18. Juli 2002
Es gibt eine kleine Anzahl von Schaffenden, die an der Marvel Star Wars Reihe arbeiteten und auserwählt wurden, unter dem Banner von Dark Horse in die weit, weit entfernte Galaxis zurückzukehren. Einer von ihnen, Al Williamson, war schon altgedient, als er an Marvels Krieg der Sterne arbeitete. Er war der Chef der Zeichner bei den Comic-Adaptionen für Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Aber hauptsächlich zeichnete Williamson die Star Wars Titelbilder für Dark Horse, obwohl er auch die Adaption der Special Edition von Eine Neue Hoffnung illustrierte. Mit Episode II wurde das Zepter von einem Marveler an den nächsten weitergereicht. Jan Duursema und Randy Stradley fingen bei Marvel als Padawane an, aber jetzt haben sie die Herrschaft über die Star Wars Filmadaptionen und Publikationen errungen.
"Ausgabe Nr. 86 [The Alderaan Factor] von Marvels Star Wars Comics war mein allererster Comic-Job.", sagt Stradley, der kürzlich der neue Star Wars Herausgeber bei Dark Horse wurde. "Ich hatte sowohl mit Chris Warner, als auch mit Mike Badger für APA-5 (eine Marke der Amateur Press Association) Comicgeschichten ausgearbeitet, die wir zu den Akten legten, als wir beide anfingen, professionelle Arbeit zu übernehmen. Ich hatte also einige Erfahrung mit dem Schreiben von Comic-Handlungen. Für den Marvel-Job musste ich allerdings ganz im "Handlungs-Stil" schreiben, und das war eine neue Erfahrung." (für Jäger von Belanglosigkeiten: Stradley konnte einige APA-Referenzen in The Alderaan Factor unterbringen)
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Duursema, die in diesem Jahr die Comicfassung von Angriff der Klonkrieger illustrierte, war ebenfalls ziemlich unerfahren, als sie an Ausgabe Nr. 92 The Dream arbeitete. Davor hatte sie Arion Lord of Atlantis und Warlord gezeichnet. "Ich war nur wenige Jahre in der [Comic-]Industrie gewesen, als ich bei Marvel anfing, an Star Wars zu arbeiten. Ich war ein so großer Fan, da konnte ich die Gelegenheit, bei Star Wars mitzumachen nicht einfach ungenutzt verstreichen lassen! Damals arbeitete ich gerade an einem anderen Projekt, machte aber Überstunden, um auch noch die Star Wars Ausgabe zu zeichnen. Ich wusste, ich würde nie eine zweite Chance bekommen."
Diese Chance und die Motivation erreichten Duursema 1999 erneut. "Ich kehrte wegen Die dunkle Bedrohung zu Star Wars zurück. Als ich ins Kino ging, um diesen Film zu sehen, war ich mir nicht sicher, ob ich noch mehr Comics zeichnen wollte. Nachdem ich die Geschichte von Obi-Wan, Qui-Gon und den Jedi im Zeitalter von Episode I gesehen hatte und nach der letzten Schlacht mit Darth Maul wusste ich: ich musste wieder Star Wars Comics zeichnen."
Duursema sagt, sie hätte gezögert, in den Marvel-Tagen um mehr Star Wars Arbeit zu bitten, weil sie so neu im Geschäft war. Stradley aber enthüllt, dass er versuchte, eine Vielzahl anderer Geschichten durchzubekommen... mit wenig Erfolg. "Die damalige Herausgeberin bat mich, mehr Star Wars Geschichten zu schreiben, aber sie wollte, dass alle Geschichten Hoojibs einschloss - jene kleinen, telepathischen Hasen-Aliens.", sagt Stradley. "Ich versuchte, mir Geschichten mit Hoojibs auszudenken, aber da sie nur auf Lukes Schulter herumsitzen konnten, konnte ich mich nie damit abfinden, dass sie in die Geschichten hinein mussten. Die logische Konsquenz war, dass ich glaube, dass die meisten meiner Vorschläge, in denen sie vorkamen, glatte Blindgänger waren."
Alderaan Factor jedoch ist immer einer der Fan-Lieblinge geblieben. Die packende Geschichte dreht sich um einen Sturmtruppler, der versucht, seine Alderaan-Herkunft mit seiner Treue zum Imperium auszusöhnen.
