Hauptsächlich aus Spaß an der Freude, aber auch, um etwas Farbe ins Alltagsgrau der Nachrichten zu bringen, gehen wir heute mal wieder in der Zeit zurück. Zielpunkt diesmal: Die People Magazine-Ausgabe vom 14. August 1978. Damals widmete sich die Zeitschrift den Großen Dreien, die gerade zwischen dem Triumph des ersten Kinofilms und den Dreharbeiten zum zweiten versuchten, mit ihrer neuen Berühmtheit klarzukommen.
Inwieweit ihnen das gelungen ist und wie es im August 1978 um Krieg der Sterne stand, erfahrt ihr jetzt:
Der Krieg der Sterne geht weiter
Nicht Filmsternchen, sondern Anwälte kämpfen jetzt um den erfolgreichsten Film der Geschichte, doch in der Fortsetzung kommt Liebe auf
"Wenn man seine Karriere mit einer Hauptrolle im erfolgreichsten Film aller Zeiten beginnt", meinte Carrie Fisher sorgenvoll, "kann es hinterher nur noch bergab gehen." Doch keine Sorge, Carrie. Die Macht könnte immer noch mit uns sein. Schließlich wird Krieg der Sterne eines Tages, in einer weit, weit entfernten Galaxis weniger wie ein Kinofilm wirken, denn wie eine Supernova der Vermarktungskunst und des Showgeschäfts. Allein in San-Francisco haben unglaublicherweise mehr Erdlinge Kinokarten für den Film gekauft, als es Einwohner gibt. Bislang hat der Film in Nordamerika eine Viertelmilliarde eingespielt, und selbst die Erlöse aus dem Kaugummiverkauf haben die Millionenmarke überschritten. Den Beweis für seine Zugkraft lieferte Krieg der Sterne letzten Monat mit seiner Neuveröffentlichung, als der Film sowohl Grease, als auch Der Weiße Hai 2 am ersten Wochenende hinter sich ließ.
Inzwischen sind Carrie und die beiden anderen jungen Krieg der Sterne-Helden - Mark Hamill und Harrison Ford - auf dem Papier bereits Millionäre. Zwar haben sie für ihre eigentliche Arbeit bloße Peanuts erhalten, doch George Lucas (34) hat Weihnachten 1977 den Weihnachtsmann gegeben und jedem seiner Jungstars jeweils 0,25 % der Einnahmen geschenkt. Diese Großzügigkeit gehört zu Lucas' himmlischem Gesamtplan. Genau wie Walt Disney vor ihm, will er sein Fantasy-Epos in eine Marke verwandeln. So wird es nicht nur den simpel betitelten Krieg der Sterne II geben, nein, nicht weniger als 11 Fortsetzungen sind schon in Vorbereitung. Die Arbeiten an der ersten haben unter dem Arbeitstitel "Das Imperium schlägt zurück" bereits begonnen. "Ich habe den Prototyp geliefert.", erklärt Lucas, der als Produktionsleiter an Bord sein wird, die eigentliche Regiearbeit aber Irvin (Die Augen der Laura Mars) Kershner überlässt. Der hat bereits Drehorte zwischen Norwegen (der Eisplanet) bis Afrika (der Dschungelplanet) abgeklappert und plant den Kinostart für Anfang 1980. Kershner verspricht, dass die Handlung, in der das finstere Galaktische Imperium darum kämpft, seine Macht zurückzuerlangen, "komplett anders" sein wird, "abgesehen davon, dass einige der beliebten Figuren wieder mit dabei sein werden".
Dazu zählen die Droiden R2-D2 und C-3PO (deren Roboterfußabdrücke vor dem Mann's Chinese Theater in Zement verewigt wurden), Chewbacca der Wookie, Darth Vader und eine Fülle neuer (und für die Spielzeugindustrie verwertbarer) außerirdischer Geschöpfe. Von den menschlichen Hauptpersonen, wird einzig Sir Alec Guinness nicht mehr dabei sein - im Originalfilm lieferte sich der Prophet Obi-Wan Kenobi einen tödlichen Zweikampf mit Darth Vader, wobei er in der zweiten Fortsetzung wiederbelebt werden könnte. Es soll diesmal eine Romanze geben, auch wenn deren genauer Ablauf eines der bestgehütetsten Geheimnisse der jüngeren Filmgeschichte ist. Da Hamill jedoch für zwei Fortsetzungen unterschrieben hat und Ford nur für eine, steht zu erwarten, dass Luke Skywalker Han Solo in der Gunst von Prinzessin Leia ausstechen wird.
