Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten, und Sonntage bieten für gewöhnlich wenig Neues zum Krieg der Sterne. Was bleibt? Die Vergangenheit.
Krieg der Sterne - Der erste Film der 1980er
von Roger Simon, Chicago Sun-Times5. Juni 1977Mitten in der Weltraumschlacht von Lavin [sic!], als die Jäger versuchten, ihre Nukleartorpedos in den Todesstern hineinzulupfen und kurz bevor Darth Vader, der Dunkle Lord der Sith, besiegt wurde, wurde mir klar, was ich da gerade eigentlich sah.
Auf dem Schild, draußen auf der Hinweistafel, hatte Krieg der Sterne gestanden. Schon nach sechs Tagen hatte der Film, dem wohl bestimmt sein wird, zum erfolgreichsten in der Geschichte des Kinos zu werden, 2,6 Mio. USD eingespielt, mehr als Der Weiße Hai, mehr als Der Pate und viel, viel mehr als Vom Winde verweht. Große Magazine wie Time und Newsweek erklärten ihn zum besten Film des Jahres, und das bereits im Juni. In beiden Magazinen nahmen Texte und Bilder zum Krieg der Sterne mehr Raum ein als solche zu Jimmy Carter.
Ich musste lange anstehen, um den Krieg der Sterne zu sehen, und gehörte zu den wenigen Glücklichen, die Platz fanden. Als ich aus dem Kino kam, zog sich die Schlange der Wartenden schon doppelt um den Häuserblock. Das Kino musste viele Leute wieder nach Hause schicken.
Und wofür das alles? Für zwei der besten Stunden, die man in den letzten vier oder fünf Jahren erleben durfte. Krieg der Sterne ist der erste John-Wayne-Film ohne John Wayne. Er bietet Action, Liebe, Krieg, phantastische Schauplätze und Roboter. Wann hat man zuletzt Roboter geboten bekommen?
Das Gute triumphiert. Das Böse wird geschlagen. Und nur für den Fall, dass das noch niemandem aufgefallen ist: Besonders häufig ist so etwas in letzter Zeit nicht vorgekommen.
Noch bevor der Film es auch nur in die Kinos geschafft hatte, wurden 6000 Farbdias zum Krieg der Sterne gestohlen. Jetzt gibt es sie für 5 Dollar das Stück zu kaufen. T-Shirts, Spielzeug, Puppen und Comics sind bereits in Arbeit.
Der Film handelt von... Tja, das ist gewissermaßen das Problem. Der Film ist so simpel gestrickt, dass es fast peinlich ist, eine Beschreibung abzudrucken. Einer Presseerklärung zufolge erzählt er die Geschichte von "Helden und Schurken und einer Liebesgeschichte zwischen einem jungen, naiven Jungen und einer wunderschönen, temperamentvollen Prinzessin".
Auffällig ist jedenfalls, wie sehr er sich von anderen erfolgreichen Filmen der letzten Jahre abhebt. Die New York Times veröffentlichte unlängst einen Artikel über die Populärkultur in Amerika. Darin schreibt die Filmkritikerin Pauline Kael über die Filme der 70er Jahre:
"Die Filme von heute erklären ihrem Publikum, dass das ganze System korrupt sei und alles zum Himmel stinke. […] Wenn ein Film nach dem anderen an die Zuschauer appelliert, sich gegeneinander zu wenden, muss man sich nicht wundern, wenn die Leute die Kinos völlig ausgelaugt verlassen, bis zur Abgestumpfheit davon überzeugt, dass man angesichts einer derartigen Schwemme aus Barbarei und Grausamkeit sowieso nichts mehr ändern kann."
Dieses Grundmotiv zieht sich nicht nur durch die Filme, sondern durch die ganze Popkultur der 70er Jahre. Hilflosigkeit, Angst, Zynismus und willkürliche Brutalität geben den Ton an. In Network waren alles und jeder korrupt. Selbst Rocky lehrte uns, dass wir von Helden bestenfalls stumpfe Entschlossenheit erwarten durften. Rocky tritt nicht an, weil er glaubt, gewinnen zu können. Er will nur bis zur letzten Runde durchhalten. Uns wird erklärt, wir könnten nicht gewinnen. Im besten Fall schaffen wir es, mit dem Leben davonzukommen.
Nicht so in Krieg der Sterne. Hier werden die Schurken mit Todesstrahlen ausgeschaltet, und auf die Helden warten ein Kuss auf die Wange und ein Orden. Action gibt es am laufenden Band, aber Blut fließt nicht. Es gibt keinen Sex, kein bisschen nackte Haut. Man kann eigentlich kaum glauben, dass die Leute das sehen wollen.
Aber sie wollen es. Und wenn es einem gelingt, einen Platz zu ergattern, wird man am Ende des Films etwas Seltsames hören: Das Geräusch von applaudierenden Zuschauern.
Vielleicht sind die 70er Jahre vorbei, und der erste Film der 80er ist angelaufen. Er käme gerade noch rechtzeitig.
Und nein, wir haben über dieser Zeitreise nicht vergessen, dass Harrison Ford - und Harrison Fords Bein - heute Geburtstag haben. Zum 72. deshalb auch noch ein Kurzinterview (mit seinen Kollegen) aus dem Jahre 1977:
Mehr von den Großen Drei dann also im Dezember 2015. :-)
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Schönes Interview und tolles Video! Hamil sieht echt drollig aus mit so langen Haaren.
Hoffen wir, dass Fords Bein heute wenigstens mental eine Wiedergeburt erlebt hat. Dann lässt die körperliche Gebesung siche rnicht lange auf sich warten.
Und alles Gute, Mr. Ford; von einem unbekannten, kleinen, unwichten SW-Fan in Deutschland den sie nie kennen lernen werden...^^
STARKILLER 1138
Redakteur
Jake Sully
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