Wie im Vorfeld bereits berichtet, wurde John Williams vor knapp 2 Monaten, am 9. Juni, vom amerikanischen Filminstitut mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet und mit einer großen Gala gefeiert. Ausschnitte daraus hat das AFI allerdings erst jetzt veröffentlicht, also ohne weitere Vorrede: Film ab.
John Williams ist übrigens der erste Filmkomponist, der vom AFI mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt wird, und dieses Lebenswerk ist ein besonders umfangreiches. Seit 1956 ist Williams schon im Filmgeschäft aktiv. Zunächst wirkte er nicht als Komponist, sondern als Pianist an Musikaufnahmen für verschiedene Studios mit. Hören könnt ihr ihn unter anderem in den Billy-Wilder-Klassikern Manche mögen's heiß und Das Appartement, aber auch in West Side Story und Wer die Nachtigall stört.
Als Filmkomponist wurde er erstmals 1961 aktiv, als er die Komödie Dinosaurier bevorzugt mit Musik versorgte, doch seinen Durchbruch feierte er 1968 mit Das Tal der Puppen, für den er seine erste Oscarnominierung mit nach Hause nahm. Den ersten Academy Award gab es dann 4 Jahre später für Anatevka.
In den 1970ern folgte Williams dem allgemeinen Hollywood-Trend und wurde zum Meister der Katastrophenfilmmusik: In Die Höllenfahrt der Poseidon, Erdbeben und Flammendes Inferno lernte Williams, musikalisch Angst zu verbreiten. Keine üble Vorbereitung für 1975, als Steven Spielberg seine mehr schlecht als recht funktionierende Hai-Attrappe für den Großteil seines Films links liegen ließ und Williams die Schockeffekte überantwortete. Lohn für seine Musik, die der US-Badesaison den Garaus machte, war Oscar Nr. 2.
Dass Williams auch das klassische Korngold-Hollywood-Komponieren beherrschte, konnte er dann 1977 unter Beweis stellen, als George Lucas für sein Weltraummärchen nach romantischer Musik suchte, wie Hollywoods goldenes Zeitalter sie hervorzubringen pflegten. Während Budget, Dreharbeiten und Effekte hinter Lucas' Erwartungen zurückblieben, übertraf Williams Lucas' kühnste Hoffnungen, indem er Star Wars musikalisch zeitlos werden ließ. Die Academy belohnte die Rückbesinnung auf bessere Zeiten mit Oscar Nr. 3.
Im anbrechenden Blockbuster-Zeitalter blieb Williams seiner Linie und seinen Regisseuren treu: 1978 ließ er Superman klassisch romantisch fliegen, 1981 verpasste er Indiana Jones einen altmodisch abenteuerlichen Marsch. Seinen vierten Oscar holte sich Williams 1983 ab: Für Spielbergs musikgewordene Alien-Phantasie E.T. - Der Außerirdische.
Nach den sequelreichen 80ern wurden die 90er zu Williams' vielleicht kreativster Zeit: Neben Abenteuermusik zu Filmen wie Hook und Jurassic Park lieferte er Thrillermusik für JFK - Tatort Dallas, Kriegsmusik für Der Soldat James Ryan, Weltmusikalisches für Amistad und Sieben Jahre in Tibet und ein filmmusikalisches Requiem für Schindlers Liste. Für Spielbergs Holocaust-Film wurde Williams 1994 zum fünften und bislang letzten Mal mit einem Oscar ausgezeichnet.
Dabei blieb es seither beim Maestro durchaus abwechslungsreich: Auch wenn Williams seit der Jahrtausendwende häufiger dazu neigt, von sich selbst abzuschreiben, konnte er sich mit seinen Jazz-Soundtracks zu Catch me if you can und Terminal und seinem so ganz und gar nicht Indiana-Jones-artigen Abenteuersoundtrack für Tim und Struppi immer wieder von sich selbst abheben. 2006 wurde er für seine Musik zu Die Geisha sogar als heißer Oscarkandidat gehandelt (den Golden Globe gewann Williams damals auch, der Academy Award ging am Ende allerdings an Gustavo Santaolalla für Brokeback Mountain).
Mit 50 Oscar-Nominierungen ist Williams übrigens noch nicht die meistnominierte Persönlichkeit überhaupt - diesen Titel verteidigt Walt Disney bis dato mit 59 Nominierungen -, aber er ist, auch das eine Leistung, die meistnominierte noch lebende Person der Oscargeschichte. Allein seit 2000 wurde Williams nur in 7 Jahren nicht für einen Academy Award nominiert. Chancen, Disney einzuholen, dürfte es also noch reichlich geben.
Denn ans Aufhören denkt er nicht, schon gar nicht mit Star Wars. Zu Episode VIII erklärte er schon:
Wenn ich noch kann, mache ich es. Ich habe Kathy Kennedy gesagt, dass ich es liebend gerne tun werde, aber der wahre Grund ist, dass ich nicht möchte, dass irgendwer sonst Musik für Daisy Ridley schreibt.
Also: Freuen wir uns auf Musik vom Maestro für Episode VIII und IX.
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