Die Verbreitung des Coronavirus trifft alle Wirtschaftsbereiche schon jetzt mit großer Härte. Auch Disney ist von der Pandemie direkt betroffen, wie THR berichtet:
Die Walt Disney Company ließ sich gestern bezüglich der Auswirkungen der Pandemie auf den laufenden Geschäftsbetrieb in Form einer Stellungnahme gegenüber der US-Börsenaufsicht in die Karten schauen. Darin heißt es: „Die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus und die Maßnahmen zur Verhinderung seiner Ausbreitung wirken sich in mehrfacher Hinsicht auf unsere Geschäfte aus. Wir haben unsere Freizeitparks geschlossen, unsere Kreuzfahrten und Live-Shows ausgesetzt und den Vertrieb von Filmen im In- und Ausland verzögert.”
Der globale Mediengigant gilt als besonders anfällig für die aktuelle Krise, da viele seiner Geschäftsbereiche, darunter die Freizeitpark-, Film- und Mediennetzwerksparten, an der Erstellung neuer Inhalte hängen, um das Kundenwachstum voranzutreiben. Das Unternehmen hat am Donnerstag keine Schätzungen für die finanziellen Auswirkungen vorgelegt, aber zum ersten Mal „Auswirkungen auf den Anzeigenverkauf” bestätigt.
Der von Verwaltungsratschef Bob Chapek und seinem Vorgänger Bob Iger geführte Konzern thematisierte auch die Auswirkungen der Krise auf das Programmangebot durch eingestellte Film- und Fernsehproduktionen und verschobene Filmstarts. „Die Entwicklung und Verfügbarmachung von Inhalten, auf die wir für unsere verschiedenen Vertriebswege angewiesen sind, ist unterbrochen worden. Direkt betroffen sind wir dabei vor allem von der Absage bestimmter Sportveranstaltungen und der Einstellung der Produktion der meisten Film- und Fernsehinhalte.”
Bei den abgesagten Sportveranstaltungen ist Disneys Sportsender ESPN vor allem von der Aussetzung der Basketballliga NBA betroffen, aber auch von der Absage von College-Sportturnieren, die in der Vergangenheit für hohe Quoten und Werbeeinnahmen sorgten.
Disney betonte gegenüber Investoren, dass die Auswirkungen des Virusausbruchs auf die Einnahmen und Erträge angesichts der sich erst entwickelnden Situation und der Auswirkungen auf so viele unterschiedliche Geschäftsbereiche schwer vorherzusagen seien. Abhängig seien sie vom Umfang und der Dauer der Unterbrechungen in den Unternehmenssparten und von „staatlichen Vorschriften, die als Reaktion auf die Pandemie auferlegt werden könnten”.
Disney erklärte weiter, „unsere Geschäfte könnten auch betroffen sein, falls die Störungen durch COVID-19 zu Veränderungen im Verbraucherverhalten führen sollten. Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Kapitalmärkte könnten sich auf unsere Kosten für die Kreditaufnahme auswirken. Unseren Möglichkeiten, die negativen finanziellen Auswirkungen dieser Aspekte abzufangen, sind gewisse Grenzen gesetzt, darunter die Fixkosten unseres Freizeitparkgeschäfts.”
Vor dem Hintergrund der Coronakrise hat Disney diese Woche angekündigt, alle nordamerikanischen Läden zu schließen. Ebenfalls geschlossen werden Downtown Disney in Anaheim und Disney Springs in Orlando, sowie – ab heute – die Disney-Hotels in Walt Disney World und das Vero Beach Resort.
Bereits vergangene Woche gab Disney bekannt, dass die nordamerikanischen Parks und Disneyland Paris mindestens bis zum Ende des Monats geschlossen bleiben werden. Diese Maßnahmen wurden unter dem Druck nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Stellen auf Unternehmen getroffen, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen.
Von der Rating-Agentur Fitch Ratings erhielt Disney am Mittwoch eine Negativbewertung hinsichtlich der Kreditwürdigkeit des Unternehmens. Die Agentur erklärte, das Virus werde „das Betriebs- und Kreditprofil von Disney in den nächsten zwei bis drei Quartalen wesentlich schwächen”. Gleichzeitig erwarte die Agentur, dass sich die Geschäfte normalisieren würden, sobald die wirtschaftliche Aktivität wieder zunehme und die Bedrohung durch das Virus zurückgeht.
Und auch dieses Gerücht sei hier kurz erwähnt: Vereinzelt spekulieren Analysten, dass Disney aufgrund der gegenwärtigen Verluste an den Aktienmärkten nach vielen erfolgreichen Übernahmen selbst ein Übernahmekandidat sein könnte.
Vergangenen Freitag schrieb ein Analyst für Rosenblatt Securities, dass „Disney in den vergangenen drei Wochen über 85 Milliarden US-Dollar oder etwa ein Drittel seines Börsenwerts verloren hat. Wir glauben, dass Unternehmen mit großen Barvermögen, deren Aktien in den letzten drei Wochen besser als Disney abgeschnitten haben, die Volatilität ausnutzen könnten. Die gesamte Marktkapitalisierung von Disney beträgt etwa 165 Milliarden US-Dollar, während zum Beispiel Apple über etwa 107 Milliarden US-Dollar in bar und in Wertpapieren verfügt. Der Vorteil einer Übernahme von Disney wäre die Sicherung von Apples Content- und Streaming-Strategie und der potenziellen Synergien, die sich aus der Einbringung des sich entwickelnden Disney-Streamingangebots zur iOS-Plattform ergeben.”
Damit aber genug der allgemeinen Schreckenszenarien: Einen Hoffnungsschimmer gibt es von Disney aktuell für unfreiwillige Stubenhocker in Europa, denn am geplanten Start von Disney+ am kommenden Dienstag hat sich bislang nichts geändert. Unsere soziale Distanzierung können wir dann also zumindest in Begleitung des Mandalorianers und mit neuen The-Clone-Wars-Folgen verbringen.
Darauf immerhin ein mit 2 Meter Abstand genossener Seufzer der Erleichterung. Kommt gut ins Wochenende und bleibt gesund.
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