Wenn die Dreharbeiten nächsten Februar in London beginnen, wird es wie ein Familientreffen sein. Die enge Beziehung der Hauptdarsteller - Mark und Harrison besuchen Carrie regelmäßig, wenn sie in New York sind - geht auf die ursprünglichen Dreharbeiten in London zurück, als die Drei noch verhältnismäßig unbekannte Größen waren. "Es war wie ein Ferienlager", erinnert sich Fisher. "Statt Bastelstunden, hatten wir Kulissen, die in die Luft gesprengt wurden." Carrie (21) ist die Tochter von Eddie Fisher und Debbie Reynolds, doch ihr einziges Erlebnis im Showgeschäft vor Krieg der Sterne war eine 3-Tage-Rolle (und ein schlimmes Wort mit vier Buchstaben) in Shampoo. Hamill (26) hatte bereits Dutzende Fernsehauftritte, während Ford (36) bereits für Lucas in American Graffiti mitgespielt hatte. "Er war der Erwachsene", meint Carrie, "und Mark und ich, wir waren die Kinder." Sie und Mark bezeichneten Harrison auf der Promotour immer als "Paps", während er Fisher liebevoll seine "Schwester" nannte. Die Freundschaft entstand während einer Werbetour, die, so Carrie, "wir alle unnatürlich und peinlich fanden. Jeden Abend haben wir uns in Vergnügungsparks ausgetobt, um davon Abstand zu gewinnen." Den Höhepunkt erreichte die Reise, als "wir uns in meiner Suite im Sherry Netherland in New York eine Essensschlacht lieferten. Es war toll: Ich hatte Spinat im Haar und Bier im Ausschnitt. Wir haben noch versucht, aufzuräumen, bevor George und Marcia Lucas hereinkamen - wie Vater und Mutter -, aber ein Stück Spinat hatte ich trotzdem noch auf dem Bademantel."
Auch als Millionäre, toben sie sich noch aus. Bei einer Spendengala für das Equal Rights Amendment in Los Angeles, schlich sich Mark an Carrie heran und flüsterte ihr zu: "Keine Sorge. Ich habe Deinen Viertelprozentpunkt gespendet." (tatsächlich spendete sie 1000 US-Dollar). Mark erzählt, er habe von seinem Anteil an der Beute noch nicht viel gesehen. "Wo ist das Geld bloß?", witzelt er. "Wird irgendwer eines Tages einen Kipplaster mieten und mir das Geld vor die Tür schütten?" Seine letzte rhethorische Frage an unseren Reporter Lois Armstrong war entsprechend: "Könnten Sie mir bis Donnerstag 2 Dollar pumpen?"
Es ist eine seltsame Art von Erfolg", findet Carrie. "Ich fühle mich nicht berühmt." Noch immer lebt sie in ihrer alten 500-Dollar-im-Monat-Bude in Central Park West. "Ich wasche meine Wäsche, ich habe kein Hausmädchen. Ich koche selbst, und ich wasche selbst ab." Dreimal die Woche geht sie zum Psychiater ("Ich gehe um 1 Uhr mittags hin, da ist meine Persönlichkeit fast fertig entwickelt") und nimmt bei Diane Keatons Schauspiellehrerin Marilyn Fried private Schauspielstunden. Als sie von großen Geistern wie Truman Capote und Louis Malle auf einer Literatenpartie in die Zange genommen wurde (sie selbst hat die Beverly Hills Highschool nie abgeschlossen), rauchte Carrie einmal "etwa neun Millionen Zigaretten" und betrank sich. Sie fühlt sich, wie sie sagt, noch immer "wie ein Drittligist bei einem Pokalspiel". Letztes Jahr wurde bei ihr Unterzuckerung diagnostiziert, weshalb sich Fisher nun von Gemüse, Salat und Protein-Drinks ernährt. Jetzt wiegt sie 45 kg bei 1,55 m Körpergröße. "Ich wollte immer dünn sein, aber ich habe die fehlenden Wangenknochen meiner Mutter geerbt", sagt sie.
Die Beantwortung von Fanpost hat Carrie aufgegeben, wobei sie gesteht: "Die Aufmerksamkeit ist mir gleichgültig. Ich bin auf dem Filmstarradar aufgewachsen, also habe ich sowieso keine große Ahnung von Privatsphäre." Als Debbie ihrer Tochter zum 21. Geburtstag einen marineblauen Mercedes schenkte, gab Carrie im Gegenzug ihre Gage aus einem Fernsehfilm (mit John Ritter) für einen grünen Cadillac Seville für ihre Mutti aus. "Als erstes sagte sie zu mir: 'Das kannst Du Dir doch gar nicht leisten. Ich weiß, wieviel Geld Du hast.'" Auch Eddie schaut ab und zu vorbei, doch Carries einziger regelmäßiger Übernachtungsgast ist Teri Garr, die in Unheimliche Begegnung der 3. Art Richard Dreyfuss' Ehefrau spielte. Jetzt probt Carrie für das Musical Sleeparound Town für Joe Papps Public Theater. "Die Leute werden überrascht sein.", sagt ihr Cheerleader Hamill. "Carrie hat die beste Stimme in ihrer Familie." "Krieg der Sterne hat nicht gerade gezeigt, dass irgendwer von uns schauspielen kann.", findet Fisher. "Wir wurden einfach nur berühmt. Was ich kann, muss ich erst noch zeigen."
