Der Phil-Tippett-Chat ist bereits seit vier Stunden vorbei, jetzt gibt's die Auswertung. Leider konnte Tippett nur eine Stunde bleiben, aber es hat sich trotzdem gelohnt.
Hier die interessantesten Punkte:
- 6 Sekunden (140 Einzelbilder) AT-AT-Material brauchten etwa 9 Stunden in der Herstellung. Die Szene, in der Lukes Schneegleiter unter dem einen Kampfläufer wegtaucht, um dann über den anderen zu fliegen brauchte allerdings einfach wenig, da Jon Berg die Grippe hatte.
- Sowohl bei Das Imperium schlägt zurück, als auch bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter war George Lucas derjenige, der in Sachen Nachbearbeitung die Fäden zog. Tippett sagt, er habe Irvin Kershner nach der Vor-Produktionszeit nicht mehr gesehen, bei Richard Marquand sah die Sache nicht viel anders aus, abgesehen davon, daß Tippett aufgrund seiner Arbeit an Jabba und anderen Figuren allgemein mehr mit den Dreharbeiten zu tun hatte.
- An der klassischen Trilogie hat Tippett die Arbeit an den Kampfläufern und Tauntauns am meisten gemocht, weil es die erste Gelegenheit war, Stop-Motion im Rahmen einer eigenen Abteilung auszuführen. Seit 1949 hatte es das nicht mehr gegeben, die Stop-Motion-Arbeiten der 50er und 60er liefen in einem viel kleineren Rahmen ab.
Vorher hatten die Effektleute hauptsächlich Fernsehwerbefilmchen gedreht und immer davon geträumt, endlich einen richtig tollen Kinofilm zu machen, aber keiner glaubte, daß es wirklich passieren würde. Am Ende sei es die Arbeit mit den George Lucasen, Steven Spielbergs und Paul Verhoevens, so Tippett, die die Arbeit wirklich lohnend mache.- Die Zeichentrick-Animatics für die Schlacht um Hoth war keine große Hilfe für die Effektarbeit. Sie halfen George Lucas allerdings beim Filmschnitt.
- An Episode III ist Tippett nicht beteiligt.
- Tippett wurde für die DVDs der klassischen Trilogie interviewt. Seinen Erinnerungen nach, so sagt er, sei es damals wie mit einem Haufen unbeaufsichtigter Kinder in einem Süßigkeitenladen gewesen, die von einem Künstler - George Lucas - zur bestmöglichen Arbeit motiviert wurden.
- Abgesehen von mißglückten Einstellungen, kann sich Tippett an keine AT-AT-Szenen erinnern, die es nicht in den fertigen Film - Episode V und VI - geschafft haben. Es gab allerdings eine Einstellung, in der Han Solo auf seinem Tauntaun auf das Eis hinausritt, um eine Art Sendemarkierung auszuwerfen.
- 1. SWU-Frage: Hat die Filmwelt Ihres Erachtens durch die digitalen Effekte eher gewonnen oder verloren?
"Es ist wirklich zu früh, um das zu sagen. Was wir hier erleben, ist zurecht, wie ich denke, als technische Revolution bezeichnet worden. Wenn so etwas passiert - wie es bei der Entwicklung zum Ton- und Farbfilm schon einmal war - dann sehen wir hier ein starkes Aufkommen von sich wiederholenden "Hey, seht euch an, was wir machen können!"-Produktionen, die die neuen Werkzeuge und Techniken auf die Probe stellen. Irgendwann wird das zum Standardwortschatz der Filmemacher werden. In die Richtung bewegen wir uns hoffentlich. Aber zur Zeit müssen wir diese riesigen aufgeblasenen Sommer-"Blockbuster" ertragen, und danach kommen wir vielleicht zurück zum Kern, zur Geschichte.
Oder vielleicht auch nicht."- Das große Problem mit der digitalen Technik sieht Tippett darin, daß kreative Köpfe ohne Erfahrung mit der wirklichen Welt ausschließlich in der digitalen Welt arbeiten. Diesen Leuten empfiehlt Tippett, durch Zeichnungen, Bildhauerei oder ähnliche klassische Kunstformen den Kontakt zur wahren Welt wiederzuerlagen.
Für Tippett ist der Computer hauptsächlich ein Verbesserungswerkzeug, das es ihm erlaubt, bestimmte Einstellungen zu verfeinern und Fehler auszumerzen, die mit Stop-Motion allein nie hätten verbessert werden können.
Was nun die Zukunft der digitalen Effekt angeht, so geht Tippett - als Nicht-Mitglied der Gemeinschaft digitaler Effektemacher - davon aus, daß es in Richtung künstliche Intelligenz gehen wird. Der Teil ist für ihn allerdings eine "bizarre Wissenschaft".- Über die Effekte der Herr der Ringe-Verfilmung sagt Tippett, daß er sie so spektakulär fand, daß er vor lauter Begeisterung eingeschlafen ist. Er vergleicht das mit den Symphonien am Ende des 19. Jahrhunderts. Da hatte diese Kunstform, so sagt er, schon bessere Tage gesehen. Spektakel auf Spektakel zu setzen, führe am Ende zu viel Lärm und einem großen Getöse.
In den 70ern habe man fliegende Logos machen können, also machte jeder fliegende Logos. Dann sei die Zeit der Morpheffekt gekommen, und nun eben die der Spektakel.
Gollum fand er allerdings richtig gut gemacht.- Für Leute, die gerne mal versuchen wollen, mit Knete oder ähnlichem Material Stop-Motion-Animationen zu erstellen, hat Phil Tippett 2 Tips parat:
1. macht die Scheinwerfer nicht zu heiß, sonst schmelzen eure Figuren (o.ä.) einfach weg.
2. tragt das Knetmaterial am besten auf ein Drahtgitter auf, das macht die fertigen Objekte haltbarer.- 2. SWU-Frage: Auf der kürzlich abgehaltenen Jedi-Con, sagte Ian Liston (Wes Janson), weder er, noch seine Pilotenkollegen hätten bei Episode V gewußt, wofür sie eigentlich kämpften.
Kannten Sie die Geschichte von Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter, während Sie an den Filmen arbeiteten?Ja, ich habe das Drehbuch gelesen, was hilfreich war. Ich mußte in diesen geheimen Raum gehen und hatte zwei Stunden Zeit, um das Drehbuch zu lesen. Ich bin ein langsamer Leser, also dachte ich dauernd, "oh Gott... ich werde nur die Hälfte schaffen..."
Ich fand aber heraus, daß im Raum nebenan Harrison Ford das Drehbuch diskutierte. Die Wände waren sehr dünn, und ich ertappte mich dabei, wie ich Ford zuhörte, der versuchte, eine größere Rolle für sich auszuhandeln. Das Drehbuch für Rückkehr der Jedi-Ritter habe ich damals deshalb nicht zuendegelesen.
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