J.J. Abrams, Michael Arndt und Adam Driver haben sich in zwei Interviews zu Kylo Ren geäußert. Da die beiden Interviews etwa zeitgleich erschienen und dasselbe Thema behandeln, gehen wir beide mal in dieser News durch:
Beginnen wir mit den interessanten Passagen aus Adam Drivers Interview mit der L.A. Times:
Hatten Sie irgendeinen Einfluss auf das Aussehen der Maske? Oder tauchten Sie einfach am Set auf und setzte Sie vor vollendete Tatsachen?
Sie hatten einen sehr festen...ersten Entwurf, auch wenn ich diese Formulierung hasse. Ich denke, sie hatten bereits eine Menge fix im Kopf. Als ich ans Set kam, hatte ich einen gewissen Einfluss auf die Maske – allerdings eher Dinge wie 'Oh, ich kann mich nicht bewegen!' oder 'Ich kann nichts sehen.'.
Über die Augen haben sich J.J. und ich schon früh unterhalten. Ich fand das Großartige an Vaders Maske, wie man seine Emotionen auf ihn projizieren konnte und man seine Augen sehen konnte. Ich war ein wenig nervös, denn wenn man völlig verhüllt ist, muss man sich auf die Kraft der Gedanken verlassen und, dass diese stark genug ist, um die Verschleierung zu durchdringen. Daraufhin nahm J.J. Die Augen aus der Maske, um eine Leere zu erzeugen, was ich für sehr interessant hielt.
Denken Sie, die Leere hat einen Bezug zu Ihrer Figur?
Das Kostüm sagt eine Menge über ihn aus, ehe er überhaupt das Wort selbst ergreift. Der Helm ist unvollendet und unpoliert. Eine Art Rohfassung. Teilweise glänzt er und reflektiert, was er sieht. All diese Metaphern funktionieren nur bis zu einem gewissen Punkt, doch es handelt sich dabei um gute Informationen. Von seinem Lichtschwert hat man den Eindruck, es sich selbst gemacht und könne spontan jede Minute selbst explodieren. Es wirkte nicht wirklich verlässlich.
Es knistert.
Ja, es funktioniert schon, ist aber noch nicht vollends ausgereift. Das Kostüm selbst – allein, es anzulegen – war sehr unangenehm und eng. Aber es hatte etwas an sich, was auf eine Person hindeutet, die sich selbst zur Gänze verbergen möchte. Ich fand dies irgendwie interessant und hoffe, dass dies auch in den Film eingeflossen ist.
Was sagt dies alles über Ihre Figur aus? Er macht sein eigenes Lichtschwert? Ist er unvollendet?
Es zeigt, dass er ehrgeizig ist. Dass er weiß, was vor ihm in der Welt geschehen ist – dass es sich hierbei um eine auf Tatsachen beruhende Realität handelt, die immerhin dreißig Jahre nach der OT ansetzt.
Warum wäre jemand, der über die Geschichte der Galaxis gut Bescheid weiß, ein Fanatiker in Bezug auf das Imperium oder die Erste Ordnung?
Ich habe den Eindruck, dass dieses Element lebensnah ist. Das Gedächtnis der Leute ist so kurzsichtig. Wie schnell vergessen wir, was sich vor nur 30 Jahren zugetragen hat. Selbst die frühesten Anfänge – es heißt immernoch Star Warsm auch wenn es 30 Jahre später spielt.
Es handelt sich um zwei Seiten von Leuten, die voneinander annehmen, dass sie recht haben. Hierüber haben J.J. und ich uns von Beginn an unterhalten. Böse aufgrund des Bösen wegen schien mir keine interessante Idee. Die Vorstellung zweier Seiten, die beide von sich selbst denken, dass sie recht haben – beide Seiten begehen gewissermaßen eine Art Massenmord. Es gab den Todesstern und alle die Leute darauf – alle hatten sie Familien und derartige Dinge. Ich würde sagen, dass die Trennung zwischen Licht und Dunkel schmal verläuft.
Wo steht Kylo Ren in der Hierarchie des Imperiums?
Schwer zu sagen. Ich denke, es schwankt.
Wer sind die Ritter von Ren?
Eine Gruppe, die bereits vor ihm existiert hatte – der er angehört. Ihr Platz in diesen Universum ist vielleicht eher der eines Trabanten als... dies ist wirklich verzwickt.
