Star Wars Aficionado hat ein umfassendes Interview mit Krieg der Sterne-Urgestein Howard Kazanjian geführt. Kazanjian begann seine Filmkarriere mit Hollywoodlegende Alfred Hitchcock und war von 1977 bis Mitte der 80er Jahre Vizepräsident von Lucasfilm. Nachdem er für George Lucas bereits die Produktion von More American Graffiti organisiert hatte, ersetzte er während der Produktion von Das Imperium schlägt zurück Gary Kurtz als Produzent und arbeitete in dieser Funktion auch an Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Jäger des Verlorenen Schatzes.
Hier die Krieg der Sterne- und Lucas-Teile des Interviews:
Herr Kazanjian, Sie kennen George Lucas seit seiner Zeit an der Filmhochschule. Was für ein Mensch war er zu der Zeit? Und hatte er bereits Pläne für einen weiteren Science-Fiction-Film nach THX 1138?
George war an der Filmhochschule der Universität von Südkalifornien ein ruhiger Mensch. Er ist allgemein eine ruhige und geduldige Persönlichkeit, bis er sich für etwas sehr begeistert. An der Uni hat er ursprünglich nicht Film studiert, aber als ihn die Materie gepackt hatte, hat er den Film zu seinem Hauptfach gemacht. Über einen anderen Science-Fiction-Film hat er aber nie geredet, nein, allerdings wusste ich immer, dass er Flash Gordon mochte. Auch nachdem er seinen Abschluss hatte, sprach er nicht von einem Science-Fiction- oder Fantasy-Film. Seine Hauptambition war es, aus THX 1138 einen Kinofilm zu machen.
Sie haben als Produzent an More American Graffiti gearbeitet. In mancher Hinsicht, war es sicher genauso herausfordernd und schwierig, eine Fortsetzung zu American Graffiti zu erarbeiten wie eine zu Krieg der Sterne. Wie kam es zu Ihrer Mitarbeit an dem Film? Hatte George Lucas von Anfang an eine Fortsetzung geplant?
Francis Ford Coppola wollte mich als Regieassistent für The Rain People. Er hatte mit der Regisseursgewerkschaft DGA ein Abkommen getroffen, nur einen anstelle der vorgesehenen zwei Assistenten einzustellen. Ich musste damals noch zwei Monate als Zweiter Assistent arbeiten, bevor ich Erster werden und an seinem Film arbeiten konnte. Er hat hart für mich gekämpft und am Ende verloren. George hat auch an dem Film mitgearbeitet, und ich habe George dann Francis vorgestellt.
Später bat mich George, für ihn den THX-Kinofilm zu machen. Aber als Mitglied der DGA konnte ich nicht außergewerkschaftlich für ihn arbeiten. Dann fragte er mich, ob ich American Graffiti machen wollte, und ich sagte zu, aber der Film, an dem ich zu der Zeit arbeitete, wurde nicht rechtzeitig fertig, und ich musste absagen. Bei Krieg der Sterne passierte das gleiche noch einmal. Als er mich dann fragte, ob ich an der Fortsetzung mitarbeiten wollte, sagte ich zum dritten Mal zu, und diesmal klappte es wirklich.
Aber eigentlich wollte George keine Graffiti-Fortsetzung drehen. Da Universal sie aber mit oder ohne ihn machen wollte, meinte er mir gegenüber einmal, wir könnten dafür sorgen, dass ein besserer Film dabei herauskommt, wenn wir daran beteiligt wären.
Haben Sie vor 1977 Material von Krieg der Sterne zu Gesicht bekommen? Falls ja, was dachten Sie darüber?
Ich habe nur wenig Material gesehen, und das war nicht genug, um mir eine abschließende Meinung zu bilden.
Sie haben hinter den Kulissen an Das Imperium schlägt zurück mitgearbeitet und später die Produktion von Die Rückkehr der Jedi-Ritter übernommen. Sind Sie direkt von More American Graffiti zu Das Imperium schlägt zurück gewechselt, oder wann haben Sie mit der Arbeit begonnen? Waren Sie an den Dreharbeiten oder anderen zentralen Entscheidungen beteiligt?
