Während viele immer noch behaupten, dass die beiden gut waren, fasst Donald Glover die Entlassung von Phil Lord und Christopher Miller bei Solo: A Star Wars Story zusammen. Ein ausführlicher Artikel der Variety (via Star Wars News Net) verrät endlich mehr Fakten darüber, was im letzten Sommer bei der Produktion des Films wirklich passiert ist. Der Film steht unmittelbar vor seiner Premiere, und das Drama ist eine alte Geschichte, so dass wir nun eher mit einem neugierigen als mit einem besorgten Blick darauf zurückschauen können, da wir wissen, dass der Film sich vor einem Jahr weiter und weiter entwickelt hat.
In dem Artikel der Variety erhalten wir aus erster Hand Berichte von den Darstellern, der Crew und dem Produktionsteam hinter Solo, was genau passiert ist, was zur Entlassung der ersten Regisseure geführt hat, und der Film dann in die Hände von Ron Howard überantwortet wurde, der den größten Teil des Streifens neu zu drehen und ihn vor einer Katastrophe zu bewahren hatte. Es dauerte vier Monate und hat Solo: A Star Wars Story zu etwas gemacht, das sich niemand jemals vorstellen konnte, nämlich dass ein Star Wars-Film im Jahr 2018 ein Außenseiter sein könnte.
Lawrence Kasdan tut sein Bestes, um die Spannung oder Fehlkommunikation diplomatisch zu erklären, indem er mit dem Finger auf die Wurzel des Problems zeigt, und nicht auf irgend jemand Speziellen.
Der Ton ist alles für mich. Das ist es, woraus Filme gemacht sind. Aber dies war eine sehr komplizierte Situation. Wenn du morgens an einem Star Wars-Film arbeitest, warten Tausende von Menschen auf dich, und du musst sehr entschlossen und schnell sein. Wenn Sie diese Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen - und es gibt eine Million pro Tag -, dann verpflichten Sie sich zu einem bestimmten Ton. Wenn die [Produzenten] denken, dass das nicht der Ton des Films ist, wirst du Probleme haben. Es mag nicht immer so enden, aber niemand war glücklich darüber. Es war eine Qual.
Kasdan wurde bei seinem letzten Star Wars-Skript von seinem Sohn Jon unterstützt, der seine Meinung zu den Berichten äußert, dass die Probleme von Lord und Millers Vorliebe für ständige Improvisationen herrühren:
Die Probleme, die wir hatten, waren viel mehr von praktischer Natur. Chris und Phil taten alles, was sie konnten, um es zum Laufen zu bringen, genau wie wir. Die Frage war nur, wie man den Film am effizientesten macht, in der Zeit, in der wir es tun mussten.
Das Grundthema dieser beiden Antworten scheint Zeit zu sein. Es klingt so, als hätten Lord und Miller es schwer gehabt, die Fristen für ein Shooting dieser Größenordnung einzuhalten, und dass dies die Produktion unter Druck gesetzt und sie dazu gezwungen haben könnte, weniger qualitativ hochwertig zu arbeiten, um voranzukommen. Der Film war größtenteils abgedreht, aber deutlich verspätet, und es scheint so, als ob Kathleen Kennedy nach einer gewissen Anzahl von Problemen einen mutigen, aber entscheidenden Schritt unternommen hätte, um ein langsam sinkendes Schiff vor dem Untergang zu retten und es auf einen neuen Kurs zu bringen. Was war der letzte Sargnagel für Kathleen Kennedy, um Lord und Miller zu feuern? Ein namentlich nicht genanntes Crewmitglied sagte, dass der erste Regieassistent zu den Vorgesetzten ging, um umfangreiche experimentelle Dreharbeiten zu umgehen, die Lord und Miller umsetzen wollten.
Ich habe viele Überstunden gemacht [unter Lord und Miller], was letztendlich ihr Untergang war, sagt das Crewmitglied. Der erste Regieassistent vermittelte das der Produktion. Der Krug ging schließlich einmal zu oft zum Brunnen, und Kathleen Kennedy explodierte.
Über die Gerüchte, wie viel Ron Howard tatsächlich nachgedreht hat, wurde wild spekuliert, und jetzt haben wir unsere Antwort:
Als Howard an Bord kam, wurde angeordnet, dass 85% von Lord und Millers Solo neu gedreht werden sollten, einschließlich des Materials der zweiten Einheit. Howards Arbeit umfasst schließlich 70% des fertigen Films. Der Dreh dauerte noch vier weitere Monate, und endete schließlich am 17. Oktober.
Die Änderung des Tons war von Anfang an nach Ansicht eines Crewmitglieds offensichtlich, wobei Howard bestimmte Aspekte des Shootings mit Leidenschaft betrachtete, die mangels eines besseren Begriffs aus dem von Lord und Miller gesetzten Ton gar nicht vorhanden war.
Man kann die Leidenschaft voll und ganz sehen, denn Howard schien der Look des Films immens wichtig zu sein. Lord und Miller schienen mit diesem Aspekt nicht allzu viel anfangen zu können.
