In Ermangelung echter Nachrichten greifen wir heute einen Bericht der offiziellen Seite auf, in welchem Force Unleashed-Macher Haden Blackman einige der neuen Techniken beschreibt, die zur Anwendung kommen, um The Force Unleashed wahrhaft zu einem Spiel der nächsten Generation zu machen:
Digitale Persönlichkeiten
Als bekannt wurde, daß Sam Witwer und Nathalie Cox die Hauptrollen in Star Wars: The Force Unleashed spielen würden, wurde häufig die Frage gestellt, was es eigentlich genau bedeuten würde, eine Hauptrolle in einem Videospiel zu übernehmen. Über die Jahre hat LucasArts eine Vielzahl von Techniken eingesetzt, um Schauspieler in Videospielen einzusetzen. Meist übernahmen die Schauspieler lediglich die Vertonung ihrer Rollen, während auf dem Bildschirm nur ihr animierter digitaler Widerpart zu sehen war. Mitte der 1990er waren daneben Videosequenzen sehr populär, so in Rebel Assaul II: The Hidden Empire und Jedi Knight, in denen Schauspieler, vollständig kostümiert und geschminkt, ihre Szenen vor einer Blue- oder Greenscreen aufnahmen, um in Zwischensequenzen in die Rolle ihrer Figuren zu schlüpfen. The Force Unleashed geht mit seinen Hauptfiguren einen anderen Weg, der aus LucasArts' einzigartiger Beziehung zu Industrial Light & Magic erwächst.
Wenn Darth Vaders Geheimer Schüler redet, wird man [in der englischen Version] Sam Witwers Stimme hören. Lächelt er oder runzelt er die Stirn, wird man Witwers Mimik sehen, wenn auch nicht unbedingt ihn selbst. Seine Darstellung wird stattdessen digital eingelesen und dann auf ein digitales Modell seiner selbst übertragen. Es ist genau wie man in Fluch der Karibik Bill Nighy in der Rolle des Davy Jones sieht, ihn selbst aber gleichzeitig auch nicht sieht. Für LucasArts ist dies eine neue Herangehensweise, welche das Besetzungsstadium für The Force Unleashed beeinflußt hat.
In früheren Spielen, in denen die Schauspieler lediglich mit ihrer Stimme präsent waren, war es egal, wie diese Schauspieler aussahen oder ob sie beim Sprechen eine ausdrucksstarke Mimik mitbrachten. Auch ihr Alter spielte keine besondere Rolle. Die Schauspieler übernahmn häufig die Vertonung von Figuren, die viel älter oder jünger waren als sie selbst. Manchmal war sogar das Geschlecht nur von nachgeordneter Bedeutung, im Gegenteil, der Einsatz von Schauspielerinnen für die Vertonung von Knabenrollen war früher an der Tagesordnung. Diesmal mußte von dieser alten Verfahrensweise Abstand genommen werden, sobald klar war, daß wir die Technik der Bewegungserfassung (engl.: Motion Capture) für Gesicht und Körper unserer Hauptfiguren einsetzen würden, um diese mit Leben zu erfüllen. Dies hatte auch Einfluß auf das Drehbuch des Spiels, das sich stark von Drehbüchern früherer Spiele unterscheidet. Die Zahl gefühls- und situationsbeschreibender Dialoge ist bei The Force Unleashed im Vergleich zu früheren Spielen drastisch reduziert worden, da mehr auf Blicken und Gesichtsausdrücke zurückgegriffen werden sollte. Spiele vergangener Spielegenerationen haben große Fortschritte bei der Animation und den Dialogen ihrer Figuren erzielt, doch die Spiele der neuen Generation werden ein nie dagewesenes Maß an Raffinesse in Punkto Gesichtsausdruck und Darstellung erreichen. Jetzt sagt ein Blick wirklich mehr als tausend Worte.