Ja, nein, und ja. Ich war stark in die Produktion von Das Imperium schlägt zurück eingebunden, weil der Film in den Büros von Universal Studios entwickelt wurde, die wir angemietet hatten. Gary Kurtz und ich hatten unsere Büros dort, und George flog ab und zu ein, um sich mit den Konzeptzeichnern - Joe Johnson und Ralph McQuarrie - zu beraten. Kurtz war die meiste Zeit in London, wo er ein sehr schönes Haus besaß und arbeitete dort an Der dunkle Kristall. Zu dem Zeitpunkt waren Lucasfilm und ILM noch nicht nach Marin County umgezogen. Ich war bei jeder Besprechung von Ralph, Joe und George dabei. Zur gleichen Zeit warteten wir auf das Drehbuch für More American Graffiti, an dem Bill Norton arbeitete. Und wir warteten auf die Überarbeitung und den Produktionsstart von Radioland Murders, dessen Produktion später eingestellt wurde. George hatte mir gesagt, ich solle mich stark einbringen, weil ich - und nicht Gary Kurtz - den dritten Krieg der Sterne-Film als Produzent leiten sollte. Gary wusste davon natürlich nichts.
Bei Das Imperium schlägt zurück gab es viele Probleme, über die ich hier nichts sagen will. George schickte mich während der letzten zwei Drehwochen nach London, um die Dreharbeiten abzuschließen. Dann arbeitete ich bei ILM, das inzwischen nach San Rafael umgezogen war und überwachte den Schnitt und die Nachbearbeitung. Außerdem war ich bei der Tonmischung in den damaligen Goldwyn-Studios beteiligt. Für die Tonmischung, die Synchronisation und den Kinostart kam Gary dann nochmal nach Los Angeles.
Haben Sie damals etwas vom berühmt-berüchtigten Star Wars Holiday Special mitbekommen?
Ja, ich habe es gesehen. Aber aus irgendeinem Grund erinnere ich mich an rein gar nichts mehr.
[...]
Die Hauptdreharbeiten von Jäger des Verlorenen Schatzes verliefen sehr schnell und zügig. Wurde das gleichen Verfahren dann bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter angewandt?
Die Entwicklung, die Dreharbeiten und die Nachbearbeitung dieser beiden Filme verliefen völlig unabhängig voneinander. Beide setzten visuelle Spezialeffekte, aber in Die Rückkehr der Jedi-Ritter kamen mehr Effekte zum Einsatz, als in jedem anderen Film davor. Die Entwicklung und die Nachbearbeitung des Films nahmen jeweils ein gutes Jahr in Anspruch, bei Jäger des Verlorenen Schatzes war es gerade einmal halb soviel. Der Film spielte in der wirklichen Welt, die Requisiten, Fahrzeuge, Schauspieler und Kostüme existierten wirklich. Zumindest wussten wir von Anfang an wie sie aussehen sollten. Ja, wir mussten die Lastwagen und das Flugzeug und die Limousinen bauen, aber bei den Krieg der Sterne-Filmen, die zwar im Grunde die gleichen Requisiten brauchen, war alles Phantasie und brauchte in der Gestaltung, Planung, Schaffung und Nachbearbeitung sehr viel mehr Zeit.
War es schwierig, bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu entscheiden, wie die verschiedenen Handlungselemente der klassischen Trilogie aufgelöst und abgeschlossen werden sollten? Wurden bestimmte Ideen während der Handlungskonferenzen aufgegeben?
Wenn man von einer Drehbuchfassung zur nächsten geht, gibt es immer Veränderungen oder Kürzungen. Die ersten drei Filme sind wie drei Akte einer Geschichte. Die Rückkehr der Jedi-Ritter musste daher lediglich alle Elemente abschließen. Was die Handlung angeht, waren Episode I, II und III, die George 10 Jahre nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter in Angriff nahm, eine sehr viel größere Herausforderung.
Für Episode VI wurden mehr als 100 Puppenkostüme entwickelt. 60 davon wurden tatsächlich umgesetzt, die Ewoks nicht eingerechnet. Es gab einen Zeitpunkt, da sollte es Ewoks und Yuzzums geben. Die Yuzzums sollten 6 Meter groß sein und von Schauspielern und Stelzen gespielt werden. Dieses Konzept wurde aber schnell aufgegeben. Es gibt allerdings noch einen Yuzzum in Jabbas Palast, der allerdings auf etwas über einen Meter verkleinert wurde.
