Gestern lief die neueste Episode der Serie Star Wars Rebels, Twin Suns, in den USA. In diesem Zusammenhang hat sich io9 mit Dave Filoni zusammengesetzt und ein ausführlicheres Interview über Twin Suns geführt, eine recht einschneidende Episode. Dieses Interview ist extrem spoilerhaltig bezüglich Twin Suns – seid vorgewarnt:
Es gibt eine Menge zu bereden, aber fangen wir doch mit der Angelegenheit an, die mit Hinblick auf den Kanon die größte Tragweite besitzt. Obi-Wan Kenobi tötet Darth Maul. Er ist tot. Einfach weg. Diesmal endgültig.
Seitdem Filoni Darth Maul in The Clone Wars zurück gebracht hatte, empfand er eine Art Verantwortung, die Geschichte um den ehemaligen Sith-Schüler zu Ende zu führen. Das Rebels-Team und er setzten sich also mit einigen Mitgliedern der Story Group zusammen, um sicherzugehen, dass von deren Seite aus keine weiteren Pläne bezüglich der Figur bestünden. In Mauls Fall konnte es diese eigentlich gar nicht geben.
''Wenn eine Figur wie Maul zur Zeit der alten Filme noch existiert, kann man aufgrund seiner Tragweite kaum erklären, warum diese Figur nicht irgendwo ihre Auswirkungen hatte,'' meinte Filoni. ''Es war also an der Zeit, diese Geschichte und damit auch die Handlung um Maul zu einem Ende zu führen.''
Mauls Tod kommt rasch und schlagartig. Kenobi tötet ihn mit nur wenigen Bewegungen - Filoni selbst weiß, dass er damit für Kontroversen sorgen wird. Er hat diese Entscheidung allerdings nicht leichtfertig gefällt.
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''Wir haben lange diskutiert, wie das vonstatten gehen sollte,'' meinte Filoni. ''Instinktiv und, das gebe ich zu, auch erwartungsmäßig geht man von einem langen Lichtschwertduell aus. Ich habe allerdings in den letzten Jahren eine Menge ausgedehnte Lichtschwertduelle umgesetzt und halte es für das wichtigste, sich dabei zu überlegen, was davon anhängt. Welche Spannung? Es hängt immer weniger davon ab, wie man ein Schwert führt oder wie kreativ der Umgang damit ist, wenn nicht viel davon abhängt.''
Filoni sagt überdies, Kyuzo, der Schwertmeister in Akira Kurosawas Die sieben Samurai, habe als Inspiration für den Kampf hergehalten - ebenso das Duell, das er nicht ausfechten will, weil er weiß, dass es rasch vorbei sein wird. Filoni sah überdies eine Gelegenheit, die beiden Figuren im Rahmen eines schnellen, entschiedenen Kampfes gelungen darzustellen.
''Ich habe den festen Eindruck, dass Obi-Wan - wenn er es irgendwie einrichten könnte - Darth Maul lieber nicht töten würde. Obi-Wan hat meiner Meinung nach einen Entwicklungspunkt erreicht, den ich als recht erleuchtet bezeichnen würde. Er hat in seiner Zeit in der Wüste begriffen, wer er ist und sich damit als Figur stark weiterentwickelt. Er ist nicht mehr der junge Kerl, der sich aus Zorn in den Kampf mit Maul stürzt, weil Maul seinen Meister getötet hat. So viele Jahre später kann es nicht mehr dieselbe Situation sein. Maul seinerseits ist ziemlich genau an diesem Punkt in seiner Entwicklung stehen geblieben. Von da aus hat sich sein Leben in die falsche Richtung entwickelt. Davon kommt er nicht los.''
Filoni hofft, dass dieses Duell und die darauffolgenden Momente die perfekte Darstellung eines der wichtigsten Konflikte in Star Wars insgesamt ist.
''Es geht ganz wesentlich darum, den Unterschied zwischen Jedi und Sith darzulegen. Jedi werden selbstlos, Sith bleiben selbstsüchtig. Obi-Wan wird zum Kampf gedrängt, weil er letztlich eine andere Figur verteidigt, und kämpft deswegen letztlich auch. Da er allerdings so im Reinen ist und weiß, wer er ist, kann er in dem Augenblick nicht besiegt werden. Obi-Wan tötet Maul schließlich, weil Maul eine so gebrochene und verlorene Person ist - aus meiner Sicht ist das auch der Grund, warum er am Ende Mauls Kopf in seinem Schoß birgt. Die Idee ist die, dass Obi-Wan dazu bereit ist, dieser so grausamen und schrecklichen Person Vergebung zuzugestehen, weil er mit Maul Mitleid hat. Bis zu seinem letzten Atemzug hofft Maul, dass jemand an seinen Feinden Rache übt. Meiner Vorstellung nach drückt Obi-Wan Trauer über den Umstand aus, weil Maul nie über sich hinausgewachsen ist und daher niemals von seinem Leid erlöst werden wird. Ich fand aus diesem Grund, dass dieser Augenblick über einen normalen Lichtschwertkampf hinausgehen müsste und eher die beiden Charaktere darstellen solle.''
