Ingo Römling ist der erste deutsche Künstler, der die Gelegenheit bekommen hat, mit am neuen Star Wars-Kanon zu arbeiten. In wenigen Tagen erscheint sein zweiter Beitrag zu Star Wars Rebels als Comic. Wir hatten die Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu seiner Arbeit zu stellen:
Bist Du schon vor deinen Arbeiten an Star Wars Rebels ein Krieg der Sterne-Fan gewesen?
Ja, total! Ich war schon hin und weg von dieser C3PO Actionfigur, die ich mit acht Jahren in einem Spielzeugladen entdeckte, bevor ich überhaupt wusste, was Star Wars war. C3PO war meine erste Actionfigur überhaupt, glaube ich... Ich war dann später im Kino, als Luke Skywalker seinen Angriff auf den Todesstern flog. Damals hieß es noch Krieg der Sterne. Überwältigend.
Wie kamst Du zu der Gelegenheit ein Comic zu Star Wars Rebels beizusteuern?
Im Sommer letzten Jahres, kurz nach dem Erlanger Comic-Salon, bekam ich von Panini die Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, Star Wars zu zeichnen, und ich habe sofort zugesagt. Der Kontakt zu Panini kam über den Zwerchfell Verlag zustande, deren Serie Die Toten damals an Panini lizensiert wurde. Dann gab es eine Testaufgabe, und im zweiten Durchlauf wurde ich dann genommen, sozusagen officially approved.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Autor Martin Fisher, habt ihr euch schon Mal getroffen?
Nein, bisher haben wir leider noch nicht persönlich getroffen, das passiert aber ganz bestimmt bei der nächsten Gelegenheit. Ich hoffe, Bob Molesworth wird auch mit dabei sein!
Kannst Du uns etwas mehr über deine Arbeitsweise erzählen? Wie gehst Du an das Zeichnen heran, welchen Prozess gehst Du durch, bis Panini das fertige Skript in den Händen hält?
Das Skript wird von Lucasfilm als allererstes abgesegnet, und ich bekomme dann die korrigierte Fassung. Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte, zuerst die Pencils, dann die Inks und schließlich die Colorierung. Alle drei Schritte werden gesondert freigegeben. Bei den letzten zwei Episoden haben wir die Ink-Freigabe aber aus Zeitgründen übersprungen, wir sind direkt zur Farbe übergegangen.
Wieviel Einfluss hast Du auf die Geschichten selber?
Ein bisschen. Es ist halt meistens so, dass ich ein Skript erst zu sehen bekomme, wenn es bereits von Lucasfilm revidiert und freigegeben wurde.
Ich habe aber so meine künstlerischen Freiheiten und kann auch hier und da Vorschläge machen. Zum Beispiel wird es in meiner dritten Episode eine rührende Abschiedsszene zwischen Zeb und einem kleinen Mädchen geben. Ich dachte mir, es wäre schön, wenn das Mädchen Zeb umarmt. Wie einen Baumstamm, schließlich ist Zeb ein Riesenkerl. Die Umarmung stand nicht im Skript, aber alle waren einverstanden.
In der Vergangenheit hast Du schon an Werken wie Malcolm Max oder Die Toten gearbeitet. Vergleicht man deine Arbeiten mit der ersten Star Wars Rebels-Veröffentlichung, so kann man doch einen deutlichen Unterschied am Zeichenstil erkennen. Wieso hast Du dich gerade bei Rebels an einen leichten Manga-Stil orientiert?
Oh, gute Frage... also erstmal stimme ich dir zu, ich finde selbst, dass sich mein Zeichenstil in den letzten 5 Jahren geändert hat.
Damals bei der ersten Episode bei den Toten war ich vom eigenen Gefühl her noch eher ein Illustrator, ein Dienstleister. Auch bei Malcolm Max. Ich habe bei jeden Panel total viel nachgedacht, bevor ich den ersten Strich gemacht habe, ich war ziemlich kontrolliert und auch irgendwie besorgt, ob das auch alles wirklich so wird, wie ich es mir vorstelle oder wie der Autor es möchte, wie der Leser es gut findet oder der Verlag.
Ich bin mittlerweile lockerer geworden, routinierter, lebendiger. Besser im Fluss. Vielleicht meine ich damit gar nicht so sehr, wie die Sachen aussehen, sondern eher, wie es sich beim Zeichnen anfühlt. Ich lasse hier mal was weg und mache da mal was anders. Ich denke weniger drüber nach, wie ich etwas zeichne. Ich tue es einfach, und wenn es nicht passt, dann versuche ich es gleich nochmal, ohne groß drüber nachzudenken. Einfach die Birne abschalten beim Zeichnen, das befreit.