Gefiel Ihnen die Idee, dass in Die Rückkehr der Jedi-Ritter bestätigt wurde, dass Darth Vader Lukes Vater war? Oder glaubten Sie - wie James Earl Jones - während der Entwicklung von Das Imperium schlägt zurück, dass Vader dort gelogen hatte?
Nein, das hat mich nie gestört. Ich finde, es hat den Erlösungsaspekt der Handlung unterstrichen.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter sollte ursprünglich Die Rache der Jedi-Ritter sein. Welcher Titel gefällt Ihnen besser? Den Drehbüchern zufolge, hat der Titel während der Dreharbeiten noch mehrfach zwischen Rache und Rückkehr gewechselt. Wissen Sie, ab wann der endgültige Titel feststand?
George erzählte mir insgeheim, dass der Titel Die Rückkehr der Jedi-Ritter lauten solle. Ich mochte den Titel nicht und sagte es ihm auch. Mich erinnerte das zu sehr an Die Rückkehr des rosaroten Panthers und andere Rückkehr-Filme, die zu dieser Zeit in Hollywood gemacht wurden. Kurz darauf änderte er den Titel dann zu Rache, und dieser Titel wurde auch offiziell angekündigt. Als wir einmal zum Flughafen fuhren, sagte mir George, er würde den Titel wieder zu Rückkehr verändern. Er meinte, Jedi-Ritter nehmen keine Rache. Sehr viel später habe ich in der Zeitung gelesen, dass George erklärt hätte, er habe anfangs Rache und nicht Rückkehr angekündigt, um die eigentlich Rückkehr der Jedi-Ritter im Film nicht zu verraten.
Gary Kurtz soll in Interviews gesagt haben, Steven Spielberg habe Lucas und die Handlung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter direkt beeinflusst. Halten Sie das für eine zutreffende Einschätzung? Der Film weist ja einige Spielberg-Momente auf, Boba Fetts Tod zum Beispiel, der sehr an die Schwertkämpfer-Szene in Jäger des Verlorenen Schatzes erinnert: Schnell und lustig. Was halten Sie von dieser Aussage?
Es fällt mir schwer, das zu glauben.
Wie war es, mit Mark Hamill, Carrie Fisher und Harrison Ford zu arbeiten?
Das wollt ihr gar nicht wissen. Meine Erinnerungen sind zumeist positiv. Kurz gesagt, hat es viel Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Harrison Ford hat öffentlich erklärt, er habe verzweifelt darauf gedrängt, dass Han Solo am Ende des Films sterben solle. Glauben Sie, es hat seine Schauspielleistung beeinträchtigt, dass es nicht so kam? Damals waren einige Fans und Kritiker mit seiner Darstellung von Han Solo nicht sonderlich glücklich.
Als George seine drei Hauptdarsteller für Krieg der Sterne anwarb, unterzeichneten Mark und Carrie Verträge über drei Filme, Harrison hingegen nur über zwei. Ich glaube nicht, dass er damals wusste, was in Die Rückkehr der Jedi-Ritter passieren sollte. Ich glaube noch nicht einmal, dass George zu diesem Zeitpunkt wusste, was zu diesem Zeitpunkt mit der Han-Solo-Figur passieren würde. Man hat mir gesagt, Harrison wurde in Karbonit eingefroren, weil er den Vertrag nicht unterzeichnen wollte. Nachdem George und ich mit Harrison Jäger des Verlorenen Schatzes gedreht hatten, fragte ich ihn, wieso er Harrison nicht in Die Rückkehr der Jedi-Ritter haben wolle. George sagte mir, dass Harrison einfach nicht wollte. Also fragte ich ihn: "Was, wenn er zusagt?" Und George antwortete: "Frag ihn. Wenn er ja sagt, tauen wir ihn wieder auf."
Die Geheimniskrämerei rund um die Dreharbeiten von Die Rückkehr der Jedi-Ritter war riesig, einschließlich der Entwicklung von Blue Harvest. Hat das Ihre Arbeit beeinträchtigt?
Nein, Blue Harvest hat die Dreharbeiten in Kalifornien vereinfacht. Und Geheimniskrämerei hat bei Lucasfilm oberste Priorität.
