Wenn man sich im harten Milieu der Transportunternehmen der Galaxis durchsetzen will, bedarf es schon mehr als die Fähigkeit des Frachterfliegens mächtig zu sein und Spicedrogen von Durastahl unterscheiden zu können. Denn in ihrem Raumviertel haust noch ein anderes Unternehmen, welches bedeutend mächtiger als die Azzameen, dem Unternehmen um das es sich handelt, und außerdem nicht gut auf die Azzameen zu sprechen ist. Die Rede ist von der Viraxo Familie, ebenfalls Inhaber eines Transportunternehmens und die mögen es so garnicht wenn ein vermeintlich schwächerer Konkurrent die Kundschaft abschleppt. Deshalb pflegt man (etwas illegale) Kontakte zum Imperium, welches keinen unbedeutender Alliierten bei so einer Sache darstellt.
So vertreiben Palpatine und Konsorten kurzerhand die Azzameen aus ihrer Heimatbasis, sodass denen nichts anderes übrig bleibt, als sich bei der Rebellion Zuflucht zu suchen. Der Spieler stellt in diesem Konflikt den Sohnemann von Herrn Azzameen dar, Ace Azzameen. Dieser lernt sich dadurch schon früh sich in der harten Galaxis durchzusetzen. Und wenn man dann schonmal bei der Rebellion ist und die tapferen Piloten von Gruppe Rot sowieso bereits eine halbe Ewigkeit neidisch beäugelt, ist man sich nicht zu schade, selbst in einen X,A,Y- oder B-Wing zu steigen, und dem Viraxo bzw. dem Imperium zu zeigen, dass man einen Azzameen nicht einfach herumschubsen kann.
So interessant diese Story auch klingt, so schade ist aus, dass sie im eigentlichen Spiel nur wenig Beachtung findet. zwar spielen sich die ersten paar Missionen vor dem Beitritt zur Rebellion ausschließlich über die Probleme der Azzameen und deren letztliche Flucht ab, aber die Präsentation ist mangelhaft; Die Geschichte wird nur in den Missionen selbst und in (textbasierten) E-Mails ohne Tiefgang und Schmuck weitergesponnen.Die Briefings der Missionen werden genauso nicht durch Videos (man bekommt jedoch nach jedem gewonnem Feldzug ein kurzes, aber schönes gezeigt) oder sonstige Spielereien(in positiven Sinne gemeint) beschrieben, sondern auch dort wird steriler Text eingesetzt, welcher aber durch kleine symbolartige Missionsabläufe komplettiert wird.
Die gesamte Story ist streng linear gehalten, man kann also nichts dagegen tun, wenn das Imperium das geliebte Zuhause beschlagnahmt oder ein Calamari Kreuzer durch den Todessternlaser in Asche verwandelt wird.Es ist außerdem schade, dass man gute Leistungen in vorigen Missionen nur in Punkten und nicht etwa in einfacheren Folgemissionen "bezahlt" bekommt.
Die Missionen selbst sind dafür umso abwechslungsreicher: Mal fliegt man nur einen kleinen Botengang für das Wohl der Familie,dann kapert man experimentelle Raumjäger des Imperiums für die Allianz oder eskortiert ganze Flottenteile, die sich zur finalen Schlacht von Endor sammeln.Für Herausforderung sorgt die exzellent konfigurierte KI; Tie´s versuchen auch wirklich mit allen erdenklichen Manövern einem in Weltraumschrott zu verwandeln.Dabei versuchen sie auch neue Taktiken,wenn es mit der einen mal nicht so klappt,oder stellen ganze Staffeln ab, da die KI merkt, dass man ein harter Brocken ist.
Die Balance der Schwierigkeitsstufe stellt aber auch schon wieder den nächsten Kritikpunkt dar: Die ersten Aufträge sind noch leicht zu packen,während der Anfang bei der Allianz hingegen schnell zur Farce wird,was sich zur Mitte des Spiels dann aber langsam einpendelt.Die letzten Missionen vor der Schlacht von Endor bringen dem Spieler dann wieder schlaflose Nächte, weil die ein oder andere Mission zig Mal wiederholt werden muss, bis es dann endlich, mit neuen Taktiken und viel Glück, klappt. Die Schlacht um Endor ist dann wieder ein zu packender Kampf (ausser die allerletzte Mission, wo man todesmutig den Millenium Falken zum Reaktorkern des Todessterns durch unzählige, verwirrende Gänge schleusen muss - hin und zurück, versteht sich).