Aus Fairnessgründen gegenüber Lord und Miller, die sich neben Kathleen Kennedy nicht dazu äußerten, wurden laut Variety's produktionsnaher Quelle viele ihrer Ideen angeblich abgelehnt, was aus ihrer Sicht wahrscheinlich zu Spannungen und Enttäuschungen führte.
In ihrer eigenen Gedankenwelt wurden Phil und Chris angeheuert, um einen Film zu machen, der unerwartet war und ein Risiko eingehen würde, nicht etwas, das nur die Fans bedienen würde, sagt die Quelle. Sie wollten, dass es frisch, neu, emotional, überraschend und einzigartig ist. Diese Jungs sahen Han als Außenseiter an, also wollten sie einen Film über einen Außenseiter machen. Aber jedesmal, wenn sie ein Risiko eingehen wollten, wurde dies mit einem Nein beantwortet.
Die Besetzung schien ein Gefühl des Vertrauens in die Arbeit mit Howard zu entwickeln, wobei einer von ihnen die Situation scherzhaft beleuchtete.
Er sagte einfach nur Star Wars und "dieser Ton". - Alden Ehrenreich
Ich schickte Jon Kasdan etwa sechsmal eine SMS: Was? Wirklich? Du machst Witze. Wir haben sicherlich nicht das Glück, Ron Howard dazu zu bringen, den Film zu übernehmen. Irgendwelche Ängste wurden schnell weggewischt. - Emilia Clarke
Wir haben drei Regisseure zum Preis von einem. - Donald Glover
Der vielleicht interessanteste Teil dieser Geschichte ist, die Szene herauszufinden, an der George Lucas beteiligt war, als er das Set besuchte. Es ist viel komplizierter, als man es sich vorgestellt hat, und offenbart einen etwas romantischen Moment zwischen Han und Qi'ra, von dem wir außer Spekulationen nicht viel gehört haben. Es erinnert auch daran, dass George Han Solo erschaffen hat, und dass ihn niemand besser kennt.
Auch die Hand von George Lucas ist im Film präsent, in einer romantisch aufgeladenen Szene zwischen Ehrenreich und Clarke in der Nähe von Landos Umhang-Wandschrank. Es gab einen Szene, als Han den Umhang von Qi'ra nimmt, ihn aufhängt und zu seinem nächsten Schritt übergeht. Aber Lucas hatte eine Anmerkung dazu zu machen.
"Er sagte: "Weißt du, Han würde sich nicht die Mühe machen, es aufzuhängen", sagt Howard. "Und dann hat George es irgendwie getan. George wurde für eine Sekunde Han Solo. Die Körpersprache war da und die Grundhaltung. Es war nicht nur eine schöne Betonung der Szene, sondern es war auch eine Erinnerung daran, dass George diesen Charakter erschuf und ihn wirklich verstanden hat. Er war so zögerlich, seine Meinung zu äußern, und doch war die Idee so richtig, dass es Spaß machte, sie zu benutzen."
Ein Star Wars-Film, geschrieben vom legendärsten Star Wars-Drehbuchautor, unter der Regie von Ron Howard, der sogar etwas George Lucas-Flair hat - was gibt es da nicht zu mögen? Einen Star Wars-Film von Disney im Jahr 2018 als Underdog anzusehen, ist fast unmöglich zu begreifen. Aber hier sind wir nun, kurz vor einem Film, der im letzten Jahr immer wieder zurückgeworfen wurde, aber irgendwie immer wieder auferstand. Die Produktion dieses Films verkörpert, wer Han Solo ist, dass er zu hartnäckig ist, um zu scheitern, und spielt sich genau dort ab, wo es sein muss, unabhängig von dem unwahrscheinlichen Weg, den es geht, und das macht es umso reizvoller.
Solo: A Star Wars Story ist der undenkbarste Big-Budget-Underdog, der größte Star Wars-Underdog seit dem originalen Star Wars vor 40 Jahren, und wir freuen uns darauf.
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Wenn Solo schon ein Außenseiter ist, dann will ich gar nicht wissen, wie man einen möglichen Kenobi Film einordnen will.
Ich kann mir inzwischen gut vorstellen, dass die reine Marke "Star Wars" nicht mehr zwangsläufig zu großem finanziellen Erfolg führen wird. Eigentlich ist es mir heute ziemlich wumpe, ob ein Multimilliarden Medienriese wie Disney große Gewinne einfährt. Allerdings hängt da natürlich auch die Zukunft von Star Wars ein Stück weit ab. Deswegen muss man als Fan ja auf kommerziellen Erfolg hoffen.
Heute Abend ist es endlich soweit. Star Wars Action pur.
-Mp
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 03:13 Uhr)
Mindphlux
"In ihrer eigenen Gedankenwelt wurden Phil und Chris angeheuert, um einen Film zu machen, der unerwartet war und ein Risiko eingehen würde, nicht etwas, das nur die Fans bedienen würde, sagt die Quelle."
