Am 25. Mai 1977 kam Krieg der Sterne in die Kinos und schrieb Filmgeschichte. Das 10-Millionen-Dollarprojekt wurde in wenigen Monaten zum erfolgreichsten Film aller Zeiten und machte 20th-Century-Fox reich und seinen Schöpfer George Lucas zumindest wohlhabend. Den jahrelang äußerst widerstrebenden Fox-Studiobossen war sofort klar, dass eine Fortsetzung her musste, doch als die Fox-Rechtsabteilung daraufhin die alten Verträge abklopfte, war die Überraschung groß: Nicht Fox, sondern George Lucas standen die Fortsetzungsrechte zu, zumindest, wenn diese Fortsetzung sofort in Angriff genommen würde. Für Lucas begann damit erneut der qualvolle Prozess, ein Drehbuch abliefern zu müssen, wofür er beim ersten Film ein halbes Jahrzehnt gebraucht hatte. Nachdem er beim Schreiben von Krieg der Sterne fast wahnsinnig geworden wäre und bei den Dreharbeiten einen Herzanfall erlitten hatte, war für Lucas klar, dass er sich diese Tortur kein zweites Mal antun würde und holte deshalb die zu diesem Zeitpunkt bereits schwer an Krebs erkrankte Autorin Leigh Brackett für das Drehbuch der Krieg der Sterne-Fortsetzung ins Boot. Brackett hatte in ihrer langen Karriere an Filmen wie Tote schlafen fest, Rio Bravo und El Dorado gearbeitet und war hauptberuflich Autorin von Science-Fiction-Groschenromanen, insbesondere von Weltraumopern und Sci-Fi-Liebesgeschichten. Für den Trash-Fan Lucas war sie damit ideal geeignet, der geplanten Liebesgeschichte in Krieg der Sterne 2 auf die Sprünge zu helfen.
Auf Basis einer Handlungsübersicht vom 28. November und einer gemeinsamen Handlungsbesprechung zwischen Lucas und Brackett zwischen dem 28. November und dem 2. Dezember 1977, schrieb Brackett bis kurz vor ihrem Tod am 18. März 1978 an dem Drehbuch, doch der am 23. Februar eingereichte Rough Draft gefiel Lucas angeblich nicht besonders. Jahrelang hieß es deshalb, dieses Rough Draft sei faktisch komplett verworfen worden und finde sich im fertigen Film in kaum mehr als kleinsten Resten wieder. Wer sich den - erst vor wenigen Wochen online aufgetauchten - Rough Draft unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, wird erstaunt sein, denn die grobe Struktur von Das Imperium schlägt zurück bildet diese früheste Drehbuchinkarnation bereits ab. Gleichzeitig weicht sie in wesentlichen Punkten allerdings fundamental vom späteren Film ab. Der Grund dafür ist in der weiteren Drehbuchgenese von Das Imperium schlägt zurück zu suchen: George Lucas selbst schrieb - äußerst unwillig, wie er später bekannte - nach Bracketts Tod im April 1978 persönlich zwei weitere Entwürfe, bevor er Lawrence Kasdan - den frischgebackenen Drehbuchautor von Jäger des Verlorenen Schatzes - mit der Erstellung der Endversion betraute, die am 24. Oktober 1978 fertiggestellt und schließlich bis zum 20. Februar 1979 zur fünften und letzten Drehbuchfassung weiterentwickelt wurde. Dabei entwickelte Lucas die ursprüngliche Konzeption des Films entscheidend weiter, der - so klingt es auch in Interviews aus dieser Zeit an - anfangs offenbar als 08/15-Abenteuer-Science-Fiction-Film gedacht war. Wo sich Bracketts Drehbuch deshalb über weite Strecken noch wie ein zweitklassiger Aufguss einer drittklassigen Sci-Fi-Fortsetzungs-Geschichte liest, die mit einigen Ritter- und Fantasy-Elementen angereichert wurde, ist der fertige Film eine dramatische Weiterentwicklung und Vertiefung der Geschichte. Zudem ist Bracketts Drehbuch der frühe Entwicklungsstatus deutlich anzumerken, denn in erster Linie fällt diese Version durch ihre überkomplizierte Konstruktion, die langen Erklärungspassagen, viele irdische Bezüge (Maulwurfshügel, Papier, Gottesanrufungen, etc.) und die vergleichsweise wenigen Actionsequenzen auf. Verfilmt wäre Bracketts Fassung deshalb wohl eher dröge geworden, doch der Drehbuchentwurf wirft ein faszinierendes Licht auf einige Kernelemente des modernen Bilds von Krieg der Sterne und die Entstehungsgeschichte der Saga an sich.
