Die offizielle Seite hat ein Interview mit KotOR-Autor John Jackson Miller veröffentlicht, in dem dieser sich zum Start des Vector-Projekts äußert:
Die Vector-Geschichte ist die erste unter allen Krieg der Sterne-Comicgeschichten, in der es so etwas wie ein "Cross-Over" gibt. Hat das etwas mit den kürzlich erschienen Geschichten um den Bürgerkrieg bei Marvel oder 52 bei D.C. zu tun oder mit anderen ähnlichen Projekten?
Stil- und Handlungskreuzungen gibt es schon seit langer Zeit. Am Anfang brachte Marvel einen Krieg zwischen den Rächern und Verteidigern. Das was eine große Sache. Das ganze Konzept der Superheldenteams - der Gerechtigkeitsliga zum Beispiel - war eine Art Cross-Over, mit all diesen verschiedenen Figuren. Richtig los ging es mit den großen Cross-Overn der 1980er, wo es galt, alle Figuren im Auge zu behalten, um immer zu wissen, wo sie gerade waren. Marvel hatte seinen Geheimen Krieg und D.C. seine Krise der Parallel-Erden. Beide Geschichtszyklen sollten Großereignisse sein, und der Clou war, daß die laufenden Heftreihen und Bücher gleichzeitig auf den Markt kamen.
Wenn man aus diesen Erfahrungen also Schlüsse ziehen will oder Fehler finden möchte, die man nicht wiederholen sollte, dann ist diese Gleichzeitigkeit einer der möglichen Problemfälle, denn die Cross-Over-Ereignisse und die normalen monatlichen Reihen hatten häufig nichts miteinander zu tun. Im Fall des Geheimen Krieges, scheiterte das Projekt daran.
Während die Heftreihe aber weiterlief.
All diese Superhelden verschwanden in den Geheimen Krieg, und als sie zurückkamen, hatte Spiderman ein neues Kostüm und die Zusammensetzung der Fantastischen Vier hatte sich geändert. All das änderte sich, während die Heftreihe noch acht oder neun Ausgaben zu laufen hatte, es gab also einen Zeitsprung, und das war sehr seltsam.
Wenn man sich dann die 90er und die neuen Cross-Over ansieht, sieht man, daß die Entwickler Konzepte entwickelt haben, um die Geschichten parallel zum Laufen zu bekommen. Was in einer Ausgabe passiert korrespondiert mit dem dazugehörigen Heft der jeweiligen laufeden Reihe. Das ist natürlich eine komplizierte Sache, weil es ab un zu vorkommt, daß eine Ausgabe zu spät herauskommt.
Und ich glaube, daß [Dark Horse-Herausgeber] Randy [Stradley] genau das vermeiden wollte, als er die Idee entwickelte, eine Geschichte zu bringen, die durch alle vier laufende Reihen hindurchgeht, aber nicht gleichzeitig, weil es vier verschiedene Zeitperioden betrifft und sich damit auch die Veröffentlichung nicht überschneidet.
Wir haben also eine Geschichte, die in 12 Heften erzählt wird, aber es sind nicht die Hefte Januar bis April aller vier Reihen.
Es ist also eine Art Staffellauf.
Genau, so ist es. Ein Staffellauf. Ich strenge gerade mein Hirn an, um an etwas Ähnliches zu denken, das es im Comicbereich schon einmal gab. Der ganze Sinn der Cross-Over war in der Vergangenheit der, die Leser förmlich dazu zu zwingen, die anderen Hefte zu kaufen, die im gleichen Monat herauskamen. Das wollten wir aber nicht, sondern wir wollten den Lesern ein Verständnis für die verschiedenen Reihen und ihre unterschiedlichen Epochen und Stiltypen vermitteln.
Deshalb bin ich mir nicht sicher, daß man Vector als Cross-Over bezeichnen sollte. Es ist eher ein "Cross-Through", eine Geschichte, die sich wie ein Wasserfall von einer Zeitepoche in die nächste ergießt. Und deshalb ist es interessant.
Die Herausforderungen waren entsprechend vielseitig. Wir hatten vier Zeitperioden und mußten unsere Geschichte erzählen, ohne die Regeln, denen das Universum unterliegt, zu brechen. Wir wollten dem Ganzen ein emotionales Gewicht geben, also keine Geschichte der Marke "Zayne Carrick verliert seinen Schlüssel und Luke Skywalker findet ihn Jahre später unter Jabbas Sofa". Es sollte eine große Geschichte mit einzelnen Teilbereichen geben. Das auszuknobeln, hat uns ein gutes Jahr gekostet.
