Auch auf der Celebration in London herrscht gegen 2.32 Uhr Nachtruhe - offenbar bedeutet dies allerdings nicht, dass es nichts mehr zu berichten gäbe. BirthMoviesDeath hat von Gareth Edwards weitere Infos zu Jedha erhalten, einer Welt, welche in Rogue One von zentraler Bedeutung sein soll:
Unter den Sachen, welche in Panel zu Rogue One wahrhaft meine Aufmerksamkeit erregt haben, war Jedha. Dies ist ein neuer Planet im Film und wird als Mekka des Star-Wars-Universums bezeichnet.In einer Zeit, in welcher die Jedi ausgelöscht sind und viele nicht mehr an sie glauben, ist Jedha eine Art Zentrum für diejenigen, welche an die Macht glauben. Allerdings steht die Welt unter imperialer Kontrolle und folglich spannt sich die Lage dort an. Ich finde diesen Umstand interessant, ergänzt er die Rebellion gegen das Imperium doch um ein religiöses Element, welches wir zuvor noch nicht groß gesehen haben - höchstens in Form spiritueller Andeutungen am Rande.
Als unsere Presseleute also die Möglichkeit hatten, allein mit Gareth Edwards zu schwatzen, fragte ich ihn sofort nach Jedha. Untenstehend findet ihr seine Antwort zu meiner Frage ebenso wie Antworten zu einigen Folgefragen meiner Kollegen:
Die Idee entsprang der Tatsache, dass es zur Zeit von Rogue One theoretisch keine Jedi gibt. Der Einfall, einen Film zu drehen, in welchem die Macht nicht thematisiert wird... na ja, wenn ihr euch mal anschaut, worin George Lucas gut war, so ist dies im Wesentlichen der Umstand, dass er in einer Geschichte, welche eine Sache thematisiert, eine Million Dinge im Hintergrund impliziert ebenso wie Ideen, die wesentlich breiter gelagert sind; unser Film greift diesen Umstand auf und erzählt gewissermaßen in sich selbst eine Geschichte.
Für mich ist das so: Wenn Episode IV gewissermaßen die Geschichte von Jesus ist, so muss dem eine ganze Religion zugrundeliegen. So in etwa fühlte es sich an: Die Jedi waren über - wie viele? - tausend Generationen die Wegbereiter des spirituellen Glaubenssystems, es muss also eine Art Mekka oder Jerusalem im Star-Wars-Universum geben. Es fühlt sich unserem Zeitgeist gemäß an, eine Situation zu entwerfen, in welcher das Imperium aus seinen eigenen Gründen und zu seinen eigenen Zwecken seine eigenen Vorstellungen spiritueller Natur den Leuten aufzwingt; in diesem Bereich gibt es allerdings eine Art Widerstand, der immer größer wird und versucht, dies nicht hinzunehmen, doch schlussendlich müssen unsere Charaktere nach Jedha gehen und werden im Grunde genommen ein bisschen in die Sache hineingezogen. Es ist wunderschön - wir gingen zu den Drehs nach Jordanien und errichteten dieses Set in Pinewood, welches 360° umspannt; man konnte also hinsehen wohin auch immer man wollte. Für gewöhnlich sagt man den Statisten am Set: 'OK, wenn wir drehen läuft ihr da rüber und bliebt stehen, wenn wir 'Cut' sagen.' und wir sagten: 'OK, die nächste Stunde kocht ihr Essen oder macht etwas mit diesem Auto'. Die Crew trug dabei Kostüme, damit sie beim Schwenk der Kamera nicht in der Aufnahme wäre. Wir versuchten also, alles im Fluss zu halten und die Schauspieler hatten die Freiheit, dort hinzugehen, wo sie hinwollten und die Szene auf eine Art drehen, die ihnen gut passte. Es gibt also eine Menge Freiheit und die Lage hatte eine Art andersartige Lebendigkeit an sich, die man für gewöhnlich nicht typischerweise mit Star Wars in Verbindung bringt, was sehr aufregend war. Als Fan wollte ich an diese Orte reisen. Es muss sich einfach richtig anfühlen, das war für eine eine wesentliche Erfahrung. Star Wars ist eine so fixe Angelegenheit, wenn man nur geringfügig davon abweicht, hat man einen anderen Science-Fiction-Film, der sich nicht gut anfühlt. Oder man kopiert einfach das, was George Lucas gemacht hat. Man kann sich also vorstellen, dass es für uns ein Tanz auf dem Vulkan war, den Film frisch und neu zu machen. Jedha fand ich richtig gut. Frustrierend war nur, dass die Umgebung dort so gut aussah und so viel vorhanden war, dass es mir wirklich weh tat, einzusehen, dass ich nicht alles davon in den Film einbauen konnte, ebensowenig in die Story. Darum soll es im Film nicht gehen, dies wäre eine peinliche Überverwendung der uns gebotenen Vielfalt. Man versucht verzweifelt, alles einzubauen, geht dann zu den Originalen zurück und reagiert so auf die Art: 'Warte mal, der Kerl von dem ich das Spielzeug habe, mit dem ich früher immer gespielt habe, kommt nur in einer Einstellung vor' [...].