So macht die Struktur des Drehbuchs in mehreren Punkten deutlich, dass Krieg der Sterne zum einen von Lucas bis ins Frühjahr 1978 noch als neunteilige Reihe geplant war und zum zweiten nicht als dramatische "Saga", sondern als reine Action-Abenteuer-Science-Fiction-Serie, denn die Elemente, die aus Das Imperium schlägt zurück das Bindeglied der Klassischen Trilogie machen, fehlen fast gänzlich: Weder die Beziehung zwischen Luke und Vader existiert hier, noch gibt es Andeutungen auf eine "andere Hoffnung" oder wird Han in Karbonit eingefroren, was eine Rettung nötig machen würde. Das Brackett-Drehbuch erzählt eine "Episode" aus den Abenteuern von Luke Skywalker, aber keine unbedingt entscheidende.
Dieser Mangel an entscheidender Dramatik ist in vielen Details sichtbar: Wo die Schlacht von Hoth im Film als traumatische Niederlage gezeichnet wird, ist sie im Drehbuch noch nicht einmal der Haupthandlungspunkt der ersten halben Stunde, die sich stattdessen der Bedrohung der Rebellen durch die Schneeungeheuer widmet, welche im fertigen Film nur noch als einzelnes Wampa auftauchen. Weitere Wampaszenen wurden zwar auch für den späteren Kinofilm gedreht, doch zurecht frühzeitig fallengelassen, was der Bedrohung durch das Imperium sehr viel mehr Gewicht verleiht. Dagegen ist der imperiale Angriff im Drehbuch denkbar undramatisch geschildert, und wenn etwas an ihm traumatisch ist, dann die Vereisung einiger Rebellenstatisten infolge des Angriffs. Das Imperium selbst jedoch ist vergleichsweise unbeängstigend, und dies wird besonders an Darth Vader deutlich. Der ist im Film ein Dämon, ein Teufel, ein gefallener Engel und eine pervertierte Vaterfigur und damit eine Ikone des Bösen. In der Brackett-Fassung ist er eine Art Joker oder James-Bond-Superschurke und damit der gleiche comichafte Abziehbild-Gegner, als der er in Krieg der Sterne vorgestellt wurde: Er kämpft, er jagt, er foltert, aber seine ganze Präsentation ist oberflächlich und vielfach sogar so klischeehaft, dass er fast lächerlich wirkt. So lässt Brackett ihn tatsächlich in einer schwarzen Burg hausen, die in einem blutroten Meer liegt, und - als wäre das nicht schon genug - gibt ihm Wasserspeierfiguren als Untermieter, die um ihn herumschwirren wie Fledermäuse um Batman oder Dracula. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, lacht Vader auch noch dämonisch, schlägt affektiert mit der Faust auf diverse Tische und taucht als dunkler Schatten in Visionen auf, wobei sein Umhang theatralisch im Wind weht. Seine einzige halbwegs ernstzunehmende dramatische Szene zeigt ein Gespräch mit seinem dunklen Meister, in der Vaders Zorn über seine eigene Angst zum Ausdruck kommen soll. Inwieweit das mit Vaders Maske darstellbar gewesen wäre, sei allerdings einmal dahingestellt.
