Während Star Wars: Die letzten Jedi hierzulande erst ab dem 26. April in den Regalen der DVD- und Blu-ray-Händler zu haben sein werden, bekommen die amerikanischen Fans bereits in weniger als zwei Wochen, nämlich am 13. März die Gelegenheit, ihre Filmsammlung aufzustocken.
Insgesamt 14 geschnittene Szenen wurden uns für die Heimkinoauswertung versprochen. Einige davon stellt uns Entertainment Weekly nun zusammen mit ein paar Kommentaren von Autor und Regisseur Rian Johnson vor.
„Ich liebe jede einzelne dieser Szenen. Ich meine, keine der Szenen wurde herausgeschnitten, weil sie nicht funktioniert hat. Sie wurden herausgeschnitten, weil der Film als Ganzes ohne sie besser war", erzählt Johnson. „Bei jeder von ihnen ist es diese seltsame Kombination, bei der es sich schrecklich anfühlt, sie zu rauszuschneiden, sich aber auch gut anfühlt, sie zu rauszuschneiden, da sich plötzlich das Tempo eines Teils des Films viel besser anfühlt, oder der Film plötzlich auf viele verschiedene Arten sauberer oder klarer ist."
In einer der geschnittenen Szenen kämpft Finn mit der Frage, ob er den Widerstand verlassen soll.
In diesem Moment rollt BB-8 mit einem Hologramm von Rey auf ihn zu, die emotional Abschied von Finn nimmt, als dieser bewusstlos in seiner Genesungskapsel lag, schwer verwundet durch Kylo Rens Lichtschwertangriff.
Laut Johnson war das Hologramm ursprünglich nur eine Möglichkeit, das Publikum an Reys und Finns Freundschaft zu erinnern, da sie den größten Teil des Films voneinander getrennt sind.
"Ich suchte nach jeder Gelegenheit, die ich hatte, um die beiden emotional miteinander zu verbinden", sagt der Regisseur. "Ich dachte, es wäre eine wirklich süße kleine Szene. Ich war begeistert von John Boyegas Leistung darin. Letztendlich sollte es seine Motivation erklären, Rey zu finden und den Widerstand zu verlassen, aber wir haben festgestellt, dass die Zuschauer seine Motivation verstehen, weil er es Rose erzählt. Als uns klar wurde, dass wir ohne diese Szene auskommen können, ist sie ganz natürlich der Schere zum Opfer gefallen."
Sie zeigt auch die schelmische und etwas beunruhigende Persönlichkeit von BB-8.
„Kleine Petze", sagt Johnson. „Man muss aufpassen, was man in BB-8s Anwesenheit sagt. Er könnte alles aufnehmen."
Der große Verlust bestand darin, einen guten Witz auszulassen. „Ich vermisse Johns Zeile ‘Das ist irgendwie unheimlich, dass du das aufgenommen hast."
Nachdem Rey von Luke Skywalker im Tempel über Ahch-To einige Jedi-Lektionen erhalten hat, schaut Rey auf die Küste hinunter und sieht eine Reihe von Lichtern, die sich über das Meer nähern. Sie steuern auf das kleine Dorf zu, das von den Hütern bewohnt wird, den amphibischen Alien-Nonnen, die sich um die alten Jedi-Gebäude kümmern.
Das ist ein kriegerischer Stamm, sagt Skywalker ihr, der gekommen ist, um das Dorf zu überfallen. Er schaut ungestört zu, während es Rey förmlich juckt, ihr Lichtschwert zu zünden.
Aber Moment, sagt Luke, selbst wenn Du gegen sie kämpfst und sie vertreibst, würden sie in einigen Wochen nicht einfach noch wütender und mit noch mehr Kämpfern zurückzukommen. Wird Rey dann noch da sein, sollte es dazu kommen?
Ein Jedi würde nichts tun, sagt er ihr. Sie würden sich aus Angst, es eventuell noch schlimmer zu machen, eher dafür entscheiden, sich nicht einzumischen. Also will sie wirklich ein Jedi werden?
Rey jedenfalls steigt den Berg hinunter und aktiviert ihr Schwert, eine Einstellung, die im Trailer verwendet wurde.
Luke ruft nach ihr, aber sie hört nicht mehr auf ihn.
Einige Fans mögen sich das sehen und annehmen, dass es die geheimnisvolle „dritte Lektion" war, die Luke ihr nie wirklich beigebracht hat, aber Johnson sagt, dass dem nicht so ist.
Wenn überhaupt, dann lernt sie hier nur, dass sie ihm nicht mehr voll vertrauen kann.
