Der Kinostart von Das Erwachen der Macht wird nicht nur von Disney, Lucasfilm, J. J., den Darstellern und den Fans mit Spannung erwartet, sondern auch von Hollywood insgesamt. So überrascht es nicht, dass Krieg der Sterne eines der großen Themen des diesjährigen Tischgesprächs beim Hollywood Reporter war, bei dem Vertreter von Universal, Sony, Paramount, Fox, Lionsgate und natürlich auch Disney zusammenkamen, um die Lage der Branche zu besprechen.
Zu Episode VII sagte Alan Horn dabei:
Ich habe vier oder fünf Schnittfassungen gesehen und finde, J. J. Abrams hat sensationelle Arbeit geleistet. Das finde ich wirklich.
Vor den inflationären Einnahmeerwartungen warnte er trotzdem:
Die Wall Street hat bezüglich Das Erwachen der Macht ihre ganz eigenen Erwartungen, und jeden Tag lesen wir, wie viel der Film einspielen wird. Diese Erwartungen müssen wir managen. Es wäre schade, wenn der Film am Ende sagen wir 1,3 oder 1,4 oder 1,5 Milliarden einspielt, und die Leute das enttäuschend finden.
Unterstützung für diese Aussage gab es von Rob Moore, dem Vizepräsidenten des Verwaltungsrats von Paramount und früheren Disney-Mitarbeiter:
Ich führe jedes Jahr das gleiche Gespräch, weil wir jedes Jahr in der Woche vor Weihnachten einen Film herausbringen: Das Wochenende vor Weihnachten bringt in der Tat die Filme mit dem höchsten Einspielergebnis hervor, aber es setzt selbst keine Einspielrekorde. Avatar ist mit vielleicht 70 Millionen an den Start gegangen... [Rothman: Titanic ist mit 25 gestartet; Horn: Der Hobbit hält mit 85 den Rekord] Das sind also die größten Filme aller Zeiten, aber an diesem Wochenende hat keiner davon die 100-Millionen-Marke geknackt. Und trotzdem hat gerade irgendwer etwas von 300 Millionen am Startwochenende geschrieben. Das ergibt einfach keinen Sinn. Nur weil Jurassic World im Sommer 200 Millionen einspielt, heißt das nicht, dass am Wochenende vor Weihnachten das gleiche passieren kann. Stattdessen erreicht man die Startzahlen aber dann vielleicht drei Wochenenden hintereinander oder sechs Wochenenden.
Episode VII bereitet allerdings nicht nur wohlige Gefühle, sondern auch Kopfschmerzen. Die größten hat Sony-Chef Tom Rothman, der als Mitverantwortlicher von Titanic und Avatar das ein oder andere über Weihnachtskinostarts und Erfolge weiß:
Für Allan und Disney ist es toll, die 4 oder 5 Milliarden, die Krieg der Sterne gekostet hat, waren eine phantastische Investition, und ich denke, Disney geht strategisch brillant an die Sache heran, und Krieg der Sterne wird ein enorm erfolgreicher Film sein, egal wie viel er zu Beginn einspielt. Die Marke ist mehrere Milliarden wert. Für die Leute, die hier am Tisch sitzen, ist die Frage, wie viel der Film am ersten Wochenende einspielt, aber völlig zweitrangig. Für uns ist das Thema: Es bleibt nicht dabei. 4, 5 weitere Filme sind bereits geplant, wir haben die Starttermine, die über das ganze Kalenderjahr verstreut sind. Wie wird die Branche, wie sollen wir, die wir ebenfalls damit betraut sind, das Programm zu planen, damit umgehen, und was bedeutet es für die anderen Studios im Umfeld von Weihnachten? Das sind die Fragen und nicht, wie viel er am Anfang einspielt, sondern - und das ist auch für uns eine neue Welt -, ob insgesamt mehr Zuschauer in die Kinos gehen, sodass die Krieg-der-Sterne-Ergebnisse zusätzlich zu den normalen Weihnachtseinspielergebnissen erzielt werden, oder ob sie die Einnahmen anderer Filme auffressen? Das ist die große Frage für uns hier am Tisch und für die Zuschauer.
Horn versuchte, diese Frage zu umgehen und schaltete auf Marketing um, Rob Friedman, der Vizepräsident des Lionsgate-Verwaltungsrat, kam trotzdem darauf zurück:
Ein Film wie Krieg der Sterne mobilisiert Zuschauer, und das zieht alle anderen Filme mit nach oben. Das ist also für uns und für die Branche eine gute Sache. Was die Frage angeht, wie viel Platz neben Krieg der Sterne ist, ist klar: Je weiter man davon weg bleibt, desto mehr Platz bleibt, denn in unserem Geschäft nehmen die Einnahmen Woche für Woche ab.
Rothman sorgt sich dennoch, gerade mit Bezug auf die Spitzenreiter, die Das Erwachen der Macht einholen könnte:
Titanic und Avatar waren Einzelfilme, während Krieg der Sterne für eine Reihe steht und Disney eindeutig eine Markenstrategie fährt. Die Frage, die mich nachts wachhält, ist: Gibt es in der Branche noch Raum für Originalität oder funktionieren nur noch Marken?
Stacey Snider von 20th Century Fox sah die Einspielergebnisse des Sommers, und dabei insbesondere Jurassic World, als Beweis dafür, dass Zuschauer im Grunde genommen nur dann noch massenhaft in die Kinos strömen, wenn sie dort ein Alles-oder-Nichts-Event erwarten, das sie mit anderen Menschen gerade teilen müssen. Die Größe des Films sei dabei nicht entscheidend:
Der Kinobesuch ist ein soziales Erlebnis, und das nicht nur im Kinosaal, sondern auch im Internet. Die Frage, die ich mir also stelle, ist: Was schreckt die Leute auf, was ist kinotauglich?
Die gesamte Debatte darüber und über die Rolle von Frauen in Hollywood und im Publikum, Flops, den Sony-Hack und weiteres mehr findet ihr im Video.
Danke an Maximilian für den Hinweis.
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