30. September 2002
In Destiny's Way lässt die rätselhafte Figur Vergere ihre verwirrende Maske aus kryptischen Halbwahrheiten und rhetorischen Fragen fallen und enthüllt während einer leibhaftigen Begegnung mit Luke Skywalker ihre Vergangenheit. Hier treffen sich zwei Meister der Macht und nehmen sich des nebulösen und tückischen Themenfelds der Macht und der Moral an. Um einen Dialog zu schreiben, der in Erfahrungen wurzelte, griff Williams auf seine eigenen philosophischen Erfahrungen und Grundlagen zurück.
"Es ist sehr hilfreich, dass ich diese Dinge jahrzehntelang studiert habe. Ich habe philosophische Texte gelesen und habe den schwarzen Gürtel vierten Grades in Kenpo. Wenn man Kampfkünste erlernt, dann steht man in ständigem Kontakt mit taoistischen und buddhistischen Vorstellungen, denn sie sind Teil eines jeden asiatischen Kampfsystems. Dabei ist es egal, ob man sich selbst als Taoist oder Buddhist bezeichnet, oder nicht. Es geschieht einfach.", sagt er.
"Da George Lucas seine Vorstellungen der Macht von diesen asiatischen Philosophien herleitet - es gibt schließlich Gründe, wieso Luke einen Karateanzug trägt - war ich in der Lage, das, was ich von diesen weltanschauliche Konzeptionen verstand, auf das Star Wars Universum anzuwenden."
Auch westliche Vorstellungen wurden in diese Mischung eingerührt, vor allem in Vergeres Gedankenwelt. "Ihre Ideen beruhen auf Spinoza, einem Philosophen des 17. Jahrhunderts, der philosophisch einer meiner Hauptvorbilder ist. Er stimmt mit den Kampfkunstshilosophien überein, da beide auf der Notwendigkeit beruhen, sich selbst zu kennen und sich selbst zu überwinden. Dies ist auch für die Jedi von entscheidender Bedeutung.", enthüllt Williams.
"Die Diskussion zwischen Luke und Vergere findet zwischen zwei Meistern statt. Luke ist ein Meister, aber seine Vorstellungen basieren auf seinen Lebenserfahrungen, die auf den Kampf zwischen hellen und dunklen Aspekten der Macht konzentriert waren, wie man an seinen persönlichen Schlachten gegen Darth Vader und den Kaiser deutlich sieht. Diese Sichtweise ist keineswegs falsch, sondern eher unvollständig. Vergere ist die Person, die Lukes Wissen diese fehlenden Bruchstücke geben kann."
Ein weiteres Thema dieser Diskussion werden wahrscheinlich die Tugenden und Fehler der politischen Führer beider Kriegsparteien sein, die einander in Kapiteln, die den Führungsebenen der Yuuzhan Vong und dem neu aufgestellten Regierungsamt der Neuen Republik gewidmet sind, gegenüberstehen werden.
"Shimrra ist ein absoluter Herrscher.", bemerkt Williams. "Aber er muss dennoch mit dem System der Yuuzhan Vong zusammenarbeiten, und dieses System ist durch eine Teilung in Kasten gekennzeichnet, die ihre eigenen, konkurrierenden Absichten verfolgen. Der Hof eines absoluten Herrschers ist ein Nährboden für Intrigen, weil alle Trümpfe von oben verteilt werden. Dem absoluten Herrscher zu schmeicheln und ihn zu umwerben ist die Grundlage aller Ehre, jeder Position und allen Reichtums."
Die Helden auf der anderen Seite werden von Täuschungen, entgegengesetzten Interessen und einem Mangel an Führung geplagt. Sie werden nicht, wie ihre Feinde, von einem gemeinsamen Glauben zusammengehalten, der sie in die Lage versetzt, diese Schwächen zu ignorieren, und müssen deshalb die Trägheit bekämpfen, die Veränderungen und Erfolge verhindert. "Die Regierung der Neuen Republik ist so unfähig, dass man meinen könnte, sie funktioniert überhaupt nicht.", sagt Williams. "Sie bedarf ernsthafter Strukturreformen, aber niemand hat die Macht, diese in Angriff zu nehmen. Hinzu kommt Lukes eigenes Dilemma. Um den Rat der Jedi neu aufzustellen und die Jedi zum Siege zu führen, muss er eine Regierung finden oder aufbauen, die mit den Jedi zusammenarbeiten will und kann, und dieser Regierung dann zu Siegen über die Vong verhelfen, damit sie so viel Ansehen erringen kann, um diese lebenswichtigen Reformen anzugehen. Luke muss wie ein Politiker denken, und das ist nichts, was ihn besonders anspricht."
Führungsprobleme gibt es bei beiden Kriegsparteien. Die Neue Republik entschließt sich deshalb, einige beunruhigend eigenständige Schritte zu wagen, um das Kriegsglück zu wenden. Liebhaber von Die Rückkehr der Jedi-Ritter können sich auf die Rückkehr eines pensionierten Kriegshelden freuen: Admiral Ackbar ignoriert den Schmerz hohen Alters und entwickelt einen kühnen Angriffsplan. "Eigentlich war das der Vorschlag von meinem Bekannten Spenser Ruppert, eines nicht totzukriegenden Star Wars Fans. Er liest alle Bücher und hat sich die Filme viele Male angesehen. Ziemlich am Anfang meiner Arbeit hab ich ihn als Informationsquelle missbraucht. Ihm gilt mein besonderer Dank."
Destiny's Way wird in dieser Woche die Bücherregale stürmen, aber Star Wars Fans hatten schon mit dem kurzen eBook Ylesia die Gelegenheit, Williams Schreibstil kennenzulernen. Das war das erste Mal, dass Williams exklusiv für dieses Format geschrieben hatte, obwohl viele seiner Werke auch als eBooks erhältlich sind. "Ylesia ist eine Nebenhandlung, die ich wegen ihrer Länge aus Destiny's Way herausgetrennt habe.", erklärt er. "Die Geschichte gehört zwischen die Kapitel 20 und 21. Man kann beide Werke natürlich unabhängig voneinander lesen, obwohl ich hoffe, dass sich beim zusammenhängenden Lesen herausstellt, dass sie zusammen mehr als die Summe ihrer Teile sind."
Nach Destiny's Way wird die New Jedi Order mit der Force Heretic-Trilogie von Sean Williams und Shane Dix in unbekannten und gefährlichen Gefilden fortgesetzt. Walter Jon Williams traf Sean Williams auf der Skywalker Ranch, um die Einzelheiten dieser Staffelstab-Übergabe zu klären und die beiden Projekte möglichst lückenlos zusammenzubringen. "Ich habe versucht, ihm meine kranken Ideen klarzumachen.", sagt er. "Ich hoffe, ich habe es geschafft, den Stab so gut weiterzugeben, wie es Matt Stover bei mir tat."