Sie hatten die Ehre und das Problem, den Anfang machen zu müssen. Oder dürfen.
Es war wie beim Baseball, und ich war der erste Schlagmann. John Ostrander und Jan Duursema müssen das Spiel am Ende nach Hause bringen. Unsere beiden Kapitel - Knights of the Old Republic und Legacy - bilden den Rahmen der Geschichte. Mick Harrison und Rob Williams - also Dark Times und Rebelion - haben wir zeitweise dazugeholt, um Details zu diskutieren, aber es schien uns zu Beginn wichtiger, den Anfang und das Ende der Geschichte zu entwickeln.
Als wir dann zur großen Handlungskonferenz zusammenkamen, haben wir uns dann hauptsächlich mit meinem Kapitel beschäftigt. Ich habe im Laufe des Jahres mehrere Entwürfe geschrieben. Ein Punkt, der uns wichtig war, war der, daß es nicht nötig sein sollte zu wissen, was in jeder einzelnen Serie genau los ist, um das jeweilige Kapitel zu verstehen.
Das, was in Knights of the Old Republic bisher passiert ist, ist wichtig für Vector. Ein regelmäßiger Leser von KoTOR wird Vector lesen und wissen, wo diese Figuren sind und wer sie sind. Gleichzeitig wollten wir den Lesern mit Vector aber auch fpr jede Reihe etwas Neues bieten. Es sollte nicht so sein, daß dieses Cross-Over einfach mitten in der Reihe anfängt. Wer sich meine ursprünglichen Versionen ansieht, wird darin sehr viel mehr Bezüge zur laufenden Reihe finden, die hätten erklärt werden müssen. Wir haben uns dann entschieden, einige dieser Verknüpfungsgedanken nicht weiterzuverfolgen.
Heißt das, es gibt in der KotOR-Geschichte jetzt einen Bruch?
Zwischen den Ereignissen in Heft 24 und 25 liegt ein Monat. Die Entscheidung, einen Monat zu überspringen, wurde erst später getroffen. In Heft 24 haben wir gerade den Höhepunkt ein Reihe wichtiger Ereignisse im Leben von Zayne Carrick und der Bewohner von Taris erreicht. Wir haben eine Widerstandsbewegung, die von einem Überraschungsangriff von Cassus Fetts Mandalorianern besiegt zu werden droht. Zayne hat sich gerade mit einer alten Freundin versöhnt, die glaubte, er habe ihren Bruder getötet. All das ist gerade erst passiert, und ich wollte zunächst all diese Handlungsfäden wieder aufnehmen, um zu zeigen, was am Morgen danach passiert. Dann habe ich gemerkt, daß das zuviel wird. Während wir unsere Geschichte entwickelten, haben wir uns deshalb mehr und mehr angesehen, welche Probleme und Handlungsteile wir in Rückblicken und Andeutungen erledigen konnten.
Dabei stellten wir fest, daß es viel besser funktioniert, wenn wir einen Monat nach vorne springen, weil dadurch eine Reihe von Rätseln auf den Leser, gerade auch auf den regelmäßigen Leser zukommt. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Der Leser weiß, daß Cassus Fett einen Überraschungsangriff durchgeführt hat, während Zayne und seine Freunde seine Basis überfielen. Es gibt eine Reihe von Fragen über das, was all diesen Leuten passiert ist. Zaynes Freunde haben im Orbit auf ihn gewartet. Jetzt sind sie fort. Wo sind sie? Wieso haben sich Zayne und Gryph wochenlang in den Elendsvierteln verlaufen? Wer das Videospiel kennt, weiß, daß das kein Ort für einen Ausflug ist.
Das ist eine der Sachen, die wir erfahren haben, als wir weitergingen. Wir wollten, daß unsere Geschichte ein wichtiges Ereignis im Leben all dieser Figuren und der Galaxis und dieser Zeitperioden ist. Wir wollten, daß die Leute zwar ohne Vorwissen einsteigen können, aber auch, daß die Geschichte flüssig von einer Reihe zur nächsten fließt. Wenn jemand den Anfang von Vector liest, wollen wir nicht diese kleinen Sachen machen, die in Comics nicht mehr verwendet werden, die kleinen Kästchen, in denen steht: "Dies und jenes ist in Heft 24" passiert, kauft es euch jetzt!" Stattdessen wird es so sein, daß jemand in Flashpoint vielleicht ein Ereignis erwähnt, wir aber nicht sagen werden, was genau dieses Ereignis war. Wer das wissen will, muß sich die jeweilige Heftausgabe besorgen.
