Das Marin Independent Journal, eine Zeitung aus George Lucas' Heimatcounty Marin, berichtete unlängst über die jüngsten Pläne des Filmvisionärs, sein Hauptquartier rings um die Skywalker-Ranch zu erweitern:
Filmemacher George Lucas hat beantragt, auf der früheren Grady-Ranch in Lucas-Valley ein über 24.000 Quadratmeter großes Gebäude zu errichten, welches ein digitales Filmstudio und weitere Einrichtungen beherbergen soll.
Die eingereichten Pläne sehen ein Missionsgebäude im Stil der St. Vincent Knabenschule vor, mit 26 Meter hohen Türmen. In dem Gebäude sollen Verwaltungsbüros, ein Restaurant, ein Einkaufsmarkt, ein Weinverkostungsraum, Vorführräume, ein Kostümlager, Garderoben, 19 Gästesuiten und eine Tiefgarage untergebracht werden. Für den Bau müssten über 170.000 Kubikmeter Erde bewegt und ein Hügel für die Anlage eines Weinbergs aufgeschüttet werden.
Das Projekt ist Teil eines Gesamtplans, der 1996 vom County einstimmig genehmigt wurde. Dem Plan zufolge ist Lucas ermächtigt, Anlagen in einem Gesamtumfang von etwa 42.000 Quadratmetern auf der knapp 4 Quadratkilometer umfassenden Grady-Ranch und in einem Umfang von 17.000 Quadratmetern auf der nahegelgenen Big Rock Ranch zu errichten. Der Big-Rock-Komplex wurde 2002 fertiggestellt, doch auf der Grady-Ranch tat sich bisher nichts.
In einem Brief an das County schrieb Nona Dennis, die Vorsitzende des Naturschutzsbunds von Marin: "Die Vorschläge von Lucasfilm sind äußerst umfassend und verlangen deshalb nach gleichermaßen umfassenden Umgestaltungsarbeiten. Die Anlage wird zu erhöhten Verkehrszahlen auf der Lucas-Valley-Road führen und stellt einen ästhetischen Eingriff in die Landschaft dar." Besonders die geplanten Türme stießen bei ihr auf massive Ablehnung.
Im Namen ihrer Organisation hat Dennis die Raumplanungsagentur des Countys aufgefordert, von Lucas einen neuen Umweltverträglichkeitbericht für sein Projekt einzufordern. Die verantwortlichen Stellen der Countyverwaltung sind jedoch nicht sicher, dass ein solcher Bericht notwendig ist, da eine derartige Studie bereits für den Gesamtplan angefertigt wurde.
Thomas Forster, der frühere Leiter von Skywalker-Properties, der Immobiliengesellschaft von Lucas, die das Studio bauen würde, erklärte dazu, die Türme sollten der "Verschönerung des Gebäudes" dienen.
"George hat in der Vergangenheit unglaublich schöne Anlagen entworfen und gebaut, zuletzt die Big-Rock-Ranch.", sagte Forster.
Seiner Ansicht nach sei ein neuer Verträglichkeitsbericht zudem nicht vonnöten, da sich seit der Erstellung der Umweltstudie für den Gesamtplan wenig geändert habe.
Die Verkehrszahlen in Marin könnten inzwischen jedoch gefallen sein, nachdem die Unternehmensberatung "Fair Isaac" ihre Geschäfte großteils aus dem County verlagert und das Softwareunternehmen "Autodesk" seine Produktion in San Rafael zurückgefahren habe. Dem Gesamtplan zufolge, sollen maximal 340 Beschäftigte auf der Grady-Ranch arbeiten.
Lucas ist seit der Genehmigung des Gesamtplans nicht untätig geblieben. Er hat auf dem früheren Militärstützpunkt Presidio in San Francisco einen beinahe 80.000 Quadratmeter großen Komplex errichtet und bereits 2005 viele seiner Angestellten dorthin verlagert. Forster erklärte, dass Teile des Presidios derzeit vermietet seien und die Big-Rock-Ranch, ein Multimedia-Bürogebäude, in dem ein Trickunternehmen und die George-Lucas-Bildungsstiftung untergebracht sind, nur teilweise genutzt werde. Dennoch werde die neue Anlage auf der Grady-Ranch gebraucht.
"Grady gibt uns das, was wir in Marin im Moment nicht haben: Ein digitales Produktionsstudio für echte Dreharbeiten, einige große Räume, um digitale Blue- und Green-Screen-Arbeit zu erledigen.", sagte Forster.
Lucasfilm hatte früher derartige Anlagen in einigen Gebäuden in San Rafael, doch mit der Verlagerung vieler seiner Angestellten ins Presidio wurden diese Gebäude verkauft. Marin County nutzt mehrere von ihnen inzwischen für seinen Gesundheits- und Wohlfühlcampus.
Forster zufolge hätte Lucas dem genehmigten Gesamtplan nach auch dem Umbau der Grady-Ranch noch das Recht, dort weitere Gebäude zu errichten.
"Das ist aber Zukunftsmusik.", erklärte er. "Wir haben dafür noch keinen Zeitplan."
Er wies darauf hin, dass Lucas dem County im Rahmen des Gesamtplans über 3 Quadratkilometer Land zur öffentlichen Nutzung übertragen und dem Marin Agricultural Land Trust weitere 16 Quadratkilometer zu ihrem dauerhaften Schutz treuhänderisch überantwortet habe.
Die Countyverwalterin Susan Adams, zu deren Bezirk das Lucas-Valley gehört, gehörte dem Countyrat noch nicht an, als dieser den Gesamtplan genehmigte. Sie bezweifelt, dass das County das Projekt jetzt noch stoppen könnte, wenn es dies denn wollte.
"Wenn sich jemand dem Antragsprozess unterzieht und das Recht erhält, auf seinem Grund und Boden einen Gesamtentwicklungsplan umzusetzen, bleibt diese Genehmigung an den Grund und Boden geknüpft, wenn derjenige sich an die Regeln hält.", erklärte Adams.
Was die Beantragung eines neuen Umweltverträglichkeitsberichts betrifft, sagte Adams: "Ich weiß darüber nichts. Ich überlasse das den Entwicklern und den Rechtsexperten. Alles, was ich bisher zu Gesicht bekommen habe, sind frühe Konzeptstudien."
Adams erklärte, sie hätte von besorgten Anliegern gehört, die fürchteten, die Entscheidung könne bereits gefallen sein. Wie mehrere seiner Nachbarn hat auch Carl Fricke, ein Bewohner des Lucas-Valley, anonyme Briefe erhalten, in denen vor dem Projekt gewarnt würde. Die Briefe seien mit "ein besorgter Bürger" unterzeichnet.
"Lucasfilm will im Lucas-Valley eine 50.000 Quadratmeter große 'Hollywood'-Anlage bauen.", meinte Fricke, der sich fragt, woher angesichts der anhaltenden Dürre im ganzen Bundesstaat das Wasser für das Projekt kommen soll.
Steven Rule ist Mitglied des Verbands der Hausbesitzer von Lucas-Valley und erklärte, dass der Verband bei seiner nächsten Sitzung am 20. Mai über das Projekt beraten werde.
"Lucas ist über die Jahre hinweg meist ein guter Nachbar gewesen.", erzählte Rule. "Aber ich bin sicher, einige werden dafür sein und einige dagegen."
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