Der Hollywood Reporter hat ein Interview mit Nina Gold geführt - sie war Besetzungsleiterin an Das Erwachen der Macht und maßgeblich an der Besetzung von Daisy Ridley und John Boyega beteiligt. Wir haben euch hier die relevanten Auszüge des Interviews übersetzt:
Wie kam es dazu, dass Sie die beiden entdeckt haben? Waren Sie von Anfang an beteiligt?
Ich hatte John bereits zuvor für eine Rolle ausgewählt - er war damals 18 Jahre alt und es handelte sich um den Film Attack the Block. Damals dauerte es lange Monate, in denen wir viele Teenager trafen - von denen nicht einmal alle professionelle Schauspieler waren, sondern ganz junge Leute, welche schauspielern wollten oder aus Theatergruppen stammten; da gab es noch ganz andere seltsame und wunderbare Herangehensweisen, an diese Leute zu kommen. John hatte damals bereits einen Job, er hatte eine Rolle in einem Theaterstück am Tricycle Theatre in London - ich sah ihn dort und so fing die Sache an. Daisy arbeitete in einer Bar, aber war auch Schauspielerin. Wir haben zur Besetzung beider Rollen enorm viele Leute getroffen. Doch ihr Agent schickte sie zu uns und sie war wirklich gut. Sie hat bei uns sofort Anklang gefunden und bot uns von Anfang an das richtige Gefühl, was ungewöhnlich ist.
Ein so tragender Blockbuster mit einer weiblichen und einer dunkelhäutigen Hauptrolle ist nicht gerade an der Tagesordnung. Hatten Sie daran Anteil?
Das ist gänzlich neu! Im Drehbuch gab es eine männliche und eine weibliche Hauptrolle. Daisys Figur war eine bedeutsame weibliche Figur, was gut war. Ich denke allerdings, dass man sich unter denen, welche für die Besetzung verantwortlich waren - was auch J.J. Abrams und Kathy Kennedy anbelangt - sehr stark der Tatsache bewusst war, dass man keinen Film drehen wollte ohne einen dunkelhäutigen Charakter in einer der wesentlichen Rollen zu haben - dies wäre eine seltsame Herangehensweise, die Rollen eines Films zu besetzen, eine seltsame Herangehensweise im Jahre 2014. Unser Motto war 'Lasst uns die beste, richtigste Person für die Rolle auswählen' - keiner meinte 'Er muss dunkelhäutig und sie hellhäutig sein'. Wir waren uns generell bewusst, dass wir die Realität der modernen Welt nicht ignorieren wollten - auch wenn es sich eigentlich nicht um die moderne Welt handelt, sondern um eine weit, weit entfernte Galaxis! Aber ihr wisst schon, was ich meine.
Nina Gold so erwähnt der Hollywood Reporter, hat für ihre Verdienste am 24. April einen BAFTA-Special-Award gewonnen. Eine schöne Würdigung!
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Die Dame mit dem goldenen Händchen. Ich denke, sie hat wirklich sehr viel dazu beigetragen, dass der Film so erfolgreich wurde. Wenn die neuen Darsteller nicht so viel Charisma und Talent mitgebracht hätten, wer weiß, wie manche der eher holprigen Dialogzeilen (zumindest am Papier) rübergekommen wären. LFL täte gut daran, sich Gold nie abwerben zu lassen.
Die Frau macht einen fantastischen Job. Nicht nur bei Star Wars. Nina Gold ist ja auch für den Cast von Game of Thrones mitverantwortlich und an ihrer Arbeit dafür kann man auch nichts kritisieren.
Grundsätzlich vertrete ich ja die Meinung, dass die Academy schon längst eine Kategorie für das beste Casting hätte einführen müssen. Man unterschätzt schnell, wie wichtig deren Job ist. Manche ikonische Besetzung hätte es ohne den optimistischen und fast schon prophetischen Blick eines talentierten Casting-Direktor nicht gegeben. Bevor ein Regisseur oder Produzent eine Entscheidung treffen kann, muss jemand eine geeignete Vorauswahl treffen.
