Mit dem Forum und dem Portal ging es ins Jahr 2006. Die allgemeine Erwartung der SWUler war, die Besucherzahlen der Seite ins Bodenlose fallen zu sehen. Überraschenderweise geschah das aber nicht. Woran das anhaltende Interesse lag, war schwer zu sagen, woran es auf keinen Fall lag hingegen nicht. "Wir haben die Jahre seit 2005 als die Epoche der großen Ankündigungen erlebt.", erzählt JM-Talon. "Vorzuweisen gibt es noch gar nichts." "Was die offizielle Seite 2006 oder praktisch seit Episode III gebracht hat, war mehr als lächerlich.", findet auch Aaron. "Wer alljährlich seine Hyperspace-Zahlung auf der Kreditkarteabrechnung sieht, der überlegt sich schon sehr genau, ob er dieses Null-Programm noch weitersubventionieren soll."
Ein kleiner Coup gelang StarWars.com allerdings, wenn auch nur für kurze Zeit: Mit der Bilderreihe Secrets of Star Wars 07. "Daß am Ende nur ein Spiel dahintersteckte (das inzwischen sogar auf 2008 verschoben wurde), war zwar etwas arm", meint Aaron, "aber immerhin hatten wir mal wieder Gelegenheit, uns in Geduld und Interpretation zu üben."
Der De-Facto-Ausfall von StarWars.com wäre an sich nicht weiter tragisch gewesen, hätten die internationalen Fanseiten unabhängig von offiziellen Einflüssen weitergearbeitet. Aus Sicht JM-Talons war das allerdings nicht der Fall: "Nach der 'Domestizierung' von TheForce.net, die Lucasfilm durch Arrangements hinter den Kulissen praktisch gekauft hat, und der Einstellung jeder anderen US-Fanseite, versiegte die Quelle für Meldungen nahezu komplett. Wir fanden uns in der schwierigen Situation, weit weg von San Francisco Informationen zu finden, was mittlerweile wieder recht gut gelingt. Vergleichbar mit den Dreharbeiten zu den Prequels ist das jedoch nicht mehr: von der Serienproduktion gelangt so gut wie nichts nach draußen."
Auch Aaron beobachtet das internationale Onlinefandom etwas enttäuscht: "Es fing mit dem seltsamen Redesign bei TF.N an, dann folgte die Abschaltung von JediNet.com, und vor einigen Monaten hat auch T'bone seine Seite wenig hübsch umgebaut. Ein Redesign bringt eine Seite natürlich - für gewöhnlich - nicht um, aber seitdem sind die Seiten nicht mehr, was sie mal waren. TF.N ist nicht nur visuell weitestgehend tot oder wenigstens reichlich uninteressant, JediNet ist vollkommen aus dem Leben geschieden und T'bone scheint sich nur noch aus bloßem Trotz gegen seinen Untergang zu stemmen. Irgendwie stirbt dort etwas, ob nun durch äußere Einflüsse oder Materialermüdung kann ich nicht sagen. In Deutschland ist das übrigens auch zu beobachten: Wann immer wir unsere Linksektion von Spinnweben befreien, fallen etwa 30 Links weg, weil die Seiten dahinter tot sind. Eine Generation scheint hier mehrheitlich das Handtuch zu werfen."
So drohte auch SWU im Frühjahr 2006 einmal mehr in süßen Schlummer zu fallen, doch ein Neuankömmling veranstaltete dermaßen viel Lärm, daß an Schlaf nicht zu denken war. Der Einzug Kay Katarns in die heiligen Hallen der - bislang leider nur virtuellen - SWU-Villa begann im SWU-Forum mit langen Diskussionen über Katarns und Darth Dusters zweites Steckenpferd nach Star Wars, die neue Galactica-Fernsehserie, und mündete schließlich in einer ICQ-Nachricht an Duster: "Du, ihr habt da einen komplett falschen Eintrag im Lexikon..."
"Mein allererster Kontakt mit SWU", erinnert sich Kay Katarn heute, "müßte im Herbst 2002, in den Nachwehen von Episode II, gewesen sein. Ich war damals erst seit kurzem stolzer Besitzer eines ISDN-Anschlußes und kannte SWU damals noch nicht. Es war blanker Zufall, daß ich dort gelandet bin. Ich war auf der offiziellen Seite des OSWFC unterwegs und bin ausversehen auf den Button Links gekommen, unter dem seinerzeit auch SWU zu finden war."