Dank der Zusammenarbeit mit Industrial Light & Magic (ILM) steht LucasArts an der Spitze der technischen Revolution. Die Erfahrungen und Einblicke, die ILM bei der Arbeit an Filmen wie Fluch der Karibik 2 gewonnen hat, sind wahrhaft bahnbrechend. Mithilfe neuer Techniken ist es möglich geworden, die Konturen und Texturen eines Gesichts einzulesen und bei der Erstellung eines digitalen Modells einzusetzen. Die Daten aus der Bewegungserfassung können bei der Animation dieses Modells zur Anwendung kommen. Der Hauptunterschied zwischen einem Film und The Force Unleashed besteht dabei in der Einzelbildrate: während ILM der hohen Filmauflösung Rechnung tragen muß, arbeitet The Force Unleashed mit Echtzeitanimationen und damit mit bis zu 60 Einzelbildern pro Sekunde.
Die Gesichter der digitalen Modelle bestehen aus Mischformstücken (engl. Blend Shapes), also Formstücken für bestimmte Teile des Gesichts wie die Augenbrauen, die Wangen, das Kinn und den Bereich rund um Nase und Augen. Durch Eingabe verschiedener Parameter für diese Formstücke ist es möglich, ein breites Spektrum an Gesichtsausdrücken und Gefühlen zu generieren. Diese Parameter können von zwei unterschiedlichen Datenarten beeinflußt werden: von manuell eingegebenen Daten, mit denen häufige Gesichtsausdrücke von Hand erzeugt werden oder mit Hilfe von Bewegungserfassungsdaten, für deren Aufnahme einem Schauspieler eine Reihe von Punkten auf das Gesicht aufgetragen werden, die dann von Spezialkameras in 3-D erfaßt werden können. Die Anordnung dieser Punkte wird auf das Computermodell übertragen und ermöglicht damit die Wiedergabe der schauspielerischen Darstellung am digitalen Modell. Häufig besteht die fertige Animation aus einer Mischung dieser beiden Animationstypen, um genau das gewünschte Endresultat zu erzielen.
Der Besetzungsprozeß
Die Besetzung der Hauptrollen begann in Zusammenarbeit mit einer Agentur, der kurze Übersichtsangaben über die Figuren, sowie Beispieldialoge übergeben wurden, die zwar nicht im fertigen Spiel auftauchten, aber als Richtwert für die Rollenanforderungen dienen konnten. Diese Dialoge umfaßten bewußt melodramatische Szenen, anhand derer die emotionale Bandbreite der Schauspieler überprüft werden sollte. Außerdem standen Konzeptzeichnungen der Figuren als Referenzmaterial zur Verfügung, obwohl es nur als glücklicher Zufall betrachtet werden kann, daß die am Ende engagierten Schauspieler den Konzeptbildern ihrer Figuren - dem Geheimen Schüler, Juno Eclipse, General Kota und Maris Brood - so ähnlich sehen. Während des Besetzungsprozesses wurde nämlich eine große Bandbreite von Schauspielern begutachtet, darunter auch solche, die weit jünger oder älter waren als ihre Rollen oder Schauspieler, die überhaupt nicht zu den Konzeptbildern paßten, den Spieleentwicklern aber interessant erschienen.