Vaders Hauptschwachpunkt in der Brackett-Fassung ist allerdings die Tatsache, dass er nicht Lukes Vater ist, sondern - getreu der ursprünglichen Planung - noch immer nur dessen Mörder. Seine Motivation, Luke auf die Dunkle Seite zu ziehen, wird deshalb allein mit Lukes "großer Macht" erklärt, ein Element, das im fertigen Film zwar noch anklingt, aber im Vergleich zur Vater-Sohn-Beziehung kaum mehr als eine Fußnote darstellt. Erst durch diese Beziehung wird der Standardkampf eines archetypischen Helden gegen einen archetypischen Schurken - wie ihn Die Dunkle Bedrohung mit Darth Maul zeigen sollte - zur Familienfehde aufgewertet und damit zu einer äußerst persönlichen Konfrontation, die Luke nachvollziehbare Seelenqualen bereitet. Brackett kann dagegen nur wirre Machtvisionen aufbieten, die Vader mit Sternen spielen lassen und seine dunkle Aura für den Zuschauer sichtbar machen, sowie Vader die Fähigkeit geben, quasi überall und zu jeder Zeit mit Hilfe der Macht geistige Angriffe gegen Luke zu starten, eine Gabe, die später übrigens auch kurz in einer Vorstudie zu Die Dunkle Bedrohung auftauchte, wo Darth Sidious aus weiter Ferne seine neimoidianischen Häscher würgen sollte.
Erstaunlicherweise mangelt es trotz Vaders Nicht-Vater-Dasein nicht an Vätern, die allerdings reichlich undenkwürdig bleiben. Han Solo wird ein Ziehvater verpasst, mit dem er offenbar im Streit liegt und der für die Rebellenallianz entscheidende Bedeutung haben könnte. Der Konflikt der beiden bleibt für die Fortsetzung der Fortsetzung aufgespart, scheint dort aber als Haupthandlungselement fest eingeplant worden zu sein. Da er nie in Erscheinung tritt, kann er allerdings kaum als dramatische Stütze funktionieren. Die zweite Vaterfigur ist ein Häuptling der Eingeborenen von Hoth, dem späteren Bespin, der als Pflegevater der Lando-Vorversion auftaucht und eigentlich nur dazu dient, dessen Stimmungswandel zu erklären, indem er sinnlos stirbt. Noch ein Comicelement, das zur "Saga"-Mentalität des späteren Films nicht passen will. Und schließlich ist da natürlich auch noch Lukes Vater, der einfach nur "Skywalker" genannt wird und seinen Sohn als Machtgeist zum Ritter schlagen darf, bevor er - Andeutungen über Lukes wahre Schwester, die hier nicht Leia heißt, verlierend - wieder im Nebel der Macht verschwindet.
Auch dieses Element der frei herbeirufbaren Mentoren ist klassisches Comicmaterial, und vergleicht man die Rolle der Geister im Drehbuch mit Bens wenigen Momenten im späteren Film, so lässt es Bracketts Fassung auch hier wieder an Dramatik missen. Die Brackett-Machtgeister sind praktisch normale Menschen, die lediglich in einer anderen Form weiterexistieren. Sie tragen Schwerter, können sich Schaugefechte liefern und scheinen ein schönes Leben zu verbringen, mal davon abgesehen, dass sie eigentlich tot sind, während Bens Geist im Film - natürlich vor allem Dank der Eleganz von Alec Guinness - magisch entrückt erscheint, mehr Präsenz als Existenz. Sein Opfer im ersten Film wird dadurch verstärkt, während eine Weiterexistenz auf einer anderen Ebene es quasi sinnlos gemacht hätte. Das Erstaunlichste an der Geisterfrage ist allerdings, dass das Weiterleben der Geister in anderer Form mit Bracketts Drehbuch nicht auf dem Müllhaufen der Krieg der Sterne-Genese endete, sondern in der Vorversion von Die Rückkehr der Jedi-Ritter erneut auftauchte. Dort sollten erst Ben und dann Anakin Skywalker aus der Geisterform ins wirkliche Leben zurückkehren und am Ende sogar glücklich und zufrieden bis an ihr wirkliches Lebensende weiterleben dürfen.