Ist dies der Grund, weswegen alles Vorhandene ein wenig heruntergebrochen ist?
Nein, es steckt definitiv eine Geschichte dahinter, die mit Dingen der Vergangenheit zusammenhängt. Diese sind gewissermaßen wie sichtbare Narben auf seinem Outfit. Teils sollen sie einschüchtern, teils zeigen sie, dass er die Geschichte dieser Leute mit sich trägt.
Eine Rolle im neuen Star Wars-Film zu haben ist ein so großes Unterfangen. Wie war die Arbeit mit den Schauspielern der Legacy-Figuren? Hat es Sie bisweilen eingeschüchtert?
Ich fand nicht, dass es sich um Leute à la 'Setzen wir uns gemeinsam hin und ich sage dir, welche Art Erfahrungen du machen wirst.' Sie gaben einem Raum und ließen ganz einfach und großzügig zu, dass man dies selbst ergründet.
Ich erinnere mich daran, wie überwältigt ich von der Idee war, etwas allein in dieser Größenordnung anzugehen, und dann handelte es sich auch noch um Star Wars, Anrufe und Gespräche mit J.J. Abrams. Derartige Erfahrungen sind schon überwältigend und ich erinnere mich daran, wie er meinte: 'Na ja, weißt du, wir brechen das ganze Dingens in Augenblicke herunter, lösen einen Augenblick, der zu einem weiteren führt und noch einem und noch einem – und am Ende haben wir dann hoffentlich einen Film.' Ich meinte dann: 'Oh, klar.' Auch wenn es sich um Ereignisse in einer weit, weit entfernten Galaxis vor langer, langer Zeit handelt und das Franchise diesen Titel hat, so ist es dennoch nichts anderes als die Arbeit, die wir an einem anderen Projekt auch leisten würden. Man muss es auf etwas Wirklichem basieren lassen und Sinn erzeugen. Und dann, so hoffen wir, die Geschichte erzählen, auf die man sich gemeinsam geeinigt hat – und dies auf die bestmögliche Weise lösen.
Von welcher Figur aus Star Wars, würden Sie sagen, ist Kylo Ren am meisten besessen?
Darth Vader. Kylo ist ein Fan seiner Leistung – er findet, dass Vader an einer guten Sache dran war, auch wenn er selbst diese in seinen letzten Momenten freilich bereut hat. Selbst dies könnte gewissermaßen als ein Augenblick interpretiert werden. Nicht ein Augenblick, der ein ganzes Leben zu verdirbt, oder eine Karriere guter Arbeit. Für Kylo Ren ist dies nur ein Augenblick.
Was genau nimmt er in Vader wahr, das er auch in sich selbst sieht?
Das Pflichtbewusstsein. Ebenso der Ehrheiz und die Loyalität. Die Bereitschaft, sich selbst aufzuopfern. Dies alles sind gewaltige, epische Momente, auf die er hinlebt. Auch als Zuschauer erlebten wir Vader erst als jemanden, der sehr die Kontrolle inne hat und als selbstbeherrschte Person. Er schien überhaupt keine Zweifel an seiner Mission zu haben. Diese Art Hingabe bewundert meine Figur und möchte sie nacheifern.
Neben Adam Driver haben auch J.J. Abrams und Michael Arndt selbst mit Entertainment Weekly über Kylo Ren gesprochen:
'Potentielle Energie' treibt die Handlung in der Galaxis.
In der Physik unserer realen Welt wird der Begriff für angesammelte Kraft eines Objekts genutzt, welche noch freigesetzt werden kann. In Star Wars ist es gewissermaßen dieselbe Sache, wenn auch auf Personen bezogen – die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Figur in Richtung Licht erhebt oder in der Dunkelheit versinkt. Star Wars ist immer auch Erwachenwerden.
Auf diese Weise haben die Macher von Das Erwachen der Macht ihre neuen Helden gestaltet: Die Schrottsammlerin Rey, welche von Daisy Ridley gespielt wird; Finn, der entlaufende Sturmtruppler, welcher von John Boyega gespielt wird – beide finden sie heraus, dass sie besser sind als die Niemande, für welche sie sich gehalten haben.
Doch Kylo Ren...Kylo Ren stellt sich als übler heraus, als sich irgendjemand vorgestellt hätte.
