zuständig war. Neben dem Dutzend Robotern, die er für Krieg der Sterne schuf, war er auch für die Lichtschwerter, Landfahrzeuge und zahlreiche Explosionen verantwortlich.
Im November 1975 startete George eine dreimonatige Suche nach Schauspielern für seine ungewöhnlichen Rollen. Genau wie vorher bei American Graffiti suchte er sich auch hier junge und frische Talente für drei seiner fünf Hauptrollen. Die beiden anderen besetzte er mit den britischen Schauspielveteranen Alec Guinness und Peter Cushing.
Auf die Frage, wieso er ausgerechnet diese Besetzung gewählt hatte, antwortete George: "Es sind gute Schauspieler, und sie alle ähneln von Natur aus mehr oder weniger ihren Rollen in der Geschichte. Bei einem Film wie Krieg der Sterne ist es vor allem wichtig, Glaubhaftigkeit zu erreichen. Die Zuschauer müssen sich mit den Figuren identifizieren können. Und weil diese Schauspieler sind, wer und was sie sind, können sie sich selbst und ihre Umgebung in der Geschichte glaubhaft vermitteln."
Im März 1976 reisten das Filmteam und die Schauspieler nach Tozeur, eine kleine Oasenstadt in Südtunesien, wo Nordafrika an Arabien stößt und die Wüste Sahara beginnt. Acht Wochen arbeiteten das Team daran, die Wüste und ihre Städte in einen anderen Planeten zu verwandeln. Die Dreharbeiten begannen am Chott el Djerid, einem Salzsee in der Nähe von Tozeur. Andere Drehorte waren die tunesische Wüste, einige Kilometer außerhalb von Nefta und das Felspanorama einer großen, vulkanischen Schlucht außerhalb Tozeurs.
In der ersten Drehwoche kam es zu einem heftigen Sandsturm am äußeren Rand der Sahara, und das gesamte Team musste spezielle Schutzbrillen tragen. Jeden Abend mussten die Kameras sorgsam vom Sand gesäubert werden.
Dann reiste das Team nach Matmata weiter, einer der ungewöhnlichsten Städte der Welt. Matmata wird gewissermaßen von Höhlenmenschen bevölkert, wobei sich ihre Höhlen in der Wand von kraterartigen Löchern im Boden befinden. Diese unterirdischen Behausungen dienen vor allem als Schutz gegen das unwirtliche Wetter, denn hier ist es im Sommer brennend heiß und im Winter bitterkalt. Die Innenaufnahmen im Heim des jungen Helden Luke Skywalker wurden in den Tiefen des Sidi-Driss-Hotels gedreht, das zwar größer ist als die meisten Häuser in Matmata, ihnen im Grundaufbau aber entspricht: Ein großes Loch, umgeben von verschiedenen höhlenartigen Räumen, die in die Erde gebohrt wurden.
Nach zweieinhalb Wochen in Tunesien ging es schließlich weiter in die EMI-Elstreestudios außerhalb Londons. Dort nahm Filmarchitekt John Barry jede einzelne der 9 Tonbühnen in Beschlag, um die dreiunddreißig Kulissen fremder Welten, Raumschiffe, Höhlen, Kontrollräume, Cantinas und das endlose Netz düsterer Gänge auf dem bösen, vom Menschen geschaffenen Todesstern unterzubringen. Für den riesigen Rebellenhangar, in dem ein ganzes Geschwader X-Flügel- und Y-Flügel-Jäger zu Hause ist, mussten die Filmemacher gar in das etwa 20 km entfernte Shepperton-Studio umziehen, wo sich die größte Tonbühne Europas befindet. Die Londoner Dreharbeiten mit den Schauspielern dauerten insgesamt 14½ Wochen.
Für die Nachbearbeitung arbeiteten George Lucas und Gary Kurtz schließlich von Industrial Light & Magic in Los Angeles aus, wo die Spezialeffekte fertiggestellt wurden. Der Filmschnitt wurde in Marin County außerhalb von San Francisco erstellt.
Zusätzliches Material für die Wüstenlandschaft von Tatooine wurde im Death Valley gedreht. Die Bilder des Urwalds von Yavin stammen von den Mayaruinen des Tikal-Nationalparks in Guatemala.
Der bekannte Komponist John Williams arbeitete ein Jahr an ersten Ideen für die Musik von Krieg der Sterne. Im März 1977 kam es dann zu 14 Aufnahmesitzungen mit den 87 Musikern des Londoner Symphonieorchesters, in deren Verlauf 90 Minuten Filmmusik aufgenommen wurden.
Die Toneffekte für die galaktischen Sprachen, Fahrzeuge, Roboter und Waffen wurden von Ben Burtt zusammengestellt und geschaffen. Die aufwendige Stereomischung wurde im Samuel-Goldwyn-Studio mit dem Dolby-System zusammengestellt, um im Kino ultimative Tontreue zu gewährleisten.
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Marvin1995
JGM Kedak Black
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