Die Vanity Fair bleibt am Thema Episode VII dran und präsentiert heute ein Interview mit Kostümdesigner Michael Kaplan:
Es ist interessant, dass der Kostümbildner von Blade Runner jetzt an einem Star-Wars-Film arbeitet, denn diese beiden Filme, zusammen mit Mad Max II – Der Vollstrecker, haben die abgenutzte retro-futuristische Optik definiert, die in der Science-Fiction seither immer wieder Verwendung findet. Haben Ihre Blade-Runner-Erfahrungen eine große Rolle bei der Arbeit an Das Erwachen der Macht gespielt?
Bei Blade Runner habe ich viel gelernt, vor allem meine Vorliebe für verdreckte, texturierte und über die Maßen gealterte Sachen. Der Grund, weshalb ich den Job bei Blade Runner bekommen habe, war der: Sie trafen sich mit einer Menge Leute, die alle diese Raumanzüge entwarfen, als sie hörten, dass der Film futuristisch wird. Ich glaube, ich war der einzige, der das Drehbuch gelesen hatte und dann glaubte, dass das Ganze eher einen verdreckten Eindruck machen sollte. Als ich das ausgesprochen habe, traf das wohl einen Nerv, und ich bekam den Job.
Von Ridley [Scott] habe ich gelernt, wie toll es ist, Dinge wiederzuverwenden und daraus neue Dinge zu machen, die zwar irgendwie schon existieren, bei denen man aber nicht erkennt, aus was sie überhaupt gemacht sind. Ich stöbere gerne in Second-Hand-Läden und ich weiß nicht, ob mich das ausmacht, aber das mache ich während meiner Arbeit extrem häufig. Vielleicht liegt es auch an den Filmen, an denen ich gearbeitet habe, weil es dafür einfach sinnvoll und notwendig war.
Wie hat sich das bei Das Erwachen der Macht ausgewirkt?
Wir haben viele Dinge wiederverwendet. Alte Militär-Gasmasken z.B., an die wir dann Schläuche und Röhren angesetzt haben. Das haben wir auch bei Blade Runner gemacht und ich versuche, das so oft wie möglich einzusetzen.
Haben Sie auch alte Star-Wars-Kostüme wiederverwendet? Gibt es vielleicht Regale über Regale mit alten Sturmtruppen-Uniformen in einem Lagerhaus auf der Lucas-Ranch?
Nein, wir haben nichts wiederverwendet. Ich habe aber einen Tag in den Archiven von George Lucas verbracht, einem riesigen Gebäude, und habe mir dort Zeichnungen angesehen, um den Grundton des Films einzufangen und zu verinnerlichen. Mit all dem im Hinterkopf konnte ich dann kreativ inspiriert nach London reisen, und das hat auch gut funktioniert.
Was die alten Sturmtruppenuniformen angeht: Die waren tatsächlich unbrauchbar. Die Zuschauer heutzutage sind so geschult, dass man mit Dingen, die in der Vergangenheit noch funktioniert haben, heute nicht mehr durchkommt. Die neuen Uniformen sind viel schwerer. Die Action des Films forderte auch, dass sie nicht [wie die alten Uniformen] im Vakuumformverfahren hergestellt wurden, da sie sonst gebrochen wären oder Risse bekommen hätten. Diese neuen sind strapazierfähiger, wurden aber auch vom Design her überarbeitet. Es sind also nicht exakt die gleichen Sturmtruppen.
Inwiefern wurden sie verändert?
Alles entstand natürlich aus Unterhaltungen mit JJ. Er wollte an der Einzigartigkeit festhalten und sich nicht zu weit von den bekannten Sturmtruppen entfernen. Er wollte dieses ikonische Äußere beibehalten, aber dennoch 30 Jahre Zeitunterschied darin haben. Ich meine, es wäre schon seltsam, wenn die Sturmtruppen so viel später gleich aussehen würden, während Leia und Han so viel älter geworden sind.
Stimmt. Das US-Militär trägt ja auch nicht die gleichen Sachen wie in den 70ern.
Die Mode und die Anforderungen ändern sich.
Haben Sie eine Art modische Hintergrundgeschichte entwickelt, mit der sie erklären könnten, wie sich der Look der Galaxis geändert hat?
Vielleicht unterbewusst. Bei den Sturmtruppen war es mehr eine Vereinfachung, fast so eine Art "Was würde Apple tun?". J.J. wollte, dass sie auf den ersten Blick wie Sturmtruppen aussehen. Gleichzeitig sollten sie anders genug sein, um die Leute umzuhauen und sie für das neue Design zu begeistern.
Welche anderen alten Looks haben sie überarbeitet?
Ich weiß noch, wie ich den Originalfilm sah und etwas von den unterschiedlichen Parteien verwirrt war, weil die Uniformfarben so ähnlich waren. Beide Seiten trugen khakifarbene und olivgrüne Uniformen, und ich dachte mir, ich bin jetzt in der Lage, das zu ändern. Diesmal werden sich die beiden Parteien also farblich klar unterschieden: Das Imperium ist kalt schwarz, grau, metallisch und türkis, die Rebellen tragen nach wie vor khakifarbene und olivgrüne Uniformen sowie einige Orangetöne, d.h. insgesamt warme Farben. Es gibt da also einen klaren Unterschied, und man weiß sofort, mit wem man es zu tun hat. Ähnlich sieht es auch bei den Schnitten aus: Die Rebellen tragen weiche Stoffe - Wolle, Naturfaser und Baumwolle - das Imperium setzt hingegen auf harte Kanten im Stil von Thierry Mugler. Bei den Frisuren haben wir uns an den 30er Jahren orientiert.
Das sieht tatsächlich sehr nach Nazis aus.
Viel Haarpomade, klare Kanten, ja. Das Imperium hatte natürlich immer etwas von den Nazis.
Wie steht es um das neue Aussehen von Luke, Han und Leia? Sie sind dermaßen ikonische Figuren mit entsprechend eingängigen Kostümen. Beziehen Sie sich im neuen Film darauf?
Es ging vor allem darum, dass die Kostüme und das Aussehen zur Handlung passten, aber natürlich ist Kleidung auch immer eine Frage der Persönlichkeit. Ich wäre im falschen Beruf, wenn ich einfach gesagt hätte: Toll, bauen wir sie komplett um und geben wir ihnen doch mal ein paar frische Farben. Das würde einfach keinen Sinn ergeben. Gleichzeitig sollen die neuen Kostüme aber natürlich auch neu und interessant aussehen. Etwas Veränderung ist also sinnvoll.
Was haben Sie vom ersten Star-Wars-Film gehalten, als Sie ihn damals gesehen haben?
Mir war klar, dass das eine große Sache war, wobei der Film für mein Leben nicht der Wendepunkt war, als den ihn viele andere Leute erlebt haben. Ich mochte den Film, aber ich habe ihn mir nicht am nächsten Tag gleich wieder angesehen. Und ich hätte nie damit gerechnet, eines Tages einmal für den Look einer Fortsetzung verantwortlich zu sein. Damals hatte ich ganz andere Vorstellungen, wie sich meine Karriere entwickeln würde. Ich dachte, ich würde diese großen und eher üppigen Historienspektakel ausstatten, aber stattdessen habe ich vor allem an stilistisch zurückgenommenen, eher männlichen Filmen gearbeitet: Star Trek, Fight Club, Sieben oder Blade Runner. Es ist schon seltsam, dass mich die Leute für so etwas buchen, denn eigentlich schwebte mir immer vor, hübsche Kleidchen zu schneidern.
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