@Lord Galagus:
Für wahr, die Bedeutung des Castings für einen erfolgreichen Film wird immer wieder unterschätzt. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich im Nachhinein die Casting-Aufnahmen von ANH ansieht. Terry Nunn lieferte eine gute Performance, so auch Kurt Russell, aber die Rolle von Leia Organa und Han Solo gebührte eindeutig Carrie Fisher und Harrison Ford.
DerAlteBen
Frostsun666
@ Darth Pevra:
- " Ich denke, sie hat wirklich sehr viel dazu beigetragen, dass der Film so erfolgreich wurde. Wenn die neuen Darsteller nicht so viel Charisma und Talent mitgebracht hätten, wer weiß, wie manche der eher holprigen Dialogzeilen (zumindest am Papier) rübergekommen wären."
&
@ DerAlteBen:
- "Für wahr, die Bedeutung des Castings für einen erfolgreichen Film wird immer wieder unterschätzt. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich im Nachhinein die Casting-Aufnahmen von ANH ansieht."
Da kann ich euch nur zustimmen. Gerade bei Star Wars und Lucas´ (metaphorisch wie buchstäblich) weltfremden Dialogen ist ein gutes Casting essenziell. Ich denke nur an Harrison Fords legendäres "George, you can type this shit, but you can't say it!"
Ohne ein funktionierendes Ensemble hat Star Wars keinen Kern, deshalb war Nina Golds Arbeit für TFA Gold wert (pun intented).
- "Unser Motto war 'Lasst uns die beste, richtigste Person für die Rolle auswählen' - keiner meinte 'Er muss dunkelhäutig und sie hellhäutig sein'."
So muss es sein. Respekt vor allen Beteiligten.
George Lucas
Darth Duster
Administrator
@ GL: Ja genau das Zitat wollte ich auch bringen. War mir aber des genauen Wortlauts nicht bewusst und auch nicht sicher ob nun Ford oder Guiness dies damals gesagt hat. Denke Alec Guiness hat in einem Interview 1977 ähnliches über Georges Dialogkünste gesagt.
Müsste dieses Interview sein, aber wie gesagt, ich weiß nicht mehr ob er da was bezüglich George's Dialoge gesagt hat:
https://www.youtube.com/watch?v=3IxN0N35skE
Kyle07
McSpain
Ich weiß einfach nicht was ich von finm halten soll. Boyega war in Attack of the Block großartig.
Aber Finn wirkt einfach zu cool, zu lustig obwohl er ein Leben lang als Killer ausgebildet wurde. In der Novel before the awakens erfahren wir das Klassenbester war und auch schon Skruppel gegenüber der Forst Order hatte, aber im Film knallt er seine einstiegen, gesichtlosen Kameraden einfach ab und die Sprüche die er einfach so reißt.
Nach den Tod seines Freundes wirkt er so weggerissen und dann nichts mehr. Ich hätte mir gerne einen etwas härteren Finn gewünscht, der keine Sprüche reißt, sondern einen echt taffen desertierten Stormtropper mit Gewissenbissen.
Jetzt kommt eine Vermutung meiner Seits, ist Finn vielleicht unbewusst ein Doppelagent, der von Kylon Ren per Macht manipuliert wurde, als trojanisches Pferd um die Karte zu Luke zu finden.
Aber das kommt nicht im Einklang damit das Ren den Verräter am Ende töten will.
Darth Dekari
Sherlock
Kyle07
@Sherlock
Lt. IMDB ist sie auch wieder bei Episode VIII für das Casting verantwortlich.
http://www.imdb.com/name/nm0002274/
Thorsten82
@ Thorsten 82
Danke. Sehr schön, dass sie wieder mitwirkte, dann braucht man sich zumindest über die neuen Darsteller wenige Sorgen machen.