Die Liste der undramatischen Elemente lässt sich um Yoda verlängern, der hier noch Minch heißt und es nicht nur im Namen an der Magie, Autorität und Weisheit eines Yoda mangeln lässt. Wo Yoda in großen Worten und Gesten das Idealbild eines Jedi-Ritters beschreibt, ist Minch eher die Fastfood-Variante. Zwar lässt auch er so manches Wort über die Dunkle Seite fallen, aber an keinem Punkt wirft er Luke vor, zu versagen oder stets nur auf den Horizont geblickt zu haben. Unter Yoda muss Luke im fertigen Film sein ganzes Weltbild über den Haufen werfen und sich, nach dem Bilde Yodas, neu erschaffen. Im Drehbuch wird er zwar auch an die Hand genommen, aber im Grunde wächst er nur, ohne dass er sich zuvor selbst zerbrechen musste. Seine Ausbildung verläuft stattdessen nach Harry-Potter-Manier: Hier eine Beschwörungsformel, dort ein Schwur, da etwas Schwertfuchtelei. Die - zugegeben oft banalen - Weisheiten Yodas im fertigen Film wirken da im Vergleich wie reines Gold.
Entsprechend platt ist auch aus diesem Grund der große Kampf zwischen Luke und Darth Vader, denn Luke ist in wenigen Szenen so unglaublich stark geworden, dass er Vader zunächst lange Zeit standhält und schließlich ohne einen Kratzer von der Bühne verschwindet. Wo er im Film nur knapp mit dem Leben davonkommt und im Grunde als besiegter, emotional angeschlagener Noch-Nicht-Jedi endet, ist er im Drehbuch am Ende der Geschichte ein Jedi-Ritter, der lediglich noch etwas mehr Übung braucht, und wo er im Film mit letzter Kraft seine Schwester herbeiruft und auch dadurch besonders schwach erscheint, fällt er hier - in comic- oder komikhafter Form - fast zufällig auf den recht uninspiriert unter der Wolkenstadt herumkurvenden Rasenden Falken.
Nimmt man all diese Punkt zusammen, so könnte man Bracketts Version nun als reinen Trash bezeichnen, doch würde man der großen, alten Dame des Sci-Fi-Trashs damit großes Unrecht tun, denn offenbar tat sie genau, was Lucas von ihr wollte: Sie schrieb keine Vertiefung von Krieg der Sterne, keine dramatische Studie, kein Drehbuch zu einem Stück einer magischen, zeitlosen, geradezu religiös verehrten "Saga", sondern genau das, was sie schreiben sollte: Ein "Star Wars Sequel", eine Fortsetzung nicht der "Saga", sondern des Films Krieg der Sterne, mit seinen Westernelementen und Klischees, seinen Abziehbildcomicfiguren und übertriebenen Momenten, seiner Mischung aus 50 Jahren Populärkultur und 3000 Jahren Archetypen. Heraus kam ein Rough Draft für einen fröhlichen, nicht sehr tiefgründigen, vielfach klischeehaften Film, und man darf wohl nicht zu Unrecht annehmen, dass Lucas nicht zuletzt erst durch dieses Drehbuch klar wurde, dass Krieg der Sterne eigentlich etwas anderes war. Dass er hier die Möglichkeit hatte, etwas Zeitloses zu schaffen, eine Geschichte, die tausendmal erzählt worden war, aber noch nie in dieser Farbenpracht, ein Märchen, eine Fabel, ein Mythos. Eine Saga. Diese Vision von Krieg der Sterne ist Das Imperium schlägt zurück, und erstaunlicherweise nur Das Imperium schlägt zurück, denn bereits in der Fortsetzung ruderte Lucas schon wieder mächtig zurück und erschuf einen Muppet-Hofstaat für einen Comicschneckenschurken und fröhliche Teddybären gegen ein nur noch wenig erschreckendes Imperium.
So bleibt Das Imperium schlägt zurück einzigartig, nicht zuletzt dank der Arbeit von Leigh Brackett, die Lucas vorführte, wie leicht seine Schöpfung zum albernen Klischee hätte werden können und die uns dadurch zum tiefgründigsten, märchenhaftesten, stimmungsvollsten und dramatischsten Film einer zeitlosen Sternensaga verhalf, der auch 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch mitreißt, fasziniert und begeistert.