Sammeln und Star Wars, das gehört für viele Fans einfach zusammen. Und während die breite Masse sich ein oder zwei Actionfiguren ins Zimmer stellt - natürlich ausgepackt -, hat der andere ein wohlsortiertes Archiv voller - natürlich unausgepackter - Figuren in vieltausendfachen Variationen. So oder so ähnlich läuft es auch beim Sammeln von Star-Wars-Autogrammen: Die breite Masse nimmt sie als nette Erinnerungsstücke an Conventionbesuche mit nach Hause und denkt sich dabei wenig Böses, während der harte Kern der Sammlergemeinde Autogrammanfragen schreibt, Adressen aufspürt und - so der Trend seit einigen Jahren - immer öfter gezwungen wird, hohe Summen in sein Hobby zu investieren. Oder es aufzugeben.
Jüngster Höhepunkt dabei: Die Einrichtung von Star Wars Authentics, der offiziellen Anlaufstelle von Lizenznehmer Topps für Star-Wars-Autogramme, bei der ihr eingeladen seid, mehrere hundert Euro für Autogramme der Stars des neuen Star Wars auszugeben, egal ob sie nun Daisy Ridley, John Boyega, Adam Driver oder Felicity Jones heißen.
Wir wollten wissen, wie die Sammler diesen Trend wahrnehmen und haben deshalb unseren alten Freund und Langzeitsammler Holger von Yubnub.de gebeten, uns seine Sicht auf die Situation zu schildern:
Das Thema Autogrammpreise hat schon immer für Diskussionen gesorgt. In Deutschland etwas mehr als beispielsweise in den USA oder Großbritannien, denn die deutschen Fans haben hier tatsächlich eine andere Sammlermentalität. Man konnte sicher geteilter Meinung sein, letztendlich bewegten sich die Autogrammpreise aber auf einem durchaus realistischem Niveau.
Autogramme zu sammeln war ein tolles Hobby und Sammlergebiet, aber in den letzten Jahren mutierte es zu einer bastardisierten Version dessen, was es einst war. 2016 war Autogramme zu sammeln endgültig kein Hobby mehr, es wurde zum Geschäft, reines Business.
Im Sommer kam es zur Preisexplosion bei der Celebration in London, als der Fan für Autogramme und die Photo OP (= gemeinsames Foto mit dem Gaststar) noch tiefer in die Tasche greifen musste. Gegen Jahresende dann der nächste Schlag: Lucasfilm vergab die Lizenz für Autogramme an Trading-Card-Hersteller Topps, und der rief den Onlineshop Star Wars Authentics ins Leben. Hier ist ein Autogramm von Daisy Ridley ab $350 zu bekommen, das von Felicity Jones ab $300. Autogramme und Fotos zu lizenzieren ist nichts neues, Lucasfilm hatte bereits einmal einen Lizenznehmer, nämlich Official Pix. Schon hier wurde der Fan ordentlich zur Kasse gebeten, aber Star Wars Authentics öffnete die Tür zu einer neuen Dimension der Preistreiberei.
Jetzt schreiben wir März 2017 und noch sind nicht alle Stargäste bekannt, die bei der diesjährigen Celebration in Orlando anwesend sein werden. Fest steht aber: Das Autogramm von Felicity Jones wird $200 kosten, ein gemeinsames Foto mit ihr $250.
Unter Sammlern wird damit gerechnet, das der Preis für ein Autogramm von Mark Hamill diesmal ebenfalls an der $200-Marke kratzen wird. Auch das Foto mit ihm wird wie eine dreistellige Summe kosten. Bei der kommenden Dallas Fan Expo sind jeweils $195 für Autogramm und Photo OP fällig.
Peter Mayhew verlangt $60, vor zwei Jahren kostete Carrie Fisher als Hauptdarstellerin gerade mal $10 mehr. Zum Vergleich: Bei der Celebration II im Jahr 2002 kostete ein Autogrammgutschein noch $15 oder man bekam zehn Gutscheine zum Sonderpreis von $120, gültig für jeden Stargast. Theoretisch konnte man sich also 10 Carrie Fisher Autogramme für weniger Geld holen, als heute eine Unterschrift von Mark Hamill kostet. Bei der Celebration im Jahr 2007 kostete die Signatur von Carrie Fisher immer noch günstige $35, 10 Jahre später ist das der Preis für Jeremy Bulloch, der normalerweise mindestens eine Convention pro Monat besucht und dessen Unterschrift wegen der enormen Masse an kursierenden Autogrammen keinerlei finanziellen Wert mehr hat.