@ Kyle
Ahja, das wäre mir gar nicht aufgefallen, denn in letzter Zeit hat eigentlich immer ein "George Lucas" gepostet. Waren das verschiedene User? Das Avatar war zumindest anders. Na egal, zurück zum Topic!
(zuletzt geändert am 26.04.2016 um 13:49 Uhr)
Sherlock
Darth Duster
Administrator
@ Darth Dekari:
Ich habe (oder hatte) ähnliche Probleme mit Finn. Mittlerweile fügt es sich irgendwie, aber beim ersten Kinobesuch war ich etwas irritiert. Ich erkläre mir seine Figur mit comedic relief, bzw. Aussensicht auf die wichtigen Dinge im SW-Universum (FO, Macht, etc.). So wird verhindert, dass der Film zu selbstgefällig wird. Dass er seine ehemaligen Kollegen ohne mit der Wimper zu zucken erschießt, ist in der Tat problematisch. Hier hätten schon ein paar kurze Szenen gereicht, in denen man ihm Zweifel oder Gewissenbisse ansieht. Andererseits funktionieren andere Dinge bei ihm, die dieses insgesamt eher kleine Problem ausgleichen. Was mir beispielsweise sehr gefällt, ist die Kombination aus ängstlichem und treuem Herzen. Er wirkt fast wie ein gequältes Versuchskaninchen, das aus dem Labor entkommen ist und sich in der großen wilden Welt erst zurechtfinden muss. Was mich immer wieder subtil und fast flüchtig packt, ist die Szene, in der er sich mit Rey im Zelt im Niima outpost versteckt und sofort in Panik gerät, als die Tie-Fighter in der Ferne zu hören sind. Wenn das nicht die Reaktion eines indoktrinierten und konditionierten Menschen ist...
Nicht zuletzt fügt sich Finn, auch wenn er nicht absolut perfekt geschrieben ist, gut in die Gesamtthematik von TFA ein. Ein zur Konformität und über Propaganda zur bedingungslosen Hingabe erzogener Mensch erkennt seine Gabe zur Selbstbestimmung. Von der Toilettenbürste zu Lukes Lichtschwert... eine der charmantesten Ideen der Saga und ein Musterbeispiel gelungenen Humors. Und natürlich zeigt sich auch an ihm, wie wichtig ein gutes Casting ist. Hätten wir einen apathisch agierenden Schauspieler bekommen, wären die kleinen Probleme dieser Figur plötzlich zu sehr großen geworden.
@ Darth Duster:
Danke! So eine nette Begrüßung ist im Internet fast überwältigend. Aber wenn es passiert, dann hier!
(zuletzt geändert am 26.04.2016 um 14:17 Uhr)
George Lucas
Dass Finn hemmungslos seine ehemaligen Kameraden umbringt, war mit das erste, was ich nach dem Film kritisiert hatte. Ist halt nicht so schlüssig geschrieben, sein Wandel.
Hat aber nichts mit dem Casting sondern mit dem Drehbuch zu tun.
Habe selten einen so sympathischen Typen wie Boyega gesehen, finde auch , dass er besser spielt als Daisy. Sein Typ und seine Ausstrahlung passen für mich nicht so gut ins SW Universum, er wirkt sehr "irdisch", er hat eine irdische Coolness.
Rieekan78
Kyle07
Ich finde nicht, dass Boyega besser gespielt hätte, als Daisy Ridley, vielleicht gleichwertig. Ridley tut dem Film auf jeden Fall sehr gut und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob der Film ohne eine so gut gespielte Rey für mich in dem Maße funktioniert hätte.
Beide machen in diesem Film einen guten Job. Allerdings war mir Boyegas Schauspiel an ein paar Stellen (insbesondere auf Starkiller Base) etwas zu überdreht. Er ist halt irgendwie für den Comedy-Part zuständig. Hatte aber auch einige sehr gute Momente. Es ist in der Tat etwas unschön gelöst, dass er kein Problem hat seine ehemaligen Kameraden zu töten. Wobei er in dieser Truppe zwar als talentierter Soldat galt, aber trotzdem immer eine Art Außenseiterstellung inne hatte. Er passte scheinbar nie in dieses First Order Konstrukt.