Ich weiß nicht, ob Sie etwas darüber sagen können, aber wie oft steckt Dave Prowse in Die Rückkehr der Jedi-Ritter nun eigentlich im Darth-Vader-Kostüm? Bob Anderson scheint ihn ja in den meisten Szenen gespielt zu haben, da die meisten Vader-Szenen Stunt-Szenen waren.
Dave Prowse hatte sich nach dem ersten Krieg der Sterne-Film etwas zu lautstark darüber beschwert, dass George nicht seine Stimme, sondern die von James Earl Jones verwendet hatte. Wer Prowse jemals reden gehört hat, hätte seine Stimme aber auch nicht benutzt. Um alles möglichst geheim zu halten, haben wir verschiedene Darth Vaders eingesetzt. James Earl Jones eingeschlossen, hatten wir fünf davon. Anderson hat die Stunts gemacht, Prowse das Herumlaufen, ein Double ist die Treppen hinuntergelaufen, da Prowse Knieprobleme hatte. Und Sebastian Shaw war Anakin Skywalker in der Demaskierungsszene.
George Lucas ist nach der Veröffentlichung von Das Imperium schlägt zurück aus allen wichtigen US-Filmgewerkschaften ausgetreten. War es da schwierig, einen Regisseur für Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu finden? David Lynch und David Cronenberg haben erzählt, sie hätten das Projekt deshalb nicht übernehmen können. Gab es andere Beinahe-Regisseure?
Man könnte Bücher über Lynch oder die anderen Regisseure füllen. Ich würde hier lieber nicht darüber reden. Aber ja, es war schwierig, einen außergewerkschaftlichen Regisseur zu finden. Außerdem sind die Gründe, weshalb George die Gewerkschaften verlassen hat, traurig, aber auch nachvollziehbar.
Angesichts des Tods von Richard Marquand, gibt es - abgesehen von einigen offiziellen Interviews aus der Zeit der Dreharbeiten - nur wenig Material über ihn und seine Arbeit an Die Rückkehr der Jedi-Ritter. In den Interviews und dem Dokumaterial wirkt er allerdings sehr begeistert für Krieg der Sterne und die ganze Saga.
Richard Marquand war ein wundervoller und warmherziger Mensch. Seine Arbeit spricht für ihn und sich selbst.
Und der ebenfalls verstorbene David Tomblin?
David war ein respekteinflößender Regieassistent. Er kannte sein Geschäft und hat einige wunderbare Filme gemacht.
George Lucas hat an Die Rückkehr der Jedi-Ritter als Regisseur der zweiten Kameraeinheit gearbeitet, angeblich zusammen mit dem nicht im Abspann erwähnten Roger Christian. Es gibt in Fankreisen und außerhalb Vermutungen, dass George Lucas den Hauptteil der Regiearbeit an dem Film geleistet hat. Auch Irvin Kershner vermutet dies. Ist diese Einschätzung korrekt?
Roger Christian hat nicht als Regisseur an Die Rückkehr der Jedi-Ritter gearbeitet. Er war überhaupt nicht dort. Und an Das Imperium schlägt zurück hat er meines Wissens auch nicht mitgewirkt. Er ist allerdings ein äußerst begabter Mensch. Die Geschichte von Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist lang und kompliziert, und ich will mich hier nicht weiter dazu äußern.
Wie stark war Marcia Lucas in die Entwicklung von Krieg der Sterne als Ganzes und Die Rückkehr der Jedi-Ritter im Besonderen eingebunden?
Marcia ist eine Geschichtenerzählerin, genau wie George. Marcia hat alle Drehbücher gelesen und diese kommentiert. Sie ist außerdem eine hervorragende Cutterin. Ich habe sie, nach ihrer Trennung von George, gebeten, selbst als Regisseurin tätig zu werden, aber sie hat abgelehnt. Sie war Georges Frau, und das bedeutete ihm sehr viel. Marcia hat ihn unterstützt, ermutigt und gestärkt und war sein Fels in der Brandung.
[...]
Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist für seine vielen geschnittenen und verlorenen Szenen bekannt, den Sandsturm auf Tatooine, die Kämpfe von Han und Chewbacca gegen die Sturmtruppen im Bunker auf Endor, Ben Kenobis Erwähnung seines Bruders Owen Lars, usw. Es ist über 20 Jahre her, aber wissen Sie noch, ob jemals die Szene gedreht wurde, in der Luke Skywalker in einer Höhle auf Tatooine sein Lichtschwert konstruiert? Soweit wir wissen, wurde sie vielleicht teilweise in den Elstree-Studios und später im Death Valley mit Anthony Daniels als 3PO gedreht, aber niemand scheint Genaueres zu wissen...