Die gesamte Hintergrundgeschichte ist eher was für den Kanon und Lucasfilm, ich bin aber der Meinung...wenn man an die Jedi und an die Macht glaubt, sollte man Jedha einmal in seinem Leben besuchen. Es ist eine Art spirituelles Zuhause der Jedi.
Ich liebe das. Jedha fühlt sich wie die Art Ergänzung des Star-Wars-Universums an, die ich in Episode VII zu sehen hoffte. Hoffen wir, dass Rogue One großartig wird und, dass Jedha zu einem pulsierenden Ort im Universum wird.
Seite 1
Naja, ob das so ins Gesamtbild passt? In den Prequels waren die Jedis mehr Polizisten und später Generäle in den Clone Wars. Das da viele Bürger auf Coruscant die Jedis als Religion gesehen haben, passt irgendwie nicht so ganz ins bild.
Aber die Idee mit Jedha finde ich an sich ganz gut. Mal schauen, wie das im kommenden Film rüberkommen wird ...
Pepe Nietnagel
Byzantiner
Pepe Nietnagel
Ich finde es gut, dass RO noch einmal betont, dass die Jedi, ihr Glaube, und ihre Kultur praktisch "verloren" sind. Bei der Kritik an TFA und der Frage, wie es denn sein kann, dass die Jedi auf einmal zur Legende geworden sind, wo doch noch Zeitzeugen lebten, wurde genau dieser Umstand übersehen. Die Jedi sind nicht erst in TFA "verschwunden", sondern schon lange davor. Bereits in ANH werden sie und ihre Religion in kurzen Andeutungen als vergangen und vergessen bezeichnet.
Gareth Edwards´ Analogie zur Zeitgeschichte ist interessant - vor allem, weil man sie auch anders lesen kann. Eine Diktatur, die anderen ihr Weltbild aufzwingt? Es dürfte klar sein, wer damit gemeint ist. Allerdings erinnert mich die Präsenz eines fremden Militärs in der heiligen Stätte einer Glaubensgemeinschaft doch eher an die andere Seite unseres Konfliktes.
Ansonsten findet Edwards unerwartet kritische Worte für TFA. Hatte sich ja schon im Making-Of-Clip angedeutet, wird hier aber nochmal sehr deutlich.
(zuletzt geändert am 16.07.2016 um 04:18 Uhr)
George Lucas
Rieekan78
Zitat:
"Es ist wunderschön - wir gingen zu den Drehs nach Jordanien und errichteten dieses Set in Pinewood, welches 360° umspannt; man konnte also hinsehen wohin auch immer man wollte."
Ah! Endlich jemand, der mich versteht.
Oft merkt man Filmen die Eingeschränktheit mancher Sets so sehr an, dass dadurch alles so klein wirkt, dass man nie das Gefühl bekommt, wirklich mit an diesem Ort zu sein.
Man bekommt manchmal fast das Gefühl, dass die Kamera nur ein kleines Stück nach links oder rechts schwenken müsste und wir würden ganz aus der Welt fallen, weil da ein Supermarkt oder ein Wohnhaus oder sonstwas steht.
Sets mit derartiger Bewegungsfreiheit, ob natürlich als Außendreh oder gut geplant oder digital ergänzt, lassen eine Welt erst groß, real und episch wirken.
Das Eintauchen in fremde Welten ist aus meiner Sicht sehr wichtig und wird so erst richtig möglich.
(zuletzt geändert am 16.07.2016 um 09:55 Uhr)
Shtev-An Veyss
RevanRen
Rieekan78
Das ist ein interessantes Konzept. Bedenkt man, dass in Episode IV die Jedi und die Macht als veraltertes Religionskonzept angesehen wurde, ist es nicht unstimmig, dass manch andere das eben auch als Religion ausleben.
Da stellt sich mir nur die Frage, warum Jedha der Pilgerort für die Macht sein soll. Vermutlich werden wir doch etwas Hintergrundwissen über die Jedi und co. bei RO bekommen.
Womöglich schlagen Sie damit auch eine Brücke zu TFA, bezüglich der Church of the Force.
Die Idee eines spirituellen Zentrums gefällt mir, grundsätzlich liebe ich ja die historischen Vergleiche in den SW-Filmen. Jedha erinnert an die römische Besetzung von Jerusalem im ersten Jhd. Damals gab es auch viele Aufrührer. Dass Jesus dann (der Überlieferung nach) einen gewalltfreien und spirituellen Wiederstand wählte kann man mehr oder weniger mit Luke und seinem Wegwerfen des Laserschwerts vergleichen. In RO sollen wir ja nun auch "aggressivere Rebellen" erleben bzw. allgemein Uneinigkeit unter den Gegnern des Imperiums. RO darf die Geschlossenheit aber bereits herstellen, da sie ja in der OT von Anfang an existiert.
Etwas skeptisch bin ich bzgl. der Drehorte. Ein weiterer Wüstenplanet?
@George Lucas
"Ansonsten findet Edwards unerwartet kritische Worte für TFA. Hatte sich ja schon im Making-Of-Clip angedeutet, wird hier aber nochmal sehr deutlich."