"Ich wollte den Sturmtrupplern ein Gesicht geben", sagt Stradley. "Es erschien mir so sonderbar, dass wir sie in den Filmen nie ohne ihre Helme sehen. Es ist leicht, einen gesichtslosen Feind zu hassen und zu töten. Es wird schwieriger, wenn man sieht, wie menschlich er ist."
Neben diesen Geschichten sagt Stradley, dass er auch noch eine Han und Chewie Geschichte vorschlug, die aber abgelehnt wurde, weil sie "zu dramatisch" erschien. Das gleiche galt für eine Geschichte über einen Überlebenden der Garde des Kaisers. "Man sagte mir, dass Lucasfilm [die Kaiserliche Garde] zu dieser Zeit zum Tabuthema erklärt hatte. Glücklicherweise durfte ich sie ungefähr zwölf Jahre später für Crimson Empire verwenden."
Crimson Empire ist nur einer von vielen Star Wars Comics, den Stradley für Dark Horse geschrieben hat, darunter auch den Nachfolger Crimson Empire II: Council of Blood und die Mini-Reihe über den Rat der Jedi, Acts of War.
Stradley sagt, dass er die Handlung lieber in einem kleineren Rahmen hält, während sich die Star Wars Filme auf epische Themen konzentrieren. "Mir gefallen die kleineren, persönlicheren Geschichten immer am besten. Weil die Filme so viele große Handlungsrahmen und eine so große Anzahl galaktischer Gefahren enthalten, wollen viele Autoren das in Comics und Romanen nachahmen. Weil die Geschichten fast alle als "Canon" angesehen werden bedeutet dies aber unglücklicherweise, dass die Star Wars Galaxis einer ununterbrochenen Welle fürchterlicher Bedrohungen ausgesetzt ist. In meinen Augen nagt das an der Glaubwürdigkeit.
Ich lese lieber kleinere Geschichten über Ereignisse, die vielleicht nur für zwei Figuren wichtig sind. Ich sage, überlasst den Filmen die großen Sachen. Ich denke, meine Lieblingsgeschichten sind die guten Teile von The Alderaan Factor und die Einzelgeschichte über Kir Kanos, [Bounty Hunters Nr. 3] How The Mighty Are Fallen."
Während Stradleys Arbeit an Star Wars dazu tendiert, mit einer Vorliebe maskierte Figuren - Sturmtruppler, Kaiserliche Garden und Kopfgeldjäger - in den Vordergrund zu stellen, scheint Duursema eine Schwäche für Sithlords zu haben, illustrierte sie doch Darth Maul für die gleichnamige Reihe und sowohl Anakin, als auch Graf Dooku für die Adaption von Angriff der Klonkrieger. Aber Duursemas erster dunkler Schurke war die Figur Flint für The Dream.
"Flints Figur war eine Art Analogie zu Luke... eine Geschichte so nach dem Motto, ‚Was, wenn Luke zur dunklen Seite übergetreten wäre?'.", sagt Duursema. "Flints Figur zu entwerfen war toll. [Autorin] Jo Duffy und ich mochten beide die Samurai-Einflüsse auf Vaders Kostüm, und wir wollten das andeutungsweise einbauen. Gleichzeitig wollten wir aber auch etwas stilistisch einzigartiges in Flint einfließen lassen. Also informierte ich mich über fernöstliche Rüstungen und über mittelalterliche Harnische, um dann zu versuchen, daraus Flints Kostüm zu mischen. Lucasfilm war wirklich offen für Konzeptinterpretationen in Bezug auf diese Figur."
Derzeitig arbeitet Stradley an einer Geschichte für die Star Wars Tales. Sucht aber auf der Liste der Mitarbeiter nicht nach seinem Namen - diese Geschichte schreibt er unter einem Pseudonym. Was Duursema angeht, so arbeitet sie zur Zeit an einer Geschichte namens Rite of Passage für die monatliche Reihe von Dark Horse. In ihr soll sich alles um Aayla Secura drehen - eine Figur des Erweiterten Universum, die einen Auftritt in der Filmfassung von Angriff der Klonkrieger hat.