Was mich an das erste X-Men-Heft erinnert, das ich mir je gekauft habe. Ich war ein Teenager, und es war Heft 155. Ich habe das nie vergessen. Einige Figuren reden über etwas, sie haben einander seit Monaten nicht gesehen, und einer sagt: "Was ist mit Jean Grey passiert? Wo ist sie? Ich habe sie nicht gesehen." Die andere macht ein trauriges Gesicht, und im Obertitel steht: "Und noch einmal wird die Geschichte des Dunklen Phoenix erzählt". Und das war's! Sie sagen nicht, was los war. Da war mir klar, daß ich mir die früheren Hefte kaufen mußte, weil dieses Ereignis ständig erwähnt, aber nie erklärt wird, es aber offensichtlich wichtig für die Figuren ist.
Wenn wir uns auf Serreco beziehen, und daß die Mandalorianer den Planeten bombadiert haben, während Zayne Carrick versucht hat, alle Leute zu evakuieren, müssen wir das nur erwähnen. Wir müssen keinen Wochenschaubericht dazu bringen. Darum geht es. Wir wollen, daß sich unsere Leser für diese Figuren so begeistern, daß sie weiterlesen und außerdem, daß sie sich für die Geschichte der Figuren so sehr interessieren, daß sie sich auch die bisherigen Sammelbände besorgen.
Beeinflußt das den Zeitpunkt und Ort des Aufritts von Figuren?
Gegen Ende des zweiten Jahres von Knights of the Old Republic hatten wir eine ziemlich große Gruppe von Figuren. In vieler Hinsicht ist KotOR schon lange eine Gemeinschaftsaufgabe. Etwas, das wir zusätzlich zu unserem monatlichen Zeitsprung getan haben, ist, die Figuren auf zwei zu reduzieren - Zayne und Gryph -, um neue Leser nicht mit einer riesigen Gruppe von Personen abzuschrecken. In Heft 25 wird Zayne vom Geheimbund gejagt, aber was die Helden angeht, gibt es nur Zayne und Gryph.
Reden wir über neue Figuren wie Celeste Morne.
Celeste ist eine Agentin des Geheimbunds, das sind die Jedi, die glauben, daß der Rat der Jedi nicht in der Lage ist, die Sith zu jagen und aufzuhalten. Wer das Videospiel kennt, weiß, da es Unstimmigkeiten zwischen dem Jedi-Rat und Revans Gruppe gibt, wobei Revan die Jedi gegen die Mandalorianer führen möchte. Es gibt aber auch eine geheime Gruppe unter den Jedi, die von mächtigen Sehern angeführt wird, welche in der Lage sind, mit erstaunlicher Treffsicherheit in die Zukunft zu blicken. Ihre Hauptsorge sind die Sith. Sie glauben, daß die Invasion der Mandalorianer nur ein Nebenschauplatz ist. Die Sith sind das eigentliche Problem, und der Geheimbund hatte eine Vision über Zayne Carrick, die dazu führte, daß er in der Reihe nun ein Flüchtling ist.
In Vector erfahren wir jetzt von einer anderen Aufgabe des Geheimbunds. Die Sith haben in der Galaxis eine Menge Artefakte hinterlassen, Überbleibsel ihres Goldenen Zeitalters. Ab und an findet jemand so ein Artefakt, und der Geheimbund will, daß das aufhört. Er will nicht, daß es alte Sith-Holocrone gibt und daß Leute wie Exar Kun die verlorenen Geheimnisse der Vergangenheit entdecken und studieren.
Der Jedi-Orden sorgt zwar auch dafür, daß derartiges Material gefunden und sicher weggeschlossen wird, aber der Geheimbund stellt den Jedi in diesem Punkt kein gutes Zeugnis aus. Also hat der Geheimbund einen Haufen Geld gesammelt, um diese Aufgabe zu übernehmen. An der Spitze der Organisation steht das Haus Draay, mit Millionen und Abermillionen von Credits. Sie haben sich eine eigene Jedi-Einsatztruppe aufgebaut, mit der Sache ergebenen Jedi, die zudem offiziell gar nicht existieren. Sie werden für tot gehalten oder sind sonst aus dem System gestrichen worden. Der Geheimbund nennt diese Jedi seine Schatten. Einer dieser Schatten ist Celeste Morne.