Dass Fans ihre Stars sehen oder noch besser treffen möchten, ist zum Geschäft geworden. Autogramme und Fototermine werden dem Fan inzwischen systematisch aufgezwungen, denn seitens des Veranstalters wird ganz bewusst alles getan um kostenlosen Kontakt zwischen Fans und den Topstars zu vermeiden. War es bei der Celebration in Essen noch möglich jeden Gast zu sehen und auch zu fotografieren, werden Mark Hamill und Co seit London 2016 abgeschottet. Sie sitzen hinter einer Wand und sind nicht mehr zu sehen. Sie betreten und verlassen die Halle durch einen Gang, geschützt vor jedem kostenlosen Blick. Wer seinen Star treffen will, muss bezahlen. Entweder für das Autogramm, das Foto oder beides. Bei manchen Conventions muss inzwischen sogar bezahlt werden, wenn man mit einem Gast sprechen möchte.
Viele Conventionveranstalter verbieten mittlerweile Selfies am Autogrammtisch oder innerhalb der Location, um den Fan zur kostenpflichtigen Photo OP zu zwingen. Genau genommen hat man das letztes Jahr bei der Celebration auch schon versucht, denn Selfies mit den Gästen waren eigentlich untersagt. Aber von den Nebendarstellern hat sich keiner daran gehalten. Allerdings würde es mich nicht überraschen, wenn man das Selfieverbot ab 2017 strikt durchzieht. Die Preise für ein Foto mit einem Nebendarsteller sind bereits auf $40 angesetzt.
Gibt man Geld für Autogramm oder Photo OP aus, hat man seinen Star aber immer noch nicht getroffen. Je mehr Fans ihr Autogramm oder Foto bekommen, desto mehr Geld wird verdient. Also gleicht das Treffen mit dem Star mittlerweile eher einem Viehtrieb. Ich hatte bei der Celebration in Essen großes Glück, denn nicht nur dass die Gebühren für Mark Hamill hier noch deutlich niedriger waren, zumindest bei der Autogrammstunde war der Andrang moderat und ich konnte mich ein wenig mit ihm unterhalten. Dieses Jahr wäre das wohl nicht mehr möglich, denn eine amerikanische Celebration ist übergroß und entsprechend überlaufen.
Die aktuelle Abzocke von Fans hat auch einen einzigen winzigen Vorteil: Bevor Ian McDiarmid die Verdienstmöglichkeiten mit Autogrammen für sich entdeckte und seine Unterschrift für ca. $80 bis $120 zu haben war, weigerte er sich meistens, Autogramme zu geben. Signierte Motive als Imperator kursierten damals für das drei- bis vierfache vom heutigen Preis. Erst der Autogrammverkauf machte McDiarmids Unterschrift überhaupt bezahlbar.
Lucasfilm und die Lizenznehmer argumentieren gerne damit, man sorgt sich ja um den Fan und möchte hohe Qualität, also echte Autogramme garantieren. Tatsächlich dreht es hier aber nur um das Geld, um etwas anderes geht es längst nicht mehr. Lucasfilm oder Disney unternehmen nichts gegen gefälschte Autogramme, sie verdienen nur an den echten.
Und das Argument seitens der Stars wie Mark Hamill ist gerne der Verkauf von Autogrammen auf eBay, denn wenn der Fan mit der Unterschrift Geld verdient, muss es der Star auch... mehr Geld natürlich. Allerdings ist das sogar eine Teilwahrheit, denn so mancher Fan sammelt auch nur wegen des Geschäfts. So dreht sich die Preisspirale und hat längst absurde Dimensionen erreicht. Auch, weil Autogramme zur Ware geworden sind, an der viele Personen mitverdienen möchten. Nicht nur der Gaststar möchte Geld machen, sondern auch sein Agent. Zum Teil der Conventionveranstalter. Im Fall von Star Wars der Lizenznehmer Topps, genauso wie der Lizenzgeber Lucasfilm und auch noch dessen Mutterkonzern Disney.