„Ursprünglich war dies nur ein Moment der Entscheidung für sie, an dem sie sagt: Okay, er ist zu weit gegangen", sagt Johnson. „Dies ist der Punkt, an dem sie endlich sagt: Okay, wenn Du mir nicht helfen willst, dann habe ich hier zu viel Zeit verschwendet."
Johnson dachte, daß dieser Bruch nötig wäre, um Rey in ihren Machtvisionsgesprächen in Kylo Rens Arme zu treiben.
„In ihrer vorletzten und besonders intensiven Macht-Verbindungsszene mit Kylo, war der Kontext für ihre Intensität, dass sie gerade diesen wütenden Moment mit Luke erlebt hatte", sagt Johnson. „Nachdem wir diesen Abschnitt herausgenommen haben, erlebt sie diese Machtverbindung nun, nachdem sie von Luke nach der Lektion im Tempel einen eher hoffnungsvollen Moment erlebt hat."
Das Entfernen der Überfall-Szene führt damit zu einem ganz anderen Einstieg in die Szene, der Luke vielleicht sogar noch mehr wehtut.
„Es ist für Luke noch viel niederschmetternder, wenn Luke sie nun in der Hütte mit Kylo findet", sagt Johnson. „Man hat das Gefühl, dass sie und Luke tatsächlich Fortschritte gemacht haben, während mit der Szene eher der Eindruck dagewesen wäre, dass alles im Grunde schon schiefgelaufen ist."
Und was die „dritte Lektion" angeht...?
Johnson räumt ein, dass diese nicht direkt angesprochen wird, sagt aber, dass es Dinge am Film gibt, die Fans als Lukes letzte Anweisung an Rey interpretieren können. Er zögert allerdings, noch mehr zu sagen, weil dies etwas sein könnte (oder auch nicht), das in Episode IX näher betrachtet wird.
Mit anderen Worten, das könnte jetzt J.J. Abrams’ Problem sein.
„Es ist nicht sein Problem, sondern eine Möglichkeit", betont Johnson. „Es gibt keine Probleme, es gibt nur Potenzial."
„Wo ist Han", fragt Luke im Film, und in einer geschnittenen Szene sehen wir, was auf diese Frage folgen sollte.
Luke geht alleine zu seiner Steinhütte und sitzt still dort, die Augen quellen vor Tränen über beim Gedanken an den alten Freund, den er nie wiedersehen wird.
Während er trauert, schneidet der Film zu Leia, die in ähnlicher Pose neben einem Fenster auf dem Widerstandsraumschiff Raddus sitzt. Der Schnitt soll darauf hindeuten, dass sie und ihr Bruder einen Moment der Trauer teilen.
„Die Beiden haben eine Verbindung, und das führt dazu, dass man vermuten kann, dass auch Leia in diesem Moment über Hans Tod nachgedacht hat", so Johnson. „Es war ein wirklich schöner Moment."
Allerdings wurde uns klar, dass wir aus Rhythmusgründen in diesem Filmabschnitt bei Rey und Luke bleiben mussten, und wir wollten dafür einfach direkt von dem Moment, wo er die Tür zuschlägt, zur Sequenz mit seinem Tagesablauf schneiden. Das Herausnehmen dieses kleinen Moments sorgte für Schwung in diesen Abschnitt hinein, was sich für den Film einfach viel besser anfühlte."
Der Preis dafür: Ein emotionaler Moment, der nicht nur die Verbindung zu Leia geschaffen hätte, sondern auch langjährige Star-Wars-Fans angesprochen hätte, die noch immer um den Schmuggler trauern, den sie ihr Leben lang kannten.
„Es tut mir sehr leid, dass ich diese Szene aufgeben musste. Ich denke, es ist eine wunderschöne schauspielerische Leistung von Mark Hamill", sagt Johnson. „Aber ich glaube, dass wir einen ähnlichen Moment mit ihm später mit R2 im Falken erleben."
Im Film haben wir gesehen, wie Rose, Finn und DJ Uniformen der Ersten Ordnung stehlen, um tiefer in das Herz des Schiffes vorzudringen, aber in dieser erweiterten Sequenz sehen wir zusätzlich, wie Finn von einem besonders geschwätzigen Sturmtruppensoldaten erkannt wird, der mit den Rebellen in einem Aufzug zu plaudern beginnt. Er ist sich sicher, dass er Finn von irgendwoher kennt.
