Die Nachrichtenwelt ist... Nun, scheintot wäre ein Wort dafür, also machen wir mal wieder eine kleine Zeitreise. Heute greifen wir einen Artikel des Original-Fanklubmagazins Bantha Tracks auf, das in seiner 29. Ausgabe vom Mai 1982 von den Dreharbeiten zu Die Rache der Jedi-Ritter berichtete und dabei Gelegenheit bekam, ein Kurzinterview mit Carrie Fisher zu führen:
Um von der US-Fanklub-Zentrale nach EMI Elstree zu gelangen, muss man einen10stündigen Flug über den Atlantik und eine einstündige Fahrt durch den Stadtverkehr von London auf sich nehmen, wobei letztere an den Flug durch ein Asteroidenfeld von Autos erinnert, die alle auf der falschen Straßenseite fahren. Schließlich aber können wir das Automeer hinter uns lassen und an einem großen Gebäudekomplex andocken, der sich von außen nicht von einem x-beliebigen Industriebetrieb unterscheidet.
Mit anderen Worten: Das Gebäude wirkt ernsthaft langweilig. Ein wenig Enttäuschung macht sich breit, doch uns wird klar, dass die Filmmagie, die wir erwartet haben, in der Arbeit und dem Genie der Leute ruht, die hier arbeiten. In diesen hangarartigen Gebäuden ist dieses Genie nun damit beschäftigt, jene Magie zu wecken, die einst Die Rache der Jedi-Ritter sein wird. Als wir unser Auto vor dem Produktionsbüro parken, sehen wir Teile des Rasenden Falken, die darauf warten, eingelagert zu werden. Wir sind wirklich am Ziel.
Im Produktionsbüro von Elstree erwartet uns die Vize-Produktionsmanagerin Pat Carr mit einem Lächeln auf den Lippen, das einen Flughafen ausleuchten könnte. Pat ist für jene tausend Einzelheiten verantwortlich, die eine Produktion am Laufen halten, darunter auch der Umgang mit Gästen wie uns. "Die erste Kameraeinheit arbeitet auf Bühne 5. Richard Marquand weist eine besondere neue Figur dort an, wie sie mit den Hauptdarstellern umgehen soll. Das zweite Kamerateam dreht auf Bühne 8 unbewegte Nahaufnahmen, also sich schließende Türen oder Innenräume. Auf der Krieg der Sterne-Bühne stellen die Tischler gerade eine große Innenkulisse fertig, und auf den Bühnen 3 und 7 arbeiten Stuckateure. Auf den Bühnen 2 und 9 werden zur Zeit Kameraaufhängungen montiert."
Ob wir eine Tasse Tee möchten, werden wir gefragt. Nein, es tue ihr leid, mit den Angehörigen des Drehteams könnten wir gerade nicht sprechen - sie hätten momentan sehr viel zu tun und kümmerten sich um dieses oder jenes Detail. Natürlich seien sie nicht mehr im Büro, es sei ja schon 8 Uhr morgens.
Sie gibt uns die erste Tagesdisposition und schickt uns mit genauen Anweisungen zum Büro des Pressesprechers Gordon Arnell. Eine Tagesdisposition enthält alle Informationen über den Drehplan eines Tages und listet den Regisseur, die Bühne, die verwendete Kulisse, die Schauspieler und ihre Doubles, die Stuntleute, Statisten, Requisiten, Spezialeffekte, Kameras, die Künstlerische Abteilung, Fahrer, Caterer und andere Produktionsdetails auf. Auf jeder Dispo finden sich Namen neuer Figuren und Orte, die bald zu Kernbauteilen des Kriegs der Sterne werden sollen.
Gordon gibt uns weitere Informationen über den Tag, unter anderem die, dass dies Carrie Fishers letzter Drehtag ist. Ab dem folgenden Tag hat sie drei Wochen Urlaub, während Szenen gedreht werden, in denen sie nicht vorkommt. Gordon arrangiert für uns ein Treffen mit Carrie, die schon bald mit dem Auto zum Flughafen gebracht werden wird. Mit einem Kassettenrekorder und einer kurzen Liste von Fragen, klopfen wir in einer Pause an ihre Tür und beginnen unser erstes Interview:
Carrie, kannst Du uns etwas über die ersten Tage Deiner Arbeit an Krieg der Sterne erzählen?