Und natürlich will keiner zu wenig verdienen, so sagt Star A durchaus „Moment mal, Gast XY hat eine ähnlich große Rolle wie ich, sein Autogramm kostet aber $10 mehr als meines“ und schon geht der Preis wieder nach oben. Daisy Ridley kann sich durchaus als neues Aushängeschild im Star-Wars-Universum sehen. Also will sie oder ihr Agent vielleicht mehr für ein Autogramm als Mark Hamill. Der wiederum ist einer der Originaldarstelller und auch in den Sequels wieder dabei, also will er mehr als Daisy Ridley. Als Nebeneffekt wird das Autogramm von Harrison Ford bei den Händlern immer teurer, denn er ist der größte Star im Ensemble.
Die Zeiten der abgehalfterten Schauspieler, die aus Mangel an Rollenangeboten Conventions besuchen, sind vorbei. Natürlich gibt es auch heute noch Karteileichen, aber das Autogrammgeschäft ist auch für größere Namen attraktiv geworden. Sogar die großen amerikanischen Künstleragenturen wie CAA und UTA beschäftigen inzwischen Personal das sich um die Vermittlung ihrer Klienten an Conventions kümmert. Nur wenige geben es zu, aber Summer Glau (bekannt aus Firefly) räumte ein, anstatt eine schlechte bezahlte Rolle anzunehmen, besuche sie lieber eine Convention. Die Topverdiener der Branche gehen am Ende einer dreitägigen Convention mit bis zu einer halben Million nach Hause. Leicht verdientes Geld für Star und seine Künstleragentur.
Und als ob das noch nicht genug wäre, springen auch Fans und Sammler auf den Zug auf. Private Signings (= Autogrammstunde mit dem Star unter Ausschluss der Öffentlichkeit) schießen aus dem Boden. Darunter auch dubiose Angebote mit jemanden aus der Riege der Hauptdarsteller für mehrere hundert US Dollar pro Unterschrift, ohne dass man einen Beweis für die Echtheit liefern kann oder will... Aus Selbstschutzgründen kann ich hier nicht ins Detail gehen. Ich gebe jedem nur mal den Ratschlag: Einige Personen aus der Sammlerszene sind nicht das, was sie vorgeben zu sein - das hat die Vergangenheit mehr als einmal gezeigt, als blindes Vertrauen in die falschen Personen ein schlimmes Ende nahm.
Irgendwann wird dieses ganze System zwangsläufig in sich zusammenbrechen. Warum? Weil es viele solcher Systeme gab und es bei jedem zum großen Crash kam. In den USA sah der Markt mit den dort populären Baseballkarten ähnlich aus wie heute bei Star-Wars-Autogrammen. Die Preise für diese Sammelkarten kletterten in astronomische Höhen, doch irgendwann machte der Sammler nicht mehr mit und das ganze System kollabierte.
Oder um ein mal ein etwas kleineres Beispiel zu nennen: Ende der 90er Jahre waren Werbetrucks sehr populär, bereits um die Jahrtausendwende brach der Markt völlig in sich zusammen. Jene einst zu teils saftigen Preisen gehandelten Spielzeugautos waren nichts mehr wert. Auch die Preise für Figuren aus den Überraschungseiern sind stark eingebrochen.
Und so wird auch das Geschäft mit den Star-Wars-Autogrammen früher oder später von sich selbst zerstört werden. Inzwischen ist auch der Punkt erreicht, an dem das sogar dringend nötig ist. Und je mehr Fans Star Wars Authentics und Co. boykottieren, desto schneller kommt der Zusammenbruch des Systems.
Das Hobby Autogrammesammeln ist praktisch tot, es geht nur noch ums Geschäft. Wer im Jahr 2017 ernsthaft Star-Wars-Autogramme sammeln möchte, dem rate ich klar davon ab. Gelegenheitssammler machen keinen Fehler, wenn sie bei einer Convention den einen oder anderen Nebendarsteller holen. Nutzt vielleicht die Zeiten während der Panels, wenn am Autgrammtisch nicht so viel los ist. Unterhaltet Euch ein wenig, fragt nach einem Selfie.... es macht Spaß und teilweise sind das auch Leute, die das Geld gut gebrauchen können. Aber es ist zu spät, um aktuell noch eine komplette Sammlung inklusive aller Hauptdarsteller aufzubauen, ohne sich mit überhöhten Preisen über den Tisch ziehen zu lassen.