Nicht nur in IHRER Gedankenwelt. Die Beschreibung liest sich inhaltlich doch 1:1, was von offizieller Seite an uns vorab kommuniziert worden ist. "Wir [LF] wollen mit den Ablegerfilmen neue Wege beschreiten, neue Dinge ausprobieren ." usw. Diesen Weg wird LF auch mit Lord und Miller so abgesprochen haben. Es kommt mir eher so vor, aus Sicht LFs: "Wascht uns den Pelz, aber macht uns nicht nass!"
Mit Lord und Miller traf wohl LFs Idealismus auf Realität?
"Sie wollten, dass es frisch, neu, emotional, überraschend und einzigartig ist. Diese Jungs sahen Han als Außenseiter an, also wollten sie einen Film über einen Außenseiter machen. Aber jedesmal, wenn sie ein Risiko eingehen wollten, wurde dies mit einem Nein beantwortet."
Ja, das ist mein Eindruck, wie LF hierzu dachte: "Macht es neu und toll, aber immer, wie WIR es wollen!"
Dass Lord und Miller über Gebühr über die Stränge schlugen und sie tlw. unabgesprochenene Improdrehs veranstalteten und sich auch sonst wenig an LFs Vorgaben hielten, ist ein weiteres unschönes Kapitel in dieser Tragödie, die immer noch (verständlicherweise!) in recht nette, diplomatische Worte gehüllt wird, wenn jetzt auch mit deutlicheren Untertönen. Niemand möchte Lord und Miller mit Worten die Zukunft in Hollywood verbauen, jedenfalls nicht über die offiziellen Kanäle, da nachvollziehbar. Das wäre ja unfair.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 09:31 Uhr)
StarWarsMan
OvO
@StarWarsMan
Das mit den Ablegerfilmen scheint immer noch eine Krux für das neue LucasFilm zu sein. Man tüftelt nach der Rezeptur, ohne große Risiken eingehen zu wollen, was aber der Natur der Ablegerfilme zu widersprechen scheint.
Ich finde es an RO kritikwürdig, dass er als Ableger nicht eigenständig genug ist. Vader und co. sind wichtiger als die neuen Elemente des Films (wie z.B. seine Hauptcharaktere).
Und was ich bisher über SOLO gelesen habe, deutet zu mindestens darauf hin, dass der Film bei seinen Zutaten eher auf Nummer Sicher setzt.
So würden die Ableger also bisher eher dadurch auffallen, dass sie bestimmte Elemente der Star Wars Rezeptur, also der Saga Filme, lassen (Machtmystik und co.), als etwas Neues hinzuzufügen.
Gut, um fair zu bleiben. Natürlich hängt das auch mit der thematische Wahl der ersten Ableger zu tun. Es ist die OT Ära, es sind OT Figuren involviert, und damit geht eine gewisse Stofftreue auch ein her. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass die Ablegerfilme, auch nach SOLO, immer noch ihre Identität suchen müssen, bzw. diese noch vermissen lassen.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 08:54 Uhr)
@Snake:
Ich sehe das gänzlich anders. Die Spin Of Idee an und für sich ist ja schon ein mutiger Schritt, da Star Wars bislang nur mit Lichtschwertern, Jedi, Raumschiffen, Trilogie-Konzept, epischen Geschichten usw. funktioniert hat. Der Sinn der Spin Offs ist es natürlich sich von den vermeintlichen Fesseln zu befreien, aber dass man dies lieber etwas behutsamer als risikofreudig angeht, finde ich nachvollziehbar und auch richtig so, weil man so die Möglichkeit hat, mitzuwachsen.
Bestimmt gibt es auch Fans, die gerne größere Schritte tun würden, aber besser so, als wenn man beginnt zu überfordern.
Ich sehe da RO als genau den richtigen Erstling in dieser Sache und Solo ist eine logische Weiterentwicklung, die, so hoffe und vermute ich, zumindest mal ganz ohne Lichtschwert-Action auskommt und zudem testet wie Neucasts von Legenden funktionieren können.
Dann wird vermutlich noch ein dritter Spin Off kommen und dann wird wahrscheinlich schon Johnsons Trilogie anstehen, von der bisher es vollkommen in den Sternen steht, wieviel da von SW überhaupt wiederzufinden sein wird.
Ich habe schon den Eindruck, dass LF ganz genau wissen, was sie da tun und warum und auch wo sie hinwollen. Nur am "wie" müssen sie noch etwas nachjustieren, damit sie die Probleme mit ihren Regisseuren mal in den Griff bekommen.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 09:13 Uhr)
OvO
Ich glaube, man tut beiden Seiten unrecht, wenn man Phil und Chris als die creativen Freigeister stilisiert und LF als die reinen Geldgeier, die jeden Film als finaizielles Investitionsobjekt sehen und sonst nichts.
Bei aller kreativer Freiheit, ist zumindest mein Eindruck, dass es LF schon darum geht, dass am Ende alle SW-Filme eine gewisse Konsistenz miteinander haben und offensichtlich im selben Universum spielen nach dem Vorbild des MCU. Das sah man hier offenbar in Gefahr. Finde ich übrigens prinzipiell gut. Sonst könnte man ja auch eine Petition starten, dass doch bitte Spaceballs in den Kanon aufgenommen wird. Sowas will ich ehrlich gesagt nicht.
