Soeben veröffentlichte Ahmed Best den zweiten Teil seines Videotagebuchs, in dem er eigentlich über den Fortschritt an der Arbeit seiner Ein-Mann-Show zum 20jährigen Jubiläum von Episode I berichten will. Bislang gibt er bereits viele Gedanken preis, die ihm beim Schreiben des Programms durch den Kopf gehen.
Teil 1 könnt ihr hier anschauen. In Teil 2 geht es um den Vergleich zwischen ihm und Andy Serkis, dem mit Gollum der Durchbruch gelang und der nun als führende Person in Sachen Motion-Capturing gilt.
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Der Vergleich mit Serkis ist auch ein zweischneidiges Schwert, denn ich glaube, dass Serkis es lange Zeit (vielleicht auch immer noch) bedauert hat, dass er als Mocap-Schauspieler reduziert wird und selten sein echtes Gesicht zeigen kann in Filmen.
Das Problem, das Best anspricht, ist, dass die Leute nicht wussten, dass hinter Binks ein Schauspieler steckt. Die hasserfüllten Fans wussten dies sehr wohl, die dann ihn angriffen .
Ich habe das weder damals, noch heute verfolgt, aber waren die Attacken gegen Best wirklich rassistisch?
Serkis hatte zwei Vorteile: Er hatte vor LOTR schon genug Rollen und somit Erfahrung, da er ja auch älter war, und, hätte er Jar Jar gespielt, wäre er mit dem Hass vielleicht besser umgegangen.
Der zweite und zentrale Vorteil ist, dass Gollum als Figur geliebt wurde/wird.
(zuletzt geändert am 10.08.2018 um 18:16 Uhr)
Kaero
Unerwartet fesselnd, was vor allem Ahmed Bests Offenheit zu verdanken ist. Neid und Verbitterung so ehrlich zuzugeben, ist außergewöhnlich.
Zitat von Best: "I think the thing that Peter Jackson got right, that George didn´t get right, is he made sure that everywhere he went, every time he talked about Gollum, he said there was an actor in there. And that actor´s name was Andy Serkis."
Eine Bemerkung, die vielleicht mehr aussagt, als auf den ersten Blick ersichtlich wird.
Auch zum Aspekt seiner Ethnie hat er Interessantes zu sagen. Hier stimme ich ihm teilweise zu, teilweise nur bedingt. Ich hatte ein bisschen befürchtet, dass er die Rassistenkeule in Richtung seiner Kritiker schwingen würde, was nicht ganz fair gewesen wäre. Das tut er aber nicht. Stattdessen dreht er den Gegenstand so, dass eine spannende Facette zum Vorschein kommt: nämlich der Schaden, den gut gemeinte Political Correctness anrichten kann. Das Beispiel Andy Serkis, King Kong, Cesar und Gollum bietet sich zur Veranschaulichung sehr gut an. Aus dem Blickwinkel hatte ich das noch garnicht betrachtet. Best sagt: weil Serkis weiß ist, konnte er problemlos zwei Mal einen Affen spielen, sowie eine Figur, die einen "Master" hat. Und er hat damit Recht: hätte Best dies getan, wäre die Kritik gekommen - von Links -, dass man einen Schwarzen Rollen habe spielen lassen, die schwarze Stereotypen bedienen. Seine darstellerische Leistung, sein technisches Know-how wären dabei schnell in den Hintergrund geraten, und die Handwerkskunst wäre von der aufgeladenen politischen Diskussion überschattet worden.
Nur bedingt recht gebe ich Best mit Blick auf seine Kritik, dass Jar Jar "schwarzes" (afroamerikanisches, karibisches) Verhalten zugeschrieben wurde. Er wirft das ja dem Publikum vor, das, nachdem diese Zuschreibung einmal geschehen war, erst recht und sogar noch viel lockerer auf ihn und seine Figur eindreschen konnte. Das mag nicht ganz von der Hand zu weisen sein. Allerdings muss man sich die Frage stellen, inwieweit Jar Jar von den MACHERN - Lucas, ILM, und ironischerweise Best selbst - mit den entsprechenden stereotypen Attitüden ausgestattet wurde. Der Eindruck, die Assoziationen, die das Publikum dann hatte, kommen ja nicht aus dem Nichts. Den Vorwurf müssen sich also beide Seiten, Künstler und Rezipienten, zumindest mal anhören, denn aus dem Pool aus mitgebrachten Bildern und Vorurteilen haben sich, scheint mir, auch beide Seiten bedient.