Der erste Teil der Szene - der Eingang zur Höhle - wurde im Death Valley zur gleichen Zeit gedreht wie die Einstellungen von C-3PO und R2-D2, die auf Jabbas Palast zulaufen. Der zweite Teil der Szene - das Innere der Höhle, wo Luke sein Lichtschwert baut - wurde bei ILM in San Rafael gedreht. Das war aber nicht im Drehbuch enthalten, sondern eine spätere Idee.
Danke für diese Bestätigung. Ich nehme an, Mark Hamill hat dies zur gleichen Zeit gedreht wie die Dialog-Szene in der Pilotenkanzel seines X-Flüglers, welche die Sandsturmszene ersetzte? In Fankreisen und seitens eines britischen Requisiteurs, der am Film arbeitete, sollen dieses Filmmaterial und das neue Lichtschwert von Lucasfilm verschludert worden sein, was einem doch reichlich spanisch vorkommen muss, weil George Lucas anscheinend alles aufhebt.
Die Dialogaufnahmen wurden alle in den Goldwyn-Studios in Hollywood gemacht, nicht bei ILM oder Lucasfilm. Mark und Carrie waren allerdings bei ILM, um die Gleiterradverfolgungsjagd zu drehen.
Und was den Requisiteur angeht, lasst mich offen sprechen: Wie zum Teufel soll ein britischer Requisiteur wissen, was wir wann, wo und wie in den Vereinigten Staaten gedreht haben und wie oder warum Filmmaterial verlorengegangen ist?
Die Szene mit dem Lichtschwert ist nicht weggekommen. Vielleicht werdet ihr sie eines Tages in einer Dokumentation zu sehen bekommen.
Sie waren in die Entwicklung von Jabbas Hofstaat und den Ewoks stark eingebunden. Haben Sie einen Favoriten?
Mehrere sogar, darunter den Yuzzum. Phil Tippett hat die Kostüm- und Maskenproduktion in San Rafael bei ILM geleitet. Die Ewoks wurden dort nur entwickelt. Den Bau der Kostüme und ihre Anpassung an die jeweiligen Schauspieler wurde dann unter der Leitung von Stuart Freeborn erledigt. Jabba wurde von Tippett entwickelt und von Freeborn gebaut.
Wie sehen Ihre Erinnerungen hinsichtlich der Kulisse der Segelbarke oder dem Dreh in den Redwood-Wäldern aus?
Man sagte uns, die Barke sei das größte Filmset, das je in Kalifornien gebaut worden war. Allein die erste Holzladung kostete uns 100.000 US-Dollar. Die erste Ladung Nägel wog knapp 5 Tonnen. Und so ging das fröhlich weiter. Wenn Wind aufkam, mussten wir die Segel einziehen und das ganze Set abdecken, sonst wäre es zerstört worden. Jeden Morgen musste eine Arbeitsmannschaft den Sand ersetzen, der in der Nacht von der Plattform geweht worden war. Vom höchsten Segel bis zum Grund der Sarlacc-Grube betrug die Distanz glatte 60 Meter.
Ein Jahr vor den Dreharbeiten, schickten wir ein Team zum Drehort in den Redwoods, um mit dem Bau der Ewokhängebrücken zu beginnen. Wir haben knapp 16000 Farne angepflanzt, und dann kam der Regen. Als wir ein Jahr später dort ankamen, um zu drehen, war alles sehr natürlich, unberührt und grün.
Gab es damals schon Pläne für die Ewok-Fernsehfilme oder die Serie?
Ja und nein. George mochte die Ewoks, vor allem Warwick Davis, der erst in letzter Minute dazustieß und dann die Hauptattraktion im Wald von Endor wurde. Wir sprachen damals darüber, etwas mit Warwick zu machen, aber an der Fernsehserie war ich nicht beteiligt.
Erinnern Sie sich an David Tomblins Return of the Ewok, den Kurzfilm, der während der Entstehung von Episode VI entstand?
Ja, und sowohl George, als auch ich waren vom Endergebnis sehr enttäuscht.