Man hätte den beiden vermutlich kein Skript der Kasdans und nicht unbedingt eine so legendäre Figur wie Han Solo in die Hand geben sollen. Dann hätte das was werden können, denke ich.
Ich freue mich schon auf den Obi Wan film, falls die Gerüchte denn stimmen sollten und der wirklich kommt. Falls Brad Bird Lust hätte einen Boba Fett Film zu machen, wäre ich aber auch nicht abgeneigt.
Snaggletooth
StarWarsMan
Mich irritiert die Einstufung von „Solo“ als Underdog. Hier war vielleicht der Wunsch zumindest der Stiefvater des Gedankens. Eine problematische Produktion macht einen Film noch nicht zum Underdog, zumal wenn die Probleme entstanden sind, weil Regisseure auf Linie gebracht werden mussten. Da spielen noch andere, auch künstlerische, Faktoren eine Rolle. Zudem finde ich den Vergleich mit dem ersten SW sehr unpassend: mit einem längst etablierten Franchise im Rücken und der veränderten Unternehmenskultur bei Lucasfilm sind die heutigen Voraussetzungen ganz andere. Die Informationen zum Ablauf der Produktion vermitteln das genaue Gegenteil eines Underdog-Narrativs. Ein Underdog wäre „Solo“ gewesen, hätte man Lord und Miller machen lassen. Da SW wie gesagt ein etabliertes Franchise ist und unter Disney entsteht, sind aus dem Nichts kommende Überraschungshits kaum zu erwarten, aber zumindest stilistisch wäre unter den beiden gefeuerten Regisseuren vermutlich etwas Neues, auch Risikobehaftetes zu erwarten gewesen. So aber deutet vieles darauf hin, dass man es sich bei „Solo“ in der Konvention gemütlich gemacht hat und der Film das kalkulierte Geschäft ist, das am Ende vielleicht zu erwarten war.
Mit dem Einsatz von Ron Howard waren und sind auch viele Fans zufrieden, anscheinend hatte diese Personalie auch auf sie eine beruhigende Wirkung. Ich zweifle daran, ob Ruhe das ist, was wir brauchen (ja, selbst nach TLJ). Für mich schwingt da nämlich etwas von Betäubung mit. Mich beschleicht heute immer noch das Gefühl, das ich hatte, als die Trennung von Lord und Miller bekannt wurde: nämlich, dass Lucasfilm der Mut, die Bereitschaft, die Geduld, und die letzte Konsequenz fehlen, das Konzept der Stand-Alones durchzuziehen. Obwohl ich die internen Abläufe nicht kenne, sprechen die Ergebnisse für mich eine Sprache; und die zeichnet das Bild eines Lucasfilms, das sich mit der Zeit sehr verändert hat.
Gerade erst kam auf IGN ein Artikel heraus, der an die vielen Filme erinnert, die Lucasfilm abseits von SW und Indiana Jones produziert hat:
http://www.ign.com/articles/2018/05/22/the-other-lucasfilms-all-the-ambitious-movies-that-werent-star-wars
Darunter waren viele finanzielle Flops, etwas, das man heute scheut wie der Teufel das Weihwasser. Er zeigt aber sehr schön auf, dass damals eine Kultur bei Lucasfilm herrschte, die sich der künstlerischen Freiheit verschrieb, und die das Experiment, das Risiko – den tatsächlichen Underdog! – gedeihen ließ. Die Produktion von „Solo“ dagegen veranschaulicht einen deutlichen Paradigmenwechsel. Und auch, wenn ich den Film noch nicht gesehen habe und ein durchaus solide-unterhaltsames Werk erwarte, so weiß ich doch auch, dass ich kaum mehr als das bekomme werde, weil mehr von den Verantwortlichen nicht gewollt ist.
@ Snakeshit:
- "Gut, um fair zu bleiben. Natürlich hängt das auch mit der thematische Wahl der ersten Ableger zu tun. Es ist die OT Ära, es sind OT Figuren involviert, und damit geht eine gewisse Stofftreue auch ein her."
Die thematische Wahl der Stand-Alones ist ja nur ein weiterer Beleg für das, was du kritisierst. Deshalb musst du an der Stelle garnicht differenzieren, sondern kannst deine Kritik voll durchziehen. Es zwingt ja niemand Lucasfilm, sich in der OT-Ära zu bewegen und noch dazu prominente Kultcharaktere wie Han Solo in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb ist auch Stofftreue nicht als Tugend, sondern eher als selbst auferlegte Limitierung zu werten.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 11:51 Uhr)
George W Lucas
@GWL:
"Für mich schwingt da nämlich etwas von Betäubung mit. Mich beschleicht heute immer noch das Gefühl, dass ich hatte, als die Trennung von Lord und Miller bekannt wurde: nämlich, das Lucasfilm der Mut fehlt, die Bereitschaft, die Geduld, und die letzte Konsequenz, das Konzept der Stand-Alones auch durchzuziehen."