Der blinde Sprung in den Hyperraum virtueller Weiten endete recht schnell, und es blieb zunächst bei dem einem Besuch. 2003 hatte Katarn das zweifelhafte Vergnügen, seinen Wehrdienst ableisten zu dürfen. Als er 2004 an die Star-Wars-Front zurückkehrte, begannen die Berichte über den anstehenden letzten Film gerade häufiger zu werden, und Katarn erinnert sich an "diese eine komische Seite, die immer aktuelle News hatte". So wurde er zunächst ein regelmäßiger Besucher und registrierte sich Ende September 2004 schließlich als Benutzer von SWU.
Mit den Spoilern des Frühjahrs 2005 entdeckte er dann die damalige Kommentarfunktion für sich. Als Neuling in Sachen Foren und ähnlichen Plattformen, hatte er seinen Spaß daran, Nachrichten zu diskutieren und mit anderen Fans in Kontakt zu kommen. "Aus der Kommentarzeit stammt auch mein einziger wegen 'Netiquette-Verstoß' gelöschter Beitrag.", erzählt Katarn lachend. "Als der Episode-III-Soundtrack rauskam, wurde auf SWU schon zwei Tage kräftig darüber diskutiert, alle Welt hatte ihn schon, nur unsereiner wartete noch auf das Amazon-Päckchen." Um seiner Frustration Luft zu machen, nahm er eine Meldung über negative Episode-III-Kritiken zum Anlaß, einmal so richtig Dampf abzulassen.
Als SWU 4.0 online ging, war auch Kay Katarn zunächst äußerst überrascht, fand aber bald Gefallen an den neuen Möglichkeiten. "Man konnte sich nun einen Avatar verpassen, sich ein wenig vorstellen und plötzlich im Forum über alles rund um Star Wars, und sogar noch ein wenig darüberhinaus, unterhalten." Das "darüberhinaus" sollte bald entscheidend werden. Während Katarn in die Riege der aktivsten Forennutzer aufstieg, ging in den USA die zweite Staffel von Battlestar Galactica zuende. Als Fan der Serie, der die Staffel noch gar nicht kannte, diskutierte er im Fernsehserienforum intensiv mit den anderen SWU-Besuchern und auch mit Darth Duster, der ebenfalls Feuer und Flamme für den neuen Kampfstern war. Die Forendiskussion führte zu ICQ-Kontakten, und aus Gesprächen über Galactica wurden Gespräche über Gott und die Welt, und schließlich auch über Krieg der Sterne.
In einem ICQ-Gespräch Anfang April erwähnte Katarn gegenüber Duster, daß er einen falschen Eintrag im Lexikon entdeckt hatte, das er zuvor - Ironie der Geschichte, wenn man so mag - nur selten durchforstet hatte. "An diesem Abend klickte ich - ausversehen, wie könnte es anders sein - auf einen Eintrag namens "Vima da Boda" auf der Hauptseite. Der Eintrag war komplett falsch, und der gute [Darth Duster] erhielt im ICQ folgendes Statement von mir: 'Du, ihr habt da einen komplett falschen Eintrag im Lexikon...'" "Der Mann hatte echt Ahnung vom Fach", erinnert sich Darth Duster, "daher fragte ich ihn, ob er nicht Interesse hätte, das bis dato doch recht vernachlässigte Lexikon zu administrieren."
Duster erklärte dem Neuling in spe, daß es außer "Blut, Schweiß, Tränen und etwas Ruhm und Ehre" nichts zu holen gab, aber Kay Katarn war damit offensichtlich zufrieden. Wortwörtlich war seine Antwort "ICH MACH ES!!!". Sofort machte er sich daran, das stark vernachlässigte Lexikon umzukrempeln und auf Vordermann zu bringen. Zunächst intern, später auch für die Nutzer wurden jahrealte Skripte über den Haufen geworfen oder neu ausgerichtet, neue Möglichkeiten adaptiert und Interaktionsoptionen geschaffen.
"SWU ist manchmal wie ein Altersheim oder eine Veteranenveranstaltung", meint Aaron, "wir alle machen diese Sache schon so lange, daß es schwer ist, aus unseren eingefahrenen Verhaltensmustern rauszukommen. Wenn dann ein Neuer kommt und erstmal alles auf den Kopf stellt, ist das gleichermaßen ein Schock wie ein Befreiungsschlag. Anfang 2006 hatten wir wieder eine unserer Dämmerungsphasen, aber mit [Kay Katarns] Ankunft wurde aus der Ruhepause nichts. Die Schockwelle traf uns und wirbelte uns ziemlich weit durch die Luft und damit direkt ins nächste Redesign."
Und wie sieht man Kay Katarn heute? "Das Lexikon boomt wie noch nie zuvor", meint Talentsucher- und -finder Darth Duster, "hat mittlerweile über 3700 Einträge und [Kay Katarn] ist aus unserem Team nicht mehr wegzudenken und zu einer enorm wichtigen Stütze geworden."