"Von uns Dreien", denkt Mark Hamill, "hat der Film mich wohl am meisten verändert." Damit bezieht er sich teilweise auf die Nachwirkungen seines beinahe tödlichen Autounfalls im vergangenen Jahr, nachdem es drei Operationen bedurfte, sein Bauernjungengesicht wiederherzustellen. "Das war der Tiefpunkt meines Lebens", erinnert sich Hamill. "Innerhalb eines Jahres hatte ich den größten Durchbruch meiner Karriere, und dann das. Ich dachte schon, ich würde nie wieder arbeiten." Seine Rückkehr ins Filmgeschäft wurde nicht zuletzt von seiner Schauspielfreundin Diana Hyland inspiriert, deren Sohn er in der ABC-Serie Eight Is Enough spielen sollte. Diana besuchte ihn noch drei Wochen vor ihrem Tod im Krankenhaus.
In seinem Haus nördlich von Malibu, ist der leutselige Hamill ("Motor-Mouth" für seine Freunde) ein Strandjockey, der besonders gerne Monopoly-Marathonsitzungen abhält und Kuchen backt. "Ich warte noch darauf, dass mein Körper meinem Alter entspricht.", meint er. "Alec Guinness hat mir gesagt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ich genug Selbstsicherheit hätte, um an mich zu glauben."
Harrison Ford, sagt Mark, "ist der Fels in der Brandung. Er ist für meinen Seelenfrieden eine echte Stütze." Das mag zwar stimmen, doch Ford ist ein Einzelgänger und selbst ein wenig aus dem Tritt geraten. Erst kürzlich hat er sich nach 14 Ehejahren von seiner Frau getrennt und lebt nun zurückgezogen zur Miete in West Hollywood, nahe genug, um seine Söhne Benjamin (11) und Willard (9) zu besuchen. "Ich wollte in diesem Geschäft immer nur genug Geld verdienen, um als Schauspieler über die Runden zu kommen.", erklärt er. Die Jahre, in denen das nicht möglich war, hat er als Tischler überbrückt und unter anderem für 100.000 US-Dollar ein Studio für den Musiker Sergio Mendez gebaut. Auch nach seinem Durchbruch, hat er das Handwerk nicht aufgegeben und das Haus seiner Frau renoviert. "Ich muss jetzt nicht mehr jede Rolle annehmen.", brummt Ford. Fast hätte er Henry Winkler letztes Jahr dessen Rolle in Helden von Heute abgejagt, und unlängst hat er mit Robert Shaw Der wilde Haufen von Navarone abgedreht. "Ich will kein Filmstar sein", betont er trotzdem. "Ich will einfach nur in Filmen mitspielen, die selbst Starqualität besitzen."
Die jüngste Schlacht im Krieg der Sterne wird unterdessen nicht im Weltraum, sondern im Gerichtssaal ausgefochten. Alle Hauptdarsteller sind Anwälte. Der Filmverleih 20th Century Fox hat Arco Industries verklagt, weil die Firma Kopien von Krieg der Sterne-Spielzeug auf den Markt gebracht haben soll. Gleichzeitig schlägt sich Fox mit Universal wegen der nicht unähnlichen Kampfstern Galaktika-Serie herum, die nächsten Monat auf ABC laufen soll. Da nach den Sommerferien demnächst die Schule wieder anfängt und danach die Weihnachtssaison ins Haus steht, kann der Streit um die Krieg der Sterne-Lizenzen für alles mögliche - von Schlafsäcken bis Digitaluhren - nur heißer werden. Bislang haben diese Produkte über 200 Millionen US-Dollar eingebracht, Unproduziertes wie R2-D2-Whiskeyflaschen gar nicht eingerechnet. "Das hätte 750.000 US-Dollar Lizenzgebühren gebracht", seufzt Fox-Vizepräsident Marc Pevers, "aber es hätte dem Image geschadet. Wir haben hier die Möglichkeit, eine neue Micky Maus zu machen. Jedesmal, wenn ich einen Vertrag abschließe, muss ich mich fragen: 'Wäre das etwas für Micky?'" Auf ihre eigene Weise, könnten Krieg der Sterne und George Lucas damit für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts das sein, was Walt Disney für die erste Hälfte war - zumindest wenn die Macht weiter mit ihnen ist.
Weiteres aus den alten Tagen, demnächst wieder in diesem Theater.
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