Das sehe ich nicht ganz so und bin da argumentativ eher auf der Seite von OvO. Ich glaube nicht, dass es das Konzept der Stand-Alones war, über alle Stränge zu schlagen und dabei jegliche Konsistenz auf der Strecke bleiben zu lassen. Falls das wirklich jemand glaubt, dann wurde es entweder missverständlich kommuniziert oder falsch verstanden. Die Stand-Alones machen nur dann wirklich Sinn, wenn sie einem Puzzle gleichen, worin bislang unerzählte Geschichten ein stimmiges Gesamtbild ergeben, und eben nicht ein experimeniterfreudiges Patchwork aus unterschiedlichen Stilen (Adventure, Comendy, etc.) darstellen, die untereinandern nicht stimmig sind. Bei RO hat dies meiner Meinung nach sehr gut funktioniert. Dieses Stand-Alone hatte den Mut, etwas bislang Ungewohntes zu wagen (alternativer Vorspann, erzählerische Rückblende, Outlaws als Darsteller), fügte sich aber trotzdem stilistisch und erzählerisch nahtlos als Bindeglied zwischen Episode III und IV ein.
DerAlteBen
Also, wenn ich Chef von einem Unternehmen wie Lukas Film wäre mit all der Verantwortung und dem Stress, dann würde ich mir auch rausnehmen, eine eigene Agenda zu haben. Und wenn die daraus besteht, weibliche Figuren in den Mittelpunkt zu rücken, finde ich das sehr in Ordnung.
Was diese TLJ-Kritik und den Umgang damit betrifft, so ist es schon auffällig, dass es viel differenzierte substanzielle und gut begründete Kritik von Fans gab, wenn Leute wie Johnson oder Abrams auf Fan-Kritik eingingen sich stets nur auf die dümmsten Fanauswürfe gestürzt und diese verständlicherweise einfach abgetan oder widerlegt haben. So hat Johnson sich zwar auf die Chauvi-Kritik an den starken Frauen gestürzt, auf Lukes Machthologram, Reys Herkunft oder die Schwerkraft im Weltraum, aber die ebenso viel kritisierte Unsinnigkeit von Holdos und Poes Kommunikationsproblem und allen sich daraus ergebenden überflüssigen Geschehnissen, kein Wort.
Snaggletooth
@ Snaggletooth:
Deine Beobachtung, dass niveaulose Fan-Kommentare von offizieller Seite gerne herausgepickt werden, ist garnicht mal so schlecht. Tatsächlich lässt sich so einfacher argumentieren, weil man natürlich im Recht ist (was man ja auch tatsächlich ist...), aber der Preis, den man dafür zahlt, ist die unnötige Prominenz der entsprechenden Kommentare.
In einem Punkt ist deine Kritik aber nicht fair, weil nicht zutreffend:
- "So hat Johnson sich zwar auf die Chauvi-Kritik an den starken Frauen gestürzt, auf Lukes Machthologram, Reys Herkunft oder die Schwerkraft im Weltraum, aber die ebenso viel kritisierte Unsinnigkeit von Holdos und Poes Kommunikationsproblem und allen sich daraus ergebenden überflüssigen Geschehnissen, kein Wort."
Johnson ist auf Lukes Projektion sehr wohl eingegangen, ebenso wie auf Rey und seinen Umgang mit der Figur im Film. Ob er etwas zu den anderen Punkten gesagt hat, weiß ich nicht, ich vermute mal nicht. Das kann man natürlich vermissen; ich denke jedoch, dass sich ein Autor/Regisseur nicht zu ALLEM äußern muss, was man an ihn heranträgt * - und dass man gerade Rian Johnson, der in regem Austausch mit Fans steht/stand und sich auch abseits von politisch aufgeladenen Themen zu vielen Punkten geäußert hat, nichts vorwerfen kann, was in Richtung bewusster Selektion von Themen angeht.
*) Zumal ich bei Holdo nach wie vor nicht weiß, was es da eigentlich zu erklären gibt; das Problem wurde mir nun schon wiederholt als solches benannt, aber ich vermag da einfach keines zu sehen. Aber das nur am Rande, machen wir hier daraus kein Thema!
@ DerAlteBen:
Wenn du schreibst "Über die Stränge schlagen", kann ich natürlich nicht widersprechen - das will auch ich nicht. Aber davon war nie die Rede.
Für mich ist RO gerade NICHT das, was du in ihm siehst. Es ist kein Genre-Film, der einem bestimmten Stil folgt, sondern Anlass für die Macher gewesen, möglichst viel auf die Leinwand zu bringen, was zu OT-Zeiten und seitdem nicht möglich war. Das ist nicht ganz das, wovon Gareth Edwards in der frühen Phase seines Films gesprochen hat. Wenn ich dies betrachte und noch die "Solo"-Produktion dazunehme, frage ich mich, wie man bei Lucasfilm denkt. Einerseits verpflichtet man sich durch die Wahl von In-Universe-Ära und Figuren einer gewissen Werktreue, andererseits holte man bewusst Lord und Miller, deren Arbeitsweise man gekannt haben muss. Die Frage steht also im Raum: was will Lucasfilm? Und ich will diese Frage nicht als Anlass für Spekulationen oder persönlich favorisierte Antworten verstanden wissen. Ich möchte es tatsächlich mal aus erster Hand wissen.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 12:18 Uhr)
George W Lucas
@GWL: Ich will hier auch bloß nicht wieder eine TLJ-Diskussion lostreten. Nur zur Ergänzung. Ich meinte in meinem Satz ja, dass er sich zu allen Punkten VOR dem "aber" geäußert hat, also auch zu Lukes Projektion und Reys Herkunft, aber zu den Copy-Paste aus ROTJ und TESB oder dem Holdo-Poe-Thema nicht. Das sind ja auch nur Beispiele.