„Es gibt einige witzige Momente, wenn wir durch den Mega-Zerstörer schleichen", so Johnson. „Ich musste jedesmal lachen, wenn ich sie mir ansah. Aber man kann sehr deutlich sehen, wenn man den Film als Ganzes betrachtet, dass es keine Möglichkeit gibt, in diesem Teil des Films langsamer zu werden, um diese ganzen Szenen zu zeigen."
Die Szene enthüllt jedoch ein interessantes Stück Kanon.
Nachdem der Soldat Finn erkannt hat, wird Finn klar, dass die Erste Ordnung sein Überlaufen zum Widerstand und seine Rolle bei der Zerstörung der Starkiller-Basis verheimlicht hat. Anstatt Alarm auszulösen, reagiert sein alter Kamerad deshalb nur mit einem Lachen darauf, dass FN-2187 vor ihm zum Offizier befördert worden ist.
„Das Gespräch legt nahe, dass Finns Geschichte der Ersten Ordnung offenbar derart unangenehm war und vertuscht werden musste. Die Strecksekunde, erkannt worden zu sein, löst sich dadurch auf, dass Finns alter Bekannter seine Geschichte nicht kennt", meint Johnson.
Johnson beschreibt Phasma als „den South-Park-Kenny von Star Wars", weil sie zurückkehren kann, obwohl sie immer wieder ihr Ende gefunden zu haben scheint.
Tatsächlich ist sie so hart, dass sie in dieser Sequenz zweimal „sterben" musste. Die Version im Film ist das Ergebnis von Nachdrehs.
Ursprünglich hatte Johnson einen anderen Fall für die Sturmtruppenchefin in petto. Anstatt dass Finn endlich die Oberhand über Phasma gewinnt, besiegt sie ihn und lässt ihn von weitren Sturmtruppensoldaten umzingeln.
Dann fangen sie an zu reden. Finn enthüllt die Geschichte ihrer Feigheit in Star Wars: Das Erwachen der Macht, als sie einfach so die Schilde der Starkiller-Basis abgeschaltet hat, um ihr eigenes Leben zu retten. Die anderen Soldaten hören das eher ungern, weil sie nicht wissen, ob es eine gute Idee ist, so viel über die Chefin zu wissen.
Durch das Loch in ihrem halbzerstörten Helm sehen wir Phasmas Reaktion: Sie hat Angst.
Bevor die anderen Soldaten reagieren können, zieht sie blitzschnell ihre Waffe und schießt sie nieder. Dann, als sie und Finn wieder aufeinandertreffen, wird sie selbst von einer Explosion erwischt und in das Inferno der zerstörten Hangarbucht geschleudert.
Warum hat Johnson das geändert? „Aus Zeitgründen. Nur aus Zeitgründen. Ich mag den kurzen Moment, in dem Phasma von John überrascht wird und das kleine Hin und Her zwischen den beiden", so Johnson. „Aber wir brauchten eine viel kürzere Version dieser Szene, die faktisch das exakt gleiche Ergebnis hat."
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Darth Jorge
BigT
Darth Jorge
@Darth Jorge
Ah, okay. Musste noch Mal nachhaken.
@Oscars
Hab den Film noch nicht gesehen, aber freut mich für den "kleinen" Peter Jackson, Guillermo del Toro: Regieoscar und bester Film.
Auch beste Kamera und visuelle Effekte geht mit "Blade Runner 2049" dahin wo es dieses Jahr hingehört.
(zuletzt geändert am 05.03.2018 um 06:20 Uhr)
Ich meinte ja auch nur, dass diese Insel in Episode 7 bis auf Luke vollkommen verlassen wirkte. Es hatte so den Anschein, als hätte sich ein weiser alter Jedi aufgrund von Trauer und Leid zurückgezogen. Bei Rian Johnson ist die Insel plötzlich ziemlich belebt. Die Hüterinnen, die Porgs, die in der geschnittenen Szene sogar ne Party feiern und von Räubern angegriffen werden, egal ob real oder nicht.
Es wirkt auf mich halt deplaziert, wie so vieles im Film. Bei den Ugnaughts habe ich mir übrigens immer vorgestellt, dass sie auf Cloud City arbeiten. Gibt ja bestimmt einiges zu tun in einer so riesigen Stadt. Das war für mich nie eine Frage, weil sie da auch wunderbar reinpassen. Aber bei den Hüterinnen frage ich mich schon, ob es soviel auf der Insel zu tun gibt und sie Lukes Dreck wegräumen. Für mich ist das World-Building an der falschen Stelle.
(zuletzt geändert am 05.03.2018 um 08:47 Uhr)
Lord Firewalker
DerAlteBen
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