Wie die Kolleginnen von Club Jade melden, berichtet die britische "Qualitätszeitung" The Sun über angebliche, leicht makabere Pläne von George Lucas:
Krieg der Sterne-Schöpfer George Lucas hat sich die Filmrechte an toten Kinolegenden gesichert, um sie gemeinsam auf die Leinwand zu bringen.
Der britische Komiker Mel Smith, ein Freund von Lucas, erklärte, der Science-Fiction-Meister plane, die toten Schauspieler mittels Computertricks erstmals gemeinsam in einem Film auftreten zu lassen. Leinwandlegenden wie Sir Alec Guinness könnten auf diese Weise an der Seite von Berühmtheiten wie James Dean und Marilyn Monroe zu sehen sein.
Der 58 Jahre alte Mel, der Anfang der 80er Jahre mit der Comedy-Sketch-Show Not the Nine O'Clock News bekannt wurde, arbeitete als Regisseur an Lucas' Film Radioland Murders (1994) und meinte, Lucas sei von Computereffekten "besessen".
Wörtlich sagte er: "George Lucas hat die Filmrechte an toten Schauspielern aufgekauft, um sie mit Computertricks zusammenzubringen, also könnten Orson Welles (Citizen Kane) und Barbara Stanwyck (Frau ohne Gewissen, Die Dornenvögel) an der Seite heutiger Stars auftreten."
Tja, wenn die Sun das schreibt, kann es ja eigentlich gar keinen Zweifel daran geben. ;-)
Aber ernsthaft: Was ist dran? Die Effekt"besessenheit" wird niemand George Lucas absprechen wollen, ihn selbst mal ausgenommen, erklärte er doch einmal so weise, "ein Spezialeffekt ohne Geschichte ist eine ziemlich langweilige Sache". Joa, da ist was dran. Außerdem steht natürlich nach wie vor die leicht eigentümliche Meldung über ein CG-Musical im Raum (siehe unsere Meldung hier), in dem sich Altstars wie Debbie Reynolds und Gene Kelly (hey, wenn die Sun mit Namen wirft, können wir das doch auch :-D) sehr gut machen würden.
Auf der anderen Seite ist die Sun zum einen ein Klatschblatt, das selbst die Bild respektabel wirken lässt (na ja, fast zumindest ;-)), zum anderen hat sich Lucas deutlich gegen Aktionen wie die nachträgliche Kolorierung von Schwarz-Weiß-Klassikern ausgesprochen. Und ob er dann unbedingt tote Schauspieler wiederbeleben würde? Leichte Skepsis mit Zweifel-Sahne und einer Hmm?-Beere obendrauf sind angebracht. ;-)
Update
Lucasfilm dementiert, mal wieder, sehr zügig:
Lucasfilm-Sprecher Josh Kushins erklärte: "Dieses Gerücht ist komplett falsch."
Trotzdem wären wir nicht wir, hätten wir nicht noch einen kleinen Funfact im Ärmel: Richard Edlund, unser gestriges Star-Geburtstagskind, hat sich vor sechs Jahren zu genau diesem Thema geäußert:
Wie kurz stehen wir vor der Schöpfung "virtueller Menschen" mit Computereffekten, Humphrey Bogart zum Beispiel oder Marilyn Monroe?
Das Problem bei der Nachbildung von Personen, die jeder kennt und liebt - und die inzwischen verstorben sind - besteht darin, ihre Persönlichkeit, Eigenheiten, Stimme usw. genau zu duplizieren. Die Essenz eines Menschen steckt noch immer in seiner Persönlichkeit. Ich glaube, wenn so etwas einmal realisiert wird - und ich bin mir sicher, dass es dazu kommen wird -, wird man sich wohl zunächst Schauspieler suchen, welche die Eigenheiten der gewünschten Person präzise imitieren können. Danach wird man schätzungsweise Motion-Capturing-Verfahren verwenden, um ihre Mimik einzufangen und sie auf ein detailliertes CG-Modell der Zielperson zu übertragen. Und irgendwann wird man wohl mit Hilfe künstlicher Intelligenzalgorithmen in der Lage sein, genug Variablen zu katalogisieren und zu steuern, um glaubhafte CG-Doppelgänger von Leuten wie Humphrey Bogart oder Marilyn Monroe zu erstellen.
Wie lange wird es Ihrer Ansicht nach noch dauern, bis das möglich ist?
Es ist eine Frage der künstlichen Intelligenz. Ich denke, einige Jahre wird es noch brauchen.
Jahre oder Jahrzehnte?
Auf keinen Fall Jahrzehnte. Man darf nicht vergessen, dass man inzwischen fünfhundert Gigabyte Speicher für einen hochmodernen Grafikrechner für etwa fünfhundert US-Dollar kaufen kann. Ich weiß noch, wie ich 15.000 Dollar für neun Gigabyte bezahlen musste, und das ist nur etwa sieben Jahre her.
Der technische Fortschritt schreitet exponentiell voran. Vor etwa fünf Jahren schrieb Ray Kurzweil, einer der Visionäre auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, ein Buch mit dem Titel The Age of the Spiritual Machines [2006 folgte The Singularity Is Near: When Humans Transcend Biology zum gleichen Thema, Anm. d. Red]. Darin schrieb Kurzweil, dass ein gewöhnlicher Heimrechner im Jahr 2020 rechnerisch gesehen genau soviel Speicher haben wird wie ein Mensch. Und bis 2060 werden Computer Standard geworden sein, die den Speicher-Gegenwert der gesamten Menschheit in sich tragen. Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz geht mit Siebenmeilenstiefeln vor sich. Irgendwann wird unser PC es uns abnehmen, über bestimmte Dinge nachzudenken, und dann ergibt sich natürlich die ethische Frage, ob es nicht ein Verbrechen sein sollte, dem eigenen Rechner den Stecker rauszuziehen.
Und mit dieser zutiefst philosophischen Frage wünschen wir einen angenehmen Dienstag. :-P
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