Vielleicht ist euch dies nicht aufgefallen, aber Filoni verweist auch auf einen Moment, der zeigt, wie Obi-Wan seit Episode I für diesen Kampf bereit ist:
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''Maul versucht, Obi-Wan mit einem sehr ähnlichen Kniff zu erwischen, wie er Qui-Gon erwischt hat. Er fängt einen Schlag ab und nutzt den Knauf seines Griffs dazu, Qui-Gon einen Schlag ins Gesicht zu versetzen. Ich ließ Maul also hier dasselbe versuchen, aber Obi-Wan ist bereit und schneidet das Lichtschwert entzwei und beweist damit erneut Reife. Der entzweigeschnittene Lichtschwertgriff stellt überdies auch dar, wie Maul entzweigeschnitten wird. Wir alle haben Witze gemacht: Obi-Wan solle Maul würfeln und auf dem Planeten verstreuen, denn dieser findige Maul kommt ja immer wieder zurück. Diesmal allerdings nicht.''
Im Laufe der Episode wird immer wieder erwähnt, dass Obi-Wan über jemanden wacht, ''den Auserwählten''. ''Er wird uns alle rächen,'' meint Maul.
Es ist wohl keine Frage, auf wen sich die beiden beziehen. Am Ende der Episode sehen wir, wie Luke Skywalker als kleiner Junge auf der Farm der Larsens herumläuft; im Hintergrund die Zwillingssonnen. Man hört, wie Tante Beru nach ihm ruft, dazu läuft der kultige Soundtrack von John Williams.
Filoni erklärt, dass Luke nicht nur gezeigt wird, um langjährige Star-Wars-Fans zufrieden zu stellen. Es geht ihm in erster Linie um die neuen Fans:
''Wir müssen jede Episode Star Wars Rebels auch aus der Perspektive einer Person betrachten, die noch nie Star Wars gesehen hat. Man muss das bedenken, wenn man Szenen erschafft, in denen Maul und Obi-Wan über 'den Auserwählten' sprechen oder Maul Obi-Wan fragt: 'Wen beschützt du?'. Wenn man den Kontext nie zu Gesicht bekommen hat - oder wir ihn nicht bieten - verstehen viele Leute nicht, was da gerade vorgeht. Die eingefleischten Fans schon, andere Leute eher nicht. In simpelster Manier stellt die Szene also dar, dass es Obi-Wan gibt, er jemanden beschützt und da auch eine Frau ist, die 'Luke!' ruft und wir sehen, wie ein Junge durch die Wüste rennt. Man begreift dann: 'Oh, Obi-Wan beschützt also einen Jungen namens Luke.' Die Szene bietet also einen wichtigen Informationsfetzen, den man braucht, um die Geschichte zu verstehen.
Wenn die Fans rufen: 'Oh mein Gott, das ist Luke Skywalker!', dann ist das umso besser. Ihr versteht jetzt, um was es mir geht ... man muss also die Szene darstellen, um zu zeigen, was der alte Mann in der Wüste macht. Man kann nicht davon ausgehen, dass alle die Filme gesehen haben, auch wenn wir wissen, wie populär sie sind.''
Shelagh Fraser, die Tante Beru in Episode IV spielt, leiht auch in dieser Episode ihre Stimme Beru. Filoni nimmt an, dass man dazu eine Aufnahme von den Dreharbeiten zu Episode IV genommen hat. Falls ihr euch diese Frage schon gestellt habt: Es wurden für Obi-Wan Kenobi keine alten Aufnahmen von Alec Guinness genommen; der Synchronsprecher, Stephen Stanton, hat es einfach nur derbst drauf.
Auch wenn es Spaß macht, über alte Figuren wie Luke Skywalker, Obi-Wan Kenobi oder Darth Maul zu sprechen, sollte man nicht vergessen, dass dies Rebels ist. Es ist nicht die Geschichte dieser Figuren, sondern die Geschichte von Ezra Bridger, der sich gerade in seiner Ausbildung zum Jedi befindet. Bridger ist zentral für die Folge, man muss allerdings noch sehen, was die Ereignisse aus ihm machen.
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''Das ist Material für Staffel 4,'' verspricht Filoni. ''Nun, am Anfang von Staffel 4, hat Ezra viel mehr Ahnung davon, wer er eigentlich ist. In Staffel 3 ging es in vielerlei Hinsicht um das Streben nach Macht, wahrhaftigen Verbündeten und wahrer Familie.''
Filoni ergänzt, dass 'Macht' allerdings für einzelne Leute unterschiedliche Bedeutungen hat. Für die Sith ist die Bedeutung wörtlich, für einen Jedi geht es um Selbstlosigkeit und Aufopferung, um anderen zu helfen. ''Ezra geht einen großen Schritt in diese Richtung, also anderen zu helfen,'' meint Filoni. ''Das wollte er schon immer machen; aber es ist das eine, zu wissen, dass man es tun soll und das andere, wie man es tun soll.''
Bridgers Rolle war so wichtig für Filoni, dass er selbst die Storyboards für die ganze Passage geliefert hat, ab dem Moment, an welchem Ezra durch den steinernen Bogen geht (siehe oben) bishin zum Abspann.
''Ich wollte diesen Moment psychologisch ergründen und die Frage, was es für Ezra bedeutet, in die Leere zu gehen, um diesen Mann zu finden. Dies ist ein Moment des Suchens. Mythisch. In die Wüste zu schreiten hat fast schon läuternden Charakter. Durch das Feuer zu reisen, durch die Kälte zu reisen, auf der anderen Seite anzukommen...das ist Obi-Wan.''
Nächste Woche läuft das zweiteilige Staffelfinale in den USA; Staffel 4 ist bereits in Produktion.
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