Als erster wurde Cully Frederickson für die Rolle des Generals Kota engagiert. Bei seinem Vorsprechen wurde sofort deutlich, wie ehrfurchtgebietend er allein schon durch seine körperliche Präsenz sein konnte - etwas, das in seinen Porträtfotos allein nicht deutlich geworden war. Dazu war er in der Lage, ein großes Spektrum an Gesichtsausdrücken abzudecken, und sein Gesicht selbst hatte eine für die Bewegungserfassung interessante Hauttextur. Als Frederickson zum Vorsprechen erschien, war er bereits völlig in seine Rolle vertieft und verunsicherte die Spieleentwickler dadurch. Es war nicht klar, ob es einfach sein würde, mit ihm zusammenzuarbeiten, doch seine Vielseitigkeit und Erfahrung überzeugten sie, und bald war klar, daß es großen Spaß machen würde, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Die Besetzung der Juno Eclipse war insofern schwierig, als daß die Rolle mehrmals beinahe vergeben wurde. Viele Bewerberinnen hatten die Energie und das Aussehen für die Rolle, doch niemand verkörperte so recht die Einstellung und Persönlichkeit eines imperialen Offiziers. Dafür gaben viele Schauspielerinnen der Figur eine Leidenschaftlichkeit, die ursprünglich gar nicht für die Rolle vorgesehen war. Die Spieleentwickler erkannten, daß sie Zugeständnisse machten, um die Rolle den Kandidatinnen anzupassen, da die Zeit knapp wurde und die Besetzung dieser immens wichtigen Rolle immer dringlicher wurde. Als Nathalie Cox auf den Plan trat, änderte sich dies: sie brachte die Integrität und das Auftreten mit, das von einem imperialen Elitepiloten zu erwarten war und hatte außerdem die Fähigkeit, ohne ein Wort ihre emotionale Verbindung mit dem Schüler zu zeigen. Außerdem sah Cox den Konzeptbildern von Juno Eclipse enorm ähnlich.
Bei der Besetzung von Darth Vaders Geheimem Schüler wurde Sam Witwer, dem Schauspieler, der am Ende die Rolle übernehmen sollte, das Leben besonders schwer gemacht. Witwer wurde von seinem Freund Dave Collins, dem Force Unleashed-Toningenieur, für die Rolle von Vaders Schüler ins Gespräch gebracht, was dazu führte, daß Witwer weit mehr zugemutet wurde als seinen Mitbewerbern, um jeden Verdacht auszuräumen, er sei nur aufgrund seiner Freundschaft genommen worden. Es sollte sichergestellt werden, daß der richtige Schauspieler die Rolle bekommen würde, deshalb verlief das Besetzungsverfahren besonders schonungslos. Am Ende war Witwer seinen Mitbewerbern dennoch um Längen voraus.
Zunächst war er ein Fan von Krieg der Sterne und legte seine Darstellung mit großer Umsicht und Liebe zum Detail an. Bei seinem Vorsprechen gab es so beispielsweise eine Szene, in der der Geheime Schüler auf dem Boden einer Meditationskammer sitzt und mit der Macht sein Lichtschwert zusammensetzt. Dabei wird er von einer anderen Figur unterbrochen, woraus sich ein Gespräch entwickelt. Für den ersten Teil dieser Szene gab es keine Handlungsanweisungen und keine Dialoge, also keine Hinweise, wie die Szene zu spielen wäre. Witwers Herangehensweise an diese Szene überraschte jeden: er machte einen Gesichtsausdruck, als bemühte er sich, sich etwas seit langem Vergessens wieder ins Gedächtnis zu rufen. Später erklärte Witwer seine Herangehensweise so: der Schüler ist anders als jeder andere Machtnutzer. Für andere stellt ein Zweikampf gegen einen mächtigen Gegner die größte Schwierigkeit überhaupt dar, doch für den Schüler liegt die wahre Mühe darin, inneren Frieden zu finden. Für ihn ist es am schwierigsten, sich zu konzentrieren und seine Kraft einzusetzen, um etwas Filigranes zu tun, beispielsweise den Bau eines Lichtschwerts allein mit der Kraft seiner Gedanken. Witwer kam zu diesem Schluß, ohne das Konzept von The Force Unleashed vollständig zu kennen und überzeugte damit. Jemand, der die Macht für gewöhnlich als Breitschwert einsetzt wird große Probleme haben, Situationen zu bewältigen, in denen ein Skalpell vonnöten ist. Daß Witwer seine Figur so sah wie die Spieleentwickler und bei seinem Vorsprechen sein Krieg der Sterne-Wissen, Leidenschaft und rationales Denken eingesetzt hatte, überzeugte alle, daß er der richtige für die Rolle war, da er seine Figur bereits verstanden und ihr Denken verinnerlicht hatte.
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