Das spiegelt gewissermaßen Episode II, wo Dooku seinen eigenen Weg geht und glaubt, das Richtige zu tun.
Jeder fragt mich, wann die Angehörigen des Geheimbunds der Dunklen Seite verfallen werden. Die Frage, die sich eigentlich stellt, ist aber: Kann man der Dunklen Seite verfallen, wenn man glaubt, das Richtige zu tun? Natürlich gibt es auf diese Frage viele Antworten. Am Ende wird die Geschichte sicher eine Antwort bieten. Letztlich kommen wir auf Ben Kenobi zurück, der meinte, daß viele der Wahrheiten, an die wir uns klammern, von unserem persönlichen Standpunkt abhängig sind. Das ist Celestes Rolle in der Geschichte. Am Anfang sucht sie das Artefakt, das Lucien und die anderen Geheimbund-Meister - Zaynes Lehrer - überhaupt erst nach Taris geführt hat.
Das hat wiederum mit der Geschichte von Taris zu tun, die wir uns vorher nie genauer angesehen haben. Wir kommen in die Elendsviertel und treffen dort auf die Rakghouls und andere Gestalten, die dort unten hausen. Außerdem haben die Mandalorianer den Planeten angegriffen, wenn das auch keine traditionelle Invasion ist. Die Armee geht nicht einfach von Osten nach Westen durch eine Stadt, sondern mußte sich von Oben langsam nach Unten durchkämpfen. Jetzt haben sie die Unterstadt hinter sich gelassen, und wir stellen fest, daß sie sich für das gleiche Ding interessieren, das auch die Jedi wollen.
Ich habe mir die Übersicht über die nächsten Teile von Vector in Knights of the Old Republic angesehen... eine Eiswelt mit schrecklichen mutierten Ungeheuern, die überall auftauchen. Das las sich alles sehr wie John Carpenter, oder bilde ich mir das nur ein?
Nun, die Titelbilder für diese Hefte wurden ja bereits veröffentlicht. Was man darauf sieht, ist die Welt vor meiner Haustür [in Wisconsin]: Überall Eis. Hoth sieht aus wie die russische Steppe, nur mit Schnee bedeckt. Und wo es auf Hoth hauptsächlich um Schnee geht, geht es auf diesem Planeten in Vector um Eis. Etwas wie Grönland, überall sind riesige Eisschichten. Man sieht diese geologischen Blöcke, die sind groß, sie sind dick, sie beherrschen die Landschaft. Für uns bietet sich damit die Gelegenheit, eine tolle Kulisse daraus zu machen. Es ist eine isolierte, abgelegene und klaustrophische Gegend am Ende der Welt.
Der Grund, wieso wir dorthin gehen und nicht auf Taris bleiben, ist, daß es auf Taris ständig dunkel ist. Wir wollten das absolute Gegenteil davon. Wenn man die Reihe regelmäßig liest, sieht man, daß die letzten drei Hefte in den Elendsvierteln in dunklen, tristen Farbtönen gehalten waren, von etwas Feuer hier und da mal abgesehen. Überall herrscht dieses postindustrielle Elend, alte Fabriken, alte Gebäude. Der neue Planet bietet das genaue Gegenteil: Jetzt zeigen wir die Figuren im hellen Licht des Tages.
Das ist, denke ich, eine wirklich interessante Geschichte. Ich habe die nächste Geschichte nach Vector schon fertiggeschrieben, um sicherzugehen, daß alles, was in Vector geschieht, auch ernsthaft in die Zukunft hineinfließen kann. Es geht hier also nicht darum, daß Zayne am Ende bloß ein anderes Kostüm anhat. Am Ende von Vector bereiten wir die Bühne für das dritte Jahr der KotOR-Reihe. Und das ist es auch, was die anderen Autoren als Ziel gesetzt bekommen haben. Vector ist kein Umweg.
Vector wird Konsequenzen haben.
Ein regelmäßiger Leser der Reihen wird in Vector etwas finden, das er nicht umgehen kann. Man muß die anderen Kapitel nicht lesen, aber wir glauben, daß Ihr es genießen werdet, wenn Ihr es tut.
Eine Vorschau auf Vector gibt's hier.
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