Wer sich etwas gutes tun will, der soll sich eben mal seinen Hamill holen oder sich mit ihm fotografieren lassen. Aber lasst es nicht zur Gewohnheit werden, vor allem unterstützt auf keinen Fall den aktuellen Wahnsinn mit den Autogrammpreisen für Daisy Ridley, Felicity Jones und wie sie alle heißen. Je früher die Fans ihren Unmut ausdrücken und diese Preise boykottieren, desto besser. Denn eine andere Sprache verstehen die Verantwortlichen nicht, nur so kann dem ein Ende gesetzt werden. Und letztendlich sollte man als Fan und Sammler auch noch die nötige Selbstachtung haben. Go rogue!
Ich selbst bin gerade in meinem zwanzigsten Jahr als Sammler und auch ich spiele mit dem Gedanken, das Hobby wieder stark zu reduzieren oder sogar komplett einzustellen.
Was vor dem Preisanstieg im Bereich Star-Wars-Autogramme möglich war, könnt ihr auf Yubnub.de und auf Holgers Sammlerseite auf Facebook bestaunen.
Mehr zum Thema Autogrammesammeln findet ihr auf unserer Autogramm-Seite.
Und nun seid ihr gefragt: Sammelt auch ihr rund um Star Wars? Wie sieht die Entwicklung in eurem Sammelgebiet aus?
Wir sind gespannt auf eure Meinung.
Seite 1
Ein echt interessanter Beitrag, ich weiß schon, warum ich das Geld dann lieber in ein Kostüm investiere.
Allerdings sind mir hier erstaunlicherweise Parallelen zu einer JPop-Band aufgefallen, der ich aktiv folge. Dort ist es Praxis, dass bei jeder CD ein Ticket beiliegt, mit dem man einem Mitglied der Band für 10 Sekunden die Hand schütteln und reden darf, gelegentlich gibts auch Tickets für Photos oder Unterschriften. Hier zahlt man zwar nur 10€ pro CD, aber da man das Stapeln kann, gibt es durchaus auch Fans, die sich 80 und mehr CDs kaufen.
Man merkt also, es wird immer Leute geben, die bereit sind soviel Geld auszugeben, man muss es denen nur gut genug verkaufen
Chrissel
LinQ
McSpain
McSpains Gedanke war auch einer der ersten, der mir bei diesem offen, ehrlich und knackig-kritisch auf den Punkt verfassten Beitrag (Lob!) durch den Kopf ging.
Dass da jetzt eine pinkfloydesque "Wall" zwischen Künstlern und Fans von der Industrie hochgezogen wird - dies wird sich garantiert extrem negativ auf den Spirit zukünftiger Cons auswirken. So etwas ist extrem kurzsichtig gedacht - denn, klar: Umso mehr Fans angepisst "rogue gehen", desto eher bricht die Money-Machine wieder zusammen!
Finde den öffentlichen Appell von Holger auch vollkommen berechtigt und angebracht - und dass ihr SWUler ihm hier einen Platz dafür einräumt... Ebenfalls top!
Ich sammle selbst in verschiedensten Bereichen - bin aber gottseidank überall ein extrem früher Vogel und fast immer schon längst wieder "weg" und in meiner Kollektions-Zielsetzung komplett, bevor der Hype-/Money-Train startet.
Das Problem der Reseller hat allerdings im Autogrammbereich längst nicht die mafiösen Strukturen erreicht, wie sie z. B. in der Sneaker- oder Vinyl-Toys-Szene gang und gäbe sind.
Dort sieht es ja grundsätzlich so aus, dass Verkäufer in Stores oder gar Mitarbeiter beim Vertrieb bis hin zum Hersteller geschmiert / bestochen und sogar Bid Bots bei Online-Releases manipuliert werden. So gerät dort über 90% der Ware sofort in die Fänge der Wiederverkäufer - und der um 10:00h morgens physisch oder digital releaste 250$-Schuh taucht dann mittags für günstige 1850$ bei den üblichen Verdächtigen / eBay auf. Mit viel Glück darf man aber doch noch einen Preisvorschlag senden !
Allerdings geht es hier oder auch bei SW-Merchandise-Stuff ja "nur" um rohe Materie / Objekte.