Die Steuerung ist bei X-Wing Alliance ist schlicht und ergreifend genial einfach und einprägsam. Man muss nicht wie bei anderen Spielen erst sekundenlang eine Taste zum anvisieren suchen, wobei man bom Angreifer im schlechtesten Fall schon abgeschossen wurde. Bei XWA kann man jede Taste auch blind finden, Tastenkombninationen werden nur von Zeit zu Zeit gebraucht. Die wichtigsten Befehle lassen sich praktisch alle auf den Joystick verlegen, welcher unbedingt nötig ist, da sonst kein Spielen möglich ist. Verbessern könnte man meiner Meinung nach noch die Anweisungen an die Wingmen. Diese sind nur nach suchen der bestimmten Nummer des Befehles zu bewerkstelligen, was sich Nahkampf schonmal zu Gunsten des Gegners herausstellen könnte.
Da, wie schon erwähnt, die Gegner in einigen Situationen recht klug handeln, gibt es zahlreiche Handlungsmöglichkeiten, wie anfliegende Protonentorpedos mit Gegenmaßnahmen wie Flares (kleine Anti-Raketen-Raketen,welche das anfliegende Projektil im Visier haben und zerstören) oder wahlweise natürlich Laser- und Ionenkanonen. Wenn man auf der Flucht ist, sprich aus einem Sektor springen will, kann man zudem (jedoch nur bei einigen Schiffen) entweder der KI des Schiffes den Befehl geben, das angreifende Objekt per Vierlingslaser unter Beschuss zu nehmen oder dies selber übernehmen.
Wenn um einem herum nur leerer Raum ist, dann ist das eine Sache, aber wenn sich in diesem leeren Raum Schiffe von bis zu 12km Länge Gefechte liefern, ist das eine viel größere Sache. So ungefähr könnte man die Atmosphäre beschreiben die in XWA herrscht. Die Dogfights mit den Tie´s sind so spannend, dass man manchmal wirklich ein "Holt mich hier raus!" zu seinen Wingmen murmeln könnte. Getrübt wird die Spannung aber etwas durch die Detaillosigkeit des Alls. Nur wenige, schlichte Planeten und Sterne zieren ab und an den Sternenhintergrund.
Der Sound von XWA ist freilich wie bei allen Star Wars Spielen nahezu perfekt. Das liegt natürlich am reichlich gefülltem Soundarchiv von Lucas Arts - Star Wars Rechte sind eben doch ein Segen. Die Hintergrundmusik von John Williams ist wie immer zeitlos genial.
Im Spiel gibt es reichhaltig neue Schiffe zu begutachten und zu fliegen. Man darf mehr als 20 Schiffe selber benutzen und weitere 90 stehen der KI zur Verfügung.Dazu addieren sich noch die unzähligen anderen Objekte wie Raumbasen, Schlepper, Geschützen etc.Viele dieser Schiffe und Stationen sind extra für das Spiel neu kreiert worden, passen aber in die Star Wars Welt wie die Faust aufs Auge. Und wer schon einige SW-Romane durchgeschmökert hat, findet zu alledem noch viele ältere (Schmuggler) Schiffe und Jäger.
Top Grafik darf in XWA nicht erwartet werden, die Grafikengine ist dafür auch auf nicht so Mhz-starken PC´s zum laufen zu bringen, aber die Objekte sind eben doch etwas enttäuschend umgesetzt. Ein kleiner Jäger wie ein Tie-Abfangjäger oder ein Y-Wing sind zwar sehr detailliert, jedoch sind die Texturen oft lieblos "draufgeklatscht" worden. Die Schiffe wirken verwaschen. Noch schlimmer siehts bei den Stationen und den Großkampfschiffen aus: Ein imperialer Sternenzerstörer sieht zwar von weiten prächtig aus, je näher man aber kommt desto offensichtlicher gleicht er eher einem (zugegeben sehr großem) Pflock als dem Stolz der imperialen Flotte. Auch die angesprochenen Hintergründe tun dem Spiel nicht gut.
An den Lasersalven und den Torpedos kann man allerdings nicht rumnörgeln, sie sehen sehr realistisch aus. Auch die Explosionen sind zwar nach einiger Zeit etwas eintönig, aber gut umgesetzt.
Um ein bisschen mehr Grafikpotential rauszuholen, sollte man die XWA-Upgrade Site besuchen. Dort kann man sich kostenlos neue Models herunterladen, die (fast) auf dem Stand der Technik sind. Natürlich steigen dadurch (wenn auch nur geringfügig) die Anforderungen des Spieles. Bis jetzt sind noch nicht alle Schiffe neu "geoptet", wie man das in Insiderkreisen sagt, fertig sind bis jetzt nur die imperialen sowie alliierten Jäger sowie einige Einzelobjekte.
Review von: Obiwanknobi