Insgesamt kann ich für mich nur sagen, dass der Film unheimlich vom guten Casting und den neuen sympathischen Charakteren lebt. Da haben sie wirklich einen tollen Job gemacht, nur weiter so.
(zuletzt geändert am 26.04.2016 um 14:50 Uhr)
Thorsten82
@George Lucas
"Von der Toilettenbürste zu Lukes Lichtschwert"
Weißt Du, wie sehr mir diese Art Formulierungen von Dir gefehlt haben?
Herzlich willkommen zurück, George Lucas! Ich freue mich SEHR!!
Finn hatte auch so ein wenig die Rolle des Zuschauers, der sich dieselben Fragen stellt. Rey ging tlw. auch in diese Richtung, als sie das Mysterium der Jedi ansprachen. Das Casting von TFA war definitiv exzellent. Die Dialoge fand ich auch gut, tlw. richtig spritzig. Wenn sie das Niveau für EP 8 halten, wäre das großartig.
(zuletzt geändert am 26.04.2016 um 15:03 Uhr)
DrJones
Also wenn Finn ja angeblich zum Killer ausgebildet wurde und sozusagen kein Gewissen hat,dann spielt das doch keine Rolle ob er seine ehemaligen Kamaraden wegpustet. Dann hat er seinen Job gut gemacht.
Soll er mit sich hadern und sich selbst abknallen lassen?
Wer Soldat ist,entscheidet sich für eine Seite und kämpft für seine Prinzipien.
Auch wenn Finn noch nicht wusste wohin ihn sein Weg führen wird.
L0rd Helmchen
Yensid
Auch von mir ein WB George Lucas, ich bin hier zwar zur Zeit recht zurückhaltend, lese aber immer sehr gerne deine Kommentare.
Der Casting-Prozess ist schon eine spannende Sache, man mag ja einen Eindruck vom Schauspieler kriegen wenn er vor einem steht, aber man muss ihn/sie sich dabei auch noch in der jeweiligen Rolle vorstellen... Es wurde schon genügend gesagt, aber Nina Gold hat hier eine sensationelle Arbeit geliefert. Und das nicht nur für TFA sondern für die ganze kommende Saga, denn anders als bei Regie und Drehbuch bleiben die Schauspieler dabei. Die Auswirkungen dieses Castings zu Beginn der neuen Filme wird man wahrscheinlich erst in einigen Jahren so richtig einschätzen können.
Darth Revan Lord der Sith
Ich finds schwer anhand einer Person den Erfolg fest zu machen.
Bislang wurde vor allem J.J. Abrams für den guten Cast von TFA gelobt. Nun rückt Nina Gold in den Vordergrund.
Ich denke hier haben viele Rädchen ineinander gegriffen und zumindest die Hauptdarsteller haben ihre Charaktere mit Leben gefüllt und nicht nur einfach dargestellt.
TiiN
@TiiN
" Ich denke hier haben viele Rädchen ineinander gegriffen und zumindest die Hauptdarsteller haben ihre Charaktere mit Leben gefüllt und nicht nur einfach dargestellt.!
Ja, das ist eine faire und auch gute Einschätzung. Wobei es schon Personen geben kann, die federführend sind und andere mitziehen. Erfolge werden ja oft dem "Team" zugeschrieben, Mißerfolge jedoch gerne mal Einzelpersonen angehangen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte...
(zuletzt geändert am 27.04.2016 um 08:39 Uhr)
DrJones
Es gab vor drei Jahren diesen wirklich sehr guten Artikel über Casting Agenten in Hollywood und deren fehlende Würdigung:
http://www.thewrap.com/casting-directors-when-will-oscars-recognize-impact-we-have-films-70411/
Rebel247
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