Eine Daisy Ridley z. B. sollte im Rahmen einer Convention aber schon für den treuen Fan in einem gewissem kleinen Rahmen menschlich erreichbar bleiben. Sonst führt dies den Sinn und Zweck einer Convention ("Zusammenkunft", remember?) tatsächlich ad absurdum.
Konsequente Abschirmung der Stars, Selfie-Verbote (...damals eher "Polaroid-Verbote"!), Geld zahlen für 30 Sekunden Smalltalk etc. - dies wäre vor 20 Jahren bei fast jeder Art von Sci-Fi-Con absolut und vollkommen undenkbar gewesen ...
(zuletzt geändert am 15.03.2017 um 13:43 Uhr)
Landspeeder
JokinLightus
Sehr guter und schöner Beitrag! Ich habe zuletzt auch mal etwas wegen Autogrammen recherchiert, da ich ein Autogramm von Jeniffer Hale wollte, die Synchronsprecherin von FemShep aus Mass Effect und Aayla Secura. Ich habe dann eine Topps Autogrammkarte gefunden zu einem sehr anständigen, günstigen Preis aber ich habe auch gesehen, dass es in dem Segment ziemlich industriell zugeht. Klar, die Darsteller müssen so oder so Massen an Karten unterschreiben aber mittlerweile geht das schon soweit, dass man Unmengen kleiner Sticker unterschreibt, so dass Topps dann über Jahre einfach nur die Sticker auf die Karten kleben muss, anstatt den Darsteller für jede neue Serie einzuladen. Da die Sticker nur begrenzten Raum bieten, wirkt sich das natürlich auch optisch auf die Unterschriften aus, so dass manche nur ihre Initialen benutzen, dann liest man noch nicht mal mehr den Namen.
Hier ganz schön zusehen:
http://www.beckett.com/news/these-two-photos-show-the-big-difference-between-on-card-and-sticker-autographs/
Parka Kahn
Matzilla
@JokinLightus
Aber sicher wurde das ganze nur gemacht damit die Stars es angenehmer haben und nicht so viel vom ungewaschenen Pöbel genervt werden. Die Fans die dreistellige Summen bezahlen sind ja auch schon vom Geruch her viel besser zu ertragen. Schön wenn das Kapital so einen Con-Auftritt gleich entspannter und geregelter macht.
McSpain
Musste beim Lesen die ganze Zeit "Zuhälterei" denken. Naja.
Interessanter Beitrag. Das Thema war mir nie präsent, weil ich weder Conventiongänger bin, noch Autogramme sammle. Am liebsten würde ich es auch wieder verdrängen, da mir die neuen Stars allesamt sympathisch sind und ich die neuen Filme mindestens solide finde. Da ist es echt nicht schön, von dieser offiziellen Politik zu lesen, gerade wenn ich mir Kathleen Kennedys ständige Lippenbekenntnisse für die Fans in Erinnerung rufe. Oder die über soziale Netzwerke suggerierte "Nähe" von Stars wie Ridley und Boyega.
Sehr traurig, dass dieser Teil der Fankultur so zersetzt wird. Aber umso wichtiger der Appell: am Ende haben wir als Fans die Kontrolle über das, was uns missfällt.
PS: Ein Lob möchte ich SWU für diese kritischen Beiträge aussprechen. Hatten wir ja letztens schon mit China. Mehr davon.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 10:51 Uhr)
George Lucas
Ob man nun sein Geld für Autogrammkarten oder Poster oder Fotos mit dem "Star" ausgibt, oder sich anderweitig aus dem Merchandisingsortiment bedienen, ist doch im Grund gleich.
Es gibt eine wunderbare Möglichkeit, sich gegen solche Preise zu wehren: Einfach nicht kaufen. Das ist aber wie mit Fußballkarten. Da kann der Verein die Preise noch so anziehen, die nächste Jahreskarte wird direkt geordert. Wird die Butter eben dünner aufs Brot gekratzt.