Die Rückkehr der Jedi-Ritter scheint sich gerade während der Schnittphase noch stark verändert zu haben. Ist das normal für einen Film, oder ist Krieg der Sterne da eine Ausnahme? Und welchen Einfluss auf die Endfassung hatten Sie?
Ich habe mit unseren drei Cuttern jeden Tag Stunden im Schneideraum verbracht und habe die Sequenzen koordiniert, an denen sie gerade arbeiteten. Außerdem habe ich unseren geschnittenen Film mit den Effekt-Cuttern bei ILM koordiniert. Ich habe mir dort täglich die Tagesaufnahmen angesehen. Auch George hat viele, viele Stunden bei der Verfeinerung, der Kürzung und der Veränderung des Schnitts zugebracht. Er liebt es, Filme zu schneiden. Als Produzent hat man natürlich Kommentare und Vorschläge, und George war diesen gegenüber immer sehr offen.
Stimmt es, dass das Originalmaterial für die Raumschlacht neu gedreht werden musste, weil George Lucas den Filmschnitt veränderte?
Nicht ganz. Die Storyboards und das fertige Drehbuch für die Raumschlacht und die Kämpfe wurden erst angefertigt, als wir nach den Dreharbeiten aus London, Buttercup Valley und Crescent City zurückkamen. ILM hatte da viele Elemente schon fertig, und nachdem die in den Film übernommen worden waren, hat ILM viele der Einstellungen neu gemacht und verbessert.
Es gab im Sommer 1984 Gerüchte, dass Sie für die Prequels nach Drehorten gesucht hätten. War an diesen Gerüchten jemals etwas dran? Und was halten Sie heute von den Prequels? Entsprechen Sie Ihren damaligen Vorstellungen?
Ich habe noch nie davon gehört, dass ich 1984 Drehorte für die Prequels gesucht haben soll. Ich glaube, das ist kompletter Unsinn. An etwas Derartigem war ich jedenfalls garantiert nicht beteiligt, und ich habe auch noch nie davon gehört. George hatte immer gesagt, dass es nach der Fertigstellung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter einige Jahre lang keine weiteren Episoden geben würde. Zu der Zeit, als George drei Trilogien machen wollte, verglich er die erste Trilogie, die er gedreht hatte, mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Folgetrilogie hätte dem Dritten Weltkrieg entsprochen, und die Episoden 1, 2 und 3 dem Ersten Weltkrieg. Bei diesem Vergleich bezog er sich auf die enthaltene Technik und das Aussehen der Raumschiffe. Erst während der Vorproduktion von Die Rückkehr der Jedi-Ritter verschwand der Gedanke von 9 Episoden. Und die ersten drei Episoden haben uns nun den Vierten Weltkrieg gezeigt, nicht den Ersten.
In den 1980ern gab es außerdem viele Aussagen, dass die Episoden 7 bis 9 kommen würden - und Ende der 70er hatten sowohl Lucas, als auch Gary Kurtz eine 12teilige Reihe erwähnt - mit Mark Hamill als General Luke Skywalker. Gab es jemals eine faktische Grundlage für diese Aussagen, und waren Sie jemals an der Entwicklung einer Handlung für diese Filme beteiligt?
Von 12 Filmen habe ich nie etwas gehört, nur von den 9 Filmen, von denen ich schon gesprochen habe. Es gab zu keinem Zeitpunkt Handlungsdiskussionen für die Episoden 10 bis 12.
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Die Rückkehr der Jedi-Ritter ist inzwischen über 25 Jahre alt. Was halten Sie rückblickend vom fertigen Film? Hat er Ihre Erwartungen erfüllt? Und hätten Sie damals erwartet, dass die Saga noch so lange so beliebt bleiben würde?
Ich bin recht stolz auf den fertigen Film, und ich habe in der Tat geglaubt, dass er mehrere Generationen überdauern würde. Ich fand, die etwas verbesserte Version, die einige Jahre danach herauskam, war nicht wirklich nötig.