Best: "I played the game like a fucking amateur."
Jeder Pionier ist auch ein Amateur. Und weil es, während er auf neuen Wegen schreitet, keine Meister gibt, an denen er gemessen werden könnte, ist "Amateur" in der Hinsicht als Adelung zu verstehen, nicht als vernichtendes Urteil. Dass man dabei auch scheitern kann, hängt mit vielen Faktoren zusammen, sodass die Schuld nicht allein bei Best zu suchen ist. Und ich muss dabei an Luke denken...
(zuletzt geändert am 10.08.2018 um 19:47 Uhr)
George W Lucas
Ich kann das Ziehen dieser „ Rassismuskarte“ einfach nicht mehr lesen... Es ist immer so einfach, anderen damit die Schuld zuzuschieben und sich von jeglichem Fehlverhalten/Fehlern freizusprechen. Ich habe die Anfänge von TPM damals seit 1998 schon im Internet verfolgt, und damals (und auch bis heute) habe ich NIE irgendwo gelesen, dass die Schuld an dem Versagen des Charakters die Haut des Schauspielers war! Gollum (Serkis) sind nun mal einfach besser dargestellt als Jar Jar. Die Figur Gollum ist eine tragische Figur, und Serkis nun einmal klar der bessere Schauspieler als Ahmed Best. Wieso kann der gute Mann das einfach nicht akzeptieren?
Prinz Skywalker
"Es ist immer so einfach, anderen damit die Schuld zuzuschieben und sich von jeglichem Fehlverhalten/Fehlern freizusprechen."
Ich habe das damals auch nie als Teil der Kritik wahrgenommen. Aber zu sagen, er spreche sich von jeder Schuld frei - wie kommt man darauf, wenn er minutenlang darüber redet, dass er sich selbst die Schuld gibt und meint Fehler gemacht zu haben?
Darth Duster
Administrator
Jar-Jar mit Gollum zu vergleichen ist ein interessanter filmhistorischer Aspekt.
ILM betonte noch vor Episode 1, dass sie die erste voll computergenerierte Figur hatten, die immer und überall zu integrieren wäre. Jar-Jar war sozusagen nach T-Rex und Draco das nächste CGI-Wunder.
Hinter den Kulissen gab der athletische Ahmed Best eine bewegungsfokussierte Performance, mit einer Augenblende und ohne Marker auf den Gesichtspartien - Jar-Jar sollte bewusst eine übertriebene Figur werden. Getrackt wurden Ahmed Bests flüssige Bewegungen, sein Gesicht wurde zur Interpretation der CGI-Künstler.
Bei Gollum trackte WETA Digital Andy Serkis‘ Gesicht durchgehend mit Minikameras, hier sollte der Schauspieler voll und ganz spielen können, unabhängig davon, ob er athletisch war oder nicht. Gollum war in der rein technischen Vermarktung so ausgelegt, dass Schauspieler keine Angst mehr haben müssten, in CGI zu verschwinden, nein, sie würde jede noch so fantastische Figur „leibhaftig“ spielen können und doch ihre Wiedererkennbarkeit behalten.
Die Ziele und daher auch die Umsetzungen dieser beiden Figuren waren verschieden, wenn auch beide den Beginn des Digital Actors verkörpern. Jar-Jar war ein technisches Proof-of-Concept für Motion Tracking und Compositing, WETA ergänzte dann die tatsächliche Aufzeichnung der Gesichtsbewegung.
Aber Schwerpunkte hin und Filmgeschichte her: ich persönlich werde immer Wissen, dass Ahmed Best Jar-Jar verkörperte, als Teil der Star Wars Saga. Wie schon berichtet, meine großes Badetuch mit dem Gungan ist am Strand immer mit von der Partie!