Die Vermarkter solcher Autogramme nehmen genau soviel Geld, wie andere offensichtlich bereit sind, zu zahlen. Und solange es noch genug Leute, die ihre Karte zücken, nur um ihren eigenen übergewichtigen Körper in peinlicher Selbstbaukostümierung leicht wahnsinnig grinsend neben Daisy Ridley oder Mark Hamill auf einem Foto wiederzufinden, wird sich an der Preisgestaltung nichts ändern. Warum auch? Warum sollen die Vermarkter nicht den Preis nehmen, den andere bereit sind, zu zahlen? Finde ich vollkommen nachvollziehbar und in Ordnung. Alles andere wäre wieder plumpe Kapitalismuskritik. Ich sehe keinen Unterschied zwischen Comics für über 10 Euro, einem Legobausatz für 100 Euro und mehr und einer Autogrammkarte für 300 Euro. Da wird ein ganz großes Rad gedreht, und jeder will dran verdienen. Ich habe nicht eine einzige Autogrammkarte gekauft, ich habe auch keine Bezahlfoto machen lassen. Ich kaufe auch keine Helme, Masken, Schwerter oder sonstige Star Wars Staubfänger. Aber jeder, der darauf steht, soll zugreifen, wie es ihm gefällt. Das ist doch das Schöne: Man darf zum Glück frei sein Geld ausgeben, wie man will...
Xmode
Das ist doch vor allem eine Frage von Angebot und Nachfrage. Falls hinreichend viele Fans bereit sind, dafür dreistellige Summen hinzublättern, wird das auch mehr und mehr gefordert werden.
Solange die Autogramme echt sind, sehe ich da auch erstmal kein grundsätzliches Problem. Man muss das mal gegenrechnen: Nehmen wir an, ein Star schreibt alle drei Sekunden ein Autoramm. 20 pro Minute, 1200 pro Stunde. Sagen wir, es ist ein Megastar, der pro Stunde Interview, Photoshooting etc. locker an die 100.000$ verdient. Dann kommen wir in etwa auf den dreistelligen Betrag pro Autogramm. Wenn ich da noch die Gewinnmarge des Händlers raufrechne, dann locker im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich.
Letztens sollte ein Notenmanusskript von Mozart versteigert werden. Daraus wurde nichts, da auf dem Blatt keine Unterschrift oder wenigstens ein sonstiger Hinweis auf Mozart war. Fazit: Niemand hat dafür gesteigert.
Diese Devotionalien sind schon ihren Preis wert, wenn sie echt sind. Im Fall von Carrie Fishers Autogrammen kommt nun noch dazu, das diese immer seltener werden.
MaYo
@ Xmode:
Man wird trotzdem über so etwas wie Kultur, Ethik oder - wem das zu esoterisch ist - über Preis-Leistungsverhältnis reden müssen.
@ MaYo:
- "Falls hinreichend viele Fans bereit sind, dafür dreistellige Summen hinzublättern, wird das auch mehr und mehr gefordert werden."
Deswegen sind solche Beiträge wichtig. Vielleicht erreichen sie ja ein paar Leute, die Spaß und Geld haben, aber sich bisher keine Gedanken darüber gemacht haben, was sie da unterstützen.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 12:34 Uhr)
George Lucas
@George Lucas
" Deswegen sind solche Beiträge wichtig. Vielleicht erreichen sie ja ein paar Leute, die Spaß und Geld haben, aber sich bisher keine Gedanken darüber gemacht haben, was sie da unterstützen."
Ja, wenn es allein ums Nachdenken geht. Ich meine jedoch, dass der Effekt sehr gering sein wird. Eine persönliche Unterschrift von einem Star ist, denke ich, grundsätzlich schon ihren Preis wert. Die Forderung mit "seid fair mit uns Fans!" reicht ja weiter, als man das auf den ersten Blick sieht. Was sind denn faire Preise? Was ist ein ethisch korrekter Konzern? Wenn wir das Thema weiterspinnen ("mit wem man es da zu tun hat ... was man da unterstützt...), dann müsste man in letzter Konsequenz auch die Filme boykottieren.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 12:42 Uhr)
MaYo
@ MaYo:
- "Was ist ein ethisch korrekter Konzern?"
Na um es mal auf ganz konkrete Entscheidungen runterzubrechen: man könnte sich den Besuchern einer Con gegenüber respektvoll verhalten und darauf verzichten, sie für jede Sekunde zur Kasse zu bitten. Wände weg und normalen Kontakt zu Stars wieder ermöglichen. Einfach etwas lockerer sein! Man kann zwar immer mit dem Argument "Solange Leute dafür bezahlen" kommen, ich wundere mich nur, dass niemand darüber nachdenkt, dass so etwas ja auch den Ruf schädigt.