Snaggletooth
@Snaggle:
"aber zu den Copy-Paste aus ROTJ und TESB oder dem Holdo-Poe-Thema nicht. Das sind ja auch nur Beispiele."
Dennoch bleibt die Frage was es zum Holdo-Poe oder Copy-Paste Thema zu besprechen, erklären oder rechtfertigen gibt? Welche "valide" Kritik, die man entkräften oder anerkennen muss gibt es dort?
Wie ich vorhin ja schon schrieb hat sich auch ein Lucas nie hingestellt und gesagt "Jar Jar war eine schlechte Figur" oder "Die Dialoge in Episode 2 hätte ich anders machen sollen, die waren eher so meh". Und das ist gut so.
Man kann seine Probleme mit allem haben wollen, aber man kann nicht verlangen, dass persönliche Kritik oder Missgefallen besprochen oder ernst genommen werden müssen. Wo kommt so eine Haltung eigentlich her?
McSpain
@ Snaggletooth:
Achso, das habe ich nicht genau gelesen und nehme dann meine Antwort natürlich zurück. Aber auch nur zum Teil, denn zum einen hat Johnson tatsächlich etwas zu wiederverwerteten Elementen gesagt ("Copy and paste" ist ein Kampfbegriff aus Fankreisen, den er natürlich nicht übernehmen würde), und zum anderen bin ich nach wie vor der Meinung, dass er auch so schon genug in Kontakt mit Fans stand, jedenfalls mehr als ich es an seiner Stelle getan hätte
Also, ich denke dass Johnson kein sehr gutes Beispiel ist, wenn man die Kultur beim aktuellen Lucasfilm kritisieren möchte.
@ McSpain:
Die Haltung rührte daher, dass eine Selektion der Beiträge seitens der Macher angenommen wird: auf plakativ-stumpfe Vorwürfe in Richtung Chauvinismus, political correctness etc. wird bereitwillig eingegangen, weil das einfache Gegner sind; auf inhaltliche Kritiken hingegen nicht. Ich würde jetzt auch nicht denken, dass Snaggletooth von Johnson unbedingt etwas zu Holdo etc. hören muss, sondern dass ihm hier schlicht die Balance fehlt.
Und just for the record: ich teile diese Meinung der Selektion absolut nicht. Vorwürfe in diese Richtung sind meiner Ansicht nach haltlos und werden nur als zusätzliche Munition abgefeuert, weil man mit den Ergebnissen seit dem Disney-Deal nicht zufrieden ist.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 12:54 Uhr)
George W Lucas
@McSpain: Wie gesagt, ich will die Diskussion nicht wieder aufleben lassen. Daher gehe ich jetzt auf das Holdo-Thema nicht ein. Nur so viel, es wundert mich, wenn das jemanden nicht stört.
Was den Punkt betrifft, dass Johnson sich eigentlich gar nicht vor Fans rechtfertigen müsste, das lasse ich gelten. ABER dann müsste er auch kein Rosinenpicken betreiben.
Mag auch sein, das weniger Johnsons Statements das Problem waren, als wie die Statements in einigen Medien von TLJ-gewogenen Journalisten verwendet wurden unter dem Motto "RJ widerlegt die Kritikpunkte der Fans an TLJ".
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 12:58 Uhr)
Snaggletooth
@Snaggletooth:
"Wie gesagt, ich will die Diskussion nicht wieder aufleben lassen. Daher gehe ich jetzt auf das Holdo-Thema nicht ein. Nur so viel, es wundert mich, wenn das jemanden nicht stört."
Wegen mir kannst du es gern aufleben lassen, weil ich z.b. nicht nachvollziehen kann wieso man sich daran stört, dass Figuren Fehler machen die dann zu einem Scheitern führen in einem Film der sich Thematisch ausschließlich um das Umgehen mit Versagen und Scheitern dreht.
"ABER dann müsste er auch kein Rosinenpicken betreiben."
Weißt du für jedes dieser Beispiele mit Sicherheit, dass RJ diese Thema rausgesucht und angesprochen hat? Oder besteht nicht eine recht große Chance, dass Interviewer und Fragensteller immer gern auf diese Rosinen hinweisen, weil man damit bessere Clicks und Zahlen erreicht?
"Mag auch sein, das weniger Johnsons Statements das Problem waren, als wie die Statements in einigen Medien von TLJ-gewogenen Journalisten verwendet wurden unter dem Motto "RJ widerlegt die Kritikpunkte der Fans an TLJ"."
