Der heutige Sonntag bietet keine interessanten Berichte aus der Gegenwart, also wenden wir unseren Blick einmal mehr der Vergangenheit zu. Hier ein Artikel der New York Times zum 10. Geburtstag der Saga im Mai 1987:
Krieg der Sterne feiert seinen 10. Geburtstag und Lucas blickt zurück
von Aljean Harmetz21. Mai 1987Hollywood, 20. Mai - Genau vor einem Jahrzehnt durchsegelte der Rasende Falke erstmals den Himmel des Galaktischen Imperiums und veränderte damit die Filmindustrie.
Am 25. Mai 1977, dem Mittwoch vor dem Memorial Day-Wochenende, kam Krieg der Sterne in die Kinos und wurde zum erfolgreichsten Film in der Geschichte des Kinos. Die Saga von Luke Skywalker, Han Solo, Obi-Wan Kenobi und Darth Vader spielte allein in Nordamerika 400 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein. Der Weiße Hai lag mit 125 Millionen US-Dollar auf Platz 2.
Der nie dagewesene Erfolg jenes Films von vor langer Zeit aus einer weit entfernten Galaxis veränderte die Einstellung Hollywoods zu Science-Fiction-Projekten grundlegend, erschuf den Sommerkassenschlager, brachte die symphonische Musik zurück in die Welt des Films, erweiterte die Grenzen der Spezialeffekte, trug zur Welle von Filmen für Jugendliche in den letzten 8 Jahren bei, gab dem Ton eine neue Wertigkeit, erschuf einen Mythos der Populärkultur und machte Sammelartikel der Figuren eines Films so wichtig wie den Film selbst.
Und der Film machte aus einem zurückhaltenden 33 Jahre alten Regisseur aus dem sonnendurchfluteten Längstal Kaliforniens zu einem Filmmogul.
Wenn er nun, 10 Jahre später, zurückblickt, erinnert sich George Lucas noch genau, welche Hoffnungen er mit seinem Film verband: Dass Krieg der Sterne genug Geld einspielen würde, um eine Fortsetzung zu drehen. Krieg der Sterne war in Wahrheit "Episode IV: Neue Hoffnung" einer neunteiligen Filmsaga, die seit Jahren vor seinem geistigen Auge ablief.Irdische Heimstätte
Was damals passiert, zwar "ziemlich beeindruckend", meint er in seiner langsamen, umsichtigen Sprechweise. Wir riefen ihn auf der Skywalker-Ranch an, seiner 1200 Hektar umfassenden Filmproduktionszentrale im Nordkalifornien: 1200 Hektar aufgeforsteter Redwood-Haine, Wiesen voller Wildblumen und modernster Nachbearbeitungsausrüstung. In der Woche zuvor war Lucas in London gewesen, zwei Tage später sollte er wieder dorthin unterwegs sein.
Seit er die Arbeit an seiner Krieg der Sterne-Trilogie 1983 mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter beendet hat, setzt er seinen Ruf und seine finanziellen Möglichkeiten für die Filme anderer Künstler ein (Howard - ein tierischer Held), wenn er nicht mit Steven Spielberg zusammenarbeitet (Indiana Jones). In London produziert er aktuell Willow, sein ganz persönliches Märchen voller Elfen, Feen und Kobolde - ein neuer Blick auf das Gut-gegen-Böse-Thema und die Frage persönlicher Verantwortung, die aus seiner Sicht die Essenz seines Kriegs der Sterne ausmachten.
"Die zugrunde liegenden Themen, die psychologischen Motive, in all meinen Filmen waren stets identisch.", erklärt er. "Persönliche Verantwortug und Freundschaft, die Bedeutung eines von Mitgefühl und nicht von Leidenschaften beherrschten Lebens."
Für ihn beruht der Erfolg von Krieg der Sterne auf der Kombination von "klassischen Themen, die auf innovative Weise neu erzählt werden". Lucasfilm hat auf dem Gebiet der Filmschnitttechnologie neue Standards gesetzt und ein neues Tonsystem für Kinos entwickelt. Industrial Light and Magic, Lucasfilms Tochterunternehmen für Spezialeffekte, hat die Welt der visuellen Effekte revolutioniert. "Film ist ein äußerst technisches Medium.", meint Lucas. "Neue Technologien - egal ob wir nun über neues Filmmaterial, elektronische Schnitttechnik oder Spezialeffekte sprechen - verbessert die zur Verfügung stehenden Werkzeuge und erweitert das Vokabular der Filmschaffenden. Aber diese Aspekte allein machen noch keinen erfolgreichen Film aus. Ein Film ist keine Frage der Technik, sondern der Ideen."Ein Phänomen für Jungs
Die Krieg der Sterne-Trilogie hat über 1,2 Milliarden US-Dollar an Erlösen aus dem Kartenverkauf erwirtschaftet. Bücher, Spielzeug, Bettwäsche, T-Shirts, Plakate und Pausenbrotboxen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar wurden verkauft. E.T. - Der Außerirdische mag Krieg der Sterne den Rang als erfolgreichster Film aller Zeiten abgelaufen haben, doch Howard Roffman, dem Vizepräsident von Lucasfilms Lizenzabteilung, zufolge ist und bleibt George Lucas' Trilogie das erfolgreichste Spielzeugphänomen für Jungs.
Krieg der Sterne hat die Einsicht, die den Weißen Hai zwei Jahre vorher so erfolgreich machte, verinnerlicht. Teenager und junge Erwachsene sehen sich einen Film, der sie in befriedigendem Maße begeisterte, wieder und wieder an. Krieg der Sterne verband dies allerdings mit einer neuen Lektion: Dass ein unglaublich erfolgreicher Film keine Stars brauchte und auch nicht auf einer bereits bekannten Geschichte beruhen musste. Der Weiße Hai und Der Exorzist, die einzigen echten Rivalen des Films, basierten beide auf Romanbestsellern. E.T. - Der Außerirdische und Jäger des verlorenen Schatzes entsprangen nach Krieg der Sterne hingegen allein der Vorstellungskraft und Erzähltechnik von Steven Spielberg und George Lucas.
Zudem stellte Krieg der Sterne die Binsenweisheit in Frage, wonach Science-Fiction-Filme nur ein begrenztes Publikum ansprächen. George Lucas überwand diese Grenze, indem er den Mythos und die Figuren des Westerns, eines sterbenden Genres, aufnahm und sie in den Weltraum verpflanzte.
"George Lucas hat faktisch gesehen den Sommeranfang um zwei Wochen vorverlegt, von Mitte Juni auf Ende Mai.", meint Tom Sherak, Vertriebspräsident von 20th Century-Fox. "Der Mittwoch vor dem Memorial Day-Wochenende heißt inzwischen George-Lucas-Tag." In diesem Jahr schickte Paramount am George-Lucas-Tag seinen Film Beverly Hills Cop II ins Rennen.Kosmische Folgen
War der Einfluss von Krieg der Sterne auf die Filmindustrie schon gigantisch, waren seine finanziellen Auswirkungen auf Lucas selbst geradezu kosmisch. Die Einnahmen aus Krieg der Sterne ermöglichten es ihm, Das Imperium schlägt zurück persönlich zu finanzieren und sich mit den Einnahmen aus diesem Film die Skywalker-Ranch und sein Filmtechnologieimperium aufzubauen sowie ein Privatvermögen in Höhe von etwa 50 Millionen US-Dollar anzuhäufen - dessen Großteil er seither im Zuge der Scheidung von seiner langjährigen Ehefrau wieder verlor.
Während die Macht und Darth Vader als Kode für Gut und Böse in die Alltagssprache eingingen, fand sich Lucas immer häufiger im Visier von Fans und Fanatikern wieder bis er - der bereits zuvor eher ein Einzelgänger gewesen war - fast vollständig zum Einsiedler wurde.
"Mit dieser Art von Erfolg umzugehen, ist sehr schwierig und wirkt sich auf das Privatleben äußerst zerstörerisch aus.", berichtet der inzwischen 43 Jahre alte Lucas. "Es hat mich acht Jahre und eine Menge kreativer Energie und emotionales Engagement gekostet, die Filme fertigzustellen. Dann kam die Scheidung. Eine Scheidung ist eine schwierige Angelegenheit, finanziell genauso wie emotional. Die Scheidung hat mich mehrere Jahre lang ins Schleudern gebracht."
Dieses Schleudern überwand er schließlich, indem er einfach etwas reifer wurde. "Ich bin jetzt älter. Das bedeutet eine Menge. Und ich bin ein wenig weiser geworden. Mit dem Alter wird man entspannter. Wenn man 40 wird, überschreitet man eine Schwelle. Danach lernt man, sein Leben hinzunehmen und zur Ruhe zu kommen. Man kämpft nicht mehr so stark dagegen an."Perverse Befriedigung
Universal, das Lucas' American Graffiti produziert und davon profitiert hatte, und United Artists lehnten Krieg der Sterne ab, bevor Alan Ladd Jr. den Verwaltungsrat der 20th Century-Fox überzeugte, 9 Millionen US-Dollar auf einen Science-Fiction-Film zu setzen. "Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, verschafft mir das eine quasi-perverse Befriedigung.", erzählt Lucas heute.
Ladd, der inzwischen als Vorsitzender von MGM arbeitet, schloss in dieser Woche einen Vertriebsvertrag für Willow ab, bei dem Ron Howard Regie führen und den Lucas persönlich finanzieren wird. Von Ein Sommernachtstraum, in dem Mickey Rooney 1935 als Puck zu sehen war, bis hin zu Ridley Scotts Legende und Jim Hensons Reise ins Labyrinth 1986 haben Märchen kommerziell nie Erfolg gehabt.
"Vor 15 Jahren kam mir die Idee für den Film.", berichtet Lucas über Willow, einen Film, den er "nicht als Film über Höhlenmenschen oder Ritter in strahlender Rüstung, sondern als Film, der vor Christi Geburt auf der Erde spielt" beschreibt. Die Technologie ist endlich so weit, ihm die Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die er für die Verwirklichung dieses Projekts benötigt.
Was die nächsten sechs Teile von Krieg der Sterne betrifft, erklärt er: "Die Geschichte spukt mir ständig im Kopf herum. Ich verändere sie ständig, um sie für mich selbst interessanter zu machen und Aspekte und Details einzufügen, die mich begeistern."
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ZITAT:
"Was die nächsten sechs Teile von Krieg der Sterne betrifft, erklärt er: "Die Geschichte spukt mir ständig im Kopf herum. Ich verändere sie ständig, um sie für mich selbst interessanter zu machen und Aspekte und Details einzufügen, die mich begeistern."
Tja... DREI hätten wir schon mal, nicht wahr?!
STARKILLER 1138
Redakteur
Schön mal wieder eine Zeitreise lesen zu können.
Star Wars kann von jedem geliebt werden, egal ob Junge oder Mädchen, Frau oder Mann!
Jeder darf in den galaktischen Genuss kommen und sich mit SW identifizieren und Fan sein.
Damals dachte noch selbst George Lucas an eine Fortsetzung der SW Filme.
Aber er hat die Idee wohl heute entgültig aufgegegeben und konzentriert sich erstmal vollkommen auf The Clone Wars.
Marvin1995
@Alle bisher: Ihr habt recht! Was ich noch cool finde ist, den Artikel mit allem zu vergleichen, was heute wirklich da ist. Nicht nur SW betreffend - sondern welche Leute/Filme sind heute noch im Gespräch, welche nicht? Ausserdem finde ich all die Archiv-Beiträge super, denn mit ihnen wird deutlich, wie lange Star Wars schon bewegt.
Tahiri
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