DIE GROSSE ERNÜCHTERUNG
Ich ziehe nicht gerne um. Ich tu’s aber immer wieder, und mit ziemlicher Regelmäßigkeit. Alle 1-2 Jahre zieht meine persönliche Karawane weiter. Eine neue Wohnung oder Haus, ein neuer Standort. Dabei hasse ich das. Ich hasse alles, was damit zusammenhängt. Die Wohnungssuche, sich neu einrichten, packen, Dinge ab- und anmelden (Gott allein weiß wieviele Dinge), alte Wohnung herrichten, der eigentliche Umzug.
Der eigentliche Umzug und die damit verbundene Schlepperei ist das Schlimmste. Jedesmal schwöre ich mir, dass ich das nächste Mal eine professionelle Umzugsfirma damit beauftrage und jedesmal mach ich’s dann doch selber. Jedesmal fall ich auf den Schmus von Freunden und Familienmitgliedern rein, die meinen, dass ich mir das Geld sparen kann, da ja alle kräftig mit anpacken werden. Dieselben Leute, die am Tag X krank sind, einen wichtigen Termin haben, in den Urlaub fahren bla, bla, bla usw. Und ich schleppe dann wieder tagelang super schwere Kisten durch die Gegend. Und warum zum Teufel zieht es mich immer in hohe Stockwerke in Häusern ohne einen Aufzug? Da steckt bestimmt was dahinter.
Nun, ich ziehe gerade wieder mal um. Ich bin noch nicht in der "Verpacken-Phase", sondern sortiere gerade aus. Ich sortiere aus, was mitkommt und was in den Müllkontainer fliegt. Das läuft bei mir in Phasen ab. In der ersten Phase fliegt das raus, was offensichtlich in den Müll gehört. In der zweiten Phase rückt der Tag X unangenehm näher und ich habe schon eine oder zwei Absagen erhalten, bezüglich der versprochenen Hilfeleistungen. Die Vorstellung soviel tragen zu müssen macht mich mutiger und ich trenne mich von allem, das ich nicht mindestens einmal seit dem letztem Umzug in Händen gehalten habe. In Phase 3 bin ich Tag X wirklich nahe und noch mehr Absagen. Jetzt werd' ich richtig mutig und trenne mich von manchem Liebgewonnen (und bereu's auch oft, wenn die Sache vorüber ist).
Mich von Büchern zu trennen, fällt mir übrigens besonders schwer. Ist fast so, als ob man sein eigenes Kind verstößt. Aber es führt kein Weg daran vorbei, denn ich habe soviele davon und es kommen ständig neue hinzu!
Dieses mal fiel mir auf, dass meine Sammlung an Star Wars Romanen in den letzten Jahren enorm zugenommen hatte. Ich stapelte alle Bücher in mehreren Türmen vor mir auf und wußte sofort, die werde ich nie und nimmer alle mit mir schleppen. Zuviel Gewicht. Da mußte was weg.
Anmerkung an dieser Stelle: Ich bin kein Sammler. War es nie und werd' auch nie einer sein. Was ich 'ansammle', das sammle ich zum Gebrauch (lesen oder anschauen) und behandle es entsprechend. Die Mentalität eines Sammlers entzieht sich mir völlig. Sich wahllos Produkte zuzulegen, um sie dann ungelesen/unausgepackt (würde ja den Wert verringern!!!) vakuumverpackt in einem dunklen Raum wegzuschließen. Ich würd' ja nichts sagen, wenn die Sammler zufrieden wären. Aber die Sammler, die ich kenne, sind es nicht. Die regen sich ständig darüber auf, dass sie die x-te Version von Luke kaufen müßen, wo, im Vergleich zur vorherigen Version, nur eine Waffe ausgetauscht wurde.
Z.B. die Verlautbarung von Hasbro aus dieser Woche, in der ein 'silberner Boba Fett' angekündigt wurde. Entschuldigung? Wer braucht so was? Ein offensichtlicherer und durchschaubarerer Marketing Gag ist doch kaum noch möglich. 'Nur zum Verkauf durch offizielle Fan Clubs und auf offiziellen Conventions'. Denen laufen die Leute weg, also ködert man zumindest die Sammler mit einem Figuren Special, denn das sind todsichere Kunden. Die armen Teufel unternehmen wegen so einer blöden Figur tatsächlich einen so dramatischen Schritt, wie in einen offiziellen Club einzutreten oder auf eine offizielle Con zu gehen, wo sie dann neben der Figur, noch Autogramme von viertklassigen Schauspielern erwerben dürfen.
Wenn mich etwas von meiner Conmania geheilt hat, dann der Anblick auf der letzten offiziellen Star Wars Con, wo sogenannte Schauspieler vor langen Schlangen wartender Fans saßen, Autogramme gaben und GELD dafür VERLANGTEN! Ich weiß, ich habe in der letzten Kolumne eine Lanze für diese Leute gebrochen. Das bezog sich aber nur auf ihre Behandlung durch Lucasfilm. Damit verteidige ich nicht die miese Art und Weise, wie sie wiederum ihre eigenen Fans behandeln.
Zurück zu den zuvielen Star Wars Büchern. Ein System der Eleminierung mußte her. Zunächst einmal sortierte ich die aus, die ich tatsächlich gelesen hatte, die mir gefallen hatten und die ich daher wirklich behalten wollte (oder anders ausgedrückt: das Tragen wert sind). Und das war vielleicht ernüchternd, denn der Haufen bestand am Ende nur aus 9 Büchern: Brian Daleys Han Solo Trilogie, Alan Deans Splinter, Zahns Erben und die Romanfassungen zu Episode I, IV, V und VI (ja, die Fassung von EPII fehlt. Warum wohl...?).