Für Relativismus sehe ich auch keinen Grund. Die meisten haben ein intuitives Verständnis dafür, was angebracht ist und was nicht. Nur besteht ab einem bestimmten Zeitpunkt das Leben zu großen Teilen nur noch daraus, sich geistige, ökomonische oder juristische Kontrukte auszudenken, die einen aus der Pflicht nehmen, auch nach diesem Wissen zu handeln.
Was einen Boykott der Filme betrifft, will ich mich jetzt garnicht zu künstlerischen Aspekten äußern. Die bewertet jeder anders, und jeder zieht seine Schlüsse daraus. Nur bin ich bei den letzten zwei SW-Filmen mit dem Gefühl aus dem Kino gekommen, etwas für mein Geld bekommen zu haben. Wem Kinopreise überhaupt zu hoch sind, kann auf die Bluray/DVD warten. Wenn ich aber auf eine Convention gehe, womöglich noch einen langen Reiseweg hinter mir habe, und dann für jede Handbewegung zahlen muss... das ist so, als müsste ich im Kinosaal alle zehn Minuten eine Münze einwerfen, um den Film weiterschauen zu können.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 13:00 Uhr)
George Lucas
Es geht hier ja nicht nur um eine einfache Angebot-Nachfrage Rechnung. Klar, dass sich der Preis daran orientiert was Leute bereit sind dafür zu zahlen und das Fankultur ein schöner Katalysator ist um Preise zu treiben ist auch nicht neu.
Aber es ist keineswegs eine "plumpe" Kapitalismuskritik" wenn die Konsequenz dieser hohen Preispolitik eine Abschottung der Ware "Schauspieler" einher geht. Und ein Autogramm oder ein Foto oder ein Pläuschchen mit den Kindheitsidolen zu einer Investition und wird und die "Zuhälter" (danke User-Lucas) ihre Wertobjekte verhüllt in die Bespaßungsschlange quetschen damit sie schön viel Nachfrage erzeugen.
Letztlich ist diese Kollateral-Schaden mein größtes Problem. Da hilft es auch nix wenn ich nie ein Autogramm zu solch einem Preis kaufen würde. Das ich früher auch mal einen Peter Mayhew auf dem Flur treffen und kurz mit ihm plaudern konnte und er jetzt weggesperrt und durchgeschleust wird und ein Topps-Mitarbeiter mir das Handy aus der Hand schlägt wenn ich ihm vor dem Taxi fotografieren möchte. Das kann ich schlicht nicht verhindern indem ich keine Autogramme kaufe. So frei ist die Marktwirtschaft nicht, dass ich von Auswirkungen verschont bleibe nur weil ich ein so schön disziplinierter Marktteilnehmer bin.
McSpain
Wir dürfen doch nicht vergessen, dass solche Autogramme auch weiter gehandelt werden. Nicht jedes Autogramm landet im goldenen Rahmen über dem Star Wars Altar in der heimischen Star Wars Kapelle. Viele werden weiter verkauft. Und wenn dort dann ebenfalls hohe Preise gefordert werden, warum sollen dann die "Erstverkäufer" nicht auch einen Aufschlag verlangen?
Und inwieweit ist denn eine Autogrammkarte ein Kulturgut? Weil sie von einem Schauspielkünstler ist? Wie ist es dann mit der Autogrammkarte eines Politikers, eines berühmten Wissenschaftlers, eines Sportlers?
Und umgehrt: Wird Daisy Ridleys schauspielerische Leistung schlechter, nur weil sie ihre Autogramme nicht verschenkt?
Xmode
@ McSpain:
Was mich gerade auch so nervt, ist, dass ich wieder in diese ethische Erwartungshaltung komme. Dieser Betrieb wird ja nicht nur wegen der Fans möglich, sondern auch wegen der Stars, die da mitmachen. Bei Daisy Ridley z.B. schwanke ich zwischen Verständnis für einen jungen Menschen, der zum ersten Mal an einem Geschäft dieser Dimensionen teilnimmt und also nicht gleich aufmüpfig sein will (bzw. vertraglich dazu verpflichtet ist), und der Erwartung, dass sie (und ihre Kollegen) aus den vorgeschriebenen Bahnen ausbrechen und selbst dort eine Spontanität und menschliche Nähe herstellen, wo die Veranstalter sie unterbinden.