Sie waren an einigen Dokumentarfilmen über die Saga beteiligt, so Classic Creatures: Return of the Jedi und From Star Wars to Jedi: The Making of a Saga. In dieser zweiten Doku war, für die damalige Zeit, sehr seltenen Filmmaterial zu sehen: Hans Treffen mit Jabba in Neue Hoffnung. Gab es während Ihrer Zeit bei Lucasfilm bereits Pläne, das Material wieder in den Film aufzunehmen? Ich frage, weil es in der gleichen Doku ein Storyboard gibt, das zeigt, wie der Originalschauspieler von Jabba durch eine Stop-Motion-Figur ersetzt, und daneben sitzt Salacious Crumb.
Ich erinnere mich an nichts dergleichen. Ich schätze, das wurde nach der Nachbearbeitung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter für die Doku gemacht.
Wann und wieso haben Sie Lucasfilm verlassen?
Ein Jahr nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter meinte George, dass es mehrere Jahr lang keine weiteren Produktionen geben würde und ich das Büro schließen solle. Das habe ich dann getan, das Produktionsbüro schloss seine Pforten, und ich fand, es wäre Zeit nach Los Angeles zurückzukehren, um meine Karriere fortzusetzen und am Puls der Film-Zeit zu bleiben. Sobald George wieder loslegte, wollte ich zu ihm zurückgehen, und wir haben darüber geredet, dass ich für Die Abenteuer des jungen Indiana Jones 18 Monate in Europa arbeiten solle, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt drei kleine Kinder, und ich wollte sie weder mitnehmen, noch mich so lange von ihnen trennen. Also habe ich abgelehnt und vorschlagen, er solle doch einen europäischen Produzenten anheuern, wenn er dort seine Folgen drehen will. Und das hat George dann auch getan, und die Produktion lief weit länger als nur 18 Monate.
Haben Sie die Überarbeitungen von Die Rückkehr der Jedi-Ritter aus den Jahren 1997 und 2004 gesehen? Wie haben Sie ihnen gefallen? Waren Sie an ihrer Produktion beteiligt? Gibt es noch etwas, das aus Ihrer Sicht noch verbessert werden könnte?
Nein, wie ich schon sagte, ich hatte damit nichts zu tun. Und ein Film, ein Gemälde oder ein Auto kann man immer und immer wieder verbessern. Das ist allerdings nicht nach meinem Geschmack. Bei Krieg der Sterne ist es vielleicht nicht so, aber ich habe andere Arbeiten gesehen, die durch ewiges Überarbeiten ruiniert worden sind.
Wie würden Sie Ihre Krieg der Sterne-Erfahrung und Ihre Arbeit für Lucasfilm mit Ihren Hollywood-Projekten wie Demolition Man vergleichen?
Lucasfilm war eine Familie. Hollywood ist kälter, kalkulierter. Das nimmt Einfluss auf den Filmemacher. Ich bin fest davon überzeugt, dass erfolgreiche Filme nicht von Studio-Ausschüssen, sondern von einem oder zwei kreativen Einzelpersonen gemacht werden.
Was halten Sie vom Hollywood dieser Tage verglichen mit dem Hollywood, in dem Sie angefangen haben?
Ich habe als Regieassistent an Camelot angefangen, das war 1967. Jack Warner, der Studiochef, war ein Produzent. Wenn ihm ein Schauspieler Ärger gemacht hat, hat Jack ihn gefeuert. Wenn ein Agent Probleme gemacht hat, wurde er aus dem Studio geschmissen. Jack Warner war der Boss, und die Leute haben respektiert. Heute machen 400-Kilo-Monstergorillas Produzenten wie mir Ärger. Bei Lucasfilm gibt es so etwas nicht.
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Sie haben inzwischen Ihre eigene Produktionsfirma, Magic Lantern. Was steht bei Ihnen als nächstes auf dem Programm? Und auf was freuen Sie sich davon besonders?
Es gibt momentan so einige Projekte, die ich gerne machen würde. Einige davon wären allerdings keine Studiofilme, weil sie keine ausreichende Zielgruppe haben. In Hollywood einen Film zu drehen, ist sehr schwierig. Außerdem, und das habe ich erst sehr spät gelernt, geht es nicht darum, was ich mag, sondern darum, was sich verkaufen lässt.
Herr Kazanjian, vielen Dank für dieses Gespräch.
Fazit: Scheint, als habe Kazanjian, der schon eine ganze Menge Bücher über die Filmwelt geschrieben hat, momentan ein weiteres in der Mache, in dem er all die Dinge, über die er hier nichts sagen will in aller Ausführlichkeit zum Besten gibt.
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