Hier pickst du aber auch gezielt wiederum dein Problem an den Aussagen. Ich verstehe da auch nicht wieso man sich über so einen Artikel aufregen kann. Er geht auf die Kritikpunkte ein und einige Leute werden es zur Kenntnis nehmen und so sehen andere nicht. Wie unsicher kann man sich in seiner Kritik bei gleichzeitigem bestehen dadrauf fühlen, dass man sich gestört fühlt wenn ein Artikel eine Fragerunde eines Filmemachers so überschreibt.
@GWL:
"Die Haltung rührte daher, dass eine Selektion der Beiträge seitens der Macher angenommen wird:" "Und just for the record: ich teile diese Meinung der Selektion absolut nicht. Vorwürfe in diese Richtung sind meiner Ansicht nach haltlos und werden nur als zusätzliche Munition abgefeuert, weil man mit den Ergebnissen seit dem Disney-Deal nicht zufrieden ist."
Das ist mir klar. Mir geht es ja eher darum ob man aus versehen oder mit purer Absicht in diese selektive Wahrnehmung geht in der man dann wiederum andere für Selektion kritisiert.
McSpain
StarWarsMan
@StarWarsMan:
Wo genau siehst du den den Reflex sich verteidigen zu wollen? Ich sehe in erster Linie einen Künstler der jederzeit bereit ist seine Intentionen und seinen Prozess zu kommunizieren.
Und gleichzeitig Jemanden der von vielen Seiten unfair und plump angegangen wird. Und ja, ich schließe die "validen" Kritiker damit ein, wenn sie überhaupt mit ihrer Kritik zum Künstler oder seiner Produzentin gehen und Stellungnahmen verlangen.
McSpain
@McSpain
Die Frage ist doch, ob ich mich als Künstler überhaupt (!) auf solche Seiten begeben sollte. RJ hat für sich diese Frage mit Ja beantwortet.
Klar muss man diese persönlichen Angriffe verurteilen. Andererseits ist jedem bekannt, auf welches Terrain man sich da begibt. Und RJ kämpft da aus meiner Sicht gegen Windmühlen und Trolle an. Muss ja jeder selbst wissen.
StarWarsMan
Ach, wie auch immer; es ist "Solo"-Zeit. Und die Gelegenheit, Ron Howard nach den Vorschusslorbeeren neben Rian Johnson in die Hall of Shame zu stellen, um dann dem Orwell´schen Zwei-Minuten-Hass zu frönen, wird noch früh genug kommen.
Wurde eigentlich schon eine Petition wegen "Solo" aufgesetzt?
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 14:12 Uhr)
George W Lucas
@StarWarsMan:
Das er sich auf Social-Media aufhält, dass er an Podcast von und mit Filmschaffenden teilnimmt und Interviews über seine Arbeit führt und gibt ist nun kein Grund für Irgendwas. Das gehört zum Job und dem Leben in 2018 dazu.
Aber darum ging es ja nicht. Es geht immer wieder um "Kritik" und dem "Verlangen" danach sich "richtig" dazu zu äußern und ja nicht zu sagen, dass er die Kritik ignoriert.
@Vorpremieren:
Natürlich gehe ich rein. Wäre auch um Mitternacht gegangen aber 19 Uhr ist nicht nur 5 Stunden eher, nein es stört auch keinen Schlafrhythmus.
@GWL:
Einige der großen Player von GamerGate und ComicGate haben sich vor Wochen auf Solo eingeschossen und mit dem Hashtag BoycottSolo und dem Kampf-Begriff Soylo (Von Soyboy, einem durch Soja-Oströgenen verweichlichten "Beta" Mann) seitdem versucht eine große Welle zu machen. Der IMDB-Score wurde versucht zu kippen und musste geresetet werden und aktuell drücken sie den "Darauf Warte Ich" Score bei Rotten Tomatoes auf 38% runter (der eigentlich bei allen großen Blockbustern immer auf 90-99% steht, da kaum jemand einen Film vor Release dort sucht und dann auf "Interessiert mich nicht klickt"). Der Wert war glaube ich vor ein paar Tagen noch im hohen 80er Bereich und ist seit ein paar Stunden massiv gefallen.
Insofern sind die Gruppen da und sie sind aktiv und sie sind laut. Sie sind klein und arm. Aber laut.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 14:25 Uhr)
McSpain
StarWarsMan
@StarWarsMan:
Sinnlos wäre es, wenn er versuchen würde Kritiker oder Trolle zu beruhigen. Das macht er ja eben nicht. Im Gegenteil äußert er sich zu den Dingen die ihm wichtig sind und auch gegen Kritik, die man eben nicht stehen lassen darf oder kann (Sexismus bspw.) und das was es natürlich nicht zu lösen oder klären gilt oder überhaupt geht, dass ignoriert er so gut es geht. Ganz nach dem Vorbild von Lucas, dass auch Alden vor Solo beherzigt.
