Auf den Tag genau vor 5 Jahren stand die ganze Fanwelt vor den Kinos Schlange, um einen ersten Blick auf Die Rache der Sith zu erhaschen. 6 Jahre davor endete - zumindest in den Vereinigten Staaten - nach 16 Jahren die lange Dürre mit Die Dunkle Bedrohung. Grund genug für einige Fans, den heutigen Tag zum Prequel Appreciation Day auszurufen und für den einen oder anderen unter euch, heute vielleicht mal wieder die DVD von Episode I, II oder III in die Hand zu nehmen.
Und natürlich wären wir nicht wir, würden wir den heutigen Tag nicht zu einer winzigen Zeitreise nutzen. Hier deshalb die Rache der Sith-Kritik der Zeit:
Die dunkle Seite der Saga
von Adrian Pohr
Man wartet den ganzen Film auf das Erklingen des Vader Theme, jene mächtige Tonabfolge, die das finstere Imperium ankündigt. Höchstens Psycho und Der Weiße Hai haben ähnlich hervorstechende Titelmelodien des Bösen aus den Kinos ins gesellschaftliche Bewusstsein getragen. Und man wird vorfreudigen Kinobesuchern nicht zu viel verraten, wenn man schreibt, dass in dem Abschluss der Saga der dunkle Herrscher Darth Vader zu diesen Klängen das Antlitz der Welt erblickt, welcher er einmal das Fürchten lehren wird. Die Geschichte der Saga war schon geschrieben. Der Inhalt der dritten Episode ist durch die nachfolgenden Episoden IV bis VI vorgegeben, die in den Siebzigern und Achtzigern das Phänomen Star Wars erschufen. George Lucas musste den Abschluss der Geschichte nur noch mit Bildern füllen. Und er wählte sehr düstere.
Waren die beiden Vorgänger noch knallbunte, weitgehend inhaltsleere Streifen, gelingt im dritten zumindest der Aufbau einer dichten düsteren Grundatmosphäre. Schon den zweiten Teil hatte Lucas als bisher dunkelste Episode gepriesen. Lediglich eine Szene wird dieser Beschreibung gerecht: Jene, in der Anakin Skywalker die Mörder seiner Mutter abschlachtet und somit seinem Schicksal näher rückt: der dunklen Seite der Macht. Doch die schnulzenhaft erzählte Liebesgeschichte zwischen Anakin und der Senatorin Padme vergraulte viele Fans. Diese waren schon nach Episode I enttäuscht, zu stark lag ihnen der Fokus auf mehr nervenden als witzigen Figuren, wie den tollpatschigen Jar-Jar und den neunmalklugen Jungen Anakin.
Jetzt, im dritten Teil, hat Lucas alles richtig gemacht. Die Seitenfiguren wurden an den Rand gestellt, der Fokus liegt auf den handlungstragenden Hauptcharakteren. Selbst beliebte Anhänger der späteren Heldengruppe um Luke Skywalker und Han Solo wie der jaulende Fellberg Chewbacca und Palaver-Roboter C3PO werden nur am Rande gezeigt. Lediglich der fiepsenden Navigationseinheit R2-D2 – mittlerweile zum Action-Helden mutiert - bleibt ein bisschen mehr Aktionsraum. Es dreht sich alles um Anakin Skywalker, den der aufsteigende Imperator Palpatine zur dunklen Seite der Macht verführt. Auf der guten Seite stehen die Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi und Yoda, die dem Niedergang der Republik nur noch zusehen können.
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Fragt man nicht nach den Gründen, so hat die Fangemeinde jetzt genau den Star Wars -Film bekommen, den sie so lange gefordert hat: den dunklen. Intrige und Machtverlangen bilden die Rahmenhandlung, Weltraumschlachten und Lichtschwertkämpfe die szenische Aufbereitung. Parallelen zu den finsteren Setting-Welten der Science-Fiction-Erfolge Matrix und Herr der Ringe sind bestechend. Held-gegen-Anti-Held-Duelle in dunklen, wuchtigen Lavalandschaften, riesige Berghöhlen, von flink ballernden Robotmaschinen durchdrungen, explodierende Sternenkreuzer; kaum eine Szene, die nicht in eine rotstichige Dunkelheit gehüllt wird. Selbst der blutrote Sonnenuntergang auf dem Stadtplaneten zeugt von der Vorahnung des bevorstehenden Untergangs des Guten.
Bleibt die Kritik der Inhaltsleere, die man aber auch den Vorgängern zur Last legen müsste. Wer sie jedoch finden will, die versteckte politische Botschaft, der kann auch das. War Episode II noch ein Lobgesang auf die Verteidigung der Demokratie – viele wollten darin eine Befürwortung der Bush-Kriege sehen -, deuten sich in der dritten Episode kritische Töne an. Als der Kanzler den Notstand ausruft und den Senat entmachtet, sich damit faktisch zum Diktator macht, stöhnt die Heldin Padme: "So geht die Freiheit zu Grunde, unter jubelndem Applaus." Eine Anspielung auf die Präsidentenhörigkeit der amerikanischen Kongressabgeordneten? Lucas will jedenfalls gesagt haben, dass er mit der dritten Episode endlich politisch richtig gelegen hätte. Und so lässt er Anakin im bevorstehenden Abschiedskampf seinem einstigen Meister Obi-Wan entgegnen: "Wenn Ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid ihr mein Feind!" Hat man ähnliche Worte schon irgendwo gehört?
Doch ein Werk wie Star Wars auf politische Anspielungen abzuklopfen, wird der zeitlosen Monumentalität der Saga nicht gerecht. 28 Jahre Filmgeschichte schließen sich mit der Episode III zu einem Bogen. Atmosphärisch dicht thematisiert der Film die Verwandlung eines ungeliebten, weil pedantisch-besserwisserischen oder aufbrausend-herumnölenden Helden in die Lieblingsfigur der Fangemeinde, zum Dunklen Lord Darth Vader, dem Dreh- und Angelpunkt der nachfolgenden Episoden. Und so wird in Die Rache der Sith ein Ausblick auf das noch Geschehende geliefert: die kommenden Helden geboren, die imperiale Drohung aufgebaut. Das Ende der Episode III als Überleitung zur Neuen Hoffnung , der Episode IV von 1977. Und wer dort gewinnt, das wissen wir.
Die komplette Kritik findet ihr auf Zeit Online. Und damit frohen Prequel-Tag allerseits!
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