Ich bin im Krieg der Sterne großgeworden. Alle anderen waren zwischen 25 und 30, ich war beim Drehstart gerade mal 19 und noch nicht erwachsen. In jeder Episode wachse ich noch ein bisschen. Den anderen beim Dreh habe ich immer gesagt, ich hätte ja eine Entschuldigung, weil ich noch ein Teenager bin, aber wieso spielen all die Erwachsenen mit Pistolen und anderem Spielzeug? Ich glaube, ich sehe jetzt völlig anders aus als damals: Der Babyspeck ist weg, und so weiter.
Krieg der Sterne habe ich gedreht, da kam ich frisch von einer englischen Schauspielschule. Das war ein ziemlicher Sprung! Ich war Leia Organa, eine Prinzessin. Eine solche Rolle hatte ich noch nie gespielt, und diese Art Schauspielerei war mir auch fremd. Leia ist zornig, und darin liegt ein Teil ihrer Kraft. Die Verantwortung, die sie für ihre Mission hatte, waren ihr sehr klar. Für sie gab es nur die Rebellion. Für Beziehungen war da keine Zeit. Für "die Jungs" war es ja in Ordnung so stark zu sein, aber die gleiche Stärke ließ Leia fast gemein oder sarkastisch wirken, mit ihrer "ich sage, wo es lang geht"-Einstellung.
Im Grunde ist Leia die einzige Frau in Krieg der Sterne. Natürlich gibt es noch Tante Beru und einige neue Figuren in Die Rache der Jedi-Ritter, aber Leia ist die einzige weibliche Hauptfigur. Am Anfang war ich "das Mädchen". An meinem ersten Drehtag beschrieb jemand die nächste Szene mit: "Das Mädchen geht durch den Raum und geht dann links ab. Die Kamera muss einen Schwenk machen, um es im Bild zu behalten." Da fragte ich, ob ich "das Mädchen" oder "die Kamera" wäre. Da ging ihnen ein Licht auf. Jetzt bin ich Kamerafrau ehrenhalber.
Welche Unterschiede gab es zwischen den Filmen?
Jeder Film ist einzigartig. Jede Episode hatte ihren eigenen Regisseur, der jeweils eine eigene Arbeitsweise hatte, und es war sehr schön, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Trotz dieser Unterschiede führt aber ein roter Faden durch alle Filme.
Krieg der Sterne war eine Einführung - Es gab vor allem Actionszenen. Die Figuren reagierten ständig auf irgendetwas und schwangen sich über Abgründe, etc. Die Beziehungen zwischen den Hauptfiguren wurden vorgestellt, aber in Krieg der Sterne fingen sie erst an sich zu entwickeln. Es war, glaube ich, ein Film, der für den Schnitt gedreht wurde: Wir haben eine Szene gedreht, uns angesehen, wie sie aussah, dann Änderungen überlegt, die geprobt und die Szene neu gedreht.
Das Imperium schlägt zurück war dann viel mehr ein Film über Menschen. Es gab mehr Ambiente als in Krieg der Sterne. Kershner wollte, dass alles in einer Szene "funktioniert", bevor er drehte, und wenn wir eine Szene neu drehten, ging es nicht nur darum, das gleiche schneller noch einmal zu machen. Bei Das Imperium schlägt zurück haben wir viel mehr geprobt, aber wegen des Umschreibens des Drehbuchs und des Neudrehs ganzer Szenen, die einfach nicht funktionieren wollten, haben wir den Drehplan überzogen. Kershner war immer bereit, über dieses oder jene Detail einer Szene zu reden, damit wir es als Schauspieler angenehmer hatten. Krieg der Sterne war also die Einführung, und in Das Imperium schlägt zurück ging es um die Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen den Hauptfiguren. Man hat sie dort, nun ja, einfach besser kennengelernt. Und ich hoffe, in Die Rache der Jedi-Ritter lernt ihr sie jetzt so gut kennen wie nur möglich, denn das ist das Ende der Trilogie.