@Prinz Skywalker
"Es ist immer so einfach, anderen damit die Schuld zuzuschieben und sich von jeglichem Fehlverhalten/Fehlern freizusprechen. "
Welche Schuld - und für was? Fehlverhalten? Fehler? Ich verstehe gar nicht, worauf Du hinaus möchtest. Jar Jar ist im Grunde ganz gut angekommen. Bei den Kiddies sowieso und bei zahlreichen Fans auch. Klar, polarisiert diese Figur, da sie sich z. B. seltsam bewegt und komisch spricht, aber über welche "Schuld" und welches "Fehlverhalten" geht es bitte? Ahmed Best hat sich doch überhaupt nichts zu Schulden kommen lassen. Er hat die Figur so gespielt, wie sie GL erdacht hat, und Best hat es wirklich gut gemacht. Den damaligen Shitstorm (eine abgemilderte Form davon, aber immerhin) kann man ihm ja nun nicht zur Last legen. Man kann ihn nicht für etwas kritisieren, dass er sehr gut umgesetzt hat, ob man Jar Jar nun mag oder nicht. Der Vergleich mit Gollum drängt sich einem auf, aber es ist ein wenig wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Ich fand Jar Jar als technische Umsetzung ähnlich gelungen wie Gollum. Gollum war noch unterhaltsamer als Jar Jar und hat weniger genervt, mich zumindest. Das ist aber den verschiedenen Rollen geschuldet, da Gollum ja immer etwas im Schilde führte, Jar Jar aber einfach ein aufrichtiger, guter Character war.
Die Überempfindlichkeit mit Stereotypen zeigte sich 1999 im Übrigen nicht nur bei Jar Jar, sondern auch bei Watto, dem Schrotthändler. Dem schrieb man antisemitische Züge zu. Darüber hatte sich damals, soweit mir das richtig im Gedächtnis ist, sogar eine entsprechende Anti-Diffamierungs Gruppe beschwert.
Dein Argument mit der Rassismus-Karte kann ich - in engen Grenzen zumindest - nachvollziehen. Jar Jar war schon in die Richtung Eddie Murphy usw. angelegt. Jetzt zu behaupten, man sei rassistisch, nur weil man das in Jar Jar sieht, finde ich nicht fair. Wie unser GWL schon sagte, müssen sich die Macher (und damit auch Best) in dem Punkt mal an die eigene Nase fassen - wobei ich den Bezug zu "farbiger Coolness" bzw. "farbiges Verhalten" auch nicht schlimm oder politisch inkorrekt finde. Das sind halt Kinoklischees, die man selbstverständlich hinterfragen darf, aber Rassismus sehe ich da keinen.
(zuletzt geändert am 11.08.2018 um 11:59 Uhr)
StarWarsMan
@SWM
Immer schön einen post, frei von verqueren Gedanken zu lesen. Ich kann nur voll und ganz zustimmen.
Grundsätzlich ist es mir etwas fremd, wenn man Darstellern in Kostüm, CGI oder in Blecheimern (R2D2) die alleinige Verantwortung für die Figur unterschiebt.
Die Konzeption der Figuren/Charaktere bestimmt wie die Figuren ankommen.
Jar Jars etwas "nervige" Charlie Chaplin Art war vorher festgelegt und Best hatte den Auftrag das Ganze umzusetzen. Auftrag erledigt!
Manche fanden es O.K. und andere fanden es nervig.
Ende aus, Nikolaus!
Ahmed Best hat nur seinen Job gemacht.
IONENFEUER
StarWarsMan
Hört doch bitte auf, all diese tollen Figuren der Filmgeschichte mit Jar Jar in eine Reihe zu stellen. Ihr stellt doch auch keinen Alcopop zwischen Single Malts und sinniert dann darüber was für ein "ganz feiner Jahrgang" das doch sei
Da blutet mir ja das Kinoherz.
(zuletzt geändert am 11.08.2018 um 18:30 Uhr)
George W Lucas
Für mich ist die Sache recht klar.
Rein technisch betrachtet war es Star Wars Episode 1, welche den Meilenstein mit dieser komplett digital erstellten Figur gesetzt hat. Das wurde in der öffentlich Wahrnehmung nicht wirklich so stark gewürdigt, weil die Figur schlecht konzipiert war und zudem Matrix mit der Bullettime allen die Show stahl. Weiterhin war das Gesamtbild von Episode 1 durchwachsen.