Ich habe den Betrieb, gerade in seiner jüngsten Ausprägung, nie selbst erlebt, aber die Schilderungen sind schon betrüblich. Das beißt sich mit dem alles in allem doch positiven Bild, dass mir die Filme sowie die Leute vor und hinter der Kamera vermitteln.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 13:14 Uhr)
George Lucas
@George Lucas und McSpain
Ich verstehe, was Ihr beide meint und finde ebenfalls, das das ungesunde Auswüchse sind. Sehen wir es doch mal aus der Perspektive der Cons und Stars. Was wäre denn deren Sicht? Sich vor potentiellen Händlern abschotten (als Fans getarnt, bitte auch ein Autogramm für die Großnichte, Großmutter und den Schwippschwager!) oder gegen aufdringliche Fans? Was steckt dahinter? Außer dem schnöden Mammon?
MaYo
@Xmode, MaYo
Wo erhebe ich was zum Kulturgut? Es gibt aber nun ein unterschied dazu zwischenmenschliche Kontakte als Waren und Dienstleistungen zu definieren oder zumindest sie weiter zu hinterfragen.
Es gibt ja noch eine Grauzone zwischen den Extremen. Man kann ja wie seit Jahrzehnten auch Autogramm-Stunden einrichtgen und Gebühren dafür nehmen. Allein hier ist dafür gesorgt, dass nicht eine Person 30 Autogramme abgreifen kann um sie für Ebay zu erhalten. Schlage stehen und jeder bekommt ein Autogramm und ein Selfie ist keine Idee der Marktwirtschaft sondern ein normaler sozialer Umgang der einmal vorgeschrieben in der Regel gut funktioniert.
Und natürlich schaukeln die Sammler die Preise hoch. Aber für mich ist der Bruchpunkt wo ich als Con-Veranstalter oder Konzern halt hinnehme, dass die Karten unter Fans am Ende 300-400€ Wert sind und ich sie trotzdem nur für 50€ vor Ort verkaufe. Sobald ich mich nämlich an der Eskalation beteilige muss ich plötzlich meine Stars abschirmen, weil ich versuche vor Ort eine Wertigkeit von 300€ für ein Foto mit einem Star aufrecht zu erhalten und mir meine "Kunden" nicht die Bude einrennen, weil ein anderer Typ einfach so ein Foto mit dem Star am Taxi-Stand gemacht hat.
Anderes Beispiel ist Lego. Die Preise bei Lego sind hoch ja. Aber wenn ich mir den Sammlerwert von einigen UCS Modellen anschaue muss nicht Lego den nächsten Falken für 3.500€ verkaufen, weil die Händler damit auch dieses Geld machen oder weil es Lego-Sammler gibt die auch bereits sind diese Summe dafür zu zahlen.
McSpain
@McSpain
Das mit dem Kulturgut kam nicht von mir.
" und ein Selfie ist keine Idee der Marktwirtschaft sondern ein normaler sozialer Umgang der einmal vorgeschrieben in der Regel gut funktioniert.". und " zwischenmenschliche Kontakte"
Ich weiß von vielen Stars, dass sie das eher als Belästigungen oder als lästige Pflichten wahrnehmen. Dass muss man ja in der Summe sehen: 100 Fans oder mehr wollen das Selfie. Jeder Fan hat nur ein Selfie mit dem Star. Er denkt also: Ach dieses eine Selfie! Der soll sich mal nicht so haben!
Deswegen hatte ich angeregt, sich mal einen Moment in die Perspektive eines Stars zu versetzen. Was Du als "zwischenmenschlichen Kontakt" bezeichnest, könnte für einen anderen eine anstrengende Arbeit sein.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 13:36 Uhr)
MaYo
Xmode
@Xmode:
"Und inwieweit ist denn eine Autogrammkarte ein Kulturgut?"
Schriebst du weiter oben. Sehe auch niemand anderen der so argumentiert hätte.
In diesem ganzen komischen Block sind hypothetischer Fragen die so nichts mit den hier ausgetauschten Argumenten zu tun haben scheinen.
Es gibt ja nun mehr zwischen kommunistischem "Alles für jeden" und blindem Angebot/Nachfrage System bei dem man halt nix machen kann, weil die Leute es halt kaufen.
(zuletzt geändert am 16.03.2017 um 15:06 Uhr)
McSpain
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