Ich mag das Drehbuch von Die Rache der Jedi-Ritter. Der Film wird ein Spektakel werden und euch wirklich entführen. Leias Charakter ändert sich sehr im Film. Die Autoren haben einen Weg gefunden, dass sie nett sein kann, gleichzeitig aber stark und ihrer Sache verpflichtet bleibt. Leia ist hier recht feminin, ihre Figur ist jetzt genauso klar ausgearbeitet wie die der "Jungs", und sie darf sich sogar kleiden "wie eine Frau". Sie ist kein Krieger mehr. Und zumindest sage ich Harrison nicht mehr ständig, was er machen soll. Es hat Spaß gemacht, eine Figur zu spielen, die sich über mehrere Filme ändert und weiterentwickelt.
Die Rache der Jedi-Ritter wird ein sehr komplexer Film werden. Viele Szenen entstehen vor einer blauen Wand. Die Schauspieler haben damit nur die Beschreibung unseres Regisseurs Richard Marquand für das, was um sie herum passieren wird. Da muss man sehr vieles beachten, und bis man jedes Detail richtig hinbekommt, braucht es seine Weile. Die Schauspielerei muss stimmen, die Roboter müssen sich richtig bewegen, und die Effekte müssen funktionieren. Und ab und an muss man den Außerirdischen ihre Masken abnehmen, damit die Schauspieler vor Hitze nicht umfallen.
Als wir mit dem Dreh anfangen, gab es eine Menge Probleme mit Außeridischen, die umkippten. Einmal ist mir das auch fast passiert. Die Arbeit ist manchmal etwas anstrengend, aber sie macht auch viel Spaß. Es ist ein tolles Team. Wir sind eine Familie.
Wie ist das, mit Harrison Ford Liebesszenen zu spielen?
Die größten Probleme gibt es, wenn Harrison und der Regisseur eine Szene umschreiben, ohne dass ich dabei bin. In Das Imperium schlägt zurücksagte Harrison "Ich weiß", und das war die Idee von Harrison und Kershner. Die Idee war toll, aber ich finde, wenn eine Szene, die mich etwas angeht, umgeschrieben wird, sollte ich dabei sein. Da habe ich mich irgendwie wieder wie "das Mädchen" gefühlt. Ich bin bloß die "Sie".
Ansonsten hatten Harrison und ich keine Probleme mit der Szene. Wir kennen einander eben sehr gut. Nach all diesen Promoauftritten, bei denen wir ewig über uns und die Filme reden mussten, haben wir unsere Methoden entwickelt, Szenen wie diese zu überstehen.
Was hältst Du von Deinen Fanbriefen?
Am Anfang bekam ich Liebesbriefe von 9jährigen Jungs, die mich mit einem "Sommertag" verglichen. Na ja, oder so ähnlich. Das war wirklich süß von ihnen. Sie haben mir sehr schöne Briefe geschickt, die meisten von Kindern und einige von Erwachsenen, die den Film 50 Mal gesehen hatten. Ich mag die Fans. Ich hoffe, sie werden mich noch immer mit einem Sommertag vergleichen, wenn sie Die Rache der Jedi-Ritter und die Veränderungen in Leias Charakter gesehen haben. Ich freue mich schon sehr auf die Briefe.
Wer nun den Drang empfindet, Carrie Fisher mit einem Sommertag zu vergleichen, erreicht sie unter:
Carrie Fisher
1700 Coldwater Canyon
Beverly Hills
CA 90210
USA
Ein echtes Autogramm gibt's zwar nicht (siehe auch unsere Autogramm-FAQ), aber vielleicht erwähnt Carrie euch ja in ihrem nächsten Interview. ;-)
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