Meinst du den Satz über "das Kopieren" dessen was GL bereits gemacht hat?
Das ist für mich noch lange kein Seitenhieb in Richtung TFA.
Jacob Sunrider
Rieekan78
Das mit dem religiösen Aspekt sollen sie doch etwas im Hintergrund halten und nicht so sehr damit die Macht in die Story einbinden. Es soll sich doch um Normalos, ohne "Superkräfte" oder den Wunsch danach handeln. Okay, also findet Gareth Edwards E7 auch nicht so prall?! Das Zitat von ihm im Text könne das ja aussahen unterschwellig: (Star Wars ist eine so fixe Angelegenheit, wenn man nur geringfügig davon abweicht, hat man einen anderen Science-Fiction-Film, der sich nicht gut anfühlt. Oder man kopiert einfach das, was George Lucas gemacht hat.)
Find ich gut, besonders den letzten Teil! Ich bin doch sehr gespannt und wo ist der Trailer?
(zuletzt geändert am 16.07.2016 um 12:44 Uhr)
Ben Kenobi 91
"Frustrierend war nur, dass die Umgebung dort so gut aussah und so viel vorhanden war, dass es mir wirklich weh tat, einzusehen, dass ich nicht alles davon in den Film einbauen konnte, ebensowenig in die Story. Darum soll es im Film nicht gehen, dies wäre eine peinliche Überverwendung der uns gebotenen Vielfalt."
Dieser Teil wird oft im Nachhinein nicht immer verstanden, warum am Ende so wenig davon zu sehen ist. TFA geht für mich da schon einen Schritt zu weit und könnte durchaus mehr in seiner Welt schwelgen, aber grundsätzlich ist es eine enorme Schwierigkeit für die Filmemacher, der mittlerweile umfangreichen Mythologie gerecht zu werden und trotzdem eine stringente Geschichte zu erzählen.
Ich bin der Meinung das hat auch nix damit zu tun, dass den Otto-Normal Kinogänger diese Details gar nicht interessieren. Wenn es gut und schlüssig in die Geschichte eingebettet ist, dann können solche Details die Handlung verdichten. Allerdings ist das richtige Gleichgewicht zu finden, die wahre Meisterschaft.
Ich finde es gut das Edwards damit hadert. Ich hoffe das er seinem Film trotzdem erlaubt auch hin und wieder stehen zu bleiben, inne zu halten und zu schwelgen.
@ Jacob Sunrider:
Ich hab das schon so verstanden, dass es in Richtung TFA ging. Explizit war das natürlich nicht, aber im Kontext klingt es für mich so. Vor allem in Verbindung mit diesem Satz: "Ich liebe das. Jedha fühlt sich wie die Art Ergänzung des Star-Wars-Universums an, die ich in Episode VII zu sehen hoffte."
@ Jedi, Polizei, Religion (u.a. @ Pepe & Byzantiner)
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen Religion und "Polizei" bzw. Generälen. Bei den Jedi handelte es sich eben um einen spirituellen "Wachdienst". Ich bin kein Fachmann in Sachen Religion und will auch garnicht die Diskussion eröffnen, aber die Macht ist für mich kaum vergleichbar mit herkömmlichen Religionen, so wie wir sie kennen. Im SW-Universum ist die Macht ja real, also tatsächlich vorhanden, spürbar und anwendbar, in eine physische Realität übersetzbar. Lucas hat sie dann ja nochmal überdeutlich mit Zellbiologie verbunden. In der Macht muss ich nicht daran glauben, dass etwas wahr ist, sondern es ist objektiv wahr. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass Macht und Jedi für Aussenstehende als Religion erscheint. In dem Zusammenhang passt auch Tarkins abfällige Bemerkung in ANH.
Ich denke, dass die Macht als tatsächlich von Jedi genutzte Kraft erst nach deren Auslöschung zur klassischen Religion geworden ist. Die Church of the Force z.B. besteht ja nicht aus Machtnutzern; der Kern dieser Gemeinschaft ist nicht die Macht und deren Nutzung an sich, sondern der Glaube an die Jedi.
Witzig ist, dass ich bei Edwards Verwendung des Begriffes "Mekka" zuerst garnicht an das tatsächliche, sondern das sprichwörtliche Mekka gedacht habe
@ Rieekan78:
Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Begriff "Jedi" sogar von Jedha kommt. Zu Übersetzen wäre er dann vielleicht mit "Wallfahrer", ähnlich wie beim nach Mekka gepilgerten Haddsch.
(zuletzt geändert am 16.07.2016 um 15:19 Uhr)
George Lucas
@ George Lucas
Zitat:
Ich hab das schon so verstanden, dass es in Richtung TFA ging. Explizit war das natürlich nicht, aber im Kontext klingt es für mich so. Vor allem in Verbindung mit diesem Satz: "Ich liebe das. Jedha fühlt sich wie die Art Ergänzung des Star-Wars-Universums an, die ich in Episode VII zu sehen hoffte."
Dieser letzte Satz stammt allerdings nicht von Gareth Edwards, sondern von dem Autor des Artikels auf BirthMoviesDeath.
Blue Max
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