Der Herr der Ringe hat es zwei Jahre später mit Andy Serkis noch einen Tick besser hinbekommen (sicher auch durch die Pionierarbeit von Star Wars), Gollum war perfekt konzipiert (Danke Herr Tolkien & Peter Jackson) und der Film war schlicht eine Bombe.
Schauspielerisch sieht das ganz anders aus. Andy Serkis ist ein Schauspieler, hat das auch schon vor dem Herrn der Ringe gezeigt - wenn auch nur kleine Rollen. Best selbst war vorher nur musikalisch unterwegs und hat wenig mit Schauspielerei zutun. Merkt man auch gut an diesen YouTube Videos, ich sehe da Jar Jar Binks vor mir (nicht negativ gemeint).
Also technisch hätte Jar Jar durchaus besser gewürdigt werden müssen, schauspielerisch bietet sich ein Vergleich aber nicht an.
TiiN
George W Lucas
@Obi-Wandi:
Zitat: "Jar-Jar war ein technisches Proof-of-Concept für Motion Tracking und Compositing, "
Der Glas-Ritter aus Young Sherlock von 1985 war nebenbei das erste Mal, dass CGI und live-action-plates per compositing verbunden wurden. Das proof-of-concept war 1999 nicht mehr nötig.
Auch Serkis Rolle, der immer wieder mal gerne vergisst, dass dies ein Team-Ergebnis ist, ist bei Gollum bei Weitem nicht so groß, wie er oft der Öffentlichkeit glauben machen lässt:
https://www.cartoonbrew.com/motion-capture/lord-of-the-rings-animation-supervisor-randall-william-cook-speaks-out-on-andy-serkis-99439.html
Mocap gab es schon im Unterhaltungsbereich viel länger (beim Golfen wurde es eingesetzt, um die perfekten Schwünge zu studieren), auch im Filmbereich:
https://www.fxguide.com/featured/recalling-total-recall/#mocap
Das Marketing war jedoch bei LOTR besser, wo immer auf den Menschen hinter der Figur verwiesen wurde, wohingegen Rick "Awesome" McCallum (ich vermisse ihn!) die Technologie an sich in den Vordergrund stellte.
Kaero
IONENFEUER
LinQ
Ahmed Best: "I did it first... / I don't wanna sound bitter..."
Doch Best - das tust du! "Andy Serkis hatte es leichter" bla bla. Das ist doch wieder unangebrachtes Jammern.
Es reicht nicht auf einem Gebiet der Erste zu sein. Schauspielerisch und technisch eine CGI Figur darzustellen ist eine Sache. Aber sie muss sich auch dramaturgisch und organisch in die zu erzählende Geschichte einfügen. Und das wurde über drei Filme (ich klammere jetzt mal den ersten Hobbit aus) mit Gollum besser erzielt als mit Jar Jar.
Haarspalter
IONENFEUER
Ich kann schon verstehen, dass Best verbittert ist. Gollum ist fuer mich nur eine widerwaertige, verrueckte Kakerlake, die durch ihre staendigen Wiederholungen ("mein Schatz") nervt, waehrend Jar Jar eine sympathische Figur ist, die mich ueberhaupt nicht nervt und in Ep.I eine wichtige Rolle spielt: Er macht den Film unterhaltsamer, lustiger und sorgt fuer ein breiteres Dramatikspektrum (an dessen anderem Ende die Sith stehen).
(zuletzt geändert am 12.08.2018 um 18:46 Uhr)
Haydenanakin
Prinz Skywalker
@Prinz Skywalker: Gollum ist zu Beginn des Films ein schlechter Charakter und bleibt es bis zu seinem Tod. Wo soll da die Dramatik sein?
Und Trollerei? Ach, stimmt ja: Wir sind hier auf einer Herr der Ringe-Seite! Und mir kam es beim Lesen deiner beiden Beitraege hier schon so vor, als wuerdest du trollen...
Haydenanakin
Anakin 68
BorleiasVisitor
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