Der phänomenale Erfolg der Star Wars Filme zog zwangsläufig eine Welle von Franchise Romanen nach sich, deren Ausläufer seit Jahren über unsere Bücherregale branden. Unweigerlich kommt mit dem Guten auch immer das Schlechte, und im Falle von Franchise Produkten ist das Schlechte meist furchtbar schlecht.
Die Bücher, die jetzt in meinem Müllkontainer liegen, waren aber nicht immer schlecht geschrieben oder gar langweilig. Oft konnte man den Autoren anmerken, dass sie Profis waren und in anderen Franchise Publikationen viele Erfahrungen gesammlt hatten, dass sie wußten, wie man ein Plot spannend erzählt. Was mich an ihnen störte, war der Mangel an Star Wars. Oh, es tauchten genügend Star Wars Charaktere darin auf und es wurde mit viel Star Wars Terminologie um sich geworfen (oft zuviel, wie ich finde. Eine der Prequel-Krankheiten). Nein, was mir fehlte, war die Star Wars Atmosphäre.
Ich will kurz erläutern, was ich damit sagen will. Meine alte Deutschlehrerin hat mich mal gefragt, wie man ein gutes von einem schlechten Buch unterscheiden könne. Um es kurz zu machen: alle meine Antworten waren falsch. Es hatte ihrer Ansicht nach nichts mit Struktur, Stil oder Charakterisierungen zu tun, sondern mit Atmosphäre. Ist ein Autor in der Lage, in einem Buch eine glaubwürdige Atmosphäre zu vermitteln.
Einige der Autoren, deren Bücher nun unter den Windeln meines Sohnes begraben sind, konnten Atmosphäre vermitteln, aber nicht die von Star Wars. In den Büchern waren Star Wars Versatzstücke enthalten, aber die Atmosphäre glich oft der einer Stargate-Episode oder eines Fantasy Romans. Ich weiß nicht, es hat halt nicht gestimmt. Die Episoden IV-VI haben ein ganz bestimmtes Feeling, und das möchte ich in einem Star Wars Roman wiederfinden. Zuviel verlangt?
Nur 9 Romane sind übriggeblieben! Was soll uns das sagen? Bin ich zu anspruchsvoll, sind die Romane so unleserlich, oder bin ich im Moment nur zu stinkig, weil wieder ein Umzug ansteht?
TIP FÜR SYDNEY TOURISTEN
Wen es bis zum September nach Australien verschlagen sollte, dem empfehle ich einen Besuch der Fox Studios in Sydney, wo ja bekanntlich Episode III abgedreht werden wird. Dort kann er seinen eigenen Spoiler schaffen! Ich erklär' kurz wie das möglich ist:
Während der Dreharbeiten zu Episode II sind doch oft witzige Fotos von Fans ins Internet gekommen. Diese waren möglich durch eine kleine Brücke im Besucherpark der Studios, die über das reguläre Studiogelände führt.
Von dort aus kann man die Zugangsstraße zu den großen Hallen überblicken und wenn man Glück hat, Ewan McGregor in einer Pause im Kostüm eine rauchen sehen. Bei meinem EPII Setbesuch habe ich es oft selber erlebt, wie Besucher begeistert Fotos von der Brücke geschossen haben. Zu EPII Zeiten führte die Brücke zum Titanic Ride. Den muß man halt für einen möglichen EPII Spoiler in Kauf nehmen.
Der öffentliche Teil des Studios ist auf dem Lageplan grau eingezeichnet. Der Teil des Studios, in dem gedreht wird, ist schwarz gekennzeichnet. Wer wirklich dort sein wird und noch Infos braucht, kann mir ja eine Mail schicken.
WENIG NEUES
Die einzige News zu EPIII dieser Woche ist die Tatsache, dass es keine News gibt. Liegt daran, dass noch kein Script vorliegt. Ohne Script keine Dreharbeiten und ohne Dreharbeiten keine Spoiler.
Dass so wenig durchdringt, liegt wohl auch an der Verlegung von allen Teilen Lucasfilms, die nichts mit der Produktion zu tun haben, von der Skywalker Ranch auf die neue Ranch, die George einige Kilometer unter der Skywalker hat bauen lassen (für ca. 500 Mio Dollar). Damit befinden sich viele Leute, die früher potentielle Spoilerquellen waren, außer Reichweite von spoilerfähigen Informationen.
Warum Lucas, drei Jahre vor dem letzten Star Wars Film, eine neue Ranch für eine halbe Milliarde hingestellt hat, darf wohl zu Spekulationen anregen. Klar, Skywalker war nie für den Zweck gedacht, Lucasfilm darauf unterzubringen. Skywalker Ranch war völlig überfüllt und platzte aus allen Nähten. Eine neue Lösung mußte her. Aber mir kann niemand erzählen, dass Lucas 500 Millionen ausgibt, um für 3 Jahre einen Haufen Mitarbeiter unterzubringen, von denen er, ohne weitere Star Wars Filme, mindestens die Hälfte nach dem Start von EPIII entlassen muß (weil es nicht mehr viel zu tun geben wird).
Ich denke, da ist was in Planung. Aber was? Hmm, vielleicht ein gutes Thema für die nächste Kolumne...
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