Insofern musst du RJ gar nicht helfen oder dich wundern. Wundern muss man sich nur über die Leute, die meinen er wäre weitere oder andere Erklärungen schuldig oder dürfe Kritiken nicht ignorieren.
McSpain
George W Lucas
@GWL:
"Einerseits verpflichtet man sich durch die Wahl von In-Universe-Ära und Figuren einer gewissen Werktreue, andererseits holte man bewusst Lord und Miller, deren Arbeitsweise man gekannt haben muss. Die Frage steht also im Raum: was will Lucasfilm?"
Aus dem obigen Artikel entnehme ich eigentlich, dass die Differenzen weniger inhaltlicher, sondern vielmehr pragmatischer Natur waren. Lord und Miller ließen sich auf experimentelle Dreharbeiten ein und verschwendeten damit Zeit und Geld in Form von Überstunden des Regieassistenten (siehe oben). Dass Kennedy daraus umgehend die Konsequenzen zog, ist nicht nur aus geschäftlicher Sicht klar nachvollziehbar, sondern zeugt auch davon, dass man seitens LF sehr wohl klare Vorstellungen hat, was man will.
(zuletzt geändert am 23.05.2018 um 14:47 Uhr)
DerAlteBen
@McSpain
Ich habe auch gar nicht den Anspruch, ihm zu helfen, da es ja seine Sache ist. Es bietet sich aus meiner Sicht ein absurdes Schauspiel ab, dessen Spielregeln vor allem fehlgeleitete Menschen bestimmen. Aber Du bist da im Grunde ähnlich geduldig wie RJ, weswegen Du ihn vielleicht auch besser verstehst als ich.
StarWarsMan
@McSpain: Entschuldige. Ich hab Deine Replik auf meinen Kommentar jetzt drei mal gelesen. Ich verstehe sie nicht. Wie Du aus meinem Kommentar schließt, dass ich mir mit meiner Kritik unsicher sei, kann ich nicht nachvollziehen.
Aber ich breche dann doch noch mal gerne mein Gelübte bzgl. der Holdo-Sache. Ich nenne sie mal den Holdo-Poe-Konflikt. Dazu hole ich mal etwas weiter aus. Ich habe früher mal hobbymäßig Impro-Theater gespielt. Da haben wir in einem Workshop zum Geschichtenerzählen eine gute Übung gemacht. Zwei Personen haben in einer Situation interagiert und der Regisseur frohr die Szene ein und befragte jeden der Darsteller, was er gerade über die Situation und über den anderen denkt. Nachdem jeder das getan hatte, bekamen die Spieler die Anweisung dem Gegenüber genau das zu sagen, was sie dachten. Das brachte die Szene unglaublich voran. Denn es gibt bei den Menschen im realen Leben die Tendenz, sich sozial und harmonisch zu verhalten, Probleme nur durch die Blume anzusprechen. Diese Konventionen wurden hier durchbrochen. So wurden die Szenen interessant und die Geschichte ging voran, die Kerne der Konflikte traten zutage, gaben dem Gegenüber die Möglichkeit zu reagieren. Aktion und interessante Interaktion statt Rumgeeier.
Das schärfte sehr mein Bewusstsein, wie in Film und Theater Konflikte funktionieren. Pack die Karten auf den Tisch und erzwinge eine Auseinandersetzung, So passiert es zwar nicht unbedingt im echten Leben, aber so erzählt man Geschichten. In klassichen Tragödien sind die Konflikte offensichtlich, liegen in der Natur der Sache und am Ende muss sich jemand entscheiden. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist der Gibli-Film "Prinzessin Mononoke". Zwei Gruppen, die Menschen und die Waldgötter streiten um denselben Lebensraum. Beide haben ihre Rechte, beide sind darauf angewiesen, eine friedliche Lösung ist eigentlich undenkbar. Am Ende gibt es auch keine Rundumwohlfühllösung.
Nun zurück zu Holdo und Poe. Ein Konflikt, der darauf beruht, dass eine Person die andere ums verrecken nicht in die sie betreffenden Pläne einweiht ohne wirklich eine Motivation dafür zu zeigen, ist aus erzählerischer Sicht ein für mich nicht nachvollziehbarer und ziemlich lahmer Konflikt. Auch wenn dieses Hinter dem Berg halten erzählerisch schwach ist, hätte ich ja noch nachvollziehen können, dass sie schweigt, wenn sie Poe auf den Tod nicht ausstehen könnte. Aber bei ihrem Abschied von Leia sagt sie auch noch, sie möge ihn. Spätestens da hakt es bei mir völlig aus.
Die Variante, die ich auch noch nachvollziehen könnte, wenn auch keine schöne Lösung, wäre die, dass Holdo einfach eine rechthaberische schlechte Führerin ist, die aus Unsicherheit, um ihren Status als Autorität zu behaupten, Informationen zurückhält. Nach dem Motto, Wissen ist Macht.
Aber der Film ist dabei auf voll Holdos Seite und Poe wird als der dargestellt, der die Situation falsch eingeschätzt hätte. Das funktioniert für mich überhaupt nicht.
Snaggletooth
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