Zum anderen ist es auch richtig, dass die Rebels ein bißchen mehr cartoony aussehen als Figuren wie Malcolm Max oder Charisma Myskina. Es hab von Lucasfilm schon die Vorgabe an die Zeichner, sich möglichst nah an den Originalfiguren zu orientieren.
Zum Glück darf ich die Charaktere aber ein bißchen auf meine eigene Art interpretieren, es wäre auch in meinen Augen auch nicht so gut, die Figuren exakt von den CGI-Charakteren der TV-Serie abzupausen. Comic ist ein eigenes Medium.
Manga sehe ich da eigentlich gar nicht so sehr drin. Es stimmt, ich zeichne die Proportionen bei den Rebels ein bißchen knuffiger, mehr reduziert, die Augen etwas größer, das ist halt Disney-Style. Aber ich mag das. Ich habe sehr viel bei Disney-Zeichnern abgeschaut. Was die alle gemeinsam haben, ist ein sehr geschultes Auge und ein Gespür für Bewegung und Proportionen. Bei denen sieht man die Bewegung im Bild. Die zeichnen nicht einfach eine anatomisch korrekte Katze, die zeichnen eine Katze, bei der du sofort siehst, wie sich ihr Fell anfühlt, wie weich ihr Körper ist und wie elastisch sie um deine Beine streicht. Das finde ich toll.
Durftest Du schon in die Zukunft schauen und dir neues Material aus der zweiten Staffel anschauen, um dich inspirieren zu lassen?
Haha, nee, leider nicht. Wir haben da leider keinen besonderen Zugang zu vertraulichem Material oder sowas. Dazu kommt auch noch, dass ich Waldschrat seit 20 Jahren keinen Fernseher mehr besitze, weil ich irgendwann einfach keine Zeit und keine Lust mehr drauf hatte. Ich gucke bei Wookiepedia, Jedipedia und der offiziellen Star Wars Page und sammle mir da mein Referenzmaterial zusammen. Meistens kann mir Martin Fisher, der Autor, noch aushelfen, ich glaube, der kennt alle Staffeln von Clone Wars auswendig und hat zu jeder winzigen Schraube ein Referenzbild.
Worum geht es in Deiner neuen Geschichte Die Rückkehr der Sklavenhändler, die in der fünften Ausgabe des Rebels Magazins erscheint?
Ja, spannend. Sabine hat diesmal die Hauptrolle. Sie gerät in die Gefangenschaft einer kaltblütigen zygerrianischen Sklavenhändlerin und muss auf dem Wüstenplaneten Oon niedere Dienste verrichten. Aber Sabine hat eigene Pläne und sie kommt schnell dahinter, dass dort etwas faul ist.
Im September findet die Noris Force Con 4 statt. Wie wir vor kurzem erfahren haben, wirst Du auch ein Gast sein. Worauf freust Du dich beim kommenden Event?
Auf alles. Ich war noch nie auf einer Star Wars Convention. David Prowse wird da sein! Kenneth Colley, der Darsteller von Admiral Piett. Jeremy Bulloch - Boba Fett! Hans-Georg Panczak, Susanna Bonaséwicz und Wolfgang Pampel - die deutschen Synchronstimmen von Mark Hammill, Carrie Fisher und Harrison Ford! Irre, oder? Und ich mittendrin. Ich glaube, das wird der Hammer. Wenn ich nicht vor Begeisterung ohnmächtig werde.
An welchem Projekt arbeitest Du als nächstes und wird es weitere Star Wars Rebels-Comics von Dir geben?
Gerade habe ich meine dritte Rebels-Episode fertig gezeichnet. Diese liegt jetzt zur Freigabe bei Lucasfilm und wird dann hoffentlich, nach gaaaanz wenigen Korrekturen, im Juli erscheinen. Ich zeichne jetzt erstmal an Malcolm Max weiter, und im Juni geht es weiter mit den Rebels. Das nächste Skript von Martin liegt schon hier. Auch wieder echt klasse. Ich freu mich schon drauf.
Vielen Dank für Deine Zeit und das nette Gespräch!
Gern! Auch danke.
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Moff Tion
Tolles Interview, gerne mehr davon, liest sich immer gern. Was die Comics angeht, hoffe ich ja das man hier vielleicht irgendwann doch etwas gegenpoliges zur Serie in die Hände bekommt, wo Charaktere ihre Taten vielleicht mal ein wenig selbstreflektieren. Ich schätze ja fast, dass man als Autor bei den Comics freier sein wird als in der Show.
Parka Kahn
FreeKarrde
Redakteur
Seite 1
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