'Die Leuten fragen immer: Warum ist diese Saga so populär, was denken Sie?' meint Kasdan, der nicht nur an diesem Film, sondern auch an den Episoden V und VI mitgewirkt hat. 'Ich denke, das zugrundeliegende Thema besteht darin, sein Potenzial zu erkennen und zu verstehen, wozu man im Stande ist.'
Er meint, es handle sich um ein Streben, welchem wir alle unser ganzes Leben nachgehen. 'Es endet nicht. Sein Erbe zu erkennen und auch, was einem daran gefällt oder auch nicht gefällt. Hat man sich selbst zur Gänze entfaltet – oder ist es dazu zu spät?' meinte Kasdan. 'Welche Fähigkeiten ruhen in dir? Dies ist für viele Leute im Alltagsleben sehr real und greifbar.'
Außer natürlich, dein Leben hört auf. An diesem Punkt hofft man einfach, dass man genug getan hat, um einen Einfluss auf die Welt (oder Sternensysteme) ausgeübt zu haben.
Um jemand Neues zu erschaffen, den die Star Wars-Fans hassen und fürchten würden, fällte man nach Abrams Aussage die schwere Entscheidung, jemanden umzubringen, der definitiv diese Art Markierung hinterlassen hat. Jemanden, den wir lieben: Einen besonderen Schurken, der bewies, dass er heroischer war als jeder andere vielleicht angenommen hätte, als man zum ersten Mal auf ihn traf.
'Star Wars hatte den größten Schurken der Kinogeschichte. Die Frage, wie man einen neuen Schurken in diese Welt transportiert, ist also echt tricky.', meinte Abrams zu den Zuschauern. 'Wir wussten, dass wir etwas verdammt kühnes bringen mussten. Der einzige Grund, aus dem Kylo Ren die Hoffnung hat, ein würdiger Nachfolger dieses Schurken zu werden, ist, einen der beliebtesten Charaktere zu verlieren.'
Falls Ihr den Film bereits gesehen habt, wisst ihr: Kylo Ren, der als Ben Solo geboren wurde, jagt sein Kreuzlichtschwert direkt durch das Herz seines Vaters – Han Solo, der von Harrison Ford gespielt wird.
Dies ist ein niederschmetternder Moment: Er ereignet sich, als Solo – auf Geheiß der Mutter des Jungen, Leia – an seinen Jungen appelliert, in der Hoffnung, dass sich etwas Gutes in diesem Sohn befindet, der bereits so vielen Leid zugefügt hat. Der Junge hatte sich bereits einen neuen Namen und eine neue Bestimmung zugelegt, nachdem er sich den schrecklichen Rittern von Ren angeschlossen hatte – durch der brutale Mord an seinem Vater schließt seine Wandlung vollends ab. Diese Handlung sollte – zumindest für Ren selbst – darlegen, dass sich in ihm kein Licht mehr befindet.
'Schon lange bevor wir den Titel Das Erwachen der Macht festlegten, bestand die Idee darin, dass der Film nicht nur die Entstehung eines Helden, sondern auch die eines Schurken darstellen sollte.' meinte Abrams. 'Nicht einen Schurken im Sinne eines vollendet entwickelten Schurken, sondern einen Schurken, der in der Entwicklung begriffen ist.'
Er sagte, er habe sich von den Ängsten der realen Welt inspirieren lassen. Jeder, der ein Kind aufzieht, kennt die Furcht aller Eltern, dass die Kinder eventuell auf die falsche Weise aufwachsen könnten, schlechte Entscheidungen fällen könnten und sich auf eine Abwärtsspirale der Selbstzerstörung begeben.
'Wir alle bringen unsere eigenen Erfahrungen mit.' meint Abrams. 'Als Vater, als Freund von Leuten mit Kindern, weiß ich, was es bedeutet, diese Schwierigkeiten bei Kindern zu sehen und ein Teil dieses Ringens zu sein. Ich weiß, wie schmerzhaft es sein kann. Ich weiß, wie real es ist. Und dies ist natürlich eine krasse Variante dessen.' meint er lachend. 'Vatermord ist nicht ideal.'
Ebenso wie die 'Schließ dich mir an'-Inhalte, welche die originale Trilogie prägen, nimmt Das Erwachen der Macht die gewöhnlichen Zwiste des Familienlebens und streckt sie zu mythologischen Dimensionen.
'Dies ist ein krasser Tausch.' meint Abrams zu Han Solos Tod. 'Wie können wir das nur tun?! Doch...wenn wir das nicht getan hätten, so hätte der Film gar keinen Mut in sich. Es kam uns sehr gefährlich vor.'
Michael Arndt, der dabei half, die Geschichte zu schreiben, ehe Kasdan und Abrams das Skript verfassten, meint, dass Kylo Ren lediglich als eine Möglichkeit begann, die Helden zu trennen, welche wir von der originalen Trilogie kennen.
'In meinen frühen Drehbuchentwürfen ging mein Denken in die Richtung, dass wir das Ende von Episode VI bishin zum Beginn des neuen Films überbrücken mussten und wir wollten nicht, dass alle gemeinsam beginnen. Wir wollten, dass sie in der ganzen Galaxis verteilt sind.' meinte Arndt.
Das Problem war, dass Episode VI mit einem so starken Happy End endete, dass die Drehbuchautoren von Das Erwachen der Macht erst einen Weg finden mussten, um dies wieder umzukehren.
'Wir hatten die Idee einer Hintergrundgeschichte, nach der Luke einen Schülker hatte, der sich gegen ihn wandte und ihn ebenso wie alle anderen Schüler tötete – dies sprengte die Familie und vernichtete die Beziehung zwischen Han und Leia.' meinte Arndt.
Selbst damals allerdings wussten sie nicht, dass Han sterben musste.
'Ich dachte, die Geschichte über Han und Leia würde behandeln, wie sie wieder zusammenkommen. Am Ende des Films hätten sie sich versöhnt und ihre Differenzen überbrückt. Und man würde dastehen und sagen: Okay, shits happens, aber jetzt sind sie immerhin wieder zusammen.' meinte Arndt. 'J.J. hat sich zu Recht die Frage gestellt: Was macht Han in diesem Film? Wenn nicht etwas Wesentliches und Unumkehrbares geschieht, haben wir ihn wie ein Gepäckstück im Film. Ein großes, unwiderstehliches Gepäckstück, das man zwar im Film hat, das sich aber nicht wirklich weiterentwickelt. Er treibt die Geschichte nicht wirklich voran.'
Die Zuschauer weinen schon das gesamte Wochenende um die Figur. Wie ist das eigentlich bei Harrison Ford – hat er es schwer aufgenommen? 'Och, nö...er hat das ganz gut verkraftet.' meint Abrams und schwenkt seine Hand unter dem Lachen der Zuschauer.
Wir wir alle wissen, war Ford ihnen weit voraus. Er hatte sich schon vor Jahrzehnten für Han Solos Tod als emotionales Opfer eingesetzt. 'Er war voll dafür, als wir die Episoden V und VI drehten.' meint Kasdan. 'Vielleicht hat er in der Zwischenzeit seine Meinung ein bisschen überdacht.'
Abrams meinte, Ängste über solche Maßnahmen wären von Kasdans Enthusiasmus über die Idee beschwichtigt worden. 'Du schriebst ein paar der besten Zeilen, die Han je gesagt hat, es gab also ein gewisses Maß an an Rückhalt in all dieser Gefahr.' meinte Abrams. 'Du wolltest das so umsetzen – das gab mir das Gefühl, dass es vielleicht nicht die dümmste Idee ist.'
Es gibt Berichte über Erwachsene, die bei der Szene in Tränen ausgebrochen sind, aber es ist wahrscheinlich nicht so sehr der Schock über das Lichtschwert, welches ihren Lieblingscharakter durchsticht, was auf die Tränendrüse drückt. Eher das, was Han in seinen letzten Lebensmomenten unternimmt, er greift nach dem Gesicht seines verlorenen Sohnes. Es handelt sich nicht um Han Solos Schicksal, welches in diesem Moment besiegelt wird, sondern um das von Kylo Ren. Und auf den grausamesten Akt in Star Wars folgt einer der zartesten.
Wie also war es am Set in dieser Szene?
'Es jagte uns seinen ganz schönen Schauer über den Rücken.' meinte Abrams. 'Diese beiden Schauspieler zu sehen. Sie führten diese Szene auf eine Weise durch, die einen ehrlich gesagt ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Zu sehen, wie Harrison die Hand aussteckt und Adam berührt. Ich weiß, dass dies dämlich klingt, aber beim Zusehen habe ich vergessen – wahrhaftig vergessen – dass dies nicht sein Sohn ist. Er hat es so wunderbar umgesetzt.'
Man kann es nicht leugnen – was für ein Abschied!
Danke an Angela und Connor für eure Hinweise.
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