Heute vor 33 Jahren lief Krieg der Sterne hierzulande im Kino an. Kein besonders rundes Jubiläum, aber doch gerade ausreichend, um mal wieder auf Zeitreise zu gehen. Ziel ist heute der März 1978, als die Cinema in ihrer damals 3. bundesweiten Ausgabe Folgendes über den Film zu sagen hatte:
Spektakulär ist dieser Film sicherlich - sensationell auch. Aber man muss diese beiden Begriffe schon ursprünglich beim Wort nehmen, um dem Krieg der Sterne gerecht zu werden: Es handelt sich um eine Sehenswürdigkeit, die alle cinematographisch erreichbaren Sinne packt, fesselt und anderthalb Stunden lang gefangen hält.
Da ist zunächst die atemberaubende Optik, die mitunter, technisch ausgefeilter, an Stanley Kubricks 1968 gedrehtes Science-Fiction-Nonplusultra 2001 - Odysee im Weltraum erinnert. George Lucas' Milchstraßen-Drama enthält 360 Trickaufnahmen, Vergrößerungen von Miniaturmodellen und ähnliche Spezial-Effekte, die nahezu die Hälfte der gesamten Spieldauer ausmachen und an denen drei Jahre lang bis zu 900 Mitarbeiter bastelten. Allein die Montage des grandiosen interstellaren Raumschiff-Showdowns nahm sechs Wochen in Anspruch, und auch der Produktionsetat von 10 Millionen Dollar gibt einen Eindruck davon, welcher Aufwand hinter diesem von der Länge her eher kleinen Film gestanden hat.
Und dann sind da die Masken und Kostüme sowie nicht zuletzt die Bauten. Stuart Freeborn, John Mollo sowie Norman Reynolds und Jesley Dilley haben die bezaubernden Pop-Paradiese und die unheimlichen Höllen der Comic-Subkultur geschaffen. Eine Szene in einer Raumhafen-Bar versammelt das gesamte Personal in der Tradition der Fantasy-Fiction von der Lovecraft-Novelle bis zum Groschenheft. Da prostet eine groteske Micky Maus einem wahnwitzig gewandetem Monster aus dem All zu, da tanzen Mutanten miteinander verfremdete Menuette, und Alptraum-Geschöpfe von fernsten Hirngespinst-Galaxien prügeln sich mit tapferren Terranern. Und während himmlische Heerscharen einerseits über Roboter und Hominide verfügen, die ihren Erbauern in vielem weit überlegen sind, züchten sie auch phantastische Ur-Viecher als Reittiere (Riesenechsen, in Wirklichkeit aus Pappmaché, und Super-Mammuts, geschickt verkleidete Elefanten).
Das Faszinierendste am Krieg der Sterne aber ist die Story, dermaßen simpel im Grunde genommen, dass sie als Exposé auf einem Dutzend Schreibmaschinenseiten Platz hatte. Geradezu banal mutet der Kern dieses Milchstraßen-Märchens an: Böse "Imperiale Mächte" rauben gute Prinzessin von der Erde, die ihre Robotdiener ausschickt, Hilfe zu holen. Der Retter findet sich in einem braven Farmers-Burschen, der eigentlich viel edlerer Herkunft ist und von einem weisen Alten zum Ritter geschlagen wird. Zusammen mit einem draufgängerischen Raumschiff-Piloten und dessen abstoßenden, aber herzensguten und zuverlässigen Partner, zerstört der Held das Hauptquartier des übermächtigen altbösen Feindes, bringt die Königstochter in Sicherheit, tötet alle Schurken, und nur der galaktische Erzganove kann entkommen (um vielleicht in einer Fortsetzung erneut sein böses Spiel zu treiben).
Ein abgegriffenes Klischee, möchte man meinen, angesiedelt irgendwo zwischen Grimms Märchen und 007, zwischen Ritter-Epos und Perry Rhodan. Aber gerade diese geballte Ansammlung von Klischees, von Zitaten aus allen erdenklichen Kino-Genres ist es, die diesem Film von neuem Einzigartigkeit und Originalität verleiht, ihm eine Modernität und Popularität gibt, wie sie die Warholsche Suppendose lange nicht erreicht hat und neben denen sich alle anderen modischen Medien-Mythen nur wie zaghafte Versuche ausmachen. Insofern ist Krieg der Sterne weniger ein Zukunftsfilm aus vielmehr zukunftsweisend für die Zelluloid-Artistik, von der man gegenwärtig häufig den Eindruck gewinnen muss, als sei sie an einem toten Punkt angelangt, müsse auf der Stelle treten, wenn sie nicht einerseits in plakative Polit-Plattidüden oder andererseits formalistischer Bauweise fliehen will.
George Lucas, der bislang überhaupt nur zwei Spielfilme gedreht hatte (nämlich den hierzulande unbekannten Streifen THX-1138 und den nostalgischen Rückblick auf die Rock-"Kultur" der 50er Jahre namens American Graffiti), beweist mit seinem Krieg der Sterne, der im Ausland schon alle Besucher-Rekorde geschlagen hat, das er die Bildersprache der Lichtspiele perfekt beherrscht, freilich nicht die vertrackte Grammatik eines James Joyce, sondern diejenige, in der beispielsweise eine Fibel geschrieben ist. Der Krieg der Sterne - das ist ganz elementares Kino, der setzt nur ein Mindesmaß von Grundwissen und Vorwissen voraus, das hat die Stufe des Analphabetismus gerade überschritten. Hier sind die Gründe zu suchen für den verblüffenden Erfolg dieses Films und - für seine schlichte Liebenswürdigkeit. Trotz des spektakulären, sensationellen Äußeren, in dem er sich darbietet.
Wer nun vor lauter Begeisterung allerdings auf die vermessene Idee kommt, sich die Cinema zu kaufen, sollte vorher noch diesen Bericht über Die Rückkehr der Jedi-Ritter ansehen. Da weiß man dann wieder, was man an der Cinema hat: Absolut nix. :-P
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Sith Bane
jen
Kleiner Böser Ewok
Meister Obi Wan
Marvin1995
ManuJ Skywalker
Blender
Tolle Kritik, und auch das Video ist nicht schlecht (übrigens ist auch dieses Video sehenswert: http://www.youtube.com/watch?v=1L6VJ0j3AXY&feature=related).
Das traurige ist, dass Cinema auch in Print- und Online-Form wenig Ahnung hat und somit gar nicht ernst zu nehmende Kritiken verfassen KANN.
Zitat aus der Kritik zu AOTC: "Seit Jahren, so erzählt der Film, lassen böse Mächte auf einem Planeten namens Kamino ein Kriegerheer züchten, um damit die Republik zu zerschlagen. Jetzt ist das Heer einsatzbereit. Auf ständig wechselnden Schauplätzen kämpfen die Jedi-Ritter gegen dieses Heer und seine dunklen Anführer, zum Beispiel den charismatischen Christopher Lee." (Quelle: http://www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/star-wars-episode-ii-angriff-der-klonkrieger,1307460,ApplicationMovie.html)
Also immer zu kritisieren, die Prequels hätten keine bis wenig Handlung macht es dann umso peinlicher, die angeblich kaum vorhanden Handlung zu verstehen. Denn dass die Jedi GEGEN die Klonarmee kämpfen (noch dazu auf ständig wechselnden Schauplätzen) ist mir irgendwie entgangen.
Ebenso, dass einer der Anführer dieses Heeres Christopher Lee ist. Ich dachte immer der Anführer ist Count Dooku...
Noch dazu ist er ja quasi der Anführer der Droidenarmee, nicht der Klone...
Tja, zum Glück hab ich noch irgendwo nen Screenshot von der Cinema-Kritik von AOTC, wo Spielberg als Regisseur angeführt wird (das haben sie mittlerweile berichtigt).
Cinema war mal gut, so Anfang der 90er (da hab ich's zu lesen begonnen). MIttlerweile ist immer weniger Substanz zugunsten Werbung im Magazin.
Und zum qualitativen Wandel: Siehe